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Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756.

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Der Cameralwissensch. 1. Cap. von der
§. 108.
Allgemeine
Regel von
der Güte des
Feldes, in
Ansehung
der Festig-
keit.

Wir wollen diese Arten der Felder mit einander
vergleichen, und aus diesem einen Schluß auf die-
jenigen Merkmahle machen, die in Ansehung der Fe-
stigkeit den schlechten Akker von dem guten unterschei-
den. Dieß zu bewerkstelligen, wollen wir folgenden
Satz zum Grunde setzen.

Ein gutes Feld muß den Regen geschwind
annehmen, diesen einige Tage behalten, und
alsdann das überflüßige Wasser wiederum
ausdünsten.

Jch beweise diesen Satz mit folgendem Schlusse: Jn
einem guten Felde soll der eingestreuete Saame Erdge-
wächse von seiner Art in einer gehörigen Vollkommen-
heit würken (§. 105). Soll dieß geschehen, so müs-
sen die wesentlich würkenden Dinge der Natur, wel-
che die Luft in sich fasset, in den Erdboden dringen,
und sich in diesem wirksam beweisen. Das Wasser
muß den in die Erde gestreueten Saamen und des-
sen Gefäße erweichen, daß die wesentlich würkenden
Dinge der Natur durch diese laufen, und alsdenn
gehörig coaguliren können (§. 37. 38). Was dem-
nach dieser Würkung zuwider ist, das macht einen
schlechten Boden. Die Erfahrung bestätiget es, daß
der Regen kein bloßes Wasser sey. Er führet die
wesentlich würkenden Dinge der Natur mit sich in den
Bauch der Erden. Dieß giebt uns einen Grund zu
schlüssen, daß die Kräfte in der Luft leicht in den Ak-
ker dringen können, der den Regen geschwind annimt.
Folglich ist dieß ein Zeichen eines guten Akkers Kann
das Feld den Regen nicht einige Tage behalten, so
kann das Wasser die Gefäße des Saamens nicht er-
weichen. Dieß widerspricht der Fruchtbarkeit, und
folglich der Güte des Feldes. Wenn das überflüßige

Wasser
Der Cameralwiſſenſch. 1. Cap. von der
§. 108.
Allgemeine
Regel von
der Guͤte des
Feldes, in
Anſehung
der Feſtig-
keit.

Wir wollen dieſe Arten der Felder mit einander
vergleichen, und aus dieſem einen Schluß auf die-
jenigen Merkmahle machen, die in Anſehung der Fe-
ſtigkeit den ſchlechten Akker von dem guten unterſchei-
den. Dieß zu bewerkſtelligen, wollen wir folgenden
Satz zum Grunde ſetzen.

Ein gutes Feld muß den Regen geſchwind
annehmen, dieſen einige Tage behalten, und
alsdann das uͤberfluͤßige Waſſer wiederum
ausduͤnſten.

Jch beweiſe dieſen Satz mit folgendem Schluſſe: Jn
einem guten Felde ſoll der eingeſtreuete Saame Erdge-
waͤchſe von ſeiner Art in einer gehoͤrigen Vollkommen-
heit wuͤrken (§. 105). Soll dieß geſchehen, ſo muͤſ-
ſen die weſentlich wuͤrkenden Dinge der Natur, wel-
che die Luft in ſich faſſet, in den Erdboden dringen,
und ſich in dieſem wirkſam beweiſen. Das Waſſer
muß den in die Erde geſtreueten Saamen und deſ-
ſen Gefaͤße erweichen, daß die weſentlich wuͤrkenden
Dinge der Natur durch dieſe laufen, und alsdenn
gehoͤrig coaguliren koͤnnen (§. 37. 38). Was dem-
nach dieſer Wuͤrkung zuwider iſt, das macht einen
ſchlechten Boden. Die Erfahrung beſtaͤtiget es, daß
der Regen kein bloßes Waſſer ſey. Er fuͤhret die
weſentlich wuͤrkenden Dinge der Natur mit ſich in den
Bauch der Erden. Dieß giebt uns einen Grund zu
ſchluͤſſen, daß die Kraͤfte in der Luft leicht in den Ak-
ker dringen koͤnnen, der den Regen geſchwind annimt.
Folglich iſt dieß ein Zeichen eines guten Akkers Kann
das Feld den Regen nicht einige Tage behalten, ſo
kann das Waſſer die Gefaͤße des Saamens nicht er-
weichen. Dieß widerſpricht der Fruchtbarkeit, und
folglich der Guͤte des Feldes. Wenn das uͤberfluͤßige

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[96/0116] Der Cameralwiſſenſch. 1. Cap. von der §. 108. Wir wollen dieſe Arten der Felder mit einander vergleichen, und aus dieſem einen Schluß auf die- jenigen Merkmahle machen, die in Anſehung der Fe- ſtigkeit den ſchlechten Akker von dem guten unterſchei- den. Dieß zu bewerkſtelligen, wollen wir folgenden Satz zum Grunde ſetzen. Ein gutes Feld muß den Regen geſchwind annehmen, dieſen einige Tage behalten, und alsdann das uͤberfluͤßige Waſſer wiederum ausduͤnſten. Jch beweiſe dieſen Satz mit folgendem Schluſſe: Jn einem guten Felde ſoll der eingeſtreuete Saame Erdge- waͤchſe von ſeiner Art in einer gehoͤrigen Vollkommen- heit wuͤrken (§. 105). Soll dieß geſchehen, ſo muͤſ- ſen die weſentlich wuͤrkenden Dinge der Natur, wel- che die Luft in ſich faſſet, in den Erdboden dringen, und ſich in dieſem wirkſam beweiſen. Das Waſſer muß den in die Erde geſtreueten Saamen und deſ- ſen Gefaͤße erweichen, daß die weſentlich wuͤrkenden Dinge der Natur durch dieſe laufen, und alsdenn gehoͤrig coaguliren koͤnnen (§. 37. 38). Was dem- nach dieſer Wuͤrkung zuwider iſt, das macht einen ſchlechten Boden. Die Erfahrung beſtaͤtiget es, daß der Regen kein bloßes Waſſer ſey. Er fuͤhret die weſentlich wuͤrkenden Dinge der Natur mit ſich in den Bauch der Erden. Dieß giebt uns einen Grund zu ſchluͤſſen, daß die Kraͤfte in der Luft leicht in den Ak- ker dringen koͤnnen, der den Regen geſchwind annimt. Folglich iſt dieß ein Zeichen eines guten Akkers Kann das Feld den Regen nicht einige Tage behalten, ſo kann das Waſſer die Gefaͤße des Saamens nicht er- weichen. Dieß widerſpricht der Fruchtbarkeit, und folglich der Guͤte des Feldes. Wenn das uͤberfluͤßige Waſſer

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Zitationshilfe: Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/116>, abgerufen am 29.03.2024.