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Darwin, Charles: Insectenfressende Pflanzen. Übers. v. Julius Victor Carus. Stuttgart, 1876.

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Cap. 8. Wirkung von Säuren.
und in dieser Eigenschaft ähnelt das citronensaure Natron dem citronen-
sauren Ammoniak, oder einer Abkochung von Grasblättern; diese drei
Flüssigkeiten wirken sämmtlich hauptsächlich auf die Scheibe.

Es scheint der Regel von dem überwiegenden Einflusz der Basis
zu widersprechen, dasz das salpetersaure Lithion mäszig schnelle Ein-
biegung verursacht, während das essigsaure keine verursacht; aber
dieses Metall ist nahe verwandt mit dem Natrium und Kalium1,
welche so verschieden wirken; darum konnten wir erwarten, dasz seine
Wirkung die Mitte zwischen beiden halten würde. Wir sehen auch,
dasz Caesium Einbiegung verursacht, und Rubidium nicht; und diese
beiden Metalle sind mit Natrium und Kalium verwandt. Die meisten
erdigen Salze sind unwirksam. Zwei Salze von Kalk, vier von Mag-
nesia, zwei von Barium und zwei von Strontium verursachten keine
Einbiegung und folgen so der Regel von dem überwiegenden Vermögen
der Basis. Von drei Aluminium-Salzen wirkte eines nicht, ein zwei-
tes zeigte eine Spur von Wirkung, und das dritte wirkte langsam
und zweifelhaft, so dasz ihre Wirkungen beinahe gleich sind.

Von den Salzen und Säuren von gewöhnlichen Metallen wurden
siebenzehn versucht, und nur vier, die des Zink, Blei, Mangan und
Kobalt, verursachten keine Einbiegung. Die Salze von Cadmium,
Zinn, Antimon und Eisen wirken langsam; und die drei letzteren
scheinen mehr oder wenig giftig zu sein. Die Salze von Silber, Queck-
silber, Gold, Kupfer, Nickel und Platin, Chromsäure und arsenige
Säure verursachen mit auszerordentlicher Geschwindigkeit grosze Ein-
biegung und sind tödtliche Gifte. Es ist überraschend, wenn man
von Thieren aus urtheilt, dasz Blei und Barium nicht giftig sein
sollen. Die meisten giftigen Salze machen die Drüsen schwarz, aber
Platinchlorid machte sie sehr blasz. Ich werde im nächsten Capitel
Gelegenheit haben, einige Bemerkungen über die verschiedenen Wir-
kungen von phosphorsaurem Ammoniak auf vorher in verschiedene
Lösungen getauchte Blätter hinzuzufügen.

Säuren.

Ich will wie bei den Salzen zuerst eine Liste von den vierund-
zwanzig Säuren, welche versucht werden, geben, in zwei Reihen ge-
theilt, je nachdem sie Einbiegung verursachen oder nicht verursachen.
Nach Beschreibung der Experimente werden einige Schluszbemerkungen
hinzugefügt werden.

1 Miller, Elements of Chemistry, 3. edit., p. 337, 448.

Cap. 8. Wirkung von Säuren.
und in dieser Eigenschaft ähnelt das citronensaure Natron dem citronen-
sauren Ammoniak, oder einer Abkochung von Grasblättern; diese drei
Flüssigkeiten wirken sämmtlich hauptsächlich auf die Scheibe.

Es scheint der Regel von dem überwiegenden Einflusz der Basis
zu widersprechen, dasz das salpetersaure Lithion mäszig schnelle Ein-
biegung verursacht, während das essigsaure keine verursacht; aber
dieses Metall ist nahe verwandt mit dem Natrium und Kalium1,
welche so verschieden wirken; darum konnten wir erwarten, dasz seine
Wirkung die Mitte zwischen beiden halten würde. Wir sehen auch,
dasz Caesium Einbiegung verursacht, und Rubidium nicht; und diese
beiden Metalle sind mit Natrium und Kalium verwandt. Die meisten
erdigen Salze sind unwirksam. Zwei Salze von Kalk, vier von Mag-
nesia, zwei von Barium und zwei von Strontium verursachten keine
Einbiegung und folgen so der Regel von dem überwiegenden Vermögen
der Basis. Von drei Aluminium-Salzen wirkte eines nicht, ein zwei-
tes zeigte eine Spur von Wirkung, und das dritte wirkte langsam
und zweifelhaft, so dasz ihre Wirkungen beinahe gleich sind.

