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Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757.

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CI haubtstück
formation guter policei 1530 tit. 33 nach dem bei-
spile des papstes Leons des Xtens verboten, und
1577 tit. 26 wiederholet wurde, in betracht man
sowol bei den katholischen, als evangelischen, die
pristerliche trauung für nötig zu halten anfing, da-
durch es dann geschahe, daß man nach den säzen
des Römischen rechtes auch ungleiche ehen, wenn
nur die pristerliche trauung darzu gekommen war,
für rechtmäsig halten wollte. Allein in ansehung
der kinder hat dise ehe die würkungen einer recht-
mäsigen nicht, Böhmer am a. o. lib. IV tit. 9
s. 95. Struve am a. o. cap. II § 28 s. 42 vol. II
wiewol bei dem nidern adel in ansehung der lehn-
folge, wenn nur der vater von adel ist, nicht al-
ler orten mehr darauf gesehen wird (§ 170),
Struben in den nebenstunden P. III obs. 21 § 11,
Estor de iudicio clientelari s. 85; dahingegen
beim hohen adel solche kinder ausgeschlossen blei-
ben (§ 171).

§ 728
wenn die
pristerliche
trauung
unterblei-
bet, wie der
beischlaf
angesehen
werde?

Wenn demnach eine ungleichheit vorhanden
ist; so hat die pristerliche trauung keinesweges die
wirkung, eine rechtmäsige ehe zu machen, folgbar
bleiben die kinder ausgeschlossen. Unterbleibet
aber die trauung, so wird dergleichen beim nidern
adel, bauern und bürgern, als eine hurerei bestra-
fet. Hingegen bei dem hohen adel wird eine sol-
che weibesperson für eine maitresse gehalten, oder
die beiwonung eine mariage de conscience ge-
nennet.



Hundert

CI haubtſtuͤck
formation guter policei 1530 tit. 33 nach dem bei-
ſpile des papſtes Leons des Xtens verboten, und
1577 tit. 26 wiederholet wurde, in betracht man
ſowol bei den katholiſchen, als evangeliſchen, die
priſterliche trauung fuͤr noͤtig zu halten anfing, da-
durch es dann geſchahe, daß man nach den ſaͤzen
des Roͤmiſchen rechtes auch ungleiche ehen, wenn
nur die priſterliche trauung darzu gekommen war,
fuͤr rechtmaͤſig halten wollte. Allein in anſehung
der kinder hat diſe ehe die wuͤrkungen einer recht-
maͤſigen nicht, Boͤhmer am a. o. lib. IV tit. 9
ſ. 95. Struve am a. o. cap. II § 28 ſ. 42 vol. II
wiewol bei dem nidern adel in anſehung der lehn-
folge, wenn nur der vater von adel iſt, nicht al-
ler orten mehr darauf geſehen wird (§ 170),
Struben in den nebenſtunden P. III obſ. 21 § 11,
Eſtor de iudicio clientelari ſ. 85; dahingegen
beim hohen adel ſolche kinder ausgeſchloſſen blei-
ben (§ 171).

§ 728
wenn die
priſterliche
trauung
unterblei-
bet, wie der
beiſchlaf
angeſehen
werde?

Wenn demnach eine ungleichheit vorhanden
iſt; ſo hat die priſterliche trauung keinesweges die
wirkung, eine rechtmaͤſige ehe zu machen, folgbar
bleiben die kinder ausgeſchloſſen. Unterbleibet
aber die trauung, ſo wird dergleichen beim nidern
adel, bauern und buͤrgern, als eine hurerei beſtra-
fet. Hingegen bei dem hohen adel wird eine ſol-
che weibesperſon fuͤr eine maitreſſe gehalten, oder
die beiwonung eine mariage de conſcience ge-
nennet.



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[306/0318] CI haubtſtuͤck formation guter policei 1530 tit. 33 nach dem bei- ſpile des papſtes Leons des Xtens verboten, und 1577 tit. 26 wiederholet wurde, in betracht man ſowol bei den katholiſchen, als evangeliſchen, die priſterliche trauung fuͤr noͤtig zu halten anfing, da- durch es dann geſchahe, daß man nach den ſaͤzen des Roͤmiſchen rechtes auch ungleiche ehen, wenn nur die priſterliche trauung darzu gekommen war, fuͤr rechtmaͤſig halten wollte. Allein in anſehung der kinder hat diſe ehe die wuͤrkungen einer recht- maͤſigen nicht, Boͤhmer am a. o. lib. IV tit. 9 ſ. 95. Struve am a. o. cap. II § 28 ſ. 42 vol. II wiewol bei dem nidern adel in anſehung der lehn- folge, wenn nur der vater von adel iſt, nicht al- ler orten mehr darauf geſehen wird (§ 170), Struben in den nebenſtunden P. III obſ. 21 § 11, Eſtor de iudicio clientelari ſ. 85; dahingegen beim hohen adel ſolche kinder ausgeſchloſſen blei- ben (§ 171). § 728 Wenn demnach eine ungleichheit vorhanden iſt; ſo hat die priſterliche trauung keinesweges die wirkung, eine rechtmaͤſige ehe zu machen, folgbar bleiben die kinder ausgeſchloſſen. Unterbleibet aber die trauung, ſo wird dergleichen beim nidern adel, bauern und buͤrgern, als eine hurerei beſtra- fet. Hingegen bei dem hohen adel wird eine ſol- che weibesperſon fuͤr eine maitreſſe gehalten, oder die beiwonung eine mariage de conſcience ge- nennet. Hundert

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/318>, abgerufen am 29.03.2024.