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Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756.

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Der Stadt-Wirthschaft 2 Abschnitt,
bey diesem Gewerke eine nicht geringe Aufmerksam-
keit. Jn der Wirthschaft wird das Oel insgemein
aus dem Hanf- Lein-Man-Rübe-Saamen und
dergleichen geprest.

§. 489.
Das Oel,
wie es durch
die Natur

Wir kommen zu dem dritten Punkt, den wir §. 481.
angemerket haben. Es wird gefraget, wie bekommt
man das Oel mit Vortheile. Einige Gewächse schen-
ken uns das reine Oel, ohne es durch die Kunst von
ihnen zu scheiden. Der Künstler darf nur diesem
Oele den Weg zum Fliessen öfnen. Z. B. Man
darf nur die Rinne eines angehauenen Tannen-Fich-
ten-Cedern- und Lerchen-Baumes aufritzen, so lassen
diese das reine Oel fließen, das sehr oft für Terpentin-
Oel verkauft wird.

§. 490.
und durch
das Auspres-
sen zu erlan-
gen? Die
erste Arbeit
ist das Zer-
quetschen.

Bey einigen Gewächsen wird es durch die Kunst ge-
schieden. Bald durchs Pressen, bald durchs Kochen,
bald durch die Destillation. Wir wollen hier nur von
dem ersten reden, weil das übrige mehrern Nutzen in der
Arzeney als in der Wirthschaft leistet, wir wollen das
Oel aus den Körnern, aus dem Saamen und aus eini-
gen Früchten pressen. Wir haben hiebey auf folgende
Beschäftigungen zu sehen.

Das erste ist, das Zerquetschen. Dieß geschiehet,
wenn man nur Versuche machen will, in einem Mörsel,
soll es aber ein vollständiges Gewerke werden, vermit-
telst einer Mühle. Diese Beschäftigung soll hier
überhaupt dasjenige würken, was bey dem Brandwein-
brennen, Brauen, und so ferner, das Schroten. Nur
dieß ist der Unterschied, das Schroten soll nur die äußer-
liche Hülse öfnen, daß fremde Flüßigkeiten eindrin-
gen, und das Mehl auflösen und verdünnen können.

Dieß

Der Stadt-Wirthſchaft 2 Abſchnitt,
bey dieſem Gewerke eine nicht geringe Aufmerkſam-
keit. Jn der Wirthſchaft wird das Oel insgemein
aus dem Hanf- Lein-Man-Ruͤbe-Saamen und
dergleichen gepreſt.

§. 489.
Das Oel,
wie es durch
die Natur

Wir kommen zu dem dritten Punkt, den wir §. 481.
angemerket haben. Es wird gefraget, wie bekommt
man das Oel mit Vortheile. Einige Gewaͤchſe ſchen-
ken uns das reine Oel, ohne es durch die Kunſt von
ihnen zu ſcheiden. Der Kuͤnſtler darf nur dieſem
Oele den Weg zum Flieſſen oͤfnen. Z. B. Man
darf nur die Rinne eines angehauenen Tannen-Fich-
ten-Cedern- und Lerchen-Baumes aufritzen, ſo laſſen
dieſe das reine Oel fließen, das ſehr oft fuͤr Terpentin-
Oel verkauft wird.

§. 490.
und durch
das Auspreſ-
ſen zu erlan-
gen? Die
erſte Arbeit
iſt das Zer-
quetſchen.

Bey einigen Gewaͤchſen wird es durch die Kunſt ge-
ſchieden. Bald durchs Preſſen, bald durchs Kochen,
bald durch die Deſtillation. Wir wollen hier nur von
dem erſten reden, weil das uͤbrige mehrern Nutzen in der
Arzeney als in der Wirthſchaft leiſtet, wir wollen das
Oel aus den Koͤrnern, aus dem Saamen und aus eini-
gen Fruͤchten preſſen. Wir haben hiebey auf folgende
Beſchaͤftigungen zu ſehen.

Das erſte iſt, das Zerquetſchen. Dieß geſchiehet,
wenn man nur Verſuche machen will, in einem Moͤrſel,
ſoll es aber ein vollſtaͤndiges Gewerke werden, vermit-
telſt einer Muͤhle. Dieſe Beſchaͤftigung ſoll hier
uͤberhaupt dasjenige wuͤrken, was bey dem Brandwein-
brennen, Brauen, und ſo ferner, das Schroten. Nur
dieß iſt der Unterſchied, das Schroten ſoll nur die aͤußer-
liche Huͤlſe oͤfnen, daß fremde Fluͤßigkeiten eindrin-
gen, und das Mehl aufloͤſen und verduͤnnen koͤnnen.

Dieß
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[320/0340] Der Stadt-Wirthſchaft 2 Abſchnitt, bey dieſem Gewerke eine nicht geringe Aufmerkſam- keit. Jn der Wirthſchaft wird das Oel insgemein aus dem Hanf- Lein-Man-Ruͤbe-Saamen und dergleichen gepreſt. §. 489. Wir kommen zu dem dritten Punkt, den wir §. 481. angemerket haben. Es wird gefraget, wie bekommt man das Oel mit Vortheile. Einige Gewaͤchſe ſchen- ken uns das reine Oel, ohne es durch die Kunſt von ihnen zu ſcheiden. Der Kuͤnſtler darf nur dieſem Oele den Weg zum Flieſſen oͤfnen. Z. B. Man darf nur die Rinne eines angehauenen Tannen-Fich- ten-Cedern- und Lerchen-Baumes aufritzen, ſo laſſen dieſe das reine Oel fließen, das ſehr oft fuͤr Terpentin- Oel verkauft wird. §. 490. Bey einigen Gewaͤchſen wird es durch die Kunſt ge- ſchieden. Bald durchs Preſſen, bald durchs Kochen, bald durch die Deſtillation. Wir wollen hier nur von dem erſten reden, weil das uͤbrige mehrern Nutzen in der Arzeney als in der Wirthſchaft leiſtet, wir wollen das Oel aus den Koͤrnern, aus dem Saamen und aus eini- gen Fruͤchten preſſen. Wir haben hiebey auf folgende Beſchaͤftigungen zu ſehen. Das erſte iſt, das Zerquetſchen. Dieß geſchiehet, wenn man nur Verſuche machen will, in einem Moͤrſel, ſoll es aber ein vollſtaͤndiges Gewerke werden, vermit- telſt einer Muͤhle. Dieſe Beſchaͤftigung ſoll hier uͤberhaupt dasjenige wuͤrken, was bey dem Brandwein- brennen, Brauen, und ſo ferner, das Schroten. Nur dieß iſt der Unterſchied, das Schroten ſoll nur die aͤußer- liche Huͤlſe oͤfnen, daß fremde Fluͤßigkeiten eindrin- gen, und das Mehl aufloͤſen und verduͤnnen koͤnnen. Dieß

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Zitationshilfe: Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 320. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/340>, abgerufen am 28.03.2024.