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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.

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Predigt.


Die Acht und Viertzigste Predigt/

Vber den dritten Articul.
Von dem ewigen Leben/

Die Vierte Predigt/

Von der Ruhe im ewigen
Leben.

GEliebte in Christo: Freylich ist dem also und nur allzu-
wahr die jenige Klage/ welche der alte/ betagte/ in der
Creutz Schul wolgeübte und probirte Pilgram St. Jacob/
Gen. 47. gegen dem König Pharao geführt und gesagt:
Wenig und böß ist die Zeit meines Lebens!Gen. 47, 9.
Pharao fragt ihn: Wie alt bistu? Ach! sagt er: Die Zeit meiner
Wahlfahrt ist hundert und dreissig Jahr/ wenig und böß ist
die Zeit meines Lebens/ und langet nicht an die Zeit meiner
Väter in ihrer Wahlfahrt.
Es klaget der heilige Patriarch I. über
die Kürtze seines Lebens/ da im Gegentheil seine Väter etlich hundert ge-
lebet/ Adam neun hundert und dreissig Jahr/ Enoch drey hundert und
fünf und sechszig/ so viel Tage im Jahr/ Mathusalah neun hundert und
neun und sechszig/ Abraham hundert und fünff und siebentzig/ Jsaac hun-
dert und achtzig Jahr alt worden/ so sagt er/ sein Leben wäre mehr nicht als
hundert und dreissig Jahr/ und er werde es länger nicht wohl treiben kön-
nen/ wie das abnehmen seiner Kräfften ihn überzeugt/ das Hauß krachte.
Ja freylich kurtz; hat damals Jacob schon geklagt/ wie vielmehr haben wir
heutiges Tages zu klagen Vrsach? Wo findet man ietzo viel einen hun-
dertjährigen? Die Schrifft vergleicht das Leben einem Flug und Spiel/
Psal. 90. einem Rauch/ Jac. 4. einem Weberspul/ Job. 7. einem Schat-Ps. 90, 10.
Iac. 4, 14.
Iob. 7, 2.
Eccl. 7, 1.
Sen. ep.
59.

ten/ Eccl. 7. Cursus de tumulo ad tumulum, schreibet Gregorius Na-
zianzenus:
Es ist ein Lauff von einem Grab zum andern. Mox ut in
vitam ingredimur, statim alia porta exire incipimus,
schreibet Seneca:
So bald wir in das Leben eingehen/ so bald fahen wir an zu einer andern

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Predigt.


Die Acht und Viertzigſte Predigt/

Vber den dritten Articul.
Von dem ewigen Leben/

Die Vierte Predigt/

Von der Ruhe im ewigen
Leben.

GEliebte in Chriſto: Freylich iſt dem alſo und nur allzu-
wahr die jenige Klage/ welche der alte/ betagte/ in der
Creutz Schul wolgeuͤbte und probirte Pilgram St. Jacob/
Gen. 47. gegen dem Koͤnig Pharao gefuͤhrt und geſagt:
Wenig und boͤß iſt die Zeit meines Lebens!Gen. 47, 9.
Pharao fragt ihn: Wie alt biſtu? Ach! ſagt er: Die Zeit meiner
Wahlfahrt iſt hundert und dreiſſig Jahr/ wenig und böß iſt
die Zeit meines Lebens/ und langet nicht an die Zeit meiner
Vaͤter in ihrer Wahlfahrt.
Es klaget der heilige Patriarch I. uͤber
die Kuͤrtze ſeines Lebens/ da im Gegentheil ſeine Vaͤter etlich hundert ge-
lebet/ Adam neun hundert und dreiſſig Jahr/ Enoch drey hundert und
fuͤnf und ſechszig/ ſo viel Tage im Jahr/ Mathuſalah neun hundert und
neun und ſechszig/ Abraham hundert und fuͤnff und ſiebentzig/ Jſaac hun-
dert und achtzig Jahr alt worden/ ſo ſagt er/ ſein Leben waͤre mehr nicht als
hundert und dreiſſig Jahr/ und er werde es laͤnger nicht wohl treiben koͤn-
nen/ wie das abnehmen ſeiner Kraͤfften ihn uͤberzeugt/ das Hauß krachte.
Ja freylich kurtz; hat damals Jacob ſchon geklagt/ wie vielmehr haben wir
heutiges Tages zu klagen Vrſach? Wo findet man ietzo viel einen hun-
dertjaͤhrigen? Die Schrifft vergleicht das Leben einem Flug und Spiel/
Pſal. 90. einem Rauch/ Jac. 4. einem Weberſpul/ Job. 7. einem Schat-Pſ. 90, 10.
Iac. 4, 14.
Iob. 7, 2.
Eccl. 7, 1.
Sen. ep.
59.

ten/ Eccl. 7. Curſus de tumulo ad tumulum, ſchreibet Gregorius Na-
zianzenus:
Es iſt ein Lauff von einem Grab zum andern. Mox ut in
vitam ingredimur, ſtatim aliâ portâ exire incipimus,
ſchreibet Seneca:
So bald wir in das Leben eingehen/ ſo bald fahen wir an zu einer andern

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[589/0621] Predigt. Die Acht und Viertzigſte Predigt/ Vber den dritten Articul. Von dem ewigen Leben/ Die Vierte Predigt/ Von der Ruhe im ewigen Leben. GEliebte in Chriſto: Freylich iſt dem alſo und nur allzu- wahr die jenige Klage/ welche der alte/ betagte/ in der Creutz Schul wolgeuͤbte und probirte Pilgram St. Jacob/ Gen. 47. gegen dem Koͤnig Pharao gefuͤhrt und geſagt: Wenig und boͤß iſt die Zeit meines Lebens! Pharao fragt ihn: Wie alt biſtu? Ach! ſagt er: Die Zeit meiner Wahlfahrt iſt hundert und dreiſſig Jahr/ wenig und böß iſt die Zeit meines Lebens/ und langet nicht an die Zeit meiner Vaͤter in ihrer Wahlfahrt. Es klaget der heilige Patriarch I. uͤber die Kuͤrtze ſeines Lebens/ da im Gegentheil ſeine Vaͤter etlich hundert ge- lebet/ Adam neun hundert und dreiſſig Jahr/ Enoch drey hundert und fuͤnf und ſechszig/ ſo viel Tage im Jahr/ Mathuſalah neun hundert und neun und ſechszig/ Abraham hundert und fuͤnff und ſiebentzig/ Jſaac hun- dert und achtzig Jahr alt worden/ ſo ſagt er/ ſein Leben waͤre mehr nicht als hundert und dreiſſig Jahr/ und er werde es laͤnger nicht wohl treiben koͤn- nen/ wie das abnehmen ſeiner Kraͤfften ihn uͤberzeugt/ das Hauß krachte. Ja freylich kurtz; hat damals Jacob ſchon geklagt/ wie vielmehr haben wir heutiges Tages zu klagen Vrſach? Wo findet man ietzo viel einen hun- dertjaͤhrigen? Die Schrifft vergleicht das Leben einem Flug und Spiel/ Pſal. 90. einem Rauch/ Jac. 4. einem Weberſpul/ Job. 7. einem Schat- ten/ Eccl. 7. Curſus de tumulo ad tumulum, ſchreibet Gregorius Na- zianzenus: Es iſt ein Lauff von einem Grab zum andern. Mox ut in vitam ingredimur, ſtatim aliâ portâ exire incipimus, ſchreibet Seneca: So bald wir in das Leben eingehen/ ſo bald fahen wir an zu einer andern Pfort Gen. 47, 9. Pſ. 90, 10. Iac. 4, 14. Iob. 7, 2. Eccl. 7, 1. Sen. ep. 59. E e e e 3

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 589. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/621>, abgerufen am 16.04.2024.