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Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833].

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die Provinzen westwärts vom Taurus an Philoxenus, die Syrischen
Länder aber und namentlich die Phönicischen Fürsten an Koiranus
zur Tributeinzahlung gewiesen wurden, wogegen die Verwaltung
der Kriegskassen Harpalus erhielt 18a).

Dann brach das Macedonische Heer, etwa vierzigtausend Mann
zu Fuß und siebentausend Pferde, von Tyrus auf, und zog die ge-
wöhnliche Heerstraße zum Euphrat hinauf; Anfangs August erreichte
man Thapsakus 18b), den gewöhnlichen Uebergangsort, nach wel-
chem auf Alexanders Befehl eine Abtheilung Macedonier voraus-
gegangen war, um zwei Brücken über den Strom zu schlagen, da-
mit der Marsch nicht verzögert würde. Alexander fand beide Brük-
ken unvollendet, denn das jenseitige Ufer hatte der Perser Mazäus,
mit dreitausend Reutern 19) und zweitausend Griechischen Söld-
nern zur Deckung des Flusses abgesandt, bisher besetzt gehalten, so
daß es den Macedoniern nicht möglich gewesen war, die Brücken
bis an das jenseitige Ufer fortzuführen. Mazäus zog sich beim An-
rücken der großen Armee eilends zurück, um die ihm anvertrauten
Truppen nicht unnöthiger Weise aufzuopfern; zu schwach, um den

18a) Arrian. l. c.
18b) Thapsakus (in der Bibel 1. Kö-
nige 4. 24. Thiphsach, i. e. transiit), das in den Reichardschen Kar-
ten viel zu weit nördlich, bei Rennel zu weit stromab (denn er hält
den Chalus des Xenophon für den Koik oder Kowaih bei Aleppo, statt
für den Ifrin) bezeichnet ist, war nach Xenophon etwa fünfundsechs-
zig Parasangen, also etwa funfzig Meilen von Myriandrus entfernt,
vom Chaboras oder, wie er ihn nennt, Araxes dagegen funfzig Pa-
rasangen, also sechsunddreißig Meilen; wodurch sich die Lage der Stadt
ungefähr auf die Gegend des heutigen Rakka bestimmt; den Weg von
Aleppo nach Rakka s. Ebn Edrisi p. 196. Alexander ließ da, wo heute
Rakka ist, eine Stadt Nicephorium gründen (Isidor. p. 3. Plin. VI.
26.), die sich bald durch ihren Handel sehr hob, denn bei Thapsakus
war der Strom zum Durchwaten seicht, cf. J. Williams two essays
on the geogr. of anc. Asia. London
1829. Man darf sich durch
das Mährchen bei Plin. XXXIV. 15. nicht irre leiten lassen.
19) Daß Arrian. III. 7. 2. zu emendiren sei, ergiebt sich auch daraus,
daß die Griechischen Söldner nicht als Reuter dienten; man muß statt
ippeas men ekhon triskhilious kai touton elle. misthoph. diskhilious
offenbar mit Gronow kai epi touton schreiben.

die Provinzen weſtwärts vom Taurus an Philoxenus, die Syriſchen
Länder aber und namentlich die Phöniciſchen Fürſten an Koiranus
zur Tributeinzahlung gewieſen wurden, wogegen die Verwaltung
der Kriegskaſſen Harpalus erhielt 18a).

Dann brach das Macedoniſche Heer, etwa vierzigtauſend Mann
zu Fuß und ſiebentauſend Pferde, von Tyrus auf, und zog die ge-
wöhnliche Heerſtraße zum Euphrat hinauf; Anfangs Auguſt erreichte
man Thapſakus 18b), den gewöhnlichen Uebergangsort, nach wel-
chem auf Alexanders Befehl eine Abtheilung Macedonier voraus-
gegangen war, um zwei Brücken über den Strom zu ſchlagen, da-
mit der Marſch nicht verzögert würde. Alexander fand beide Brük-
ken unvollendet, denn das jenſeitige Ufer hatte der Perſer Mazäus,
mit dreitauſend Reutern 19) und zweitauſend Griechiſchen Söld-
nern zur Deckung des Fluſſes abgeſandt, bisher beſetzt gehalten, ſo
daß es den Macedoniern nicht möglich geweſen war, die Brücken
bis an das jenſeitige Ufer fortzuführen. Mazäus zog ſich beim An-
rücken der großen Armee eilends zurück, um die ihm anvertrauten
Truppen nicht unnöthiger Weiſe aufzuopfern; zu ſchwach, um den

