Blauenstein war im Begriff von einer langen Reise in die seit vielen Monden schmerzlich ent¬ behrte Heimath zurückzukehren. Er hatte fast sämmtliche Hauptstädte des gebildeten Europa besucht, nach allen Richtungen durchstreift, ihre Annehmlichkeiten, ihre ungeheure Verdorbenheit kennen gelernt. Die sogenannte vornehme Welt ekelte ihn an; er wünschte sich aus diesem unstä¬ ten Treiben heraus in die freundliche Stille seines heimathlichen Lebens! -- War es unbefriedigte Sehnsucht, war es eine gewisse, ihm sonst so unbe¬ kannte, Leere seines Herzens: je näher er seiner Vaterstadt kam, je wehmüthiger ward er gestimmt, je mehr wurde es ihm einleuchtend, daß ihm etwas mangle, was eigentlich dem Leben wahren Reiz giebt.
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1. Das Zuſammentreffen.
Blauenſtein war im Begriff von einer langen Reiſe in die ſeit vielen Monden ſchmerzlich ent¬ behrte Heimath zuruͤckzukehren. Er hatte faſt ſaͤmmtliche Hauptſtaͤdte des gebildeten Europa beſucht, nach allen Richtungen durchſtreift, ihre Annehmlichkeiten, ihre ungeheure Verdorbenheit kennen gelernt. Die ſogenannte vornehme Welt ekelte ihn an; er wuͤnſchte ſich aus dieſem unſtaͤ¬ ten Treiben heraus in die freundliche Stille ſeines heimathlichen Lebens! — War es unbefriedigte Sehnſucht, war es eine gewiſſe, ihm ſonſt ſo unbe¬ kannte, Leere ſeines Herzens: je naͤher er ſeiner Vaterſtadt kam, je wehmuͤthiger ward er geſtimmt, je mehr wurde es ihm einleuchtend, daß ihm etwas mangle, was eigentlich dem Leben wahren Reiz giebt.
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1.
Das Zuſammentreffen.
Blauenſtein war im Begriff von einer langen
Reiſe in die ſeit vielen Monden ſchmerzlich ent¬
behrte Heimath zuruͤckzukehren. Er hatte faſt
ſaͤmmtliche Hauptſtaͤdte des gebildeten Europa
beſucht, nach allen Richtungen durchſtreift, ihre
Annehmlichkeiten, ihre ungeheure Verdorbenheit
kennen gelernt. Die ſogenannte vornehme Welt
ekelte ihn an; er wuͤnſchte ſich aus dieſem unſtaͤ¬
ten Treiben heraus in die freundliche Stille ſeines
heimathlichen Lebens! — War es unbefriedigte
Sehnſucht, war es eine gewiſſe, ihm ſonſt ſo unbe¬
kannte, Leere ſeines Herzens: je naͤher er ſeiner
Vaterſtadt kam, je wehmuͤthiger ward er geſtimmt,
je mehr wurde es ihm einleuchtend, daß ihm
etwas mangle, was eigentlich dem Leben wahren
Reiz giebt.
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Clauren, Heinrich: Liebe und Irrthum. Nordhausen, 1827, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clauren_liebe_1827/9>, abgerufen am 28.03.2024.
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