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Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 2. Ägypten, 1843-1844.

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später wieder einschiffen und zu Fluß bis Kartum kommen; die Reise würde so auf schnellste Weise gemacht und wir würden binnen etwas mehr als 1 Monat nach Kartum kommen können. - Unser Mittag nehmen wir unter den Palmen ein. Die Hitze ist heut sehr bedeutend, wir haben im Schatten gegen 4 Uhr 30°; im Zelte 32°. - Unsern Abendkaffee und Thee nehmen wir im köstlichen Mondschein außen sitzend ein; der Abend ist sehr still, nicht ein Blättchen bewegt sich.

Dienstag den 31ten October 1843. Während Lepsius mit Max auf eine Hieroglyphenjagd in die Steinbrüche reitet, bleibe ich zu Hause, um das Instrument von Abeken, wovon das Diopterkreuz zerrissen war, in Ordnung zu bringen. Wir haben heut, seit frühem Morgen schon, den seltenen Anblick eines bewölkten Himmels, fast zum erstenmal in Egypten. Die Gegend verliert ungemein durch die Abwesenheit der grellen Lichter und Schatten. Am Nachmittag Windhose, die durch mein Zelt geht. Abeken packt heut aus seiner Barke aus, weil er sie gemäß unsrem jetzigen Plane aufgeben will; immer bleibt das Briefpaket noch aus, was wir täglich mit Schmerzen erwarten. Abeken läßt sich heut etwa 4 Stück Dromedare vorreiten, nett und schlank gebaute Thiere. Unser kleines Sklavenlager ganz in der Nähe hat gestern viel Fantasia auf der tarabuka gemacht. - NB Wir haben für unsre große Barke monatlich 1500 piaster bezahlt, Abeken, wenn ich nicht irre, für die seine 800 piaster. - Heut haben wir einen neuen Diener, einen unsrer Wächter, angenommen, Namens Ibrahim, der ein williger und vernünftiger Bursche zu sein scheint. Am Nachmittage hatten wir ein interressantes Schauspiel, daß das jenseitige Gewölk sich zusammenzog, sich mit dem diesseitigen vermischte und bei untergehender Sonne die wunderbarsten Farben zeigte; eine blaue Öffnung schwebte noch über dem Catarakte, umsäumt von den glänzenden Rändern der anschließenden Wolken; die pupurne Wolke triefte scheinbar von purpurnem Regen. Aber das schöne Schauspiel war ein Vorspiel zu bedeutenderem. Die vereinigte Wolke gab uns jetzt Blitze auf Blitze, die durch Unaufhörlichkeit und Helle höchst großartig waren. Zugleich begann ein 2tes Gewitter heftig im Norden zu wüthen. Wir sahen am Abend bei etwas schwülem Wetter diesem Kampf der Elemente mit Vergnügen zu. Um 1/2 9 Uhr aber drehte sich plötzlich der Wind, das nördliche und südliche Gewitter stieß zusammen, und kehrte sich gegen uns um. Jetzt eilten wir, unsre umherstehenden Kisten gegen Regen möglichst zu schützen; heftiger Wind rüttelte die Zelte, doch schien die Furcht für heut umsonst zu sein;

später wieder einschiffen und zu Fluß bis Kartum kommen; die Reise würde so auf schnellste Weise gemacht und wir würden binnen etwas mehr als 1 Monat nach Kartum kommen können. - Unser Mittag nehmen wir unter den Palmen ein. Die Hitze ist heut sehr bedeutend, wir haben im Schatten gegen 4 Uhr 30°; im Zelte 32°. - Unsern Abendkaffee und Thee nehmen wir im köstlichen Mondschein außen sitzend ein; der Abend ist sehr still, nicht ein Blättchen bewegt sich.

Dienstag den 31ten October 1843. Während Lepsius mit Max auf eine Hieroglyphenjagd in die Steinbrüche reitet, bleibe ich zu Hause, um das Instrument von Abeken, wovon das Diopterkreuz zerrissen war, in Ordnung zu bringen. Wir haben heut, seit frühem Morgen schon, den seltenen Anblick eines bewölkten Himmels, fast zum erstenmal in Egypten. Die Gegend verliert ungemein durch die Abwesenheit der grellen Lichter und Schatten. Am Nachmittag Windhose, die durch mein Zelt geht. Abeken packt heut aus seiner Barke aus, weil er sie gemäß unsrem jetzigen Plane aufgeben will; immer bleibt das Briefpaket noch aus, was wir täglich mit Schmerzen erwarten. Abeken läßt sich heut etwa 4 Stück Dromedare vorreiten, nett und schlank gebaute Thiere. Unser kleines Sklavenlager ganz in der Nähe hat gestern viel Fantasia auf der tarabuka gemacht. - NB Wir haben für unsre große Barke monatlich 1500 piaster bezahlt, Abeken, wenn ich nicht irre, für die seine 800 piaster. - Heut haben wir einen neuen Diener, einen unsrer Wächter, angenommen, Namens Ibrahim, der ein williger und vernünftiger Bursche zu sein scheint. Am Nachmittage hatten wir ein interressantes Schauspiel, daß das jenseitige Gewölk sich zusammenzog, sich mit dem diesseitigen vermischte und bei untergehender Sonne die wunderbarsten Farben zeigte; eine blaue Öffnung schwebte noch über dem Catarakte, umsäumt von den glänzenden Rändern der anschließenden Wolken; die pupurne Wolke triefte scheinbar von purpurnem Regen. Aber das schöne Schauspiel war ein Vorspiel zu bedeutenderem. Die vereinigte Wolke gab uns jetzt Blitze auf Blitze, die durch Unaufhörlichkeit und Helle höchst großartig waren. Zugleich begann ein 2tes Gewitter heftig im Norden zu wüthen. Wir sahen am Abend bei etwas schwülem Wetter diesem Kampf der Elemente mit Vergnügen zu. Um ½ 9 Uhr aber drehte sich plötzlich der Wind, das nördliche und südliche Gewitter stieß zusammen, und kehrte sich gegen uns um. Jetzt eilten wir, unsre umherstehenden Kisten gegen Regen möglichst zu schützen; heftiger Wind rüttelte die Zelte, doch schien die Furcht für heut umsonst zu sein;

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Zitationshilfe: Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 2. Ägypten, 1843-1844, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/erbkam_tagebuch02_1843/67>, abgerufen am 28.03.2024.