Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.

Bild:
<< vorherige Seite

Die äusseren Agentien in
Prüfung der Beziehungen zwischen äusseren Einflüssen
und Pflanzenleben ihr Augenmerk nur auf die Agentien
zu lenken hat, welche nicht gleichmässig an allen Orten
vorkommen, sondern welche entweder nach den grossen
Ländermassen verschieden verteilt sind, oder welche in
jeder Ländermasse je nach deren orographischem Auf-
bau in einander entsprechender Weise die mittleren
Lebensbedingungen jedes Landes wiederum nach dieser
oder jener Richtung hin schwanken machen und mannig-
faltig gestalten. Wir haben es also hier zu thun nur
mit den im Sinne geographisch und topogra-
phisch verschiedener Verteilung wirkenden äus-
seren Agentien
, indem wir die Bezeichnung "geogra-
phisch wirkend" auf die, die Hauptzüge der Verteilungs-
weise bewirkenden Einflüsse beschränken, die Bezeichnung
"topographisch wirkend" aber auf die Regulatoren der
Verteilungsweise nach Standorten in jedem nach grossen
Grenzen schon fertig abgesteckten Vegetationsbilde. Dass
eine scharfe Unterscheidung zwischen geographisch und
topographisch wirkenden Agentien nicht immer durchzu-
führen ist, ist uns als Naturforschern, die an solche Dinge
in der organischen Welt überhaupt gewöhnt sind, weder
unbekannt noch störend, denn für die Darstellungsweise
wird doch dadurch gewonnen. Dass die mit der geogra-
phischen Lage an sich, so und so viel Grade vom Aequator
entfernt mit einem für jede Jahreszeit bestimmten Nei-
gungswinkel der Sonnenstrahlen zur Erdoberfläche, zu-
sammenhängenden Einflüsse zu der ersten Kategorie ge-
hören, die vom Relief bedingten Verhältnisse der Wasser-
verteilung im Boden oder das Auftreten von Kalksteinen
hier und von Sandsteinen dort zu der zweiten, mag als
Beispiel für die im Prinzip festgestellte Unterscheidung
dienen.

Ausgeschlossen von der Betrachtung sind daher alle
das Pflanzenleben noch so sehr beeinflussenden Lebens-
bedingungen, wenn sie gleichmässig oder in für die Ver-
teilungsweise der Pflanzen gleichgültiger Abstufung über
die ganze Erde verteilt sind. Dahin gehört z. B. die An-
knüpfung pflanzlichen Lebens an das Vorhandensein der

Die äusseren Agentien in
Prüfung der Beziehungen zwischen äusseren Einflüssen
und Pflanzenleben ihr Augenmerk nur auf die Agentien
zu lenken hat, welche nicht gleichmässig an allen Orten
vorkommen, sondern welche entweder nach den grossen
Ländermassen verschieden verteilt sind, oder welche in
jeder Ländermasse je nach deren orographischem Auf-
bau in einander entsprechender Weise die mittleren
Lebensbedingungen jedes Landes wiederum nach dieser
oder jener Richtung hin schwanken machen und mannig-
faltig gestalten. Wir haben es also hier zu thun nur
mit den im Sinne geographisch und topogra-
phisch verschiedener Verteilung wirkenden äus-
seren Agentien
, indem wir die Bezeichnung „geogra-
phisch wirkend“ auf die, die Hauptzüge der Verteilungs-
weise bewirkenden Einflüsse beschränken, die Bezeichnung
„topographisch wirkend“ aber auf die Regulatoren der
Verteilungsweise nach Standorten in jedem nach grossen
Grenzen schon fertig abgesteckten Vegetationsbilde. Dass
eine scharfe Unterscheidung zwischen geographisch und
topographisch wirkenden Agentien nicht immer durchzu-
führen ist, ist uns als Naturforschern, die an solche Dinge
in der organischen Welt überhaupt gewöhnt sind, weder
unbekannt noch störend, denn für die Darstellungsweise
wird doch dadurch gewonnen. Dass die mit der geogra-
phischen Lage an sich, so und so viel Grade vom Aequator
entfernt mit einem für jede Jahreszeit bestimmten Nei-
gungswinkel der Sonnenstrahlen zur Erdoberfläche, zu-
sammenhängenden Einflüsse zu der ersten Kategorie ge-
hören, die vom Relief bedingten Verhältnisse der Wasser-
verteilung im Boden oder das Auftreten von Kalksteinen
hier und von Sandsteinen dort zu der zweiten, mag als
Beispiel für die im Prinzip festgestellte Unterscheidung
dienen.

