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Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 3. Ägypten, 1844-1845.

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Wesentliches gethan wird, brechen wir, in summa mit 14 Kameelen um 1/2 9 Uhr auf. Unser Weg führte uns etwa 3/4 Stunde durch das Nilthal, dann blieb ein niedrigerer Erdfelsrücken zur Linken und dann nahm uns ein etwa 1 Stunde breites wie eine Diele ebnes Thal auf, dessen Mitte, wo der Wasserlauf geht, mit grünem Buschwerk und einzelnen Bäumchen besetzt war. In diesem Thale, was sich nach 2 Stunden etwa nördlich wandte, von der mehr östlichen Richtung, die es zuerst hatte, gelangten wir, nach im Ganzen 4 Stunden Wanderns zu einem gegrabenen Brunnen, wo unsre Kameele tranken. Das Wasser, wie ich nachher schmeckte, war recht gut, von grünlicher Farbe, hatte aber im Nachgeschmack etwas fades und Zusammenziehendes (von Natron). Wir hielten uns hier nicht weiter auf; kamen nach 3/4 Stunden neben einer ruinenhaften Ummauerung vorbei, die wohl als Stationshaus gedient haben mochte, wanden uns wieder mehr östlich, in dem sich das Thal bis auf etwa 1/2 Stunde Breite beschränkte, mußten dann seiner Krümmung wieder mehr südlich folgen und beschlossen um 5 Uhr Halt zu machen, nachdem wir 8 1/2 Stunden gegangen waren und die Entfernung des Tempels wenigstens noch 2 Stunden zu rechnen war. Makaroni und kalter Putenbraten schmeckten nach der Motion recht gut und ein gesunder Schlaf folgte darauf. -

Donnerstag den 10ten October 1844. Vor Sonnenaufgang wurden unsre Betten geschnürt, und um 3/4 6 Uhr kamen wir zum Abritt; prächtiges Reiten in der Morgenkühle; das Thal in der Breite einer kleinen halben Stunde blieb sich fortdauernd gleich, vollkommen eben, in der Wasserrinne mit ginsterartigen grünen Büscheln reichlich besetzt. Die morgendlichen Schatten ließen die Schluchten und Thäler der nahen Sandsteinformationen, die sich im Allgemeinen nur 2 - 300 Fuß über der Ebene erheben mögen, effektvoll hervortreten. Um 8 Uhr gelangten wir endlich zum Felsentempel, der klein, aber im Ganzen sehr wohl erhalten, einen höchst angenehmen Eindruck auf uns machte. Eine Vorhalle mit 4 Säulen alter Form ist in einzelnen Steinen vorgebaut; dann folgt ein Pfeilersaal in den Fels gehauen und dahinter 3 kleine Kämmerchen, in deren jeder 3 Figuren sitzend ausgehauen sind. Die Farben, besonders des Pfeilersaals, sind trefflich conservirt, der größere Theil des [prozess] war nicht bunt, sondern einförmig gelb, vielleicht später in grünlichen Farben überstrichen, da der Tempel überhaupt zur Zeit des Menephta nicht fertig geworden zu sein scheint. Vor dem Tempel etwas tiefer im Thale lag eine Ummauerung, die mir auch aus griechischen Zeiten schien, und die eine förmlich kleine Besatzung oder Stationskolonie enthalten haben mag. Von diesem Punkte dehnt sich der Weg nach den Smaragdminen unweit des rothen Meeres von dem Wege nach Cosseir; ein andrer gewöhnlicherer Weg

Wesentliches gethan wird, brechen wir, in summa mit 14 Kameelen um ½ 9 Uhr auf. Unser Weg führte uns etwa ¾ Stunde durch das Nilthal, dann blieb ein niedrigerer Erdfelsrücken zur Linken und dann nahm uns ein etwa 1 Stunde breites wie eine Diele ebnes Thal auf, dessen Mitte, wo der Wasserlauf geht, mit grünem Buschwerk und einzelnen Bäumchen besetzt war. In diesem Thale, was sich nach 2 Stunden etwa nördlich wandte, von der mehr östlichen Richtung, die es zuerst hatte, gelangten wir, nach im Ganzen 4 Stunden Wanderns zu einem gegrabenen Brunnen, wo unsre Kameele tranken. Das Wasser, wie ich nachher schmeckte, war recht gut, von grünlicher Farbe, hatte aber im Nachgeschmack etwas fades und Zusammenziehendes (von Natron). Wir hielten uns hier nicht weiter auf; kamen nach ¾ Stunden neben einer ruinenhaften Ummauerung vorbei, die wohl als Stationshaus gedient haben mochte, wanden uns wieder mehr östlich, in dem sich das Thal bis auf etwa ½ Stunde Breite beschränkte, mußten dann seiner Krümmung wieder mehr südlich folgen und beschlossen um 5 Uhr Halt zu machen, nachdem wir 8 ½ Stunden gegangen waren und die Entfernung des Tempels wenigstens noch 2 Stunden zu rechnen war. Makaroni und kalter Putenbraten schmeckten nach der Motion recht gut und ein gesunder Schlaf folgte darauf. -

Donnerstag den 10ten October 1844. Vor Sonnenaufgang wurden unsre Betten geschnürt, und um ¾ 6 Uhr kamen wir zum Abritt; prächtiges Reiten in der Morgenkühle; das Thal in der Breite einer kleinen halben Stunde blieb sich fortdauernd gleich, vollkommen eben, in der Wasserrinne mit ginsterartigen grünen Büscheln reichlich besetzt. Die morgendlichen Schatten ließen die Schluchten und Thäler der nahen Sandsteinformationen, die sich im Allgemeinen nur 2 - 300 Fuß über der Ebene erheben mögen, effektvoll hervortreten. Um 8 Uhr gelangten wir endlich zum Felsentempel, der klein, aber im Ganzen sehr wohl erhalten, einen höchst angenehmen Eindruck auf uns machte. Eine Vorhalle mit 4 Säulen alter Form ist in einzelnen Steinen vorgebaut; dann folgt ein Pfeilersaal in den Fels gehauen und dahinter 3 kleine Kämmerchen, in deren jeder 3 Figuren sitzend ausgehauen sind. Die Farben, besonders des Pfeilersaals, sind trefflich conservirt, der größere Theil des [prozess] war nicht bunt, sondern einförmig gelb, vielleicht später in grünlichen Farben überstrichen, da der Tempel überhaupt zur Zeit des Menephta nicht fertig geworden zu sein scheint. Vor dem Tempel etwas tiefer im Thale lag eine Ummauerung, die mir auch aus griechischen Zeiten schien, und die eine förmlich kleine Besatzung oder Stationskolonie enthalten haben mag. Von diesem Punkte dehnt sich der Weg nach den Smaragdminen unweit des rothen Meeres von dem Wege nach Cosseir; ein andrer gewöhnlicherer Weg

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[6/0007] Wesentliches gethan wird, brechen wir, in summa mit 14 Kameelen um ½ 9 Uhr auf. Unser Weg führte uns etwa ¾ Stunde durch das Nilthal, dann blieb ein niedrigerer Erdfelsrücken zur Linken d dann nahm uns ein etwa 1 Stunde breites wie eine Diele ebnes Thal auf, dessen Mitte, wo der Wasserlauf geht, mit grünem Buschwerk d einzelnen Bäumchen besetzt war. In diesem Thale, was sich nach 2 Stunden etwa nördlich wandte, von der mehr östlichen Richtung, die es zuerst hatte, gelangten wir, nach im Ganzen 4 Stunden Wanderns zu einem gegrabenen Brunnen, wo unsre Kameele tranken. Das Wasser, wie ich nachher schmeckte, war recht gut, v grünlicher Farbe, hatte aber im Nachgeschmack etwas fades d Zusammenziehendes (v Natron). Wir hielten uns hier nicht weiter auf; kamen nach ¾ Stunden neben einer ruinenhaften Ummauerung vorbei, die wohl als Stationshaus gedient haben mochte, wanden uns wieder mehr östlich, in dem sich d Thal bis auf etwa ½ St Breite beschränkte, mußten dann seiner Krümmung wieder mehr südlich folgen d beschlossen um 5 Uhr Halt zu machen, nachdem wir 8 ½ Stunden gegangen waren d die Entfernung des Tempels wenigstens noch 2 Stunden zu rechnen war. Makaroni d kalter Putenbraten schmeckten nach d Motion recht gut d ein gesunder Schlaf folgte darauf. - Donnerstag d 10ten Oct 1844. Vor Sonnenaufgang wurden unsre Betten geschnürt, d um ¾ 6 Uhr kamen wir zum Abritt; prächtiges Reiten in der Morgenkühle; das Thal in d Breite einer kl halben Stunde blieb sich fortdauernd gleich, vollkommen eben, in der Wasserrinne mit ginsterartigen grünen Büscheln reichlich besetzt. Die morgendlichen Schatten ließen die Schluchten d Thäler der nahen Sandsteinformationen, die sich im Allgem nur 2 - 300 Fuß über der Ebene erheben mögen, effektvoll hervortreten. Um 8 Uhr gelangten wir endlich zum Felsentempel, der klein, aber im Ganzen sehr wohl erhalten, einen höchst angenehmen Eindruck auf uns machte. Eine Vorhalle mit 4 Säulen alter Form ist in einzelnen Steinen vorgebaut; dann folgt ein Pfeilersaal in d Fels gehauen d dahinter 3 kl Kämmerchen, in deren jeder 3 Figuren sitzend ausgehauen sind. Die Farben, besonders des Pfeilersaals, sind trefflich conservirt, der größere Theil des prozess war nicht bunt, sondern einförmig gelb, vielleicht später in grünlichen Farben überstrichen, da d Tempel überhaupt zur Zeit des Menephta nicht fertig geworden zu sein scheint. Vor dem Tempel etwas tiefer im Thale lag e Ummauerung, die mir auch aus griech Zeiten schien, d die eine förmlich kl Besatzung oder Stationskolonie enthalten haben mag. Von diesem Punkte dehnt sich der Weg nach d Smaragdminen unweit des rothen Meeres von dem Wege nach Cosseir; ein andrer gewöhnlicherer Weg

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Zitationshilfe: Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 3. Ägypten, 1844-1845, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/erbkam_tagebuch03_1844/7>, abgerufen am 29.03.2024.