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Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756.

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Der Policey-Wissenschaft 2 Abschnitt,
§. 101.
Anwendung
dieser Regel.

Wie ist die Anwendung dieser Regel möglich? Will
man diesen Schlaf zu vertreiben, Strafen setzen, so ist
dieß Mittel nicht stark genug, dasjenige zu würken,
wozu es gegeben wird (§. 17. folg.) Die Policey
erwehlet das Ansehen der Kirche, die Geschiklichkeit
der Lehrer, und die Liebe und Achtung der Glieder ge-
gen diese Lehrer. Diese Mittel sind jenen vorzuzie-
hen, und es wird wenige Mühe kosten, dieses zu be-
weisen. Die Glieder der Kirche sollen gelokket wer-
den, den öffentlichen Gottesdienst eifrig zu besuchen.
Folglich sind diese Stükke hierzu vorzügliche Mittel,
die zu dieser Absicht reizende Bewegungs-Gründe ge-
ben. Mangelt der Kirche das Ansehen, so mangelt
ihr das, was die Glieder zur Aufmerksamkeit reitzet.
Fehlet den Lehrern die Geschicklichkeit, so kann auch
ihr Vortrag uns nicht zur Aufmerksamkeit ermuntern.
Und haben die Glieder der Kirche gegen ihre Lehrer
weder Liebe noch Achtung, so erwekket ihr Anblick theils
eine Kaltsinnigkeit, theils eine Geringschätzung.
Beyde unterdrükken die Aufmerksamkeit (§. 26. Sit-
ten-Lehr.). Folglich sind dieß nothwendige Stükke,
auf deren Vestsetzung die Policey zu sehen hat.

§. 102.
Diese giebt
drey Auf-
gaben.

Dieß giebt drey Aufgaben, die man in der Policey
aufzulösen hat.

Die Auflö-
sung der
ersten.
Die erste Aufgabe: Wie kann das Ansehen
der Kirche erhalten werden, wenn diese
Sache nach den Gründen der Policey zu
endscheiden.
Der §. 24 leitet uns dahin, wo-
her wir die Antwort hohlen sollen. Sie wird
diese: Alles äußerliche der Kirche muß nicht
nur schön, sondern auch in der Schönheit er-
haben,
Der Policey-Wiſſenſchaft 2 Abſchnitt,
§. 101.
Anwendung
dieſer Regel.

Wie iſt die Anwendung dieſer Regel moͤglich? Will
man dieſen Schlaf zu vertreiben, Strafen ſetzen, ſo iſt
dieß Mittel nicht ſtark genug, dasjenige zu wuͤrken,
wozu es gegeben wird (§. 17. folg.) Die Policey
erwehlet das Anſehen der Kirche, die Geſchiklichkeit
der Lehrer, und die Liebe und Achtung der Glieder ge-
gen dieſe Lehrer. Dieſe Mittel ſind jenen vorzuzie-
hen, und es wird wenige Muͤhe koſten, dieſes zu be-
weiſen. Die Glieder der Kirche ſollen gelokket wer-
den, den oͤffentlichen Gottesdienſt eifrig zu beſuchen.
Folglich ſind dieſe Stuͤkke hierzu vorzuͤgliche Mittel,
die zu dieſer Abſicht reizende Bewegungs-Gruͤnde ge-
ben. Mangelt der Kirche das Anſehen, ſo mangelt
ihr das, was die Glieder zur Aufmerkſamkeit reitzet.
Fehlet den Lehrern die Geſchicklichkeit, ſo kann auch
ihr Vortrag uns nicht zur Aufmerkſamkeit ermuntern.
Und haben die Glieder der Kirche gegen ihre Lehrer
weder Liebe noch Achtung, ſo erwekket ihr Anblick theils
eine Kaltſinnigkeit, theils eine Geringſchaͤtzung.
Beyde unterdruͤkken die Aufmerkſamkeit (§. 26. Sit-
ten-Lehr.). Folglich ſind dieß nothwendige Stuͤkke,
auf deren Veſtſetzung die Policey zu ſehen hat.

§. 102.
Dieſe giebt
drey Auf-
gaben.

Dieß giebt drey Aufgaben, die man in der Policey
aufzuloͤſen hat.

Die Aufloͤ-
ſung der
erſten.
Die erſte Aufgabe: Wie kann das Anſehen
der Kirche erhalten werden, wenn dieſe
Sache nach den Gruͤnden der Policey zu
endſcheiden.
Der §. 24 leitet uns dahin, wo-
her wir die Antwort hohlen ſollen. Sie wird
dieſe: Alles aͤußerliche der Kirche muß nicht
nur ſchoͤn, ſondern auch in der Schoͤnheit er-
haben,
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[448/0468] Der Policey-Wiſſenſchaft 2 Abſchnitt, §. 101. Wie iſt die Anwendung dieſer Regel moͤglich? Will man dieſen Schlaf zu vertreiben, Strafen ſetzen, ſo iſt dieß Mittel nicht ſtark genug, dasjenige zu wuͤrken, wozu es gegeben wird (§. 17. folg.) Die Policey erwehlet das Anſehen der Kirche, die Geſchiklichkeit der Lehrer, und die Liebe und Achtung der Glieder ge- gen dieſe Lehrer. Dieſe Mittel ſind jenen vorzuzie- hen, und es wird wenige Muͤhe koſten, dieſes zu be- weiſen. Die Glieder der Kirche ſollen gelokket wer- den, den oͤffentlichen Gottesdienſt eifrig zu beſuchen. Folglich ſind dieſe Stuͤkke hierzu vorzuͤgliche Mittel, die zu dieſer Abſicht reizende Bewegungs-Gruͤnde ge- ben. Mangelt der Kirche das Anſehen, ſo mangelt ihr das, was die Glieder zur Aufmerkſamkeit reitzet. Fehlet den Lehrern die Geſchicklichkeit, ſo kann auch ihr Vortrag uns nicht zur Aufmerkſamkeit ermuntern. Und haben die Glieder der Kirche gegen ihre Lehrer weder Liebe noch Achtung, ſo erwekket ihr Anblick theils eine Kaltſinnigkeit, theils eine Geringſchaͤtzung. Beyde unterdruͤkken die Aufmerkſamkeit (§. 26. Sit- ten-Lehr.). Folglich ſind dieß nothwendige Stuͤkke, auf deren Veſtſetzung die Policey zu ſehen hat. §. 102. Dieß giebt drey Aufgaben, die man in der Policey aufzuloͤſen hat. Die erſte Aufgabe: Wie kann das Anſehen der Kirche erhalten werden, wenn dieſe Sache nach den Gruͤnden der Policey zu endſcheiden. Der §. 24 leitet uns dahin, wo- her wir die Antwort hohlen ſollen. Sie wird dieſe: Alles aͤußerliche der Kirche muß nicht nur ſchoͤn, ſondern auch in der Schoͤnheit er- haben,

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Zitationshilfe: Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 448. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/468>, abgerufen am 28.03.2024.