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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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II buch, LXX haubtstück,
zu 3 personen erfodert wurden; sondern sie hatten
stammgüter. Eine gewisse Französin, in Neu-
Jsenburg, hatte in irem letzten willen nur vermächt-
nisse gemachet. Darin fanden sich die worte:
elle donne a Jean Rossier, et a sa femme tout ce
qu'elle a en hardes et nippes.
Jn irem Bruststü-
cke hatte sie verstecket: 2 goldene ringe, und 116
stücke Louisd'or, wovon aber im testamente nichts
gedacht war. Die frage entstand: wem soll di-
ses zugeleget werden? und wem wächset dises zu?
Es war ein teutsches testament. Dem Roßier hat-
te sie die hardes et nippes vermachet; das alte
bruststück gehörete darzu; folglich war auch das
darin versteckete, als ein zubehör, zu betrachten;
mithin konnten ihm solche nicht entzogen werden.
Jm Kur Trierschen können vermöge einer landes-
sazung vom jare 1713, tit. I § 10, geistliche, und
weltliche auf dreierlei weise testiren, 1) nach für-
schrift des justinianischen rechtes, 2) gerichtlich,
3) nach maaßgebung der päpstlichen rechte, oder
in canonischer forme, cap. 10, X de testam. Nic.
Steffens
de testamento clerici Treuirens. Trier
1751 4to, s. 22 § 19.

§. 2906
von den einen
lezten willen
angehängeten
flüchen.

Jn den mittlern Zeiten pflegeten die Teutschen
öfters irem lezten willen die entsezlichsten flüche an-
zuhängen. Jm jare 1015 machete Albert Graf
zu Calw eine stiftung, und bat den apostel Pe-
trus, und alle heiligen, daß, wer seinem willen
widerstreben würde, dem satan untergeben wer-
den sollte, ihn zu peinigen, und Gott dessen na-
men aus dem lebensbuche streichen möge etc. mo-
numentum Wirtenberg.
fol. 517, Eisenhart de
iure diplomat.
Helmst. 1703, 4to, cap. 4 § 14 s.
88 fg. Stryk de execrat. testatorum. Dergleichen

flü-

II buch, LXX haubtſtuͤck,
zu 3 perſonen erfodert wurden; ſondern ſie hatten
ſtammguͤter. Eine gewiſſe Franzoͤſin, in Neu-
Jſenburg, hatte in irem letzten willen nur vermaͤcht-
niſſe gemachet. Darin fanden ſich die worte:
elle donne à Jean Roſſier, et à ſa femme tout ce
qu’elle a en hardes et nippes.
Jn irem Bruſtſtuͤ-
cke hatte ſie verſtecket: 2 goldene ringe, und 116
ſtuͤcke Louisd’or, wovon aber im teſtamente nichts
gedacht war. Die frage entſtand: wem ſoll di-
ſes zugeleget werden? und wem waͤchſet diſes zu?
Es war ein teutſches teſtament. Dem Roßier hat-
te ſie die hardes et nippes vermachet; das alte
bruſtſtuͤck gehoͤrete darzu; folglich war auch das
darin verſteckete, als ein zubehoͤr, zu betrachten;
mithin konnten ihm ſolche nicht entzogen werden.
Jm Kur Trierſchen koͤnnen vermoͤge einer landes-
ſazung vom jare 1713, tit. I § 10, geiſtliche, und
weltliche auf dreierlei weiſe teſtiren, 1) nach fuͤr-
ſchrift des juſtinianiſchen rechtes, 2) gerichtlich,
3) nach maaßgebung der paͤpſtlichen rechte, oder
in canoniſcher forme, cap. 10, X de teſtam. Nic.
Steffens
de teſtamento clerici Treuirenſ. Trier
1751 4to, ſ. 22 § 19.

§. 2906
von den einen
lezten willen
angehaͤngeten
fluͤchen.

Jn den mittlern Zeiten pflegeten die Teutſchen
oͤfters irem lezten willen die entſezlichſten fluͤche an-
zuhaͤngen. Jm jare 1015 machete Albert Graf
zu Calw eine ſtiftung, und bat den apoſtel Pe-
trus, und alle heiligen, daß, wer ſeinem willen
widerſtreben wuͤrde, dem ſatan untergeben wer-
den ſollte, ihn zu peinigen, und Gott deſſen na-
men aus dem lebensbuche ſtreichen moͤge ꝛc. mo-
numentum Wirtenberg.
fol. 517, Eiſenhart de
iure diplomat.
Helmſt. 1703, 4to, cap. 4 § 14 ſ.
88 fg. Stryk de execrat. teſtatorum. Dergleichen

fluͤ-
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[1008/1032] II buch, LXX haubtſtuͤck, zu 3 perſonen erfodert wurden; ſondern ſie hatten ſtammguͤter. Eine gewiſſe Franzoͤſin, in Neu- Jſenburg, hatte in irem letzten willen nur vermaͤcht- niſſe gemachet. Darin fanden ſich die worte: elle donne à Jean Roſſier, et à ſa femme tout ce qu’elle a en hardes et nippes. Jn irem Bruſtſtuͤ- cke hatte ſie verſtecket: 2 goldene ringe, und 116 ſtuͤcke Louisd’or, wovon aber im teſtamente nichts gedacht war. Die frage entſtand: wem ſoll di- ſes zugeleget werden? und wem waͤchſet diſes zu? Es war ein teutſches teſtament. Dem Roßier hat- te ſie die hardes et nippes vermachet; das alte bruſtſtuͤck gehoͤrete darzu; folglich war auch das darin verſteckete, als ein zubehoͤr, zu betrachten; mithin konnten ihm ſolche nicht entzogen werden. Jm Kur Trierſchen koͤnnen vermoͤge einer landes- ſazung vom jare 1713, tit. I § 10, geiſtliche, und weltliche auf dreierlei weiſe teſtiren, 1) nach fuͤr- ſchrift des juſtinianiſchen rechtes, 2) gerichtlich, 3) nach maaßgebung der paͤpſtlichen rechte, oder in canoniſcher forme, cap. 10, X de teſtam. Nic. Steffens de teſtamento clerici Treuirenſ. Trier 1751 4to, ſ. 22 § 19. §. 2906 Jn den mittlern Zeiten pflegeten die Teutſchen oͤfters irem lezten willen die entſezlichſten fluͤche an- zuhaͤngen. Jm jare 1015 machete Albert Graf zu Calw eine ſtiftung, und bat den apoſtel Pe- trus, und alle heiligen, daß, wer ſeinem willen widerſtreben wuͤrde, dem ſatan untergeben wer- den ſollte, ihn zu peinigen, und Gott deſſen na- men aus dem lebensbuche ſtreichen moͤge ꝛc. mo- numentum Wirtenberg. fol. 517, Eiſenhart de iure diplomat. Helmſt. 1703, 4to, cap. 4 § 14 ſ. 88 fg. Stryk de execrat. teſtatorum. Dergleichen fluͤ-

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 1008. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1032>, abgerufen am 28.03.2024.