Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Eichendorff, Joseph von: Aus dem Leben eines Taugenichts und das Marmorbild. Berlin, 1826.

Bild:
<< vorherige Seite
Auf einem Fels geboren,
Vertheilen kühlerrauschend sich zwei Quellen,
Die eigne Bahn zu schwellen.
Doch wie sie fern einander auch verloren:
Es treffen ächte Brüder
Im ew'gen Meere doch zusammen wieder.
So wolle Gott Du stehen,
Daß er mit meinem Blut und Leben schalte,
Die Seele nur erhalte,
Auf daß wir freudig einst uns wiedersehen,
Wenn nimmermehr hienieden:
So dort, wo Heimath, Licht und ew'ger Frieden!

Der Tiroler Nachtwache.
In stiller Bucht, bei finst'rer Nacht,
Schläft tief die Welt im Grunde,
Die Berge rings steh'n auf der Wacht,
Der Himmel macht die Runde,
Geht um und um
Ums Land herum,
Mit seinen goldnen Schaaren
Die Frommen zu bewahren.
Kommt nur heran mit Eurer List,
Mit Leitern, Strick und Banden!
Der Herr doch noch viel stärker ist,
Macht Euren Witz zu Schanden.
Q 2
Auf einem Fels geboren,
Vertheilen kuͤhlerrauſchend ſich zwei Quellen,
Die eigne Bahn zu ſchwellen.
Doch wie ſie fern einander auch verloren:
Es treffen aͤchte Bruͤder
Im ew'gen Meere doch zuſammen wieder.
So wolle Gott Du ſtehen,
Daß er mit meinem Blut und Leben ſchalte,
Die Seele nur erhalte,
Auf daß wir freudig einſt uns wiederſehen,
Wenn nimmermehr hienieden:
So dort, wo Heimath, Licht und ew'ger Frieden!

Der Tiroler Nachtwache.
In ſtiller Bucht, bei finſt'rer Nacht,
Schlaͤft tief die Welt im Grunde,
Die Berge rings ſteh'n auf der Wacht,
Der Himmel macht die Runde,
Geht um und um
Ums Land herum,
Mit ſeinen goldnen Schaaren
Die Frommen zu bewahren.
Kommt nur heran mit Eurer Liſt,
Mit Leitern, Strick und Banden!
Der Herr doch noch viel ſtaͤrker iſt,
Macht Euren Witz zu Schanden.
Q 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <pb facs="#f0253" n="243"/>
              <lg n="5">
                <l>Auf einem Fels geboren,</l><lb/>
                <l>Vertheilen ku&#x0364;hlerrau&#x017F;chend &#x017F;ich zwei Quellen,</l><lb/>
                <l>Die eigne Bahn zu &#x017F;chwellen.</l><lb/>
                <l>Doch wie &#x017F;ie fern einander auch verloren:</l><lb/>
                <l>Es treffen a&#x0364;chte Bru&#x0364;der</l><lb/>
                <l>Im ew'gen Meere doch zu&#x017F;ammen wieder.</l><lb/>
              </lg>
              <lg n="6">
                <l>So wolle Gott Du &#x017F;tehen,</l><lb/>
                <l>Daß er mit meinem Blut und Leben &#x017F;chalte,</l><lb/>
                <l>Die Seele nur erhalte,</l><lb/>
                <l>Auf daß wir freudig ein&#x017F;t uns wieder&#x017F;ehen,</l><lb/>
                <l>Wenn nimmermehr hienieden:</l><lb/>
                <l>So dort, wo Heimath, Licht und ew'ger Frieden!</l><lb/>
              </lg>
            </lg>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          </div>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#g">Der Tiroler Nachtwache.</hi><lb/>
            </head>
            <lg type="poem">
              <lg n="1">
                <l><hi rendition="#in">I</hi>n &#x017F;tiller Bucht, bei fin&#x017F;t'rer Nacht,</l><lb/>
                <l>Schla&#x0364;ft tief die Welt im Grunde,</l><lb/>
                <l>Die Berge rings &#x017F;teh'n auf der Wacht,</l><lb/>
                <l>Der Himmel macht die Runde,</l><lb/>
                <l>Geht um und um</l><lb/>
                <l>Ums Land herum,</l><lb/>
                <l>Mit &#x017F;einen goldnen Schaaren</l><lb/>
                <l>Die Frommen zu bewahren.</l><lb/>
              </lg>
              <lg n="2">
                <l>Kommt nur heran mit Eurer Li&#x017F;t,</l><lb/>
                <l>Mit Leitern, Strick und Banden!</l><lb/>
                <l>Der Herr doch noch viel &#x017F;ta&#x0364;rker i&#x017F;t,</l><lb/>
                <l>Macht Euren Witz zu Schanden.</l><lb/>
              </lg>
              <fw place="bottom" type="sig">Q 2<lb/></fw>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[243/0253] Auf einem Fels geboren, Vertheilen kuͤhlerrauſchend ſich zwei Quellen, Die eigne Bahn zu ſchwellen. Doch wie ſie fern einander auch verloren: Es treffen aͤchte Bruͤder Im ew'gen Meere doch zuſammen wieder. So wolle Gott Du ſtehen, Daß er mit meinem Blut und Leben ſchalte, Die Seele nur erhalte, Auf daß wir freudig einſt uns wiederſehen, Wenn nimmermehr hienieden: So dort, wo Heimath, Licht und ew'ger Frieden! Der Tiroler Nachtwache. In ſtiller Bucht, bei finſt'rer Nacht, Schlaͤft tief die Welt im Grunde, Die Berge rings ſteh'n auf der Wacht, Der Himmel macht die Runde, Geht um und um Ums Land herum, Mit ſeinen goldnen Schaaren Die Frommen zu bewahren. Kommt nur heran mit Eurer Liſt, Mit Leitern, Strick und Banden! Der Herr doch noch viel ſtaͤrker iſt, Macht Euren Witz zu Schanden. Q 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Im Unterschied zur Novelle „Aus dem Leben eines T… [mehr]

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_taugenichts_1826
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_taugenichts_1826/253
Zitationshilfe: Eichendorff, Joseph von: Aus dem Leben eines Taugenichts und das Marmorbild. Berlin, 1826, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_taugenichts_1826/253>, abgerufen am 29.03.2024.