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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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vom kürrechte.
fen von Promniz statt hat. Der jüngste heisset
darum der nestrücker (nesthöckel). Er rücket das
haus, oder bleibet darin.

§ 3346

Kohre, kure, kohr, ker, kure, kür, kaire etc.
wird in mancherlei sinne genommen; denn kören
heisset auch speien, uthkören, ausspeien, schwazen,
sprechen etc. Richey im idiot. Hamburg. s. 134 s. 135,
nächstdem bedeutet die wahl, wenn einer die wahl
hat, und wälen kan. Der kormann, und hae-
ger ist auch nicht unbekannt. 2) bedeutet kore der
lehn- auch hals- und gerichtsherren wahl, das nach-
beste aus des leibeigenen vermögen zu wälen, Frei-
herr von Cramer in wezl. nebenstunden th. IIII
abh. 3 s. 37 fg., von Buri in der erläuterung des
teutschen lehnrechtes s. 813, von Ludolf P. III obs.
283. 3) heisset kor der ausspruch der schöffen,
oder des richters. 4) ist kore so vil: als das stadt-
oder dorf-recht. 5) Kur heisset zu Achen, wenn ei-
ner ausser seiner behausung sich wo aufzuhalten ge-
nötiget wird. 6) Kohrbuch heisset das gerichts-
protocoll. 7) Kohr- erbe, wenn eine sache nicht
kan geteilet werden; sondern einem zugeschlagen
werden muß. 8) Kör-gut, das ist auserlesen gut,
Richey am a. o., Haltaus sp. 1117 fg. Hir aber
heisset es die wahl des jüngeren, und die teilung des
älteren. Dises recht war durch ganz Teutschland.
Einige wänen zwar: dises wäre nicht auf die bru-
derskinder zu erstrecken; allein wo ältere, und jün-
gere zusammen stossen, teilet der ältere, der jünge-
re wälet, auch sogar der hohe adel beobachtete di-
ses, Buder in amoenit. iur. feud. 145 fg., allwo er
den Frid. Schnaderbach widerleget, welcher in
einer einladungsschrift die frage aufgeworffen hat,
an optioni minoris heredis tantum locus sit in allo-

diali-
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vom kuͤrrechte.
fen von Promniz ſtatt hat. Der juͤngſte heiſſet
darum der neſtruͤcker (neſthoͤckel). Er ruͤcket das
haus, oder bleibet darin.

§ 3346

Kohre, kure, kohr, ker, kure, kuͤr, kaire ꝛc.
wird in mancherlei ſinne genommen; denn koͤren
heiſſet auch ſpeien, uthkoͤren, ausſpeien, ſchwazen,
ſprechen ꝛc. Richey im idiot. Hamburg. ſ. 134 ſ. 135,
naͤchſtdem bedeutet die wahl, wenn einer die wahl
hat, und waͤlen kan. Der kormann, und hae-
ger iſt auch nicht unbekannt. 2) bedeutet kore der
lehn- auch hals- und gerichtsherren wahl, das nach-
beſte aus des leibeigenen vermoͤgen zu waͤlen, Frei-
herr von Cramer in wezl. nebenſtunden th. IIII
abh. 3 ſ. 37 fg., von Buri in der erlaͤuterung des
teutſchen lehnrechtes ſ. 813, von Ludolf P. III obſ.
283. 3) heiſſet kor der ausſpruch der ſchoͤffen,
oder des richters. 4) iſt kore ſo vil: als das ſtadt-
oder dorf-recht. 5) Kur heiſſet zu Achen, wenn ei-
ner auſſer ſeiner behauſung ſich wo aufzuhalten ge-
noͤtiget wird. 6) Kohrbuch heiſſet das gerichts-
protocoll. 7) Kohr- erbe, wenn eine ſache nicht
kan geteilet werden; ſondern einem zugeſchlagen
werden muß. 8) Koͤr-gut, das iſt auserleſen gut,
Richey am a. o., Haltaus ſp. 1117 fg. Hir aber
heiſſet es die wahl des juͤngeren, und die teilung des
aͤlteren. Diſes recht war durch ganz Teutſchland.
Einige waͤnen zwar: diſes waͤre nicht auf die bru-
derskinder zu erſtrecken; allein wo aͤltere, und juͤn-
gere zuſammen ſtoſſen, teilet der aͤltere, der juͤnge-
re waͤlet, auch ſogar der hohe adel beobachtete di-
ſes, Buder in amoenit. iur. feud. 145 fg., allwo er
den Frid. Schnaderbach widerleget, welcher in
einer einladungsſchrift die frage aufgeworffen hat,
an optioni minoris heredis tantum locus ſit in allo-

diali-
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[1141/1165] vom kuͤrrechte. fen von Promniz ſtatt hat. Der juͤngſte heiſſet darum der neſtruͤcker (neſthoͤckel). Er ruͤcket das haus, oder bleibet darin. § 3346 Kohre, kure, kohr, ker, kure, kuͤr, kaire ꝛc. wird in mancherlei ſinne genommen; denn koͤren heiſſet auch ſpeien, uthkoͤren, ausſpeien, ſchwazen, ſprechen ꝛc. Richey im idiot. Hamburg. ſ. 134 ſ. 135, naͤchſtdem bedeutet die wahl, wenn einer die wahl hat, und waͤlen kan. Der kormann, und hae- ger iſt auch nicht unbekannt. 2) bedeutet kore der lehn- auch hals- und gerichtsherren wahl, das nach- beſte aus des leibeigenen vermoͤgen zu waͤlen, Frei- herr von Cramer in wezl. nebenſtunden th. IIII abh. 3 ſ. 37 fg., von Buri in der erlaͤuterung des teutſchen lehnrechtes ſ. 813, von Ludolf P. III obſ. 283. 3) heiſſet kor der ausſpruch der ſchoͤffen, oder des richters. 4) iſt kore ſo vil: als das ſtadt- oder dorf-recht. 5) Kur heiſſet zu Achen, wenn ei- ner auſſer ſeiner behauſung ſich wo aufzuhalten ge- noͤtiget wird. 6) Kohrbuch heiſſet das gerichts- protocoll. 7) Kohr- erbe, wenn eine ſache nicht kan geteilet werden; ſondern einem zugeſchlagen werden muß. 8) Koͤr-gut, das iſt auserleſen gut, Richey am a. o., Haltaus ſp. 1117 fg. Hir aber heiſſet es die wahl des juͤngeren, und die teilung des aͤlteren. Diſes recht war durch ganz Teutſchland. Einige waͤnen zwar: diſes waͤre nicht auf die bru- derskinder zu erſtrecken; allein wo aͤltere, und juͤn- gere zuſammen ſtoſſen, teilet der aͤltere, der juͤnge- re waͤlet, auch ſogar der hohe adel beobachtete di- ſes, Buder in amoenit. iur. feud. 145 fg., allwo er den Frid. Schnaderbach widerleget, welcher in einer einladungsſchrift die frage aufgeworffen hat, an optioni minoris heredis tantum locus ſit in allo- diali- C c c c 3

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 1141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1165>, abgerufen am 28.03.2024.