Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.

Bild:
<< vorherige Seite
Predigt.


Die ander Predigt/
Von
Dem heilsamen Zweck deß allerheiligsten Reichs-
Tages/ der Auffrichtung eines neuen Königreichs/

der Christlichen Kirch.

GEliebte in Christo. Es ist zwar die jenige Frag/ wel-
che die Jünger deß HErrn JEsu/ kurtz vor seiner Himmel-
fahrt/ ihme fürgeleget und gesagt: HErr wirstu auffAct. 1, 6.
conf.
D. Brent.
ad h. l. p. 11.
& D. Gerh.
Harmon.
cap. 13.
p. m.
502.

diese Zeit wieder auffrichten das Reich Jsrael?
ein Anzeig geweßt grosser Menschlicher Schwachheit/
und zwar (1.) der rudität oder Vngeschickligkeit/ daß sie bißher
noch nicht so viel in Christi Schul proficirt und gelernet/ was es für ein
Gelegenheit habe und ferner haben werde mit dem Reich Christi/ es wer-
de kein fleischlich irrdisch Welt- sondern geistlich Himmel-Reich seyn/ und
sich demnach mit ihren fleischlichen Gedancken/ Träumen und Einbil-
dungen geschleppt/ von einem irrdischen Welt-Reich und guldener Zeit/
deren sie erwarten solten/ und einer sonderbaren Erlösung deß Volcks
Jsrael/ von dem hart-truckenden Römischen Joch Luc. 24/ 21. da ihnen
doch der Herr so offt und vielmahl diesen falschen Wahn benommen Matth.
20/ 25. einsmahls sie zu sich beruffen und gesprochen: Jhr wisset/ daß
die weltliche Fürsten herrschen/ und die Oberherren haben Ge-
walt/ so sol es nicht seyn unter euch.
Und da ihn den HErrn
selbst das Volck/ so er gespeiset Joh. 6/ 15. wolten zum König auffwerffen/
da entwiech er ihnen auff den Berg alleine.

(2.) Der timidität und überenzigen Forchtsamkeit/
wo dachten sie/ gnug Wehr und Waffen/ Macht und Zeug zu nehmen/
aller Welt Reich zu bekriegen/ zu stürmen und zu erobern? Wie lang sie
unterdessen noch Frist und Zeit würden haben/ ein ansehnliches Kriegs-
heer auff die Bein zu bringen/ succurs Hülffsmittel und Nachtruck zu-
schaffen/ und also das Werck schleunig anzugreiffen/ alle Heyden und
heidnische Herrschafften unter den jüdischen Gewalt und Bottmäßigkeit
zu bringen und zu zwingen?

(3.) Der
Achter Theil. E e
Predigt.


Die ander Predigt/
Von
Dem heilſamen Zweck deß allerheiligſten Reichs-
Tages/ der Auffrichtung eines neuen Koͤnigreichs/

der Chriſtlichen Kirch.

GEliebte in Chriſto. Es iſt zwar die jenige Frag/ wel-
che die Juͤnger deß HErꝛn JEſu/ kurtz vor ſeiner Him̃el-
fahrt/ ihme fuͤrgeleget und geſagt: HErꝛ wirſtu auffAct. 1, 6.
conf.
D. Brent.
ad h. l. p. 11.
& D. Gerh.
Harmon.
cap. 13.
p. m.
502.

dieſe Zeit wieder auffrichten das Reich Jſrael?
ein Anzeig geweßt groſſer Menſchlicher Schwachheit/
und zwar (1.) der ruditaͤt oder Vngeſchickligkeit/ daß ſie bißher
noch nicht ſo viel in Chriſti Schul proficirt und gelernet/ was es fuͤr ein
Gelegenheit habe und ferner haben werde mit dem Reich Chriſti/ es wer-
de kein fleiſchlich irꝛdiſch Welt- ſondern geiſtlich Himmel-Reich ſeyn/ und
ſich demnach mit ihren fleiſchlichen Gedancken/ Traͤumen und Einbil-
dungen geſchleppt/ von einem irꝛdiſchen Welt-Reich und guldener Zeit/
deren ſie erwarten ſolten/ und einer ſonderbaren Erloͤſung deß Volcks
Jſrael/ von dem hart-truckenden Roͤmiſchen Joch Luc. 24/ 21. da ihnen
doch der Herꝛ ſo offt und vielmahl dieſen falſchen Wahn benom̃en Matth.
20/ 25. einsmahls ſie zu ſich beruffen und geſprochen: Jhr wiſſet/ daß
die weltliche Fuͤrſten herꝛſchen/ uñ die Oberherꝛen haben Ge-
walt/ ſo ſol es nicht ſeyn unter euch.
Und da ihn den HErꝛn
ſelbſt das Volck/ ſo er geſpeiſet Joh. 6/ 15. wolten zum Koͤnig auffwerffen/
da entwiech er ihnen auff den Berg alleine.

