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Cancrin, Franz Ludwig von: Beschreibung der vorzüglichsten Bergwerke. Frankfurt (Main), 1767.

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von dem hohenkircher Eisenbergwerk bei Cassell.
räder, zu der Betreibung der Bälge, und zwey Hammerräder, wovon die erstere 9-, die
andere aber 10 Fus hoch sind. Die abfallende Wasser werden unter diesen Rädern
wieder weggenommen, und auf ein unterschlägtiges Wasserrad geleitet, das 10 Fus
hoch ist, welches einen Zainhammer A, der unten rund ist, einen Modellhammer B,
der eine platte Bahne hat, und zugleich auch zwei Bälge zu dem Zainschmieden treibet,
die durch eiserne Stäbe C. C. aufgezogen werden. Die 2. Figur auf der II. Tafel zeigt
die Struktur dieser Maschine, die an sich ganz artig ist: Weil sie inzwischen zu sehr
zusammen gesezt, und nach ihrer Beschaffenheit zu viel Rukken und Stosen in ihrer Be-
wegung ist: So kan man auch diese Erfindung um so weniger loben, als die Bälge
zu geschwind gehen, wann unter den Hämmern geschmiedet wird.

§. 34.

Mit dem Holz und dem Kohlenmaas hat es bei diesem Hammer eben die Bewand-
nis, wie zu Vekkerhagen (§. 22.). Jn einigen Stükken findet man iedoch aber eine
Aenderung, und die will ich alsbald bekantmachen. Der Köhler bekomt von dem Fu-
der Kohlen einen Thaler, wovon ihm der Häuer- und der Einschieberlohn abgezogen
wird. Geschiehet es bei diesem Lohn, daß das Holz gestürzt, und weit herbei gefahren
werden muß: So werden ihm diese Unkosten noch besonders vergütet. Jm Ganzen
komt ein Fuder Kohlen, nach der Entlegenheit der Schläge, dermalen 4 bis 5 Thaler
zu stehen. Das Bau- und das Werkholz wird forstfrei gegeben. Uiberhaupt werden
iährlich bei 2000 Klafter erfordert, woraus ohngefähr 1000 Fuder Kohlen gebrent
werden.

§. 35.

Das nötige Roheisen wird von der vekkerhager und homberger Eisenhütte ange-
schaft, ein Teil wird aber auch auserhalb Landes gekauft, und der Centner mit 1 bis
11/2 Thaler bezahlet.

§. 36.

Da ich die Erfordernisse dieses Hammerwerks erzählt habe: So will ich nunmehr
auch die Hammerfeuer selbst beschreiben. Es sind ihrer vier, drei sind auf die haarzer
Art vorgerichtet, das vierte aber wird zu der Verfertigung der Werkzeuge, und zu dem
Blechschmieden gebrauchet. Jhre Beschaffenheit, und die Art und Weise des Eisen-
schmiedens ist folgende:

1. Der Boden des Herdes ist 26 Zoll in das Quadrat, und zwei Zoll dik.
2. Ein ieder Zakken, derer drei zu einem Herd gehören, ist 26 Zoll lang, 16 Zoll
breit oder hoch, und zwei Zoll dik.
3. Die Form, welche aus Kupfer bestehet, ist in der Mündung 11/2 Zoll breit, und
11/4 Zoll hoch. Nach der Beschaffenheit und der Güte des Eisens gehet sie
4 bis 5 Zoll in den Herd, damit der Wind das Eisen besser fassen und reini-
gen könne. Jhre Neigung gegen den Horizont ist so beschaffen, daß sie in
das
G 3

von dem hohenkircher Eiſenbergwerk bei Caſſell.
raͤder, zu der Betreibung der Baͤlge, und zwey Hammerraͤder, wovon die erſtere 9-, die
andere aber 10 Fus hoch ſind. Die abfallende Waſſer werden unter dieſen Raͤdern
wieder weggenommen, und auf ein unterſchlaͤgtiges Waſſerrad geleitet, das 10 Fus
hoch iſt, welches einen Zainhammer A, der unten rund iſt, einen Modellhammer B,
der eine platte Bahne hat, und zugleich auch zwei Baͤlge zu dem Zainſchmieden treibet,
die durch eiſerne Staͤbe C. C. aufgezogen werden. Die 2. Figur auf der II. Tafel zeigt
die Struktur dieſer Maſchine, die an ſich ganz artig iſt: Weil ſie inzwiſchen zu ſehr
zuſammen geſezt, und nach ihrer Beſchaffenheit zu viel Rukken und Stoſen in ihrer Be-
wegung iſt: So kan man auch dieſe Erfindung um ſo weniger loben, als die Baͤlge
zu geſchwind gehen, wann unter den Haͤmmern geſchmiedet wird.

§. 34.

Mit dem Holz und dem Kohlenmaas hat es bei dieſem Hammer eben die Bewand-
nis, wie zu Vekkerhagen (§. 22.). Jn einigen Stuͤkken findet man iedoch aber eine
Aenderung, und die will ich alsbald bekantmachen. Der Koͤhler bekomt von dem Fu-
der Kohlen einen Thaler, wovon ihm der Haͤuer- und der Einſchieberlohn abgezogen
wird. Geſchiehet es bei dieſem Lohn, daß das Holz geſtuͤrzt, und weit herbei gefahren
werden muß: So werden ihm dieſe Unkoſten noch beſonders verguͤtet. Jm Ganzen
komt ein Fuder Kohlen, nach der Entlegenheit der Schlaͤge, dermalen 4 bis 5 Thaler
zu ſtehen. Das Bau- und das Werkholz wird forſtfrei gegeben. Uiberhaupt werden
iaͤhrlich bei 2000 Klafter erfordert, woraus ohngefaͤhr 1000 Fuder Kohlen gebrent
werden.

