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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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von der gerichtbarkeit etc.
§ 4958

Ehedem hilten die kaiser in person gericht, nichtvom fürstenstu-
le, grafenstule,
kaiserstule.

minder die fürsten, wie auch die grafen etc. Sie
sassen auf einem erhabenen stule, sihe die abhande-
lung de comitiis Hassiae prouincialibus, in electis
iur. publ. Hassiaci.
Die iura ducatus in comitati-
bus
machet nimanden zum herzogen, Freiherr von
Senkenberg
in der vorrede zum 4ten th. der samm-
lung ungedruckter, und rarer schriften, § 2.

§ 4959

Dise bedenten so vil, als primores populi,die schöppen-
schösser.

(§ 6581 des 2ten th.). Jm Reiche spricht man
schöpfen, schäffen, scheffen, schöffel. Jn Sach-
sen aber heisset es: schöppen, auch scheppen. La-
teinisch heissen sie scabiones, scephones, scawini,
schabini.
Das wort kömmt nicht her von schö-
pfen, weilen sie das urtel fanden. Sie hissen sca-
bini,
oder schöffen, weil sie statuirten, decernir-
ten. Der kaiser hisse der oberste gerichtsschöpfer,
und saß öfters selbst im gerichte (§ 6020, § 6093
des 2ten th.), und zwar in der majestät: das ist,
er hatte einen talar an. Er zeugete bei des Reichs
hulde. Sie hissen richter (§ 4954 des 3ten th.);
ihr ambt nennete man schöpfentum. Sie gaben
schöpfenkunden. Der schöpfenmeister (magister
scabinorum
), ist so vil, als der richter, Haltaus
sp. 1643 fgg.

§ 4960

Der schöppenstul ist ein collegium scabinorum,was der schö-
pfeustut be-
deutet?

dergleichen noch zu Jena, Leipzig (§ 6591 des 2ten
th.), Wittenberg, Halle, Burg, Steinfurt, Cas-
sel, Minden, in Westphalen etc. ist (§ 6590 des 2ten
th.). Billig soll ein solches collegium der teut-
schen rechte erfaren seyn, wenn die juristenfacultae-

ten
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von der gerichtbarkeit ꝛc.
§ 4958

Ehedem hilten die kaiſer in perſon gericht, nichtvom fuͤrſtenſtu-
le, grafenſtule,
kaiſerſtule.

minder die fuͤrſten, wie auch die grafen ꝛc. Sie
ſaſſen auf einem erhabenen ſtule, ſihe die abhande-
lung de comitiis Haſſiae prouincialibus, in electis
iur. publ. Haſſiaci.
Die iura ducatus in comitati-
bus
machet nimanden zum herzogen, Freiherr von
Senkenberg
in der vorrede zum 4ten th. der ſamm-
lung ungedruckter, und rarer ſchriften, § 2.

§ 4959

Diſe bedenten ſo vil, als primores populi,die ſchoͤppen-
ſchoͤſſer.

(§ 6581 des 2ten th.). Jm Reiche ſpricht man
ſchoͤpfen, ſchaͤffen, ſcheffen, ſchoͤffel. Jn Sach-
ſen aber heiſſet es: ſchoͤppen, auch ſcheppen. La-
teiniſch heiſſen ſie ſcabiones, ſcephones, ſcawini,
ſchabini.
Das wort koͤmmt nicht her von ſchoͤ-
pfen, weilen ſie das urtel fanden. Sie hiſſen ſca-
bini,
oder ſchoͤffen, weil ſie ſtatuirten, decernir-
ten. Der kaiſer hiſſe der oberſte gerichtsſchoͤpfer,
und ſaß oͤfters ſelbſt im gerichte (§ 6020, § 6093
des 2ten th.), und zwar in der majeſtaͤt: das iſt,
er hatte einen talar an. Er zeugete bei des Reichs
hulde. Sie hiſſen richter (§ 4954 des 3ten th.);
ihr ambt nennete man ſchoͤpfentum. Sie gaben
ſchoͤpfenkunden. Der ſchoͤpfenmeiſter (magiſter
ſcabinorum
), iſt ſo vil, als der richter, Haltaus
ſp. 1643 fgg.

§ 4960

Der ſchoͤppenſtul iſt ein collegium ſcabinorum,was der ſchoͤ-
pfeuſtut be-
deutet?

dergleichen noch zu Jena, Leipzig (§ 6591 des 2ten
th.), Wittenberg, Halle, Burg, Steinfurt, Caſ-
ſel, Minden, in Weſtphalen ꝛc. iſt (§ 6590 des 2ten
th.). Billig ſoll ein ſolches collegium der teut-
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[1369/1393] von der gerichtbarkeit ꝛc. § 4958 Ehedem hilten die kaiſer in perſon gericht, nicht minder die fuͤrſten, wie auch die grafen ꝛc. Sie ſaſſen auf einem erhabenen ſtule, ſihe die abhande- lung de comitiis Haſſiae prouincialibus, in electis iur. publ. Haſſiaci. Die iura ducatus in comitati- bus machet nimanden zum herzogen, Freiherr von Senkenberg in der vorrede zum 4ten th. der ſamm- lung ungedruckter, und rarer ſchriften, § 2. vom fuͤrſtenſtu- le, grafenſtule, kaiſerſtule. § 4959 Diſe bedenten ſo vil, als primores populi, (§ 6581 des 2ten th.). Jm Reiche ſpricht man ſchoͤpfen, ſchaͤffen, ſcheffen, ſchoͤffel. Jn Sach- ſen aber heiſſet es: ſchoͤppen, auch ſcheppen. La- teiniſch heiſſen ſie ſcabiones, ſcephones, ſcawini, ſchabini. Das wort koͤmmt nicht her von ſchoͤ- pfen, weilen ſie das urtel fanden. Sie hiſſen ſca- bini, oder ſchoͤffen, weil ſie ſtatuirten, decernir- ten. Der kaiſer hiſſe der oberſte gerichtsſchoͤpfer, und ſaß oͤfters ſelbſt im gerichte (§ 6020, § 6093 des 2ten th.), und zwar in der majeſtaͤt: das iſt, er hatte einen talar an. Er zeugete bei des Reichs hulde. Sie hiſſen richter (§ 4954 des 3ten th.); ihr ambt nennete man ſchoͤpfentum. Sie gaben ſchoͤpfenkunden. Der ſchoͤpfenmeiſter (magiſter ſcabinorum), iſt ſo vil, als der richter, Haltaus ſp. 1643 fgg. die ſchoͤppen- ſchoͤſſer. § 4960 Der ſchoͤppenſtul iſt ein collegium ſcabinorum, dergleichen noch zu Jena, Leipzig (§ 6591 des 2ten th.), Wittenberg, Halle, Burg, Steinfurt, Caſ- ſel, Minden, in Weſtphalen ꝛc. iſt (§ 6590 des 2ten th.). Billig ſoll ein ſolches collegium der teut- ſchen rechte erfaren ſeyn, wenn die juriſtenfacultae- ten was der ſchoͤ- pfeuſtut be- deutet? R r r r 5

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 1369. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1393>, abgerufen am 19.04.2024.