Ausgeschlossen von der Betrachtung sind daher alle
das Pflanzenleben noch so sehr beeinflussenden Lebens-
bedingungen, wenn sie gleichmässig oder in für die Ver-
teilungsweise der Pflanzen gleichgültiger Abstufung über
die ganze Erde verteilt sind. Dahin gehört z. B. die An-
knüpfung pflanzlichen Lebens an das Vorhandensein der

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0038" n="16"/><fw place="top" type="header">Die äusseren Agentien in</fw><lb/>
Prüfung der Beziehungen zwischen äusseren Einflüssen<lb/>
und Pflanzenleben ihr Augenmerk nur auf die Agentien<lb/>
zu lenken hat, welche nicht gleichmässig an allen Orten<lb/>
vorkommen, sondern welche entweder nach den grossen<lb/>
Ländermassen verschieden verteilt sind, oder welche in<lb/>
jeder Ländermasse je nach deren orographischem Auf-<lb/>
bau in einander entsprechender Weise die mittleren<lb/>
Lebensbedingungen jedes Landes wiederum nach dieser<lb/>
oder jener Richtung hin schwanken machen und mannig-<lb/>
faltig gestalten. Wir haben es also hier zu thun <hi rendition="#g">nur<lb/>
mit den im Sinne geographisch und topogra-<lb/>
phisch verschiedener Verteilung wirkenden äus-<lb/>
seren Agentien</hi>, indem wir die Bezeichnung &#x201E;geogra-<lb/>
phisch wirkend&#x201C; auf die, die Hauptzüge der Verteilungs-<lb/>
weise bewirkenden Einflüsse beschränken, die Bezeichnung<lb/>
&#x201E;topographisch wirkend&#x201C; aber auf die Regulatoren der<lb/>
Verteilungsweise nach Standorten in jedem nach grossen<lb/>
Grenzen schon fertig abgesteckten Vegetationsbilde. Dass<lb/>
eine scharfe Unterscheidung zwischen geographisch und<lb/>
topographisch wirkenden Agentien nicht immer durchzu-<lb/>
führen ist, ist uns als Naturforschern, die an solche Dinge<lb/>
in der organischen Welt überhaupt gewöhnt sind, weder<lb/>
unbekannt noch störend, denn für die Darstellungsweise<lb/>
wird doch dadurch gewonnen. Dass die mit der geogra-<lb/>
phischen Lage an sich, so und so viel Grade vom Aequator<lb/>
entfernt mit einem für jede Jahreszeit bestimmten Nei-<lb/>
gungswinkel der Sonnenstrahlen zur Erdoberfläche, zu-<lb/>
sammenhängenden Einflüsse zu der ersten Kategorie ge-<lb/>
hören, die vom Relief bedingten Verhältnisse der Wasser-<lb/>
verteilung im Boden oder das Auftreten von Kalksteinen<lb/>
hier und von Sandsteinen dort zu der zweiten, mag als<lb/>
Beispiel für die im Prinzip festgestellte Unterscheidung<lb/>
dienen.</p><lb/>
        <p>Ausgeschlossen von der Betrachtung sind daher alle<lb/>
das Pflanzenleben noch so sehr beeinflussenden Lebens-<lb/>
bedingungen, wenn sie gleichmässig oder in für die Ver-<lb/>
teilungsweise der Pflanzen gleichgültiger Abstufung über<lb/>
die ganze Erde verteilt sind. Dahin gehört z. B. die An-<lb/>
knüpfung pflanzlichen Lebens an das Vorhandensein der<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[16/0038] Die äusseren Agentien in Prüfung der Beziehungen zwischen äusseren Einflüssen und Pflanzenleben ihr Augenmerk nur auf die Agentien zu lenken hat, welche nicht gleichmässig an allen Orten vorkommen, sondern welche entweder nach den grossen Ländermassen verschieden verteilt sind, oder welche in jeder Ländermasse je nach deren orographischem Auf- bau in einander entsprechender Weise die mittleren Lebensbedingungen jedes Landes wiederum nach dieser oder jener Richtung hin schwanken machen und mannig- faltig gestalten. Wir haben es also hier zu thun nur mit den im Sinne geographisch und topogra- phisch verschiedener Verteilung wirkenden äus- seren Agentien, indem wir die Bezeichnung „geogra- phisch wirkend“ auf die, die Hauptzüge der Verteilungs- weise bewirkenden Einflüsse beschränken, die Bezeichnung „topographisch wirkend“ aber auf die Regulatoren der Verteilungsweise nach Standorten in jedem nach grossen Grenzen schon fertig abgesteckten Vegetationsbilde. Dass eine scharfe Unterscheidung zwischen geographisch und topographisch wirkenden Agentien nicht immer durchzu- führen ist, ist uns als Naturforschern, die an solche Dinge in der organischen Welt überhaupt gewöhnt sind, weder unbekannt noch störend, denn für die Darstellungsweise wird doch dadurch gewonnen. Dass die mit der geogra- phischen Lage an sich, so und so viel Grade vom Aequator entfernt mit einem für jede Jahreszeit bestimmten Nei- gungswinkel der Sonnenstrahlen zur Erdoberfläche, zu- sammenhängenden Einflüsse zu der ersten Kategorie ge- hören, die vom Relief bedingten Verhältnisse der Wasser- verteilung im Boden oder das Auftreten von Kalksteinen hier und von Sandsteinen dort zu der zweiten, mag als Beispiel für die im Prinzip festgestellte Unterscheidung dienen. Ausgeschlossen von der Betrachtung sind daher alle das Pflanzenleben noch so sehr beeinflussenden Lebens- bedingungen, wenn sie gleichmässig oder in für die Ver- teilungsweise der Pflanzen gleichgültiger Abstufung über die ganze Erde verteilt sind. Dahin gehört z. B. die An- knüpfung pflanzlichen Lebens an das Vorhandensein der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/38
Zitationshilfe: Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/38>, abgerufen am 29.03.2024.