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Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756.

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von der Stadt-Wirthschaft überhaupt.
§. 316.

Wer die Beschaffenheit der Werke untersuchen will,Worauf
man bey den
Werken der
Kunst zu se-
hen, in Anse-
hung ihrer
innern Be-
schaffenheit.

welche die Kunst aus den Werken der Natur würken
soll, der muß die innere Beschaffenheit dieser Werke
von ihrer Absicht unterscheiden. Der erste Punkt er-
fordert es, daß er

Einmahl sich von diesen Werken der Kunst deut-
liche Begriffe mache.
Fürs andere aus diesen den höchsten Grad der
Vollkommenheit folgere, den diese Werke ha-
ben können.
Fürs dritte sich um die Meinungen der Menschen
von der Vollkommenheit dieser Werke beküm-
mere.
Fürs vierte diejenigen Mittel untersuche, durch
welche der höchste Grad der Vollkommenheit
dieser Werke also könne erhalten werden, daß
sie auch nach den Meinungen der Menschen
vollkommene Werke sind.

Es ist unnöthig, daß wir diese Regeln beweisen. Sie
sind unmittelbare Anwendungen der allgemeinen Leh-
re, die es uns zeiget, wie die Absichten geschickt aus-
zuführen.

§. 317.

Jn Ansehung des andern Punkts ist überhaupt die-und in Anse-
hung ihrer
Absicht.

se Regel zu merken: Alle Werke der Kunst, die
dem Stadt-Wirthe Vortheile bringen sollen,
müssen den Menschen, wenigstens nach ihrer
Meinung, nützlich seyn.
Es ist unmöglich, daß
ein Werk dem Stadt-Wirthe Vortheil bringen kön-
ne, wenn er es nicht verkaufen kann. Wer wird
etwas kaufen, das ihm nicht wenigstens nach seiner

Mei-
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von der Stadt-Wirthſchaft uͤberhaupt.
§. 316.

Wer die Beſchaffenheit der Werke unterſuchen will,Worauf
man bey den
Werken der
Kunſt zu ſe-
hen, in Anſe-
hung ihrer
innern Be-
ſchaffenheit.

welche die Kunſt aus den Werken der Natur wuͤrken
ſoll, der muß die innere Beſchaffenheit dieſer Werke
von ihrer Abſicht unterſcheiden. Der erſte Punkt er-
fordert es, daß er

Einmahl ſich von dieſen Werken der Kunſt deut-
liche Begriffe mache.
Fuͤrs andere aus dieſen den hoͤchſten Grad der
Vollkommenheit folgere, den dieſe Werke ha-
ben koͤnnen.
Fuͤrs dritte ſich um die Meinungen der Menſchen
von der Vollkommenheit dieſer Werke bekuͤm-
mere.
Fuͤrs vierte diejenigen Mittel unterſuche, durch
welche der hoͤchſte Grad der Vollkommenheit
dieſer Werke alſo koͤnne erhalten werden, daß
ſie auch nach den Meinungen der Menſchen
vollkommene Werke ſind.

Es iſt unnoͤthig, daß wir dieſe Regeln beweiſen. Sie
ſind unmittelbare Anwendungen der allgemeinen Leh-
re, die es uns zeiget, wie die Abſichten geſchickt aus-
zufuͤhren.

§. 317.

Jn Anſehung des andern Punkts iſt uͤberhaupt die-und in Anſe-
hung ihrer
Abſicht.

ſe Regel zu merken: Alle Werke der Kunſt, die
dem Stadt-Wirthe Vortheile bringen ſollen,
muͤſſen den Menſchen, wenigſtens nach ihrer
Meinung, nuͤtzlich ſeyn.
Es iſt unmoͤglich, daß
ein Werk dem Stadt-Wirthe Vortheil bringen koͤn-
ne, wenn er es nicht verkaufen kann. Wer wird
etwas kaufen, das ihm nicht wenigſtens nach ſeiner

Mei-
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[229/0249] von der Stadt-Wirthſchaft uͤberhaupt. §. 316. Wer die Beſchaffenheit der Werke unterſuchen will, welche die Kunſt aus den Werken der Natur wuͤrken ſoll, der muß die innere Beſchaffenheit dieſer Werke von ihrer Abſicht unterſcheiden. Der erſte Punkt er- fordert es, daß er Worauf man bey den Werken der Kunſt zu ſe- hen, in Anſe- hung ihrer innern Be- ſchaffenheit. Einmahl ſich von dieſen Werken der Kunſt deut- liche Begriffe mache. Fuͤrs andere aus dieſen den hoͤchſten Grad der Vollkommenheit folgere, den dieſe Werke ha- ben koͤnnen. Fuͤrs dritte ſich um die Meinungen der Menſchen von der Vollkommenheit dieſer Werke bekuͤm- mere. Fuͤrs vierte diejenigen Mittel unterſuche, durch welche der hoͤchſte Grad der Vollkommenheit dieſer Werke alſo koͤnne erhalten werden, daß ſie auch nach den Meinungen der Menſchen vollkommene Werke ſind. Es iſt unnoͤthig, daß wir dieſe Regeln beweiſen. Sie ſind unmittelbare Anwendungen der allgemeinen Leh- re, die es uns zeiget, wie die Abſichten geſchickt aus- zufuͤhren. §. 317. Jn Anſehung des andern Punkts iſt uͤberhaupt die- ſe Regel zu merken: Alle Werke der Kunſt, die dem Stadt-Wirthe Vortheile bringen ſollen, muͤſſen den Menſchen, wenigſtens nach ihrer Meinung, nuͤtzlich ſeyn. Es iſt unmoͤglich, daß ein Werk dem Stadt-Wirthe Vortheil bringen koͤn- ne, wenn er es nicht verkaufen kann. Wer wird etwas kaufen, das ihm nicht wenigſtens nach ſeiner Mei- und in Anſe- hung ihrer Abſicht. P 3

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Zitationshilfe: Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/249>, abgerufen am 28.03.2024.