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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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III buch, LV haubtstück,
Fünf und funfzigstes haubtstück
vom widerkaufe.

§ 4180

Der widerkauf ist vom verkaufe, auch einstands-
rechte unterschiden. Jn disem haubtstücke
sind zwei regeln voraus zu sezen, 1) ist der verkauf
um einen landüblichen preiß geschehen; so wird di-
ser handel für einen zu recht beständigen widerkauf
geachtet; 2) enthält derselbe allerhand bedenkliche
klauseln, wie im § 4185 des 2ten th. der fall von
dem von Herda zu Brandenburg, bei Eisenach, und
seinen gevättern ausweiset; alsdann wird er als
ein bemänteltes anlehn beurteilet, und auf die clau-
sel: daß der widerkauf, und die einlösung mit eige-
nem gelte geschehen solle, gar nicht in betrachtung
gezogen, sondern als nicht dastehend übergangen.
Sihe den Berlich in dem conclus. wo er die ver-
deckten widerkause beurteilet hat; man schlage
auch den Mollenbec de mutuo palliato, den Joh.
Otto Tabor
de pacto retrouendit. Straßb. 1648,
den Joh. Frid. Kayser de praescriptione pacti de
retrouend.
Giessen 1724, nach.

Von dem auszuge, einsize, bei den verkau-
feten häusern, oder übergebenen gütern,
auch der sogenannten herrschaft.

§ 4195

Jn der grafschaft Witgenstein-Berleburg hat-
te ein vater merere kinder, schlug aber das gut einem
sone an, mit vorbehalte: daß der vater die herr-
schaft sich ausbedunge. Der son heuratete, und
erzilete eine tochter; ging aber bald darauf in die
ewigkeit. Der vater sprach: in meinem alter kan

mich
III buch, LV haubtſtuͤck,
Fuͤnf und funfzigſtes haubtſtuͤck
vom widerkaufe.

§ 4180

Der widerkauf iſt vom verkaufe, auch einſtands-
rechte unterſchiden. Jn diſem haubtſtuͤcke
ſind zwei regeln voraus zu ſezen, 1) iſt der verkauf
um einen landuͤblichen preiß geſchehen; ſo wird di-
ſer handel fuͤr einen zu recht beſtaͤndigen widerkauf
geachtet; 2) enthaͤlt derſelbe allerhand bedenkliche
klauſeln, wie im § 4185 des 2ten th. der fall von
dem von Herda zu Brandenburg, bei Eiſenach, und
ſeinen gevaͤttern ausweiſet; alsdann wird er als
ein bemaͤnteltes anlehn beurteilet, und auf die clau-
ſel: daß der widerkauf, und die einloͤſung mit eige-
nem gelte geſchehen ſolle, gar nicht in betrachtung
gezogen, ſondern als nicht daſtehend uͤbergangen.
Sihe den Berlich in dem concluſ. wo er die ver-
deckten widerkauſe beurteilet hat; man ſchlage
auch den Mollenbec de mutuo palliato, den Joh.
Otto Tabor
de pacto retrouendit. Straßb. 1648,
den Joh. Frid. Kayſer de praeſcriptione pacti de
retrouend.
Gieſſen 1724, nach.

Von dem auszuge, einſize, bei den verkau-
feten haͤuſern, oder uͤbergebenen guͤtern,
auch der ſogenannten herrſchaft.

§ 4195

Jn der grafſchaft Witgenſtein-Berleburg hat-
te ein vater merere kinder, ſchlug aber das gut einem
ſone an, mit vorbehalte: daß der vater die herr-
ſchaft ſich ausbedunge. Der ſon heuratete, und
erzilete eine tochter; ging aber bald darauf in die
ewigkeit. Der vater ſprach: in meinem alter kan

mich
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[1272/1296] III buch, LV haubtſtuͤck, Fuͤnf und funfzigſtes haubtſtuͤck vom widerkaufe. § 4180 Der widerkauf iſt vom verkaufe, auch einſtands- rechte unterſchiden. Jn diſem haubtſtuͤcke ſind zwei regeln voraus zu ſezen, 1) iſt der verkauf um einen landuͤblichen preiß geſchehen; ſo wird di- ſer handel fuͤr einen zu recht beſtaͤndigen widerkauf geachtet; 2) enthaͤlt derſelbe allerhand bedenkliche klauſeln, wie im § 4185 des 2ten th. der fall von dem von Herda zu Brandenburg, bei Eiſenach, und ſeinen gevaͤttern ausweiſet; alsdann wird er als ein bemaͤnteltes anlehn beurteilet, und auf die clau- ſel: daß der widerkauf, und die einloͤſung mit eige- nem gelte geſchehen ſolle, gar nicht in betrachtung gezogen, ſondern als nicht daſtehend uͤbergangen. Sihe den Berlich in dem concluſ. wo er die ver- deckten widerkauſe beurteilet hat; man ſchlage auch den Mollenbec de mutuo palliato, den Joh. Otto Tabor de pacto retrouendit. Straßb. 1648, den Joh. Frid. Kayſer de praeſcriptione pacti de retrouend. Gieſſen 1724, nach. Von dem auszuge, einſize, bei den verkau- feten haͤuſern, oder uͤbergebenen guͤtern, auch der ſogenannten herrſchaft. § 4195 Jn der grafſchaft Witgenſtein-Berleburg hat- te ein vater merere kinder, ſchlug aber das gut einem ſone an, mit vorbehalte: daß der vater die herr- ſchaft ſich ausbedunge. Der ſon heuratete, und erzilete eine tochter; ging aber bald darauf in die ewigkeit. Der vater ſprach: in meinem alter kan mich

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 1272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1296>, abgerufen am 29.03.2024.