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Crüger, Peter: Cupediæ Astrosophicæ. Breslau, 1631.

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sagten dünste oder vnreinen lufft zu viel durch den Athem in sich holet/ werden
dadurch die spiritus vnd das geblüt verletzt/ dadurch er offt in Fieber oder ande-
re Kranckheit zu gerathen pflegt.

V.
Dieweil die feuchten dünste auß der Mittel Lufft meh-
rentheils durch regen/ schnee/ hagel/ etc wieder zu vns herunder
kommen/ wo bleiben denn die übrigen/ so über die wolcken
hinauff in die Oberlufft steigen?

DAs sind truckne vnd leichtere dämpffe. Welche wenn sie etwas fett vnd
schwefelicht sind/ entzünden sie sich endlich/ vnd erzeigen vns allerley fewri-
ge spectackel. Denn etliche/ wenn sie enttzündet/ schiessen sie fort wie Racketlein/
biß die Materi verzehret: vnd solchs ist das Sternschiessen. Etliche sind weit außge-
dehnet vnd entzünden sich mit einer lauff enden nicht so bald vergenglichen flamm:
vnd das sind die fewrigen stralen. Bißweilen ist die materi heuffig vnd zäh/ dar-
auß entstehn gleichsam fewrige balcken oder solche chasinata als thue sich der
Himmel auff. Die Aristotelischen Philosophi wollen auch/ das/ wenn solche
zähe schwefelichte materi sich zu viel heuffet/ entstehen drauß die Cometen. Aber
sie sind nun etliche Jahr hero von den Astronomis gnugsam überzeuget/ das
Cometen nicht in der Lufft sondern im hohen Himmel entstehen. Endlich die
subtilesten dämpffe werden von der Sonnen verzehrer. Da denn zu wissen/ daß
das erste liechtlein/ wenn der Morgen anbricht/ oder das letzte/ wenn die finstere
nacht angehet/ nichts anders sey/ als die aller subtilesten allerhöchsten dämpffe in
der Lufft/ die von der Sonnen deß Morgens am ersten vnd deß abends am letz-
ten angeschienen vnd erleuchtet werden. Der Himmel an jhm selber ist es nicht/
denn desselben materi ist viel zu subtil/ als das die Sonnenstralen drinn solten
hafften können: Können sie doch in der lufft nicht hafften/ die doch lang so subtil
nicht als der Himmel. Aber dämpffe/ sie sein so subtil sie immer wollen/ sind den-
noch gröber oder densiores als die Lufft/ also das der Sonnen stralen drinn
hafften können. Vnd ist ein hohes wunderbares Kunststücklein/ das die Astro-
nomi
auß eigentlicher zeit der anbrechenden Morgenröte oder abgehender Abend
röte (neben andern hiezu gehörigen datis) ergründen vnd berechnen können/
wie hoch dieselben aller subtilesten dämpffe von der Erden hinauff steigen vnnd
schweben: Welches dann nicht mehr ist als 13 deutsche Meilen/ wie solchs von
mir vnd andern/ so von Crepusculis geschrieben haben/ auß gebürlichen funda-
menten bewiesen ist. Darauß dann weiter folget/ wessen ich vor gedacht das die
Cometen nicht in der Obern lufft/ wie die Aristotelischen Philosophi schreiben

sondern

ſagten duͤnſte oder vnreinen lufft zu viel durch den Athem in ſich holet/ werden
dadurch die ſpiritus vnd das gebluͤt verletzt/ dadurch er offt in Fieber oder ande-
re Kranckheit zu gerathen pflegt.

V.
Dieweil die feuchten duͤnſte auß der Mittel Lufft meh-
rentheils durch regen/ ſchnee/ hagel/ etc wieder zu vns herunder
kommen/ wo bleiben denn die uͤbrigen/ ſo uͤber die wolcken
hinauff in die Oberlufft ſteigen?

