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Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756.

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vom Zukkersieden.
§. 515.

Dieser Zukker ist doch noch nicht vollkommen rein.und den can-
dirten Zuk-
ker verferti-
get.

Daher hat man auf Mittel gedacht, den Zuk-
ker zu größerer Reinigkeit zu bringen, woraus der
sogenannte candirte Zukker entstanden, den man in
den weißen und braunen vertheilet. Der weiße wird
von dem Canarien-Zukker gemacht. Dieser wird mit
Wasser über dem Feuer zerlassen, wiederum zum Sy-
rupablaufen bereitet. Wenn nun der Syrup ist ab-
gelassen worden, so wird er in ein Gefäß geschüttet,
das mit vielen Zwerchhölzern belegt ist, beynahe 3
Wochen in eine warme Stube, wohl zugedekt, gese-
zet, da er sich alsdenn ansezet und gleichsam crystalli-
sirt. Diese Arbeit wird wiederum mit dem übrigen
Saft vorgenommen. Woraus zugleich erhellet, daß
auch die Güthe des Wassers vieles zur Reinigkeit des
Zukkers beyträgt. Von dem leztern, der schon eini-
gemahl gekocht worden, entstehet der braune, u. s. f.

§. 516.

Dieß ist die wahre Beschreibung vom Zukker undEine allge-
meine An-
wendung
des beschrie-
benen.

vom Zukkersieden. Will man nun einen Versuch ma-
chen, ob nicht auch in diesen Landen Gewächse zu fin-
den, aus welchen mit Vortheil könne Zukker gemacht
werden, so suche man Gewächse, die durch die Zer-
quetschung einen süßen Saft geben, der öligt ist, und
der sich im Wasser auflöst, (§. 500. 501). Der,
wenn er mit Wasser etwas verdünnet worden, leicht
in die geistige Gährung gehet, (§. 502.) aus dessen
Wein man durch die Destillation einen scharfen und
sauren Spiritum ziehen könne, (§. 503). Sind die-
se Eigenschaften da, so hat man eine Vermuthung
von dem Daseyn des Zukkers. Alsdenn verfahre
man mit diesem Gewächse, wie es bey dem Zukker-
sieden ist beschrieben worden. Hat man die Gründe

dieser
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vom Zukkerſieden.
§. 515.

Dieſer Zukker iſt doch noch nicht vollkommen rein.und den can-
dirten Zuk-
ker verferti-
get.

Daher hat man auf Mittel gedacht, den Zuk-
ker zu groͤßerer Reinigkeit zu bringen, woraus der
ſogenannte candirte Zukker entſtanden, den man in
den weißen und braunen vertheilet. Der weiße wird
von dem Canarien-Zukker gemacht. Dieſer wird mit
Waſſer uͤber dem Feuer zerlaſſen, wiederum zum Sy-
rupablaufen bereitet. Wenn nun der Syrup iſt ab-
gelaſſen worden, ſo wird er in ein Gefaͤß geſchuͤttet,
das mit vielen Zwerchhoͤlzern belegt iſt, beynahe 3
Wochen in eine warme Stube, wohl zugedekt, geſe-
zet, da er ſich alsdenn anſezet und gleichſam cryſtalli-
ſirt. Dieſe Arbeit wird wiederum mit dem uͤbrigen
Saft vorgenommen. Woraus zugleich erhellet, daß
auch die Guͤthe des Waſſers vieles zur Reinigkeit des
Zukkers beytraͤgt. Von dem leztern, der ſchon eini-
gemahl gekocht worden, entſtehet der braune, u. ſ. f.

§. 516.

Dieß iſt die wahre Beſchreibung vom Zukker undEine allge-
meine An-
wendung
des beſchrie-
benen.

vom Zukkerſieden. Will man nun einen Verſuch ma-
chen, ob nicht auch in dieſen Landen Gewaͤchſe zu fin-
den, aus welchen mit Vortheil koͤnne Zukker gemacht
werden, ſo ſuche man Gewaͤchſe, die durch die Zer-
quetſchung einen ſuͤßen Saft geben, der oͤligt iſt, und
der ſich im Waſſer aufloͤſt, (§. 500. 501). Der,
wenn er mit Waſſer etwas verduͤnnet worden, leicht
in die geiſtige Gaͤhrung gehet, (§. 502.) aus deſſen
Wein man durch die Deſtillation einen ſcharfen und
ſauren Spiritum ziehen koͤnne, (§. 503). Sind die-
ſe Eigenſchaften da, ſo hat man eine Vermuthung
von dem Daſeyn des Zukkers. Alsdenn verfahre
man mit dieſem Gewaͤchſe, wie es bey dem Zukker-
ſieden iſt beſchrieben worden. Hat man die Gruͤnde

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[329/0349] vom Zukkerſieden. §. 515. Dieſer Zukker iſt doch noch nicht vollkommen rein. Daher hat man auf Mittel gedacht, den Zuk- ker zu groͤßerer Reinigkeit zu bringen, woraus der ſogenannte candirte Zukker entſtanden, den man in den weißen und braunen vertheilet. Der weiße wird von dem Canarien-Zukker gemacht. Dieſer wird mit Waſſer uͤber dem Feuer zerlaſſen, wiederum zum Sy- rupablaufen bereitet. Wenn nun der Syrup iſt ab- gelaſſen worden, ſo wird er in ein Gefaͤß geſchuͤttet, das mit vielen Zwerchhoͤlzern belegt iſt, beynahe 3 Wochen in eine warme Stube, wohl zugedekt, geſe- zet, da er ſich alsdenn anſezet und gleichſam cryſtalli- ſirt. Dieſe Arbeit wird wiederum mit dem uͤbrigen Saft vorgenommen. Woraus zugleich erhellet, daß auch die Guͤthe des Waſſers vieles zur Reinigkeit des Zukkers beytraͤgt. Von dem leztern, der ſchon eini- gemahl gekocht worden, entſtehet der braune, u. ſ. f. und den can- dirten Zuk- ker verferti- get. §. 516. Dieß iſt die wahre Beſchreibung vom Zukker und vom Zukkerſieden. Will man nun einen Verſuch ma- chen, ob nicht auch in dieſen Landen Gewaͤchſe zu fin- den, aus welchen mit Vortheil koͤnne Zukker gemacht werden, ſo ſuche man Gewaͤchſe, die durch die Zer- quetſchung einen ſuͤßen Saft geben, der oͤligt iſt, und der ſich im Waſſer aufloͤſt, (§. 500. 501). Der, wenn er mit Waſſer etwas verduͤnnet worden, leicht in die geiſtige Gaͤhrung gehet, (§. 502.) aus deſſen Wein man durch die Deſtillation einen ſcharfen und ſauren Spiritum ziehen koͤnne, (§. 503). Sind die- ſe Eigenſchaften da, ſo hat man eine Vermuthung von dem Daſeyn des Zukkers. Alsdenn verfahre man mit dieſem Gewaͤchſe, wie es bey dem Zukker- ſieden iſt beſchrieben worden. Hat man die Gruͤnde dieſer Eine allge- meine An- wendung des beſchrie- benen. X 5

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Zitationshilfe: Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 329. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/349>, abgerufen am 28.03.2024.