Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757.

Bild:
<< vorherige Seite
XLVII haubtstück
§ 1879
wo die be-
siz-ergrei-
fung nötig
ist?

Immittels ist die ergreifung des besizes nötig:
1) bei den sachen, welche herrnlos sind, 2) wo-
fern iemand eine sache heimlich, oder gewaltsam
vorher besessen hat, 3) im falle der besizer mir
die sache nicht einräumen will. Weil der erbe
nicht dem lezt verstorbenen, sondern dem ersten er-
werber sein recht und den besiz zu verdanken hat.

§ 1880
auf was art
der besiz er-
langet wer-
den kan?

Der besiz kan auf verschidene arten erlanget
werden, teils durch den kauf, tausch, die beleh-
nungen, verjärung, erb- und lehn-folgen, abtre-
tungen, einweisung, zuschäzung, gesäze, u. d. g.
Sihe des herrn Reichshofrats von Gärtner ab-
handelung de materia possessionis territorio-
rum S. R. I. immediatorum in titulis et modis,

Leipzig 1724. Nach den Teutschen rechten gehet
der besiz so fort auf die erben, Estor am a. o.
§ 121, 122 s. 87. Vom ächten und unächten be-
sizer wird in den anfangs-gründen des gemeinen
und Reichs-processes tit. 91 § 851 h, i, k, s. 295
gehandelt. Der ächte besizer (b. f. possessor)
hat die gerechtsamen eines eigentümers, und wird
in ansehung eines dritten dafür gehalten. So
bald aber der rechte eigentümer kömmt, höret
sein recht auf.

§ 1881
was die be-
siz-ergrei-
fung erfo-
dert?

Die besiz-ergreifung erfodert eine körperliche
handlung, welche auch durch einen gevollmächtig-
ten und andre rechtmäsige personen verrichtet wer-
den kan, wiewol solches gleichfalls durch symboli-
sche zeichen, besonders bei den unbeweglichen sa-
chen, vermöge der rechte beschehen kan. Sihe
das repertorium iuris priuati im ersten teile un-
ter dem worte affatomia, von Westphal am
a. o. IV s. 1885. Die übergabe der kauf brife

und
XLVII haubtſtuͤck
§ 1879
wo die be-
ſiz-ergrei-
fung noͤtig
iſt?

Immittels iſt die ergreifung des beſizes noͤtig:
1) bei den ſachen, welche herrnlos ſind, 2) wo-
fern iemand eine ſache heimlich, oder gewaltſam
vorher beſeſſen hat, 3) im falle der beſizer mir
die ſache nicht einraͤumen will. Weil der erbe
nicht dem lezt verſtorbenen, ſondern dem erſten er-
werber ſein recht und den beſiz zu verdanken hat.

§ 1880
auf was art
der beſiz er-
langet wer-
den kan?

Der beſiz kan auf verſchidene arten erlanget
werden, teils durch den kauf, tauſch, die beleh-
nungen, verjaͤrung, erb- und lehn-folgen, abtre-
tungen, einweiſung, zuſchaͤzung, geſaͤze, u. d. g.
Sihe des herrn Reichshofrats von Gaͤrtner ab-
handelung de materia poſſeſſionis territorio-
rum S. R. I. immediatorum in titulis et modis,

Leipzig 1724. Nach den Teutſchen rechten gehet
der beſiz ſo fort auf die erben, Eſtor am a. o.
§ 121, 122 ſ. 87. Vom aͤchten und unaͤchten be-
ſizer wird in den anfangs-gruͤnden des gemeinen
und Reichs-proceſſes tit. 91 § 851 h, i, k, ſ. 295
gehandelt. Der aͤchte beſizer (b. f. poſſeſſor)
hat die gerechtſamen eines eigentuͤmers, und wird
in anſehung eines dritten dafuͤr gehalten. So
bald aber der rechte eigentuͤmer koͤmmt, hoͤret
ſein recht auf.

§ 1881
was die be-
ſiz-ergrei-
fung erfo-
dert?

Die beſiz-ergreifung erfodert eine koͤrperliche
handlung, welche auch durch einen gevollmaͤchtig-
ten und andre rechtmaͤſige perſonen verrichtet wer-
den kan, wiewol ſolches gleichfalls durch ſymboli-
ſche zeichen, beſonders bei den unbeweglichen ſa-
chen, vermoͤge der rechte beſchehen kan. Sihe
das repertorium iuris priuati im erſten teile un-
ter dem worte affatomia, von Weſtphal am
a. o. IV ſ. 1885. Die uͤbergabe der kauf brife

