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Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844.

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Hoch schlägt die Brunst am Giebel auf, Gewieher kreischt
aus Stall und Scheunen,
Der Eimer fliegt hinab, hinauf, umhergestoßne Kinder
weinen,
Und zögernd steigt das Morgenroth
Dem doppelt Glut entgegen loht.

Es war beim ersten Hahnenschrei als alle Bürger aufge¬
schüttert
Mit Schlossenpfeifen Knall auf Knall; so gräulich hat es nie
gewittert!
Grad ob des reichen Böhmen Dach, des Täuschers, ballte
sich das Wetter,
Wo Blitz an Blitze niederzuckt, mit ohrbetäubendem Ge¬
schmetter,
Nun überall an Scheun' und Haus
Prasselt der Flammenhaag hinaus.
Im Hof die Knechte hin und her mit Axt und Beilen fluchend
rennen,
Wer schob die innern Riegel vor? die Thüren weichen nicht
und brennen,
"Der Herr! der Herr!" ruft's hier und dort: "wo ist der Herr!"
daß Gott ihm gnade,
An seinem Kammerfenster leckt die Loh' aus der geschlossnen
Lade!
Und eben krachte in's Portal
Die Stiege zu dem obern Saal!

Hoch ſchlägt die Brunſt am Giebel auf, Gewieher kreiſcht
aus Stall und Scheunen,
Der Eimer fliegt hinab, hinauf, umhergeſtoßne Kinder
weinen,
Und zögernd ſteigt das Morgenroth
Dem doppelt Glut entgegen loht.

Es war beim erſten Hahnenſchrei als alle Bürger aufge¬
ſchüttert
Mit Schloſſenpfeifen Knall auf Knall; ſo gräulich hat es nie
gewittert!
Grad ob des reichen Böhmen Dach, des Täuſchers, ballte
ſich das Wetter,
Wo Blitz an Blitze niederzuckt, mit ohrbetäubendem Ge¬
ſchmetter,
Nun überall an Scheun' und Haus
Praſſelt der Flammenhaag hinaus.
Im Hof die Knechte hin und her mit Axt und Beilen fluchend
rennen,
Wer ſchob die innern Riegel vor? die Thüren weichen nicht
und brennen,
„Der Herr! der Herr!“ ruft's hier und dort: „wo iſt der Herr!“
daß Gott ihm gnade,
An ſeinem Kammerfenſter leckt die Loh' aus der geſchloſſnen
Lade!
Und eben krachte in's Portal
Die Stiege zu dem obern Saal!
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[391/0405] Hoch ſchlägt die Brunſt am Giebel auf, Gewieher kreiſcht aus Stall und Scheunen, Der Eimer fliegt hinab, hinauf, umhergeſtoßne Kinder weinen, Und zögernd ſteigt das Morgenroth Dem doppelt Glut entgegen loht. Es war beim erſten Hahnenſchrei als alle Bürger aufge¬ ſchüttert Mit Schloſſenpfeifen Knall auf Knall; ſo gräulich hat es nie gewittert! Grad ob des reichen Böhmen Dach, des Täuſchers, ballte ſich das Wetter, Wo Blitz an Blitze niederzuckt, mit ohrbetäubendem Ge¬ ſchmetter, Nun überall an Scheun' und Haus Praſſelt der Flammenhaag hinaus. Im Hof die Knechte hin und her mit Axt und Beilen fluchend rennen, Wer ſchob die innern Riegel vor? die Thüren weichen nicht und brennen, „Der Herr! der Herr!“ ruft's hier und dort: „wo iſt der Herr!“ daß Gott ihm gnade, An ſeinem Kammerfenſter leckt die Loh' aus der geſchloſſnen Lade! Und eben krachte in's Portal Die Stiege zu dem obern Saal!

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Zitationshilfe: Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844, S. 391. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/405>, abgerufen am 19.04.2024.