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Eichendorff, Joseph von: Die Glücksritter. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 3. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 87–159. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Augen und Juwelen draus, und in dem Brunnen gehn immerfort goldne Eimer auf und nieder mit Muskateller und Confect, und die Gräfin Adelgunde sitzt neben mir auf einem mit Diamanten gesprenkelten Kanapee, und: Langen Sie zu, sagte sie, und: O ich bitte sehr, sag' ich -- Da hör' ich auf einmal unter uns in dem Lustpalaste inwendig ein Gesumse wie in einem Bienenstock. Was war das? ruf' ich --

Jetzt brach plötzlich ein Lachen aus. Wir waren's, sagte einer der Zuhörer, denn wir steckten ja alle drin, der Page hatte uns alle nacheinander auch in's Lusthaus geladen und drauf die Thür hinter uns verriegelt.

Aber Schreckenberger, einmal im Strom der Erzählung, ließ sich nicht irre machen; ich springe auf, fuhr er fort, ha, Verrath! schrei' ich --

Nun sprachen Alle rasch durcheinander: Ja, du machtest einen Teufelslärm auf dem Dache, denn sie hatten hinter dir die Leiter weggenommen, und das Fenster oben war verschlossen.

Und die Gräfin in dem einen Arm, den Säbel im andern, und unter mir kocht's und zischt's und rumpelt's --

Freilich, im dunklen Lusthaus stießen wir Einer auf den Andern, und Einer fragte den Andern trotzig, was er hier suche, und Jeder hatte seine Parole Adelgunde, bis wir zuletzt alle aneinander geriethen und aus der Parole ein großes Feldgeschrei und Geraufe wurde.

Augen und Juwelen draus, und in dem Brunnen gehn immerfort goldne Eimer auf und nieder mit Muskateller und Confect, und die Gräfin Adelgunde sitzt neben mir auf einem mit Diamanten gesprenkelten Kanapee, und: Langen Sie zu, sagte sie, und: O ich bitte sehr, sag' ich — Da hör' ich auf einmal unter uns in dem Lustpalaste inwendig ein Gesumse wie in einem Bienenstock. Was war das? ruf' ich —

Jetzt brach plötzlich ein Lachen aus. Wir waren's, sagte einer der Zuhörer, denn wir steckten ja alle drin, der Page hatte uns alle nacheinander auch in's Lusthaus geladen und drauf die Thür hinter uns verriegelt.

Aber Schreckenberger, einmal im Strom der Erzählung, ließ sich nicht irre machen; ich springe auf, fuhr er fort, ha, Verrath! schrei' ich —

Nun sprachen Alle rasch durcheinander: Ja, du machtest einen Teufelslärm auf dem Dache, denn sie hatten hinter dir die Leiter weggenommen, und das Fenster oben war verschlossen.

Und die Gräfin in dem einen Arm, den Säbel im andern, und unter mir kocht's und zischt's und rumpelt's —

Freilich, im dunklen Lusthaus stießen wir Einer auf den Andern, und Einer fragte den Andern trotzig, was er hier suche, und Jeder hatte seine Parole Adelgunde, bis wir zuletzt alle aneinander geriethen und aus der Parole ein großes Feldgeschrei und Geraufe wurde.

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[0059] Augen und Juwelen draus, und in dem Brunnen gehn immerfort goldne Eimer auf und nieder mit Muskateller und Confect, und die Gräfin Adelgunde sitzt neben mir auf einem mit Diamanten gesprenkelten Kanapee, und: Langen Sie zu, sagte sie, und: O ich bitte sehr, sag' ich — Da hör' ich auf einmal unter uns in dem Lustpalaste inwendig ein Gesumse wie in einem Bienenstock. Was war das? ruf' ich — Jetzt brach plötzlich ein Lachen aus. Wir waren's, sagte einer der Zuhörer, denn wir steckten ja alle drin, der Page hatte uns alle nacheinander auch in's Lusthaus geladen und drauf die Thür hinter uns verriegelt. Aber Schreckenberger, einmal im Strom der Erzählung, ließ sich nicht irre machen; ich springe auf, fuhr er fort, ha, Verrath! schrei' ich — Nun sprachen Alle rasch durcheinander: Ja, du machtest einen Teufelslärm auf dem Dache, denn sie hatten hinter dir die Leiter weggenommen, und das Fenster oben war verschlossen. Und die Gräfin in dem einen Arm, den Säbel im andern, und unter mir kocht's und zischt's und rumpelt's — Freilich, im dunklen Lusthaus stießen wir Einer auf den Andern, und Einer fragte den Andern trotzig, was er hier suche, und Jeder hatte seine Parole Adelgunde, bis wir zuletzt alle aneinander geriethen und aus der Parole ein großes Feldgeschrei und Geraufe wurde.

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-14T14:27:42Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-14T14:27:42Z)

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Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Eichendorff, Joseph von: Die Glücksritter. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 3. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 87–159. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gluecksritter_1910/59>, abgerufen am 29.03.2024.