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Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757.

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CVIII haubtstück
"gonten da ein ider fürst zu schenken, mit dem er-
"sten schenkt der preutgam, das thet von wegen
"des preutgams mein herr markgraf Albrecht,
"und schankt der königin (königlich Polnischen
"prinzeßin Hedwig) ein schechtelein, darin ein
"kostelich halspant, und darzu zehen tausend Un-
"gerischer gülden, da redet markgraf Albrecht gar
"vil schöner rede von wegen des preutgams, wie
"daß sie die gabe solt aufnemen nicht für ein mor-
"gengabe, sunder er gebe ir das aus libe und
"freundschaft, dadurch solt sie auch erkennen sein
"libe und freundschaft, darnach schankten die für-
"sten alle, und auch die stete etc."

§ 801
die morgen-
gabe ist noch
hier und da
bei gemei-
nen leuten
gebräuch-
lich.

In einigen gegenden und orten, als in der Wet-
terau und dem Nidern-Rheine, auch in den Ni-
derlanden, z. e. zu Zwoll, nicht minder zu Zittau
in der Lausiz etc. wird unter den gemeinen leuten
vom bräutigame seiner braut eine morgengabe
ausgeworfen. In Engellande ist selbige ebenfalls
noch gebräuchlich, Dreyer am a. o. s. 96, Crell
in der disp. de iure connubiorum speciatim in
Lusatia superiore, § VII
s. 18. In Ober- und
Nider-Hessen, auch den mehresten andern Teut-
schen landen ist sie nur unter dem hohen und ni-
dern adel gebräuchlich, Augustin von Balthasar
de iuribus viduarum nobilium in feudis Po-
meraniae citerioris,
Greifswald 1751, 4, cap.
IIII § 11 fgg. s. 125 fgg., Gundling de emtione
vxorum,
cap. IIII § 3, 8, Riccius im spicile-
gio iuris Germanici
s. 531, von der morgengabe
des hohen adels handelt die Struvische iurispr.
heroica
am a. o.

§ 802
wird iewei-
len als eine
doppelte

Jeweilen wird die morgengabe als eine doppel-
te brautgift von beiderseits ehegatten berichtiget,

wie

CVIII haubtſtuͤck
„gonten da ein ider fuͤrſt zu ſchenken, mit dem er-
„ſten ſchenkt der preutgam, das thet von wegen
„des preutgams mein herr markgraf Albrecht,
„und ſchankt der koͤnigin (koͤniglich Polniſchen
„prinzeßin Hedwig) ein ſchechtelein, darin ein
„koſtelich halspant, und darzu zehen tauſend Un-
„geriſcher guͤlden, da redet markgraf Albrecht gar
„vil ſchoͤner rede von wegen des preutgams, wie
„daß ſie die gabe ſolt aufnemen nicht fuͤr ein mor-
„gengabe, ſunder er gebe ir das aus libe und
„freundſchaft, dadurch ſolt ſie auch erkennen ſein
„libe und freundſchaft, darnach ſchankten die fuͤr-
„ſten alle, und auch die ſtete ꝛc.„

§ 801
die morgen-
gabe iſt noch
hier und da
bei gemei-
nen leuten
gebraͤuch-
lich.

In einigen gegenden und orten, als in der Wet-
terau und dem Nidern-Rheine, auch in den Ni-
derlanden, z. e. zu Zwoll, nicht minder zu Zittau
in der Lauſiz ꝛc. wird unter den gemeinen leuten
vom braͤutigame ſeiner braut eine morgengabe
ausgeworfen. In Engellande iſt ſelbige ebenfalls
noch gebraͤuchlich, Dreyer am a. o. ſ. 96, Crell
in der diſp. de iure connubiorum ſpeciatim in
Luſatia ſuperiore, § VII
ſ. 18. In Ober- und
Nider-Heſſen, auch den mehreſten andern Teut-
ſchen landen iſt ſie nur unter dem hohen und ni-
dern adel gebraͤuchlich, Auguſtin von Balthaſar
de iuribus viduarum nobilium in feudis Po-
meraniae citerioris,
Greifswald 1751, 4, cap.
IIII § 11 fgg. ſ. 125 fgg., Gundling de emtione
vxorum,
cap. IIII § 3, 8, Riccius im ſpicile-
gio iuris Germanici
ſ. 531, von der morgengabe
des hohen adels handelt die Struviſche iurispr.
heroica
am a. o.

§ 802
wird iewei-
len als eine
doppelte

Jeweilen wird die morgengabe als eine doppel-
te brautgift von beiderſeits ehegatten berichtiget,

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[342/0354] CVIII haubtſtuͤck „gonten da ein ider fuͤrſt zu ſchenken, mit dem er- „ſten ſchenkt der preutgam, das thet von wegen „des preutgams mein herr markgraf Albrecht, „und ſchankt der koͤnigin (koͤniglich Polniſchen „prinzeßin Hedwig) ein ſchechtelein, darin ein „koſtelich halspant, und darzu zehen tauſend Un- „geriſcher guͤlden, da redet markgraf Albrecht gar „vil ſchoͤner rede von wegen des preutgams, wie „daß ſie die gabe ſolt aufnemen nicht fuͤr ein mor- „gengabe, ſunder er gebe ir das aus libe und „freundſchaft, dadurch ſolt ſie auch erkennen ſein „libe und freundſchaft, darnach ſchankten die fuͤr- „ſten alle, und auch die ſtete ꝛc.„ § 801 In einigen gegenden und orten, als in der Wet- terau und dem Nidern-Rheine, auch in den Ni- derlanden, z. e. zu Zwoll, nicht minder zu Zittau in der Lauſiz ꝛc. wird unter den gemeinen leuten vom braͤutigame ſeiner braut eine morgengabe ausgeworfen. In Engellande iſt ſelbige ebenfalls noch gebraͤuchlich, Dreyer am a. o. ſ. 96, Crell in der diſp. de iure connubiorum ſpeciatim in Luſatia ſuperiore, § VII ſ. 18. In Ober- und Nider-Heſſen, auch den mehreſten andern Teut- ſchen landen iſt ſie nur unter dem hohen und ni- dern adel gebraͤuchlich, Auguſtin von Balthaſar de iuribus viduarum nobilium in feudis Po- meraniae citerioris, Greifswald 1751, 4, cap. IIII § 11 fgg. ſ. 125 fgg., Gundling de emtione vxorum, cap. IIII § 3, 8, Riccius im ſpicile- gio iuris Germanici ſ. 531, von der morgengabe des hohen adels handelt die Struviſche iurispr. heroica am a. o. § 802 Jeweilen wird die morgengabe als eine doppel- te brautgift von beiderſeits ehegatten berichtiget, wie

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 342. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/354>, abgerufen am 23.04.2024.