§. 35.

Das noͤtige Roheiſen wird von der vekkerhager und homberger Eiſenhuͤtte ange-
ſchaft, ein Teil wird aber auch auſerhalb Landes gekauft, und der Centner mit 1 bis
1½ Thaler bezahlet.

§. 36.

Da ich die Erforderniſſe dieſes Hammerwerks erzaͤhlt habe: So will ich nunmehr
auch die Hammerfeuer ſelbſt beſchreiben. Es ſind ihrer vier, drei ſind auf die haarzer
Art vorgerichtet, das vierte aber wird zu der Verfertigung der Werkzeuge, und zu dem
Blechſchmieden gebrauchet. Jhre Beſchaffenheit, und die Art und Weiſe des Eiſen-
ſchmiedens iſt folgende:

1. Der Boden des Herdes iſt 26 Zoll in das Quadrat, und zwei Zoll dik.
2. Ein ieder Zakken, derer drei zu einem Herd gehoͤren, iſt 26 Zoll lang, 16 Zoll
breit oder hoch, und zwei Zoll dik.
3. Die Form, welche aus Kupfer beſtehet, iſt in der Muͤndung 1½ Zoll breit, und
1¼ Zoll hoch. Nach der Beſchaffenheit und der Guͤte des Eiſens gehet ſie
4 bis 5 Zoll in den Herd, damit der Wind das Eiſen beſſer faſſen und reini-
gen koͤnne. Jhre Neigung gegen den Horizont iſt ſo beſchaffen, daß ſie in
das
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[53/0073] von dem hohenkircher Eiſenbergwerk bei Caſſell. raͤder, zu der Betreibung der Baͤlge, und zwey Hammerraͤder, wovon die erſtere 9-, die andere aber 10 Fus hoch ſind. Die abfallende Waſſer werden unter dieſen Raͤdern wieder weggenommen, und auf ein unterſchlaͤgtiges Waſſerrad geleitet, das 10 Fus hoch iſt, welches einen Zainhammer A, der unten rund iſt, einen Modellhammer B, der eine platte Bahne hat, und zugleich auch zwei Baͤlge zu dem Zainſchmieden treibet, die durch eiſerne Staͤbe C. C. aufgezogen werden. Die 2. Figur auf der II. Tafel zeigt die Struktur dieſer Maſchine, die an ſich ganz artig iſt: Weil ſie inzwiſchen zu ſehr zuſammen geſezt, und nach ihrer Beſchaffenheit zu viel Rukken und Stoſen in ihrer Be- wegung iſt: So kan man auch dieſe Erfindung um ſo weniger loben, als die Baͤlge zu geſchwind gehen, wann unter den Haͤmmern geſchmiedet wird. §. 34. Mit dem Holz und dem Kohlenmaas hat es bei dieſem Hammer eben die Bewand- nis, wie zu Vekkerhagen (§. 22.). Jn einigen Stuͤkken findet man iedoch aber eine Aenderung, und die will ich alsbald bekantmachen. Der Koͤhler bekomt von dem Fu- der Kohlen einen Thaler, wovon ihm der Haͤuer- und der Einſchieberlohn abgezogen wird. Geſchiehet es bei dieſem Lohn, daß das Holz geſtuͤrzt, und weit herbei gefahren werden muß: So werden ihm dieſe Unkoſten noch beſonders verguͤtet. Jm Ganzen komt ein Fuder Kohlen, nach der Entlegenheit der Schlaͤge, dermalen 4 bis 5 Thaler zu ſtehen. Das Bau- und das Werkholz wird forſtfrei gegeben. Uiberhaupt werden iaͤhrlich bei 2000 Klafter erfordert, woraus ohngefaͤhr 1000 Fuder Kohlen gebrent werden. §. 35. Das noͤtige Roheiſen wird von der vekkerhager und homberger Eiſenhuͤtte ange- ſchaft, ein Teil wird aber auch auſerhalb Landes gekauft, und der Centner mit 1 bis 1½ Thaler bezahlet. §. 36. Da ich die Erforderniſſe dieſes Hammerwerks erzaͤhlt habe: So will ich nunmehr auch die Hammerfeuer ſelbſt beſchreiben. Es ſind ihrer vier, drei ſind auf die haarzer Art vorgerichtet, das vierte aber wird zu der Verfertigung der Werkzeuge, und zu dem Blechſchmieden gebrauchet. Jhre Beſchaffenheit, und die Art und Weiſe des Eiſen- ſchmiedens iſt folgende: 1. Der Boden des Herdes iſt 26 Zoll in das Quadrat, und zwei Zoll dik. 2. Ein ieder Zakken, derer drei zu einem Herd gehoͤren, iſt 26 Zoll lang, 16 Zoll breit oder hoch, und zwei Zoll dik. 3. Die Form, welche aus Kupfer beſtehet, iſt in der Muͤndung 1½ Zoll breit, und 1¼ Zoll hoch. Nach der Beſchaffenheit und der Guͤte des Eiſens gehet ſie 4 bis 5 Zoll in den Herd, damit der Wind das Eiſen beſſer faſſen und reini- gen koͤnne. Jhre Neigung gegen den Horizont iſt ſo beſchaffen, daß ſie in das G 3

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Zitationshilfe: Cancrin, Franz Ludwig von: Beschreibung der vorzüglichsten Bergwerke. Frankfurt (Main), 1767, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cancrin_beschreibung_1767/73>, abgerufen am 16.04.2024.