(2.) Der timiditaͤt und uͤberenzigen Forchtſamkeit/
wo dachten ſie/ gnug Wehr und Waffen/ Macht und Zeug zu nehmen/
aller Welt Reich zu bekriegen/ zu ſtuͤrmen und zu erobern? Wie lang ſie
unterdeſſen noch Friſt und Zeit wuͤrden haben/ ein anſehnliches Kriegs-
heer auff die Bein zu bringen/ ſuccurs Huͤlffsmittel und Nachtruck zu-
ſchaffen/ und alſo das Werck ſchleunig anzugreiffen/ alle Heyden und
heidniſche Herꝛſchafften unter den juͤdiſchen Gewalt und Bottmaͤßigkeit
zu bringen und zu zwingen?

(3.) Der
Achter Theil. E e
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0241" n="217"/>
      <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Predigt.</hi> </fw><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div n="1">
        <head><hi rendition="#fr">Die ander Predigt/<lb/>
Von<lb/>
Dem heil&#x017F;amen Zweck deß allerheilig&#x017F;ten Reichs-<lb/>
Tages/ der Auffrichtung eines neuen Ko&#x0364;nigreichs/</hi><lb/>
der Chri&#x017F;tlichen Kirch.</head><lb/>
        <p><hi rendition="#in">G</hi><hi rendition="#fr">Eliebte in Chri&#x017F;to.</hi> Es i&#x017F;t zwar die jenige Frag/ wel-<lb/>
che die Ju&#x0364;nger deß HEr&#xA75B;n JE&#x017F;u/ kurtz vor &#x017F;einer Him&#x0303;el-<lb/>
fahrt/ ihme fu&#x0364;rgeleget und ge&#x017F;agt: <hi rendition="#fr">HEr&#xA75B; wir&#x017F;tu auff</hi><note place="right"><hi rendition="#aq">Act. 1, 6.<lb/>
conf.<lb/>
D. Brent.<lb/>
ad h. l. p. 11.<lb/>
&amp; D. Gerh.<lb/>
Harmon.<lb/>
cap. 13.<lb/>
p. m.</hi> 502.</note><lb/><hi rendition="#fr">die&#x017F;e Zeit wieder auffrichten das Reich J&#x017F;rael?</hi><lb/>
ein Anzeig geweßt gro&#x017F;&#x017F;er Men&#x017F;chlicher Schwachheit/<lb/>
und zwar (1.) <hi rendition="#fr">der</hi> <hi rendition="#aq">rudi</hi><hi rendition="#fr">ta&#x0364;t oder Vnge&#x017F;chickligkeit/</hi> daß &#x017F;ie bißher<lb/>
noch nicht &#x017F;o viel in Chri&#x017F;ti Schul <hi rendition="#aq">profici</hi>rt und gelernet/ was es fu&#x0364;r ein<lb/>
Gelegenheit habe und ferner haben werde mit dem Reich Chri&#x017F;ti/ es wer-<lb/>
de kein flei&#x017F;chlich ir&#xA75B;di&#x017F;ch Welt- &#x017F;ondern gei&#x017F;tlich Himmel-Reich &#x017F;eyn/ und<lb/>
&#x017F;ich demnach mit ihren flei&#x017F;chlichen Gedancken/ Tra&#x0364;umen und Einbil-<lb/>
dungen ge&#x017F;chleppt/ von einem ir&#xA75B;di&#x017F;chen Welt-Reich und guldener Zeit/<lb/>
deren &#x017F;ie erwarten &#x017F;olten/ und einer &#x017F;onderbaren Erlo&#x0364;&#x017F;ung deß Volcks<lb/>
J&#x017F;rael/ von dem hart-truckenden Ro&#x0364;mi&#x017F;chen Joch Luc. 24/ 21. da ihnen<lb/>
doch der <hi rendition="#k">He</hi>r&#xA75B; &#x017F;o offt und vielmahl die&#x017F;en fal&#x017F;chen Wahn benom&#x0303;en Matth.<lb/>
20/ 25. einsmahls &#x017F;ie zu &#x017F;ich beruffen und ge&#x017F;prochen: <hi rendition="#fr">Jhr wi&#x017F;&#x017F;et/ daß<lb/>
die weltliche Fu&#x0364;r&#x017F;ten her&#xA75B;&#x017F;chen/ un&#x0303; die Oberher&#xA75B;en haben Ge-<lb/>
walt/ &#x017F;o &#x017F;ol es nicht &#x017F;eyn unter euch.</hi> Und da ihn den HEr&#xA75B;n<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t das Volck/ &#x017F;o er ge&#x017F;pei&#x017F;et Joh. 6/ 15. wolten zum Ko&#x0364;nig auffwerffen/<lb/>
