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Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756.

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von dem Reichthum der Unterthanen.
Menge des Viehes, das von den Unterthanen gehal-
ten wird, oder auf die würkliche Nutzung, die sie da-
von gewinnen. Das erste scheinet abermahl dem fürst-
lichen Jnteresse zu widersprechen. Weil es bey einer
solchen Einrichtung sehr leicht geschehen kann, daß
man abgeben soll, wo man nichts gewinnet. Dieß ist
genug, diesen Satz zu beweisen: Soll das Vieh
zur Bestimmung des fürstlichen Jnteresse im
Anschlage gebracht werden, so muß man dieß
vestsetzen, wie hoch das Vieh außer der Arbeit
würklich sey genützet worden, und nach diesem
Anschlage muß das fürstliche Jnteresse bestim-
met werden.

§. 85.

Man wird uns fragen, einmahl, wie ein solcherWie dieses
möglich sey?

Anschlag möglich sey? Fürs andere, wie nach diesem
Anschlage das fürstliche Jnteresse anzusetzen? Die
Beantwortung der ersten Frage ist diese: Wenn wir
das Vieh oder dessen Nutzung zu Gelde machen, so
geschiehet dieß entweder auf einmahl, oder es kann
nur nach und nach geschehen. Das erste findet statt
bey dem Verkaufe des gemästeten Viehes, bey dem
Verkaufe der Wolle, des jungen Viehes, und so fer-
ner. Der andere Fall zeiget sich bey der Milch-und
Käse-Nutzung und so ferner. Siehe den §. 225. nnd
folgende der Land-Wirthschaft. Jn dem ersten Fal-
le
ist der Anschlag leicht zu machen. Man darf nur
einen jeden nöthigen, den geschlossenen Kauf dem an-
zuzeigen, der an dem Orte die fürstliche Einnahme zu
besorgen hat. Jn dem andern Falle müssen es
Wirthschafts-Verständige beurtheilen, wie hoch ein
Stück Vieh von einer angenommenen Art nach Be-
finden der Umstände jährlich könne genutzet werden.
Der, welcher an dem Orte, von dem die Rede ist, die
fürstliche Einnahme zu besorgen hat, führet die Rech-

nung
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von dem Reichthum der Unterthanen.
Menge des Viehes, das von den Unterthanen gehal-
ten wird, oder auf die wuͤrkliche Nutzung, die ſie da-
von gewinnen. Das erſte ſcheinet abermahl dem fuͤrſt-
lichen Jntereſſe zu widerſprechen. Weil es bey einer
ſolchen Einrichtung ſehr leicht geſchehen kann, daß
man abgeben ſoll, wo man nichts gewinnet. Dieß iſt
genug, dieſen Satz zu beweiſen: Soll das Vieh
zur Beſtimmung des fuͤrſtlichen Jntereſſe im
Anſchlage gebracht werden, ſo muß man dieß
veſtſetzen, wie hoch das Vieh außer der Arbeit
wuͤrklich ſey genuͤtzet worden, und nach dieſem
Anſchlage muß das fuͤrſtliche Jntereſſe beſtim-
met werden.

§. 85.

Man wird uns fragen, einmahl, wie ein ſolcherWie dieſes
moͤglich ſey?

Anſchlag moͤglich ſey? Fuͤrs andere, wie nach dieſem
Anſchlage das fuͤrſtliche Jntereſſe anzuſetzen? Die
Beantwortung der erſten Frage iſt dieſe: Wenn wir
das Vieh oder deſſen Nutzung zu Gelde machen, ſo
geſchiehet dieß entweder auf einmahl, oder es kann
nur nach und nach geſchehen. Das erſte findet ſtatt
bey dem Verkaufe des gemaͤſteten Viehes, bey dem
Verkaufe der Wolle, des jungen Viehes, und ſo fer-
ner. Der andere Fall zeiget ſich bey der Milch-und
Kaͤſe-Nutzung und ſo ferner. Siehe den §. 225. nnd
folgende der Land-Wirthſchaft. Jn dem erſten Fal-
le
iſt der Anſchlag leicht zu machen. Man darf nur
einen jeden noͤthigen, den geſchloſſenen Kauf dem an-
zuzeigen, der an dem Orte die fuͤrſtliche Einnahme zu
beſorgen hat. Jn dem andern Falle muͤſſen es
Wirthſchafts-Verſtaͤndige beurtheilen, wie hoch ein
Stuͤck Vieh von einer angenommenen Art nach Be-
finden der Umſtaͤnde jaͤhrlich koͤnne genutzet werden.
Der, welcher an dem Orte, von dem die Rede iſt, die
fuͤrſtliche Einnahme zu beſorgen hat, fuͤhret die Rech-

nung
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[625/0645] von dem Reichthum der Unterthanen. Menge des Viehes, das von den Unterthanen gehal- ten wird, oder auf die wuͤrkliche Nutzung, die ſie da- von gewinnen. Das erſte ſcheinet abermahl dem fuͤrſt- lichen Jntereſſe zu widerſprechen. Weil es bey einer ſolchen Einrichtung ſehr leicht geſchehen kann, daß man abgeben ſoll, wo man nichts gewinnet. Dieß iſt genug, dieſen Satz zu beweiſen: Soll das Vieh zur Beſtimmung des fuͤrſtlichen Jntereſſe im Anſchlage gebracht werden, ſo muß man dieß veſtſetzen, wie hoch das Vieh außer der Arbeit wuͤrklich ſey genuͤtzet worden, und nach dieſem Anſchlage muß das fuͤrſtliche Jntereſſe beſtim- met werden. §. 85. Man wird uns fragen, einmahl, wie ein ſolcher Anſchlag moͤglich ſey? Fuͤrs andere, wie nach dieſem Anſchlage das fuͤrſtliche Jntereſſe anzuſetzen? Die Beantwortung der erſten Frage iſt dieſe: Wenn wir das Vieh oder deſſen Nutzung zu Gelde machen, ſo geſchiehet dieß entweder auf einmahl, oder es kann nur nach und nach geſchehen. Das erſte findet ſtatt bey dem Verkaufe des gemaͤſteten Viehes, bey dem Verkaufe der Wolle, des jungen Viehes, und ſo fer- ner. Der andere Fall zeiget ſich bey der Milch-und Kaͤſe-Nutzung und ſo ferner. Siehe den §. 225. nnd folgende der Land-Wirthſchaft. Jn dem erſten Fal- le iſt der Anſchlag leicht zu machen. Man darf nur einen jeden noͤthigen, den geſchloſſenen Kauf dem an- zuzeigen, der an dem Orte die fuͤrſtliche Einnahme zu beſorgen hat. Jn dem andern Falle muͤſſen es Wirthſchafts-Verſtaͤndige beurtheilen, wie hoch ein Stuͤck Vieh von einer angenommenen Art nach Be- finden der Umſtaͤnde jaͤhrlich koͤnne genutzet werden. Der, welcher an dem Orte, von dem die Rede iſt, die fuͤrſtliche Einnahme zu beſorgen hat, fuͤhret die Rech- nung Wie dieſes moͤglich ſey? R r

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Zitationshilfe: Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 625. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/645>, abgerufen am 28.03.2024.