Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Landsknecht thaten Wunder fast,
An Wittich dachten sie mit Wuth;
Bei'm Himmel! sie bezahlten gut.
Und heut Erwitte ward gewahr,
Daß Glück und Muth nicht stets ein Paar;
Obgleich vorauf an seiner Schaar
Der Obrist wie ein Fleischer hieb,
Mehr mußt' er räumen als ihm lieb.
Schmid und Mortaigny thaten brav,
Scharf der Kroaten Klinge traf,
Des Holstein zierlich Rößchen flog
Und tanzte wie ein Elfenthier,
So fest den Hahn der Reiter zog,
Gelassen, kalt wie im Revier,
Und wer ihn zielen sah vom Roß,
Denkt daß er nach der Scheibe schoß.
Kühn waren Styrum auch und Reck;
Doch Keiner wie der junge Schlick,
Im Auge Basiliskenblick,
Hieb zweimal stets auf Einen Fleck.
Doch tapfer waren All' zumal,
Nicht Einer der sich mochte schonen.
Sechs Stunden brüllten die Kanonen,
Sechs Stunden lang der helle Stahl
Auf Pickelhaub' und Harnisch klang,
Und über'n Grund sechs Stunden lang
Sah man wie Hühnerschwärm' in Haufen
Granat und Wachtel pfeifend laufen,
Daß noch die Waage um kein Haar
Zu Eines Heil gesunken war.

Die Landsknecht thaten Wunder faſt,
An Wittich dachten ſie mit Wuth;
Bei'm Himmel! ſie bezahlten gut.
Und heut Erwitte ward gewahr,
Daß Glück und Muth nicht ſtets ein Paar;
Obgleich vorauf an ſeiner Schaar
Der Obriſt wie ein Fleiſcher hieb,
Mehr mußt' er räumen als ihm lieb.
Schmid und Mortaigny thaten brav,
Scharf der Kroaten Klinge traf,
Des Holſtein zierlich Rößchen flog
Und tanzte wie ein Elfenthier,
So feſt den Hahn der Reiter zog,
Gelaſſen, kalt wie im Revier,
Und wer ihn zielen ſah vom Roß,
Denkt daß er nach der Scheibe ſchoß.
Kühn waren Styrum auch und Reck;
Doch Keiner wie der junge Schlick,
Im Auge Baſiliskenblick,
Hieb zweimal ſtets auf Einen Fleck.
Doch tapfer waren All' zumal,
Nicht Einer der ſich mochte ſchonen.
Sechs Stunden brüllten die Kanonen,
Sechs Stunden lang der helle Stahl
Auf Pickelhaub' und Harniſch klang,
Und über'n Grund ſechs Stunden lang
Sah man wie Hühnerſchwärm' in Haufen
Granat und Wachtel pfeifend laufen,
Daß noch die Waage um kein Haar
Zu Eines Heil geſunken war.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <lg n="13">
                <pb facs="#f0572" n="558"/>
                <l>Die Landsknecht thaten Wunder fa&#x017F;t,</l><lb/>
                <l>An Wittich dachten &#x017F;ie mit Wuth;</l><lb/>
                <l>Bei'm Himmel! &#x017F;ie bezahlten gut.</l><lb/>
                <l>Und heut Erwitte ward gewahr,</l><lb/>
                <l>Daß Glück und Muth nicht &#x017F;tets ein Paar;</l><lb/>
                <l>Obgleich vorauf an &#x017F;einer Schaar</l><lb/>
                <l>Der Obri&#x017F;t wie ein Flei&#x017F;cher hieb,</l><lb/>
                <l>Mehr mußt' er räumen als ihm lieb.</l><lb/>
                <l>Schmid und Mortaigny thaten brav,</l><lb/>
                <l>Scharf der Kroaten Klinge traf,</l><lb/>
                <l>Des Hol&#x017F;tein zierlich Rößchen flog</l><lb/>
                <l>Und tanzte wie ein Elfenthier,</l><lb/>
                <l>So fe&#x017F;t den Hahn der Reiter zog,</l><lb/>
                <l>Gela&#x017F;&#x017F;en, kalt wie im Revier,</l><lb/>
                <l>Und wer ihn zielen &#x017F;ah vom Roß,</l><lb/>
                <l>Denkt daß er nach der Scheibe &#x017F;choß.</l><lb/>
                <l>Kühn waren Styrum auch und Reck;</l><lb/>
                <l>Doch Keiner wie der junge Schlick,</l><lb/>
                <l>Im Auge Ba&#x017F;iliskenblick,</l><lb/>
                <l>Hieb zweimal &#x017F;tets auf Einen Fleck.</l><lb/>
                <l>Doch tapfer waren All' zumal,</l><lb/>
                <l>Nicht Einer der &#x017F;ich mochte &#x017F;chonen.</l><lb/>
                <l>Sechs Stunden brüllten die Kanonen,</l><lb/>
                <l>Sechs Stunden lang der helle Stahl</l><lb/>
                <l>Auf Pickelhaub' und Harni&#x017F;ch klang,</l><lb/>
                <l>Und über'n Grund &#x017F;echs Stunden lang</l><lb/>
                <l>Sah man wie Hühner&#x017F;chwärm' in Haufen</l><lb/>
                <l>Granat und Wachtel pfeifend laufen,</l><lb/>
                <l>Daß noch die Waage um kein Haar</l><lb/>
                <l>Zu Eines Heil ge&#x017F;unken war.</l><lb/>
              </lg>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[558/0572] Die Landsknecht thaten Wunder faſt, An Wittich dachten ſie mit Wuth; Bei'm Himmel! ſie bezahlten gut. Und heut Erwitte ward gewahr, Daß Glück und Muth nicht ſtets ein Paar; Obgleich vorauf an ſeiner Schaar Der Obriſt wie ein Fleiſcher hieb, Mehr mußt' er räumen als ihm lieb. Schmid und Mortaigny thaten brav, Scharf der Kroaten Klinge traf, Des Holſtein zierlich Rößchen flog Und tanzte wie ein Elfenthier, So feſt den Hahn der Reiter zog, Gelaſſen, kalt wie im Revier, Und wer ihn zielen ſah vom Roß, Denkt daß er nach der Scheibe ſchoß. Kühn waren Styrum auch und Reck; Doch Keiner wie der junge Schlick, Im Auge Baſiliskenblick, Hieb zweimal ſtets auf Einen Fleck. Doch tapfer waren All' zumal, Nicht Einer der ſich mochte ſchonen. Sechs Stunden brüllten die Kanonen, Sechs Stunden lang der helle Stahl Auf Pickelhaub' und Harniſch klang, Und über'n Grund ſechs Stunden lang Sah man wie Hühnerſchwärm' in Haufen Granat und Wachtel pfeifend laufen, Daß noch die Waage um kein Haar Zu Eines Heil geſunken war.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/572
Zitationshilfe: Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844, S. 558. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/572>, abgerufen am 25.04.2024.