DAs ſind truckne vnd leichtere daͤmpffe. Welche wenn ſie etwas fett vnd
ſchwefelicht ſind/ entzuͤnden ſie ſich endlich/ vnd erzeigen vns allerley fewri-
ge ſpectackel. Denn etliche/ wenn ſie enttzuͤndet/ ſchieſſen ſie fort wie Racketlein/
biß die Materi verzehret: vñ ſolchs iſt das Sternſchieſſẽ. Etliche ſind weit außge-
dehnet vnd entzuͤnden ſich mit einer lauff enden nicht ſo bald vergenglichen flam̃:
vnd das ſind die fewrigen ſtralen. Bißweilen iſt die materi heuffig vnd zaͤh/ dar-
auß entſtehn gleichſam fewrige balcken oder ſolche chaſinata als thue ſich der
Himmel auff. Die Ariſtoteliſchen Philoſophi wollen auch/ das/ wenn ſolche
zaͤhe ſchwefelichte materi ſich zu viel heuffet/ entſtehen drauß die Cometen. Aber
ſie ſind nun etliche Jahr hero von den Aſtronomis gnugſam uͤberzeuget/ das
Cometen nicht in der Lufft ſondern im hohen Himmel entſtehen. Endlich die
ſubtileſten daͤmpffe werden von der Sonnen verzehrer. Da denn zu wiſſen/ daß
das erſte liechtlein/ wenn der Morgen anbricht/ oder das letzte/ wenn die finſtere
nacht angehet/ nichts anders ſey/ als die aller ſubtileſten allerhoͤchſten daͤmpffe in
der Lufft/ die von der Sonnen deß Morgens am erſten vnd deß abends am letz-
ten angeſchienen vnd erleuchtet werden. Der Himmel an jhm ſelber iſt es nicht/
denn deſſelben materi iſt viel zu ſubtil/ als das die Sonnenſtralen drinn ſolten
hafften koͤnnen: Koͤnnen ſie doch in der lufft nicht hafften/ die doch lang ſo ſubtil
nicht als der Himmel. Aber daͤmpffe/ ſie ſein ſo ſubtil ſie immer wollen/ ſind den-
noch groͤber oder denſiores als die Lufft/ alſo das der Sonnen ſtralen drinn
hafften koͤnnen. Vnd iſt ein hohes wunderbares Kunſtſtuͤcklein/ das die Aſtro-
nomi
auß eigentlicher zeit der anbrechenden Morgenroͤte oder abgehender Abend
roͤte (neben andern hiezu gehoͤrigen datis) ergruͤnden vnd berechnen koͤnnen/
wie hoch dieſelben aller ſubtileſten daͤmpffe von der Erden hinauff ſteigen vnnd
ſchweben: Welches dann nicht mehr iſt als 13 deutſche Meilen/ wie ſolchs von
mir vnd andern/ ſo von Crepuſculis geſchrieben haben/ auß gebuͤrlichen funda-
menten bewieſen iſt. Darauß dann weiter folget/ weſſen ich vor gedacht das die
Cometen nicht in der Obern lufft/ wie die Ariſtoteliſchen Philoſophi ſchreiben

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[0226] ſagten duͤnſte oder vnreinen lufft zu viel durch den Athem in ſich holet/ werden dadurch die ſpiritus vnd das gebluͤt verletzt/ dadurch er offt in Fieber oder ande- re Kranckheit zu gerathen pflegt. V. Dieweil die feuchten duͤnſte auß der Mittel Lufft meh- rentheils durch regen/ ſchnee/ hagel/ etc wieder zu vns herunder kommen/ wo bleiben denn die uͤbrigen/ ſo uͤber die wolcken hinauff in die Oberlufft ſteigen? DAs ſind truckne vnd leichtere daͤmpffe. Welche wenn ſie etwas fett vnd ſchwefelicht ſind/ entzuͤnden ſie ſich endlich/ vnd erzeigen vns allerley fewri- ge ſpectackel. Denn etliche/ wenn ſie enttzuͤndet/ ſchieſſen ſie fort wie Racketlein/ biß die Materi verzehret: vñ ſolchs iſt das Sternſchieſſẽ. Etliche ſind weit außge- dehnet vnd entzuͤnden ſich mit einer lauff enden nicht ſo bald vergenglichen flam̃: vnd das ſind die fewrigen ſtralen. Bißweilen iſt die materi heuffig vnd zaͤh/ dar- auß entſtehn gleichſam fewrige balcken oder ſolche chaſinata als thue ſich der Himmel auff. Die Ariſtoteliſchen Philoſophi wollen auch/ das/ wenn ſolche zaͤhe ſchwefelichte materi ſich zu viel heuffet/ entſtehen drauß die Cometen. Aber ſie ſind nun etliche Jahr hero von den Aſtronomis gnugſam uͤberzeuget/ das Cometen nicht in der Lufft ſondern im hohen Himmel entſtehen. Endlich die ſubtileſten daͤmpffe werden von der Sonnen verzehrer. Da denn zu wiſſen/ daß das erſte liechtlein/ wenn der Morgen anbricht/ oder das letzte/ wenn die finſtere nacht angehet/ nichts anders ſey/ als die aller ſubtileſten allerhoͤchſten daͤmpffe in der Lufft/ die von der Sonnen deß Morgens am erſten vnd deß abends am letz- ten angeſchienen vnd erleuchtet werden. Der Himmel an jhm ſelber iſt es nicht/ denn deſſelben materi iſt viel zu ſubtil/ als das die Sonnenſtralen drinn ſolten hafften koͤnnen: Koͤnnen ſie doch in der lufft nicht hafften/ die doch lang ſo ſubtil nicht als der Himmel. Aber daͤmpffe/ ſie ſein ſo ſubtil ſie immer wollen/ ſind den- noch groͤber oder denſiores als die Lufft/ alſo das der Sonnen ſtralen drinn hafften koͤnnen. Vnd iſt ein hohes wunderbares Kunſtſtuͤcklein/ das die Aſtro- nomi auß eigentlicher zeit der anbrechenden Morgenroͤte oder abgehender Abend roͤte (neben andern hiezu gehoͤrigen datis) ergruͤnden vnd berechnen koͤnnen/ wie hoch dieſelben aller ſubtileſten daͤmpffe von der Erden hinauff ſteigen vnnd ſchweben: Welches dann nicht mehr iſt als 13 deutſche Meilen/ wie ſolchs von mir vnd andern/ ſo von Crepuſculis geſchrieben haben/ auß gebuͤrlichen funda- menten bewieſen iſt. Darauß dann weiter folget/ weſſen ich vor gedacht das die Cometen nicht in der Obern lufft/ wie die Ariſtoteliſchen Philoſophi ſchreiben ſondern

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Zitationshilfe: Crüger, Peter: Cupediæ Astrosophicæ. Breslau, 1631, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/crueger_cupediae_1631/226>, abgerufen am 28.03.2024.