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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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LVII haubtstück,
§ 426
von dem maaße
auch der vor-
züglichkeit der
pächte, und
zinssen.

Wenn über des bauers vermögen ein concurs
entstehet; so wird der grundherr in die erste classe
mit seinem rückstande gesezet, von Engelbrecht
obseru. 86, s. 489 fg. Jm übrigen sind in den
fürstl. hessen-casselischen landen von dem aus-und
einmessen der früchte, besonders auf dem herr-
schaftlichen renterei-boden den 30ten aug. 1678,
und febr. 1735 zum besten der untertanen ver-
ordnungen erlassen worden. Bei grossen liferun-
gen soll mit den scheffeln, und nicht mit kleinem
gemässe gemessen werden.

wie die frucht
zu lifern ist.

Es fraget sich: ob der bauer markt-reine früch-
te zum pachte lifern müsse, oder ob er schlecht korn rc
geben könne? Hirbei ist zuförderst auf die pacht-
und leihe-brife zu sehen, welche, wenn sie auf markt-
reine früchte lauten, auch zu erfüllen stehen; im
falle sie aber dise clausel nicht enthalten; so ist den-
noch, nächst dem, auf das herkommen rücksicht
zu nemen, ob dises marktreine frucht eingefüret
hat? findet sich auch dises nicht; so stehet dem un-
geachtet vom bauer, nach der theorie, wo nicht
das beste, zum wenigsten allezeit gute, und brauch-
bare frucht zu lifern; in betracht die liferung als
eine bezalung zu achten ist. Die civilisten wollen
das schlechteste passiren lassen, nach der regel:
pacht korn ist kein markt-korn; immasen dises eine
verhassete sache, welche zu beschränken wäre; wel-
ches aber zu leugnen ist; gestalt der bauer die gü-
ter des pachtherrns benuzet; folglich gute früchte
leisten muß, welche zu brauchen sind. Der ver-
schmizte bauer pfleget wohl die früchte in 3 haufen
zu teilen, 1) die saat-frucht, 2) die zum verkaufe,
3) zur pacht-liferