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Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 3. Ägypten, 1844-1845.

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das Wetter fortwährend günstig, das vielfarbigste Laub bedeckte noch die Bäume; es waren reiche Genüsse! - In Genezano in einer schlechten Kneipe übernachtet; alte dicke Wirthin; nettes Mädchen; Makaroni, Tauben und schlechter Wein. Die Nacht viel Flöhe und Wanzen, die mich aber am Schlaf weniger hinderten als die Andern. -

Freitag den 31ten October 1845. Obwohl Kuhne und ich uns Esel bestellt hatten, ging ich doch mit den Andern voraus nach dem hohen Felsenneste Civitella. Hier kneipten wir bei Signor Don Vincenzo, ergötzten uns an der Aussicht und brachen endlich nach etwa 1 1/2 Stunden wieder auf. Auf dem Wege zwischen Genezano und Civitella passirten wir Olevano, gleichfalls gar herrlich gelegen zwischen reichlichen Ölbäumen. Von Civitella ritt ich mit Kuhne, während die Andern vorausgingen; indessen war mein Esel gar schlecht, und auch ich lief die Hälfte des Weges zu Fuß. So kamen wir endlich ziemlich spät nach Subiaco, einer nicht unansehnlichen Stadt, wo wir in gutem Gasthofe Abendbrod aßen und schliefen.

Sonnabend den 1ten November 1845. Früh zu Esel nach dem Kloster Sankt Benedetto hinaufgeritten; wieder ein köstlicher, genußreicher Weg. Besehen der sehr hübschen Kirche oben mit dem Grabe des heiligen Benedictus; dann hinunter nach der Stadt und auf einem offnen Wagen in 5 Stunden nach Tivoli gefahren, immer im Thale des Anio oder Teverone entlang. Am Thore ausgestiegen und die 3 schönen Wasserfälle besehen; in großem Umkreis über die Brücke an der Villa d'Este und der Villa des Mäcen vorbei durch die Stadt zurückgekehrt zum Sybillen Tempel; diesen besehen, dann Mittag gegessen und nun mit einem Vetturino zurückgefahren nach Rom, wo ich mit abscheulichen Zahnschmerzen ankam gegen 8 Uhr. Das war eine Parthie, überreich an Genüssen und vom herrlichsten Wetter begünstigt. -

Sonntag den 2ten November 1845. Tristes Regenwetter; dabei den ganzen Tag Zahnschmerzen. Vormittags in die Kirche, wo ich von Thile eine zu lange, aber recht gute Predigt vom Reformationsfeste hörte. Dann Besuch bei Strauß, der noch hier ist. Nachher zu Haus und um 6 Uhr zu Kästner und dort

das Wetter fortwährend günstig, das vielfarbigste Laub bedeckte noch die Bäume; es waren reiche Genüsse! - In Genezano in einer schlechten Kneipe übernachtet; alte dicke Wirthin; nettes Mädchen; Makaroni, Tauben und schlechter Wein. Die Nacht viel Flöhe und Wanzen, die mich aber am Schlaf weniger hinderten als die Andern. -

Freitag den 31ten October 1845. Obwohl Kuhne und ich uns Esel bestellt hatten, ging ich doch mit den Andern voraus nach dem hohen Felsenneste Civitella. Hier kneipten wir bei Signor Don Vincenzo, ergötzten uns an der Aussicht und brachen endlich nach etwa 1 ½ Stunden wieder auf. Auf dem Wege zwischen Genezano und Civitella passirten wir Olevano, gleichfalls gar herrlich gelegen zwischen reichlichen Ölbäumen. Von Civitella ritt ich mit Kuhne, während die Andern vorausgingen; indessen war mein Esel gar schlecht, und auch ich lief die Hälfte des Weges zu Fuß. So kamen wir endlich ziemlich spät nach Subiaco, einer nicht unansehnlichen Stadt, wo wir in gutem Gasthofe Abendbrod aßen und schliefen.

