Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757.

Bild:
<< vorherige Seite
LVII haubtstück
§ 2321
die flößen
verursachen
mancherlei
schaden.

Die flößen haben iren nuzen, sie verursachen
aber auch leicht schaden 1) den mülen und mül-
weren, 2) den ufern, 3) der fischerei, 4) den
nahgelegenen wisen und feldern durch aufstem-
mung des holzes, 5) werden die brunnen-rören,
welche durch die flüsse gehen, verdorben, 6) an
den nahe stehenden bäumen, stöcken und wurzeln.
Wenn aber ein solches recht verloren werden kön-
ne, besaget ein rechtliches bedenken bei dem Böh-
mer
T. I P. II resp. 14 s. 81 fgg.

§ 2322
von den
vor-flößen.

Jeweilen gibet es auch vorflößen, wenn näm-
lich einer vor dem andern flößen darf, wie z. e.
Zwickau die vorflöße auf der Muldau vor Schnee-
berg hat. Uebrigens ist der Silberschlag vom
wasserbaue hirbei mit mereren s. 186-189 nach-
zusehen.

Acht und funfzigstes haubtstück
von dem fär-rechte.
§ 2323
was die fär-
gerechtig-
keit ist?

Die fär-gerechtigkeit bestehet in einer befugnis,
vermittels einer wasser-maschine menschen
und andre sachen, um ein gewisses lon, über einen
fluß zu bringen. Die überfahrt beschihet entwe-
der durch fären oder pramen, oder flügender brü-
cken. Die fären oder pramen sind breite flache
schiffe, welche pferde, personen und wagen, auch
thire einnemen. Sie gehen entweder von einem
ufer zum andern an einem dicken seile, oder one
dasselbe. Die flügende brücke z. e. die bei Op-
penheim übern Rhein, ist auf 2 schiffen mit balken

befesti-
LVII haubtſtuͤck
§ 2321
die floͤßen
verurſachen
mancherlei
ſchaden.

Die floͤßen haben iren nuzen, ſie verurſachen
aber auch leicht ſchaden 1) den muͤlen und muͤl-
weren, 2) den ufern, 3) der fiſcherei, 4) den
nahgelegenen wiſen und feldern durch aufſtem-
mung des holzes, 5) werden die brunnen-roͤren,
welche durch die fluͤſſe gehen, verdorben, 6) an
den nahe ſtehenden baͤumen, ſtoͤcken und wurzeln.
Wenn aber ein ſolches recht verloren werden koͤn-
ne, beſaget ein rechtliches bedenken bei dem Boͤh-
mer
T. I P. II reſp. 14 ſ. 81 fgg.

§ 2322
von den
vor-floͤßen.

Jeweilen gibet es auch vorfloͤßen, wenn naͤm-
lich einer vor dem andern floͤßen darf, wie z. e.
Zwickau die vorfloͤße auf der Muldau vor Schnee-
berg hat. Uebrigens iſt der Silberſchlag vom
waſſerbaue hirbei mit mereren ſ. 186-189 nach-
zuſehen.

Acht und funfzigſtes haubtſtuͤck
von dem faͤr-rechte.
§ 2323
was die faͤr-
gerechtig-
keit iſt?

Die faͤr-gerechtigkeit beſtehet in einer befugnis,
vermittels einer waſſer-maſchine menſchen
und andre ſachen, um ein gewiſſes lon, uͤber einen
fluß zu bringen. Die uͤberfahrt beſchihet entwe-
der durch faͤren oder pramen, oder fluͤgender bruͤ-
cken. Die faͤren oder pramen ſind breite flache
ſchiffe, welche pferde, perſonen und wagen, auch
thire einnemen. Sie gehen entweder von einem
ufer zum andern an einem dicken ſeile, oder one
daſſelbe. Die fluͤgende bruͤcke z. e. die bei Op-
penheim uͤbern Rhein, iſt auf 2 ſchiffen mit balken