Von den Salzen und Säuren von gewöhnlichen Metallen wurden
siebenzehn versucht, und nur vier, die des Zink, Blei, Mangan und
Kobalt, verursachten keine Einbiegung. Die Salze von Cadmium,
Zinn, Antimon und Eisen wirken langsam; und die drei letzteren
scheinen mehr oder wenig giftig zu sein. Die Salze von Silber, Queck-
silber, Gold, Kupfer, Nickel und Platin, Chromsäure und arsenige
Säure verursachen mit auszerordentlicher Geschwindigkeit grosze Ein-
biegung und sind tödtliche Gifte. Es ist überraschend, wenn man
von Thieren aus urtheilt, dasz Blei und Barium nicht giftig sein
sollen. Die meisten giftigen Salze machen die Drüsen schwarz, aber
Platinchlorid machte sie sehr blasz. Ich werde im nächsten Capitel
Gelegenheit haben, einige Bemerkungen über die verschiedenen Wir-
kungen von phosphorsaurem Ammoniak auf vorher in verschiedene
Lösungen getauchte Blätter hinzuzufügen.

Säuren.

Ich will wie bei den Salzen zuerst eine Liste von den vierund-
zwanzig Säuren, welche versucht werden, geben, in zwei Reihen ge-
theilt, je nachdem sie Einbiegung verursachen oder nicht verursachen.
Nach Beschreibung der Experimente werden einige Schluszbemerkungen
hinzugefügt werden.

1 Miller, Elements of Chemistry, 3. edit., p. 337, 448.
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[169/0183] Cap. 8. Wirkung von Säuren. und in dieser Eigenschaft ähnelt das citronensaure Natron dem citronen- sauren Ammoniak, oder einer Abkochung von Grasblättern; diese drei Flüssigkeiten wirken sämmtlich hauptsächlich auf die Scheibe. Es scheint der Regel von dem überwiegenden Einflusz der Basis zu widersprechen, dasz das salpetersaure Lithion mäszig schnelle Ein- biegung verursacht, während das essigsaure keine verursacht; aber dieses Metall ist nahe verwandt mit dem Natrium und Kalium 1, welche so verschieden wirken; darum konnten wir erwarten, dasz seine Wirkung die Mitte zwischen beiden halten würde. Wir sehen auch, dasz Caesium Einbiegung verursacht, und Rubidium nicht; und diese beiden Metalle sind mit Natrium und Kalium verwandt. Die meisten erdigen Salze sind unwirksam. Zwei Salze von Kalk, vier von Mag- nesia, zwei von Barium und zwei von Strontium verursachten keine Einbiegung und folgen so der Regel von dem überwiegenden Vermögen der Basis. Von drei Aluminium-Salzen wirkte eines nicht, ein zwei- tes zeigte eine Spur von Wirkung, und das dritte wirkte langsam und zweifelhaft, so dasz ihre Wirkungen beinahe gleich sind. Von den Salzen und Säuren von gewöhnlichen Metallen wurden siebenzehn versucht, und nur vier, die des Zink, Blei, Mangan und Kobalt, verursachten keine Einbiegung. Die Salze von Cadmium, Zinn, Antimon und Eisen wirken langsam; und die drei letzteren scheinen mehr oder wenig giftig zu sein. Die Salze von Silber, Queck- silber, Gold, Kupfer, Nickel und Platin, Chromsäure und arsenige Säure verursachen mit auszerordentlicher Geschwindigkeit grosze Ein- biegung und sind tödtliche Gifte. Es ist überraschend, wenn man von Thieren aus urtheilt, dasz Blei und Barium nicht giftig sein sollen. Die meisten giftigen Salze machen die Drüsen schwarz, aber Platinchlorid machte sie sehr blasz. Ich werde im nächsten Capitel Gelegenheit haben, einige Bemerkungen über die verschiedenen Wir- kungen von phosphorsaurem Ammoniak auf vorher in verschiedene Lösungen getauchte Blätter hinzuzufügen. Säuren. Ich will wie bei den Salzen zuerst eine Liste von den vierund- zwanzig Säuren, welche versucht werden, geben, in zwei Reihen ge- theilt, je nachdem sie Einbiegung verursachen oder nicht verursachen. Nach Beschreibung der Experimente werden einige Schluszbemerkungen hinzugefügt werden. 1 Miller, Elements of Chemistry, 3. edit., p. 337, 448.

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Zitationshilfe: Darwin, Charles: Insectenfressende Pflanzen. Übers. v. Julius Victor Carus. Stuttgart, 1876, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darwin_pflanzen_1876/183>, abgerufen am 28.03.2024.