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Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756.

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Der Policey-Wissenschaft 3. Abschnitt,
genaueste zu untersuchen, um zu erfahren,
wie alle diese Werke der Natur dem Staa-
te können nuzbar gemacht werden.

Ein Wirth ist bemühet, alles, was er besitzet, so nuzbar
zu machen, als es möglich ist (§. 451 folg. Sitten-Lehre).
Die Ausführung dieser Absicht ist ihm unmöglich,
wenn er nicht die Natur derjenigen Dinge, die er be-
sitzet, genau kennet, und alle Wege, wodurch sie können
nuzbar werden, genau untersuchet. Will man mit diesem
die Haupt-Absicht der Policey verknüpfen, und als-
denn diese Lehre auf den Staat anwenden, so wird
man es bald einsehen, daß diese Haupt-Regel gegrün-
det ist.

Anmerk. Die Wichtigkeit dieser Regel ist aus
dem Erfolg zu beurtheilen. Wir wollen nur eini-
ge Folgen, um diese zu beweisen, beschreiben. Wie
vieles Geld wird nicht jährlich in fremde Länder
verschicket, um die Materialien zur Färberey her-
beyzuschaffen. Würde man die Erde, die Steine,
die Gewächse, die das Land, was man bewohnet,
besitzet und hervorbringen kann, genau untersuchen,
man würde es sehr oft erfahren, daß man die Ma-
terialien im Lande um ein billiges Geld haben kön-
ne, die man mit vielen Kosten aus fremden Ländern
herbeyschaffet. Ferner: Wie viele Salz-Quellen,
wie viele Mineralien bleiben nicht in der Erde ver-
borgen, weil man es unterläst, diese Regel anzu-
wenden.

§. 349.
Wie diese
auszuüben.

Man wird es mir leicht verwilligen, daß es unmög-
lich sey, diese Absicht vollständig zu erreichen, wenn
nicht in einem Staate eine Gesellschaft gestiftet wird,
die sich mit dieser Untersuchung gemeinschaftlich be-
schäftigen muß. Denn wie viele Erkenntniß, wie vie-

le
Der Policey-Wiſſenſchaft 3. Abſchnitt,
genaueſte zu unterſuchen, um zu erfahren,
wie alle dieſe Werke der Natur dem Staa-
te koͤnnen nuzbar gemacht werden.

Ein Wirth iſt bemuͤhet, alles, was er beſitzet, ſo nuzbar
zu machen, als es moͤglich iſt (§. 451 folg. Sitten-Lehre).
Die Ausfuͤhrung dieſer Abſicht iſt ihm unmoͤglich,
wenn er nicht die Natur derjenigen Dinge, die er be-
ſitzet, genau kennet, und alle Wege, wodurch ſie koͤnnen
nuzbar werden, genau unterſuchet. Will man mit dieſem
die Haupt-Abſicht der Policey verknuͤpfen, und als-
denn dieſe Lehre auf den Staat anwenden, ſo wird
man es bald einſehen, daß dieſe Haupt-Regel gegruͤn-
det iſt.

Anmerk. Die Wichtigkeit dieſer Regel iſt aus
dem Erfolg zu beurtheilen. Wir wollen nur eini-
ge Folgen, um dieſe zu beweiſen, beſchreiben. Wie
vieles Geld wird nicht jaͤhrlich in fremde Laͤnder
verſchicket, um die Materialien zur Faͤrberey her-
beyzuſchaffen. Wuͤrde man die Erde, die Steine,
die Gewaͤchſe, die das Land, was man bewohnet,
beſitzet und hervorbringen kann, genau unterſuchen,
man wuͤrde es ſehr oft erfahren, daß man die Ma-
terialien im Lande um ein billiges Geld haben koͤn-
ne, die man mit vielen Koſten aus fremden Laͤndern
herbeyſchaffet. Ferner: Wie viele Salz-Quellen,
wie viele Mineralien bleiben nicht in der Erde ver-
borgen, weil man es unterlaͤſt, dieſe Regel anzu-
wenden.

§. 349.
Wie dieſe
auszuuͤben.

Man wird es mir leicht verwilligen, daß es unmoͤg-
lich ſey, dieſe Abſicht vollſtaͤndig zu erreichen, wenn
nicht in einem Staate eine Geſellſchaft geſtiftet wird,
die ſich mit dieſer Unterſuchung gemeinſchaftlich be-
ſchaͤftigen muß. Denn wie viele Erkenntniß, wie vie-

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[524/0544] Der Policey-Wiſſenſchaft 3. Abſchnitt, genaueſte zu unterſuchen, um zu erfahren, wie alle dieſe Werke der Natur dem Staa- te koͤnnen nuzbar gemacht werden. Ein Wirth iſt bemuͤhet, alles, was er beſitzet, ſo nuzbar zu machen, als es moͤglich iſt (§. 451 folg. Sitten-Lehre). Die Ausfuͤhrung dieſer Abſicht iſt ihm unmoͤglich, wenn er nicht die Natur derjenigen Dinge, die er be- ſitzet, genau kennet, und alle Wege, wodurch ſie koͤnnen nuzbar werden, genau unterſuchet. Will man mit dieſem die Haupt-Abſicht der Policey verknuͤpfen, und als- denn dieſe Lehre auf den Staat anwenden, ſo wird man es bald einſehen, daß dieſe Haupt-Regel gegruͤn- det iſt. Anmerk. Die Wichtigkeit dieſer Regel iſt aus dem Erfolg zu beurtheilen. Wir wollen nur eini- ge Folgen, um dieſe zu beweiſen, beſchreiben. Wie vieles Geld wird nicht jaͤhrlich in fremde Laͤnder verſchicket, um die Materialien zur Faͤrberey her- beyzuſchaffen. Wuͤrde man die Erde, die Steine, die Gewaͤchſe, die das Land, was man bewohnet, beſitzet und hervorbringen kann, genau unterſuchen, man wuͤrde es ſehr oft erfahren, daß man die Ma- terialien im Lande um ein billiges Geld haben koͤn- ne, die man mit vielen Koſten aus fremden Laͤndern herbeyſchaffet. Ferner: Wie viele Salz-Quellen, wie viele Mineralien bleiben nicht in der Erde ver- borgen, weil man es unterlaͤſt, dieſe Regel anzu- wenden. §. 349. Man wird es mir leicht verwilligen, daß es unmoͤg- lich ſey, dieſe Abſicht vollſtaͤndig zu erreichen, wenn nicht in einem Staate eine Geſellſchaft geſtiftet wird, die ſich mit dieſer Unterſuchung gemeinſchaftlich be- ſchaͤftigen muß. Denn wie viele Erkenntniß, wie vie- le

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Zitationshilfe: Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 524. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/544>, abgerufen am 29.03.2024.