befeſti-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0940" n="928"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">LVII</hi> haubt&#x017F;tu&#x0364;ck</hi> </fw><lb/>
          <div n="3">
            <head>§ 2321</head><lb/>
            <note place="left">die flo&#x0364;ßen<lb/>
verur&#x017F;achen<lb/>
mancherlei<lb/>
&#x017F;chaden.</note>
            <p>Die flo&#x0364;ßen haben iren nuzen, &#x017F;ie verur&#x017F;achen<lb/>
aber auch leicht &#x017F;chaden 1) den mu&#x0364;len und mu&#x0364;l-<lb/>
weren, 2) den ufern, 3) der fi&#x017F;cherei, 4) den<lb/>
nahgelegenen wi&#x017F;en und feldern durch auf&#x017F;tem-<lb/>
mung des holzes, 5) werden die brunnen-ro&#x0364;ren,<lb/>
welche durch die flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e gehen, verdorben, 6) an<lb/>
den nahe &#x017F;tehenden ba&#x0364;umen, &#x017F;to&#x0364;cken und wurzeln.<lb/>
Wenn aber ein &#x017F;olches recht verloren werden ko&#x0364;n-<lb/>
ne, be&#x017F;aget ein rechtliches bedenken bei dem <hi rendition="#fr">Bo&#x0364;h-<lb/>
mer</hi> <hi rendition="#aq">T. I P. II re&#x017F;p.</hi> 14 &#x017F;. 81 fgg.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§ 2322</head><lb/>
            <note place="left">von den<lb/>
vor-flo&#x0364;ßen.</note>
            <p>Jeweilen gibet es auch vorflo&#x0364;ßen, wenn na&#x0364;m-<lb/>
lich einer vor dem andern flo&#x0364;ßen darf, wie z. e.<lb/>
Zwickau die vorflo&#x0364;ße auf der Muldau vor Schnee-<lb/>
berg hat. Uebrigens i&#x017F;t der <hi rendition="#fr">Silber&#x017F;chlag</hi> vom<lb/>
wa&#x017F;&#x017F;erbaue hirbei mit mereren &#x017F;. 186-189 nach-<lb/>
zu&#x017F;ehen.</p>
          </div>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Acht und funfzig&#x017F;tes haubt&#x017F;tu&#x0364;ck<lb/>
von dem fa&#x0364;r-rechte.</hi> </head><lb/>
          <div n="3">
            <head>§ 2323</head><lb/>
            <note place="left">was die fa&#x0364;r-<lb/>
gerechtig-<lb/>
keit i&#x017F;t?</note>
            <p><hi rendition="#in">D</hi>ie fa&#x0364;r-gerechtigkeit be&#x017F;tehet in einer befugnis,<lb/>
vermittels einer wa&#x017F;&#x017F;er-ma&#x017F;chine men&#x017F;chen<lb/>
und andre &#x017F;achen, um ein gewi&#x017F;&#x017F;es lon, u&#x0364;ber einen<lb/>
fluß zu bringen. Die u&#x0364;berfahrt be&#x017F;chihet entwe-<lb/>
der durch fa&#x0364;ren oder pramen, oder flu&#x0364;gender bru&#x0364;-<lb/>
cken. Die fa&#x0364;ren oder pramen &#x017F;ind breite flache<lb/>
&#x017F;chiffe, welche pferde, per&#x017F;onen und wagen, auch<lb/>
thire einnemen. Sie gehen entweder von einem<lb/>
ufer zum andern an einem dicken &#x017F;eile, oder one<lb/>
da&#x017F;&#x017F;elbe. Die flu&#x0364;gende bru&#x0364;cke z. e. die bei Op-<lb/>
penheim u&#x0364;bern Rhein, i&#x017F;t auf 2 &#x017F;chiffen mit balken<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">befe&#x017F;ti-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[928/0940] LVII haubtſtuͤck § 2321 Die floͤßen haben iren nuzen, ſie verurſachen aber auch leicht ſchaden 1) den muͤlen und muͤl- weren, 2) den ufern, 3) der fiſcherei, 4) den nahgelegenen wiſen und feldern durch aufſtem- mung des holzes, 5) werden die brunnen-roͤren, welche durch die fluͤſſe gehen, verdorben, 6) an den nahe ſtehenden baͤumen, ſtoͤcken und wurzeln. Wenn aber ein ſolches recht verloren werden koͤn- ne, beſaget ein rechtliches bedenken bei dem Boͤh- mer T. I P. II reſp. 14 ſ. 81 fgg. § 2322 Jeweilen gibet es auch vorfloͤßen, wenn naͤm- lich einer vor dem andern floͤßen darf, wie z. e. Zwickau die vorfloͤße auf der Muldau vor Schnee- berg hat. Uebrigens iſt der Silberſchlag vom waſſerbaue hirbei mit mereren ſ. 186-189 nach- zuſehen. Acht und funfzigſtes haubtſtuͤck von dem faͤr-rechte. § 2323 Die faͤr-gerechtigkeit beſtehet in einer befugnis, vermittels einer waſſer-maſchine menſchen und andre ſachen, um ein gewiſſes lon, uͤber einen fluß zu bringen. Die uͤberfahrt beſchihet entwe- der durch faͤren oder pramen, oder fluͤgender bruͤ- cken. Die faͤren oder pramen ſind breite flache ſchiffe, welche pferde, perſonen und wagen, auch thire einnemen. Sie gehen entweder von einem ufer zum andern an einem dicken ſeile, oder one daſſelbe. Die fluͤgende bruͤcke z. e. die bei Op- penheim uͤbern Rhein, iſt auf 2 ſchiffen mit balken befeſti-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/940
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 928. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/940>, abgerufen am 28.03.2024.