Sonnabend den 1ten November 1845. Früh zu Esel nach dem Kloster Sankt Benedetto hinaufgeritten; wieder ein köstlicher, genußreicher Weg. Besehen der sehr hübschen Kirche oben mit dem Grabe des heiligen Benedictus; dann hinunter nach der Stadt und auf einem offnen Wagen in 5 Stunden nach Tivoli gefahren, immer im Thale des Anio oder Teverone entlang. Am Thore ausgestiegen und die 3 schönen Wasserfälle besehen; in großem Umkreis über die Brücke an der Villa d’Este und der Villa des Mäcen vorbei durch die Stadt zurückgekehrt zum Sybillen Tempel; diesen besehen, dann Mittag gegessen und nun mit einem Vetturino zurückgefahren nach Rom, wo ich mit abscheulichen Zahnschmerzen ankam gegen 8 Uhr. Das war eine Parthie, überreich an Genüssen und vom herrlichsten Wetter begünstigt. -

Sonntag den 2ten November 1845. Tristes Regenwetter; dabei den ganzen Tag Zahnschmerzen. Vormittags in die Kirche, wo ich von Thile eine zu lange, aber recht gute Predigt vom Reformationsfeste hörte. Dann Besuch bei Strauß, der noch hier ist. Nachher zu Haus und um 6 Uhr zu Kästner und dort

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[121/0122] das Wetter fortwährend günstig, das vielfarbigste Laub bedeckte noch die Bäume; es waren reiche Genüsse! - In Genezano in einer schlechten Kneipe übernachtet; alte dicke Wirthin; nettes Mädchen; Makaroni, Tauben d schlechter Wein. Die Nacht viel Flöhe d Wanzen, die mich aber am Schlaf weniger hinderten als die Andern. - Freitag d 31ten Oct 1845. Obwohl Kuhne d ich uns Esel bestellt hatten, ging ich doch mit den Andern voraus nach dem hohen Felsenneste Civitella. Hier kneipten wir bei Signor Don Vincenzo, ergötzten uns an d Aussicht d brachen endlich nach etwa 1 ½ Stunden wieder auf. Auf dem Wege zw Genezano d Civitella passirten wir Olevano, gleichfalls gar herrlich gelegen zw reichlichen Ölbäumen. Von Civitella ritt ich mit Kuhne, während die Andern vorausgingen; indessen war m Esel gar schlecht, d auch ich lief die Hälfte des Weges zu Fuß. So kamen wir endlich ziemlich spät nach Subiaco, einer nicht unansehnlichen Stadt, wo wir in gutem Gasthofe Abendbrod aßen d schliefen. Sonnabend d 1ten Nov 1845. Früh zu Esel nach d Kloster St Benedetto hinaufgeritten; wieder ein köstlicher, genußreicher Weg. Besehen der sehr hübschen Kirche oben mit dem Grabe des heil Benedictus; dann hinunter nach d Stadt d auf einem offnen Wagen in 5 Stunden nach Tivoli gefahren, immer im Thale des Anio oder Teverone entlang. Am Thore ausgestiegen d die 3 schönen Wasserfälle besehen; in großem Umkreis über die Brücke an d Villa d’Este d der Villa des Mäcen vorbei durch die Stadt zurückgekehrt zum Sybillen Tempel; diesen besehen, dann Mittag gegessen d nun mit e Vetturino zurückgefahren nach Rom, wo ich mit abscheulichen Zahnschmerzen ankam gegen 8 Uhr. Das war eine Parthie, überreich an Genüssen d vom herrlichsten Wetter begünstigt. - Sonntag d 2ten Nov 1845. Tristes Regenwetter; dabei den ganzen Tag Zahnschmerzen. Vorm in die Kirche, wo ich von Thile eine zu lange, aber recht gute Predigt vom Reformationsfeste hörte. Dann Besuch bei Strauß, der noch hier ist. Nachher zu Haus d um 6 Uhr zu Kästner d dort

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Zitationshilfe: Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 3. Ägypten, 1844-1845, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/erbkam_tagebuch03_1844/122>, abgerufen am 18.04.2024.