18a) Arrian. l. c.
18b) Thapſakus (in der Bibel 1. Kö-
nige 4. 24. Thiphsach, i. e. transiit), das in den Reichardſchen Kar-
ten viel zu weit nördlich, bei Rennel zu weit ſtromab (denn er hält
den Chalus des Xenophon für den Koik oder Kowaih bei Aleppo, ſtatt
für den Ifrin) bezeichnet iſt, war nach Xenophon etwa fünfundſechs-
zig Paraſangen, alſo etwa funfzig Meilen von Myriandrus entfernt,
vom Chaboras oder, wie er ihn nennt, Araxes dagegen funfzig Pa-
raſangen, alſo ſechsunddreißig Meilen; wodurch ſich die Lage der Stadt
ungefähr auf die Gegend des heutigen Rakka beſtimmt; den Weg von
Aleppo nach Rakka ſ. Ebn Edrisi p. 196. Alexander ließ da, wo heute
Rakka iſt, eine Stadt Nicephorium gründen (Isidor. p. 3. Plin. VI.
26.), die ſich bald durch ihren Handel ſehr hob, denn bei Thapſakus
war der Strom zum Durchwaten ſeicht, cf. J. Williams two essays
on the geogr. of anc. Asia. London
1829. Man darf ſich durch
das Mährchen bei Plin. XXXIV. 15. nicht irre leiten laſſen.
19) Daß Arrian. III. 7. 2. zu emendiren ſei, ergiebt ſich auch daraus,
daß die Griechiſchen Söldner nicht als Reuter dienten; man muß ſtatt
ἱππέας μὲν ἔχων τϱισχιλίους καὶ τούτων ἑλλη. μισϑοφ. δισχιλίους
offenbar mit Gronow καὶ ἐπὶ τούτων ſchreiben.
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[218/0232] die Provinzen weſtwärts vom Taurus an Philoxenus, die Syriſchen Länder aber und namentlich die Phöniciſchen Fürſten an Koiranus zur Tributeinzahlung gewieſen wurden, wogegen die Verwaltung der Kriegskaſſen Harpalus erhielt 18a). Dann brach das Macedoniſche Heer, etwa vierzigtauſend Mann zu Fuß und ſiebentauſend Pferde, von Tyrus auf, und zog die ge- wöhnliche Heerſtraße zum Euphrat hinauf; Anfangs Auguſt erreichte man Thapſakus 18b), den gewöhnlichen Uebergangsort, nach wel- chem auf Alexanders Befehl eine Abtheilung Macedonier voraus- gegangen war, um zwei Brücken über den Strom zu ſchlagen, da- mit der Marſch nicht verzögert würde. Alexander fand beide Brük- ken unvollendet, denn das jenſeitige Ufer hatte der Perſer Mazäus, mit dreitauſend Reutern 19) und zweitauſend Griechiſchen Söld- nern zur Deckung des Fluſſes abgeſandt, bisher beſetzt gehalten, ſo daß es den Macedoniern nicht möglich geweſen war, die Brücken bis an das jenſeitige Ufer fortzuführen. Mazäus zog ſich beim An- rücken der großen Armee eilends zurück, um die ihm anvertrauten Truppen nicht unnöthiger Weiſe aufzuopfern; zu ſchwach, um den 18a) Arrian. l. c. 18b) Thapſakus (in der Bibel 1. Kö- nige 4. 24. Thiphsach, i. e. transiit), das in den Reichardſchen Kar- ten viel zu weit nördlich, bei Rennel zu weit ſtromab (denn er hält den Chalus des Xenophon für den Koik oder Kowaih bei Aleppo, ſtatt für den Ifrin) bezeichnet iſt, war nach Xenophon etwa fünfundſechs- zig Paraſangen, alſo etwa funfzig Meilen von Myriandrus entfernt, vom Chaboras oder, wie er ihn nennt, Araxes dagegen funfzig Pa- raſangen, alſo ſechsunddreißig Meilen; wodurch ſich die Lage der Stadt ungefähr auf die Gegend des heutigen Rakka beſtimmt; den Weg von Aleppo nach Rakka ſ. Ebn Edrisi p. 196. Alexander ließ da, wo heute Rakka iſt, eine Stadt Nicephorium gründen (Isidor. p. 3. Plin. VI. 26.), die ſich bald durch ihren Handel ſehr hob, denn bei Thapſakus war der Strom zum Durchwaten ſeicht, cf. J. Williams two essays on the geogr. of anc. Asia. London 1829. Man darf ſich durch das Mährchen bei Plin. XXXIV. 15. nicht irre leiten laſſen. 19) Daß Arrian. III. 7. 2. zu emendiren ſei, ergiebt ſich auch daraus, daß die Griechiſchen Söldner nicht als Reuter dienten; man muß ſtatt ἱππέας μὲν ἔχων τϱισχιλίους καὶ τούτων ἑλλη. μισϑοφ. δισχιλίους offenbar mit Gronow καὶ ἐπὶ τούτων ſchreiben.

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Zitationshilfe: Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833], S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droysen_alexander_1833/232>, abgerufen am 28.03.2024.