Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756.

Bild:
<< vorherige Seite

zu den Cameralwissenschaften.
wir nehmen es in dem allgemeinem Verstande, da es
überhaupt dasjenige erworbenes Vermögen anzeigt,
was wir als fortdaurend annehmen, daß es sich
järlich zu unsern Nutzen würksam beweisen soll.
Dieser Gebrauch des Worts ist bey allen gewöhnlich,
die von der Haushaltungskunst geschrieben, und die
ich gelesen habe. Hat man bey diesem Gebrauch des
Wortes einiges Bedenken, so nenne man es den
Fond. Jch werde einem jeden in diesem Stükke die
Freyheit lassen.

§. 14.

Wir wollen dieß, was wir bis hieher überhaupt ab-Die Einkünf-
te des Für-
sten sind ent-
weder eigen-
thümliche
oder fürstli-
che.

gehandelt haben, auf die järlichen Einkünfte eines Fürsten
anwenden. Es ist aus dem Rechte der Natur bekannt,
daß man den Fürsten, in wie ferne er ein Mitglied der
bürgerlichen Gesellschaft ist, von dem Fürsten unterschei-
den müssen, in wie weit er ein Fürst ist. Jn der letzten
Betrachtung beziehet sich der Fürst allemahl auf den
Staat, und auf seine Unterthanen. Dieß giebt uns
einen Grund die järlichen Einkünfte des Fürsten in die
eigenthümlichen und fürstlichen Einkünfte einzu-
theilen. Jene hat er als ein Mitglied der Gesellschaft.
Diese aber als ein Fürst. Jene können den Begriff
von einem reichen Manne: Diese aber den Begriff
von einem reichen Fürsten bilden.

§. 15.

Das Capital oder der Fond von den fürstlichenDer Fond
von diesen
wird bestim-
met.

Einkünften ist der Reichthum des Staats und
der Unterthanen.
(§. 10. 14.)

§. 16.

Wer bemühet ist die järlichen Einkünfte zu vermeh-Wenn die
Vermehrung
der Einkünf-
te unver-
nünftig.

ren, der greift entweder das Capital an, oder er ist be-

mühet

zu den Cameralwiſſenſchaften.
wir nehmen es in dem allgemeinem Verſtande, da es
uͤberhaupt dasjenige erworbenes Vermoͤgen anzeigt,
was wir als fortdaurend annehmen, daß es ſich
jaͤrlich zu unſern Nutzen wuͤrkſam beweiſen ſoll.
Dieſer Gebrauch des Worts iſt bey allen gewoͤhnlich,
die von der Haushaltungskunſt geſchrieben, und die
ich geleſen habe. Hat man bey dieſem Gebrauch des
Wortes einiges Bedenken, ſo nenne man es den
Fond. Jch werde einem jeden in dieſem Stuͤkke die
Freyheit laſſen.

§. 14.

Wir wollen dieß, was wir bis hieher uͤberhaupt ab-Die Einkuͤnf-
te des Fuͤr-
ſten ſind ent-
weder eigen-
thuͤmliche
oder fuͤrſtli-
che.

gehandelt haben, auf die jaͤrlichen Einkuͤnfte eines Fuͤrſten
anwenden. Es iſt aus dem Rechte der Natur bekannt,
daß man den Fuͤrſten, in wie ferne er ein Mitglied der
buͤrgerlichen Geſellſchaft iſt, von dem Fuͤrſten unterſchei-
den muͤſſen, in wie weit er ein Fuͤrſt iſt. Jn der letzten
Betrachtung beziehet ſich der Fuͤrſt allemahl auf den
Staat, und auf ſeine Unterthanen. Dieß giebt uns
einen Grund die jaͤrlichen Einkuͤnfte des Fuͤrſten in die
eigenthuͤmlichen und fuͤrſtlichen Einkuͤnfte einzu-
theilen. Jene hat er als ein Mitglied der Geſellſchaft.
Dieſe aber als ein Fuͤrſt. Jene koͤnnen den Begriff
von einem reichen Manne: Dieſe aber den Begriff
von einem reichen Fuͤrſten bilden.

§. 15.

Das Capital oder der Fond von den fuͤrſtlichenDer Fond
von dieſen
wird beſtim-
met.

Einkuͤnften iſt der Reichthum des Staats und
der Unterthanen.
(§. 10. 14.)

§. 16.

Wer bemuͤhet iſt die jaͤrlichen Einkuͤnfte zu vermeh-Wenn die
Vermehꝛung
der Einkuͤnf-
te unver-
nuͤnftig.