und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0772" n="760"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">XLVII</hi> haubt&#x017F;tu&#x0364;ck</hi> </fw><lb/>
          <div n="3">
            <head>§ 1879</head><lb/>
            <note place="left">wo die be-<lb/>
&#x017F;iz-ergrei-<lb/>
fung no&#x0364;tig<lb/>
i&#x017F;t?</note>
            <p>Immittels i&#x017F;t die ergreifung des be&#x017F;izes no&#x0364;tig:<lb/>
1) bei den &#x017F;achen, welche herrnlos &#x017F;ind, 2) wo-<lb/>
fern iemand eine &#x017F;ache heimlich, oder gewalt&#x017F;am<lb/>
vorher be&#x017F;e&#x017F;&#x017F;en hat, 3) im falle der be&#x017F;izer mir<lb/>
die &#x017F;ache nicht einra&#x0364;umen will. Weil der erbe<lb/>
nicht dem lezt ver&#x017F;torbenen, &#x017F;ondern dem er&#x017F;ten er-<lb/>
werber &#x017F;ein recht und den be&#x017F;iz zu verdanken hat.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§ 1880</head><lb/>
            <note place="left">auf was art<lb/>
der be&#x017F;iz er-<lb/>
langet wer-<lb/>
den kan?</note>
            <p>Der be&#x017F;iz kan auf ver&#x017F;chidene arten erlanget<lb/>
werden, teils durch den kauf, tau&#x017F;ch, die beleh-<lb/>
nungen, verja&#x0364;rung, erb- und lehn-folgen, abtre-<lb/>
tungen, einwei&#x017F;ung, zu&#x017F;cha&#x0364;zung, ge&#x017F;a&#x0364;ze, u. d. g.<lb/>
Sihe des herrn Reichshofrats <hi rendition="#fr">von Ga&#x0364;rtner</hi> ab-<lb/>
handelung <hi rendition="#aq">de materia po&#x017F;&#x017F;e&#x017F;&#x017F;ionis territorio-<lb/>
rum S. R. I. immediatorum in titulis et modis,</hi><lb/>
Leipzig 1724. Nach den Teut&#x017F;chen rechten gehet<lb/>
der be&#x017F;iz &#x017F;o fort auf die erben, <hi rendition="#fr">E&#x017F;tor</hi> am a. o.<lb/>
§ 121, 122 &#x017F;. 87. Vom a&#x0364;chten und una&#x0364;chten be-<lb/>
&#x017F;izer wird in den anfangs-gru&#x0364;nden des gemeinen<lb/>
und Reichs-proce&#x017F;&#x017F;es tit. 91 § 851 h, i, k, &#x017F;. 295<lb/>
gehandelt. Der a&#x0364;chte be&#x017F;izer <hi rendition="#aq">(b. f. po&#x017F;&#x017F;e&#x017F;&#x017F;or)</hi><lb/>
hat die gerecht&#x017F;amen eines eigentu&#x0364;mers, und wird<lb/>
in an&#x017F;ehung eines dritten dafu&#x0364;r gehalten. So<lb/>
bald aber der rechte eigentu&#x0364;mer ko&#x0364;mmt, ho&#x0364;ret<lb/>
&#x017F;ein recht auf.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§ 1881</head><lb/>
            <note place="left">was die be-<lb/>
&#x017F;iz-ergrei-<lb/>
fung erfo-<lb/>
dert?</note>
            <p>Die be&#x017F;iz-ergreifung erfodert eine ko&#x0364;rperliche<lb/>
handlung, welche auch durch einen gevollma&#x0364;chtig-<lb/>
ten und andre rechtma&#x0364;&#x017F;ige per&#x017F;onen verrichtet wer-<lb/>
den kan, wiewol &#x017F;olches gleichfalls durch &#x017F;ymboli-<lb/>
&#x017F;che zeichen, be&#x017F;onders bei den unbeweglichen &#x017F;a-<lb/>
chen, vermo&#x0364;ge der rechte be&#x017F;chehen kan. Sihe<lb/>
das <hi rendition="#aq">repertorium iuris priuati</hi> im er&#x017F;ten teile un-<lb/>
ter dem worte <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">affatomia</hi>,</hi> <hi rendition="#fr">von We&#x017F;tphal</hi> am<lb/>
a. o. <hi rendition="#aq">IV</hi> &#x017F;. 1885. Die u&#x0364;bergabe der kauf brife<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[760/0772] XLVII haubtſtuͤck § 1879 Immittels iſt die ergreifung des beſizes noͤtig: 1) bei den ſachen, welche herrnlos ſind, 2) wo- fern iemand eine ſache heimlich, oder gewaltſam vorher beſeſſen hat, 3) im falle der beſizer mir die ſache nicht einraͤumen will. Weil der erbe nicht dem lezt verſtorbenen, ſondern dem erſten er- werber ſein recht und den beſiz zu verdanken hat. § 1880 Der beſiz kan auf verſchidene arten erlanget werden, teils durch den kauf, tauſch, die beleh- nungen, verjaͤrung, erb- und lehn-folgen, abtre- tungen, einweiſung, zuſchaͤzung, geſaͤze, u. d. g. Sihe des herrn Reichshofrats von Gaͤrtner ab- handelung de materia poſſeſſionis territorio- rum S. R. I. immediatorum in titulis et modis, Leipzig 1724. Nach den Teutſchen rechten gehet der beſiz ſo fort auf die erben, Eſtor am a. o. § 121, 122 ſ. 87. Vom aͤchten und unaͤchten be- ſizer wird in den anfangs-gruͤnden des gemeinen und Reichs-proceſſes tit. 91 § 851 h, i, k, ſ. 295 gehandelt. Der aͤchte beſizer (b. f. poſſeſſor) hat die gerechtſamen eines eigentuͤmers, und wird in anſehung eines dritten dafuͤr gehalten. So bald aber der rechte eigentuͤmer koͤmmt, hoͤret ſein recht auf. § 1881 Die beſiz-ergreifung erfodert eine koͤrperliche handlung, welche auch durch einen gevollmaͤchtig- ten und andre rechtmaͤſige perſonen verrichtet wer- den kan, wiewol ſolches gleichfalls durch ſymboli- ſche zeichen, beſonders bei den unbeweglichen ſa- chen, vermoͤge der rechte beſchehen kan. Sihe das repertorium iuris priuati im erſten teile un- ter dem worte affatomia, von Weſtphal am a. o. IV ſ. 1885. Die uͤbergabe der kauf brife und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/772
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 760. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/772>, abgerufen am 28.03.2024.