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Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 3. Ägypten, 1844-1845.

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2 - 2 1/2 Meilen betragen; der Boden ist fruchtbar, aber leider meist unbebaut. Die Stadt Jericho suchten wir umsonst, sahen nicht einmal seine Ruinen, die Robinson hieher verlegt. -

Mittwoch den 13ten August 1845. 1 Stunde vor der Sonne aufgestanden, aber, obgleich wir kein Frühstück tranken, doch erst mit Sonnenaufgang fortgekommen. Durch freundliches Gebüsch ging es auf das elende Dorf Erija (Jericho) los, was aus den Steinen der alten Stadt gebaut scheint; es sind übrigens nur wenig Häuser, und die Einwohner lebten jetzt unter ausgespannten Zelttüchern. Von hier ging es durch die Ebne, die in 2 - 3 niedrigen Terrassen bis zum Flusse abfällt. Die Ebne ist größerentheils vegetationsleer bis auf kleines Gras und Strauchwerk; am Flusse selbst aber zieht sich ein dichter grüner Kranz von Walddickigt hin, doch ohne größere Bäume. Eine Art Weidenpappel, Nabback, Tamarisken und andre Sträucher, mit malerischen Rankenwinden überwachsen, bilden ein äußerst freundliches Ganze. Nach 2 1/2 Stunden etwa gelangten wir an den Fluß, der eine Breite von 20 - 30 Schritt haben mochte. Sein Wasser war weißlich trüb von kreidiger Thonerde; der Geschmack weich, warm aber süß; an einer Stelle, wo man sein Steinbette überschreiten konnte, war er ziemlich reißend, weiterhin tiefer und nicht allzu schnell fließend. Wir blieben hier etwa 3 Stunden, nahmen ein köstliches Bad, schwammen herüber und hinüber und freuten uns des überhängenden Grün's. Dann aßen wir, tranken Kaffee und brachen um 1/2 11 Uhr etwa nach dem todten Meere auf, was wir in circa 1 Stunde erreichten. - Neblige Dünste verdeckten wie bisher, so auch jetzt noch in dieser Nähe das wüste Moab-Gebirge, was sich ziemlich steil in die See absenkt, auch die rechte Seite ist sehr steil und steril. - Das Wasser sah heut trüb bläulich schwarz aus; der Geschmack abscheulich; es ist, als leckte man an Alaun, nur mit einem höchst bittern Beischmack; auch mag verdünnte Schwefelsäure ähnlich schmecken. - Während ich die Berglinien etwas skizzirte, nahm Abeken, wie der Schneider und Tischler ein Bad, was aber natürlicherweise bei Allen keine erfreuliche Wirkung übte; Kopfschmerz und Unbehaglichkeit war die Folge des dicken schweren Wassers, welches eine große Tragfähigkeit hatte. - Vom todten Meere ab, wandten wir uns rechts in das Gebirge nach dem Kloster Mar Saba hin. Die Wege, die zuerst besser waren, als ich erwartet, wurden nachher ungemein steil, beschwerlich und ermüdend für Mann und Pferd.

2 - 2 ½ Meilen betragen; der Boden ist fruchtbar, aber leider meist unbebaut. Die Stadt Jericho suchten wir umsonst, sahen nicht einmal seine Ruinen, die Robinson hieher verlegt. -