ren, der greift entweder das Capital an, oder er iſt be-

muͤhet
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p> <hi rendition="#et"><pb facs="#f0035" n="15"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">zu den Cameralwi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaften.</hi></fw><lb/>
wir nehmen es in dem allgemeinem Ver&#x017F;tande, da es<lb/>
u&#x0364;berhaupt dasjenige erworbenes Vermo&#x0364;gen anzeigt,<lb/>
was wir als fortdaurend annehmen, daß es &#x017F;ich<lb/>
ja&#x0364;rlich zu un&#x017F;ern Nutzen wu&#x0364;rk&#x017F;am bewei&#x017F;en &#x017F;oll.<lb/>
Die&#x017F;er Gebrauch des Worts i&#x017F;t bey allen gewo&#x0364;hnlich,<lb/>
die von der Haushaltungskun&#x017F;t ge&#x017F;chrieben, und die<lb/>
ich gele&#x017F;en habe. Hat man bey die&#x017F;em Gebrauch des<lb/>
Wortes einiges Bedenken, &#x017F;o nenne man es den<lb/><hi rendition="#fr">Fond.</hi> Jch werde einem jeden in die&#x017F;em Stu&#x0364;kke die<lb/>
Freyheit la&#x017F;&#x017F;en.</hi> </p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 14.</head><lb/>
          <p>Wir wollen dieß, was wir bis hieher u&#x0364;berhaupt ab-<note place="right">Die Einku&#x0364;nf-<lb/>
te des Fu&#x0364;r-<lb/>
&#x017F;ten &#x017F;ind ent-<lb/>
weder eigen-<lb/>
thu&#x0364;mliche<lb/>
oder fu&#x0364;r&#x017F;tli-<lb/>
che.</note><lb/>
gehandelt haben, auf die ja&#x0364;rlichen Einku&#x0364;nfte eines Fu&#x0364;r&#x017F;ten<lb/>
anwenden. Es i&#x017F;t aus dem Rechte der Natur bekannt,<lb/>
daß man den Fu&#x0364;r&#x017F;ten, in wie ferne er ein Mitglied der<lb/>
bu&#x0364;rgerlichen Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft i&#x017F;t, von dem Fu&#x0364;r&#x017F;ten unter&#x017F;chei-<lb/>
den mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, in wie weit er ein Fu&#x0364;r&#x017F;t i&#x017F;t. Jn der letzten<lb/>
Betrachtung beziehet &#x017F;ich der Fu&#x0364;r&#x017F;t allemahl auf den<lb/>
Staat, und auf &#x017F;eine Unterthanen. Dieß giebt uns<lb/>
einen Grund die ja&#x0364;rlichen Einku&#x0364;nfte des Fu&#x0364;r&#x017F;ten in die<lb/><hi rendition="#fr">eigenthu&#x0364;mlichen</hi> und <hi rendition="#fr">fu&#x0364;r&#x017F;tlichen Einku&#x0364;nfte</hi> einzu-<lb/>
theilen. <hi rendition="#fr">Jene</hi> hat er als ein Mitglied der Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft.<lb/><hi rendition="#fr">Die&#x017F;e</hi> aber als ein Fu&#x0364;r&#x017F;t. <hi rendition="#fr">Jene</hi> ko&#x0364;nnen den Begriff<lb/>
von einem reichen Manne: <hi rendition="#fr">Die&#x017F;e</hi> aber den Begriff<lb/>
von einem reichen Fu&#x0364;r&#x017F;ten bilden.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 15.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Das Capital oder der Fond von den fu&#x0364;r&#x017F;tlichen</hi><note place="right">Der Fond<lb/>
von die&#x017F;en<lb/>
wird be&#x017F;tim-<lb/>
met.</note><lb/><hi rendition="#fr">Einku&#x0364;nften i&#x017F;t der Reichthum des Staats und<lb/>
der Unterthanen.</hi> (§. 10. 14.)</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 16.</head><lb/>
          <p>Wer bemu&#x0364;het i&#x017F;t die ja&#x0364;rlichen Einku&#x0364;nfte zu vermeh-<note place="right">Wenn die<lb/>
Vermeh&#xA75B;ung<lb/>
der Einku&#x0364;nf-<lb/>
te unver-<lb/>
nu&#x0364;nftig.</note><lb/>
ren, der greift entweder das Capital an, oder er i&#x017F;t be-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">mu&#x0364;het</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[15/0035] zu den Cameralwiſſenſchaften. wir nehmen es in dem allgemeinem Verſtande, da es uͤberhaupt dasjenige erworbenes Vermoͤgen anzeigt, was wir als fortdaurend annehmen, daß es ſich jaͤrlich zu unſern Nutzen wuͤrkſam beweiſen ſoll. Dieſer Gebrauch des Worts iſt bey allen gewoͤhnlich, die von der Haushaltungskunſt geſchrieben, und die ich geleſen habe. Hat man bey dieſem Gebrauch des Wortes einiges Bedenken, ſo nenne man es den Fond. Jch werde einem jeden in dieſem Stuͤkke die Freyheit laſſen. §. 14. Wir wollen dieß, was wir bis hieher uͤberhaupt ab- gehandelt haben, auf die jaͤrlichen Einkuͤnfte eines Fuͤrſten anwenden. Es iſt aus dem Rechte der Natur bekannt, daß man den Fuͤrſten, in wie ferne er ein Mitglied der buͤrgerlichen Geſellſchaft iſt, von dem Fuͤrſten unterſchei- den muͤſſen, in wie weit er ein Fuͤrſt iſt. Jn der letzten Betrachtung beziehet ſich der Fuͤrſt allemahl auf den Staat, und auf ſeine Unterthanen. Dieß giebt uns einen Grund die jaͤrlichen Einkuͤnfte des Fuͤrſten in die eigenthuͤmlichen und fuͤrſtlichen Einkuͤnfte einzu- theilen. Jene hat er als ein Mitglied der Geſellſchaft. Dieſe aber als ein Fuͤrſt. Jene koͤnnen den Begriff von einem reichen Manne: Dieſe aber den Begriff von einem reichen Fuͤrſten bilden. Die Einkuͤnf- te des Fuͤr- ſten ſind ent- weder eigen- thuͤmliche oder fuͤrſtli- che. §. 15. Das Capital oder der Fond von den fuͤrſtlichen Einkuͤnften iſt der Reichthum des Staats und der Unterthanen. (§. 10. 14.) Der Fond von dieſen wird beſtim- met. §. 16. Wer bemuͤhet iſt die jaͤrlichen Einkuͤnfte zu vermeh- ren, der greift entweder das Capital an, oder er iſt be- muͤhet Wenn die Vermehꝛung der Einkuͤnf- te unver- nuͤnftig.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/35
Zitationshilfe: Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/35>, abgerufen am 19.04.2024.