da entwiech er ihnen auff den Berg alleine.</p><lb/>
        <p>(2.) <hi rendition="#fr">Der</hi> <hi rendition="#aq">timidi</hi><hi rendition="#fr">ta&#x0364;t und u&#x0364;berenzigen Forcht&#x017F;amkeit/</hi><lb/>
wo dachten &#x017F;ie/ gnug Wehr und Waffen/ Macht und Zeug zu nehmen/<lb/>
aller Welt Reich zu bekriegen/ zu &#x017F;tu&#x0364;rmen und zu erobern? Wie lang &#x017F;ie<lb/>
unterde&#x017F;&#x017F;en noch Fri&#x017F;t und Zeit wu&#x0364;rden haben/ ein an&#x017F;ehnliches Kriegs-<lb/>
heer auff die Bein zu bringen/ <hi rendition="#aq">&#x017F;uccurs</hi> Hu&#x0364;lffsmittel und Nachtruck zu-<lb/>
&#x017F;chaffen/ und al&#x017F;o das Werck &#x017F;chleunig anzugreiffen/ alle Heyden und<lb/>
heidni&#x017F;che Her&#xA75B;&#x017F;chafften unter den ju&#x0364;di&#x017F;chen Gewalt und Bottma&#x0364;ßigkeit<lb/>
zu bringen und zu zwingen?</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig"> <hi rendition="#fr">Achter Theil. E e</hi> </fw>
        <fw place="bottom" type="catch">(3.) <hi rendition="#fr">Der</hi></fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[217/0241] Predigt. Die ander Predigt/ Von Dem heilſamen Zweck deß allerheiligſten Reichs- Tages/ der Auffrichtung eines neuen Koͤnigreichs/ der Chriſtlichen Kirch. GEliebte in Chriſto. Es iſt zwar die jenige Frag/ wel- che die Juͤnger deß HErꝛn JEſu/ kurtz vor ſeiner Him̃el- fahrt/ ihme fuͤrgeleget und geſagt: HErꝛ wirſtu auff dieſe Zeit wieder auffrichten das Reich Jſrael? ein Anzeig geweßt groſſer Menſchlicher Schwachheit/ und zwar (1.) der ruditaͤt oder Vngeſchickligkeit/ daß ſie bißher noch nicht ſo viel in Chriſti Schul proficirt und gelernet/ was es fuͤr ein Gelegenheit habe und ferner haben werde mit dem Reich Chriſti/ es wer- de kein fleiſchlich irꝛdiſch Welt- ſondern geiſtlich Himmel-Reich ſeyn/ und ſich demnach mit ihren fleiſchlichen Gedancken/ Traͤumen und Einbil- dungen geſchleppt/ von einem irꝛdiſchen Welt-Reich und guldener Zeit/ deren ſie erwarten ſolten/ und einer ſonderbaren Erloͤſung deß Volcks Jſrael/ von dem hart-truckenden Roͤmiſchen Joch Luc. 24/ 21. da ihnen doch der Herꝛ ſo offt und vielmahl dieſen falſchen Wahn benom̃en Matth. 20/ 25. einsmahls ſie zu ſich beruffen und geſprochen: Jhr wiſſet/ daß die weltliche Fuͤrſten herꝛſchen/ uñ die Oberherꝛen haben Ge- walt/ ſo ſol es nicht ſeyn unter euch. Und da ihn den HErꝛn ſelbſt das Volck/ ſo er geſpeiſet Joh. 6/ 15. wolten zum Koͤnig auffwerffen/ da entwiech er ihnen auff den Berg alleine. Act. 1, 6. conf. D. Brent. ad h. l. p. 11. & D. Gerh. Harmon. cap. 13. p. m. 502. (2.) Der timiditaͤt und uͤberenzigen Forchtſamkeit/ wo dachten ſie/ gnug Wehr und Waffen/ Macht und Zeug zu nehmen/ aller Welt Reich zu bekriegen/ zu ſtuͤrmen und zu erobern? Wie lang ſie unterdeſſen noch Friſt und Zeit wuͤrden haben/ ein anſehnliches Kriegs- heer auff die Bein zu bringen/ ſuccurs Huͤlffsmittel und Nachtruck zu- ſchaffen/ und alſo das Werck ſchleunig anzugreiffen/ alle Heyden und heidniſche Herꝛſchafften unter den juͤdiſchen Gewalt und Bottmaͤßigkeit zu bringen und zu zwingen? (3.) Der Achter Theil. E e

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/241
Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/241>, abgerufen am 25.04.2024.