Mittwoch den 13ten August 1845. 1 Stunde vor der Sonne aufgestanden, aber, obgleich wir kein Frühstück tranken, doch erst mit Sonnenaufgang fortgekommen. Durch freundliches Gebüsch ging es auf das elende Dorf Erija (Jericho) los, was aus den Steinen der alten Stadt gebaut scheint; es sind übrigens nur wenig Häuser, und die Einwohner lebten jetzt unter ausgespannten Zelttüchern. Von hier ging es durch die Ebne, die in 2 - 3 niedrigen Terrassen bis zum Flusse abfällt. Die Ebne ist größerentheils vegetationsleer bis auf kleines Gras und Strauchwerk; am Flusse selbst aber zieht sich ein dichter grüner Kranz von Walddickigt hin, doch ohne größere Bäume. Eine Art Weidenpappel, Nabback, Tamarisken und andre Sträucher, mit malerischen Rankenwinden überwachsen, bilden ein äußerst freundliches Ganze. Nach 2 ½ Stunden etwa gelangten wir an den Fluß, der eine Breite von 20 - 30 Schritt haben mochte. Sein Wasser war weißlich trüb von kreidiger Thonerde; der Geschmack weich, warm aber süß; an einer Stelle, wo man sein Steinbette überschreiten konnte, war er ziemlich reißend, weiterhin tiefer und nicht allzu schnell fließend. Wir blieben hier etwa 3 Stunden, nahmen ein köstliches Bad, schwammen herüber und hinüber und freuten uns des überhängenden Grün’s. Dann aßen wir, tranken Kaffee und brachen um ½ 11 Uhr etwa nach dem todten Meere auf, was wir in circa 1 Stunde erreichten. - Neblige Dünste verdeckten wie bisher, so auch jetzt noch in dieser Nähe das wüste Moab-Gebirge, was sich ziemlich steil in die See absenkt, auch die rechte Seite ist sehr steil und steril. - Das Wasser sah heut trüb bläulich schwarz aus; der Geschmack abscheulich; es ist, als leckte man an Alaun, nur mit einem höchst bittern Beischmack; auch mag verdünnte Schwefelsäure ähnlich schmecken. - Während ich die Berglinien etwas skizzirte, nahm Abeken, wie der Schneider und Tischler ein Bad, was aber natürlicherweise bei Allen keine erfreuliche Wirkung übte; Kopfschmerz und Unbehaglichkeit war die Folge des dicken schweren Wassers, welches eine große Tragfähigkeit hatte. - Vom todten Meere ab, wandten wir uns rechts in das Gebirge nach dem Kloster Mar Saba hin. Die Wege, die zuerst besser waren, als ich erwartet, wurden nachher ungemein steil, beschwerlich und ermüdend für Mann und Pferd.

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[86/0087] 2 - 2 ½ Ml betragen; der Boden ist fruchtbar, aber leider meist unbebaut. Die Stadt Jericho suchten wir umsonst, sahen nicht einmal seine Ruinen, die Robinson hieher verlegt. - Mittw d 13ten Aug 1845. 1 Stunde vor d Sonne aufgestanden, aber, obgl wir kein Frühstück tranken, doch erst mit Sonnenaufgang fortgekommen. Durch freundliches Gebüsch ging es auf das elende Dorf Erija (Jericho) los, was aus den Steinen der alten Stadt gebaut scheint; es sind übrigens nur wenig Häuser, d die Einwohner lebten jetzt unter ausgespannten Zelttüchern. Von hier ging es durch die Ebne, die in 2 - 3 niedrigen Terrassen bis zum Flusse abfällt. Die Ebne ist größerentheils vegetationsleer bis auf kleines Gras d Strauchwerk; am Flusse selbst aber zieht sich ein dichter grüner Kranz von Walddickigt hin, doch ohne größere Bäume. Eine Art Weidenpappel, Nabback, Tamarisken d andre Sträucher, mit malerischen Rankenwinden überwachsen, bilden ein äußerst freundliches Ganze. Nach 2 ½ Stunden etwa gelangten wir an d Fluß, der eine Breite von 20 - 30 Schritt haben mochte. Sein Wasser war weißlich trüb von kreidiger Thonerde; der Geschmack weich, warm aber süß; an einer Stelle, wo m sein Steinbette überschreiten konnte, war er ziemlich reißend, weiterhin tiefer d nicht allzu schnell fließend. Wir blieben hier etwa 3 Stunden, nahmen ein köstl Bad, schwammen herüber d hinüber d freuten uns des überhängenden Grün’s. Dann aßen wir, tranken Kaffee d brachen um ½ 11 Uhr etwa nach d todten Meere auf, was wir in circa 1 Stunde erreichten. - Neblige Dünste verdeckten wie bisher, so auch jetzt noch in dieser Nähe das wüste Moab-Gebirge, was sich ziemlich steil in d See absenkt, auch die rechte Seite ist sehr steil und steril. - Das Wasser sah heut trüb bläulich schwarz aus; der Geschmack abscheulich; es ist, als leckte man an Alaun, nur mit einem höchst bittern Beischmack; auch mag verdünnte Schwefelsäure ähnlich schmecken. - Während ich die Berglinien etwas skizzirte, nahm Abeken, wie der Schneider d Tischler ein Bad, was aber natürlicherweise bei Allen keine erfreuliche Wirkung übte; Kopfschmerz d Unbehaglichkeit war die Folge des dicken schweren Wassers, welches eine große Tragfähigkeit hatte. - Vom todten Meere ab, wandten wir uns rechts in d Gebirge nach dem Kloster Mar Saba hin. Die Wege, die zuerst besser waren, als ich erwartet, wurden nachher ungemein steil, beschwerlich d ermüdend für Mann d Pferd.

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Zitationshilfe: Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 3. Ägypten, 1844-1845, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/erbkam_tagebuch03_1844/87>, abgerufen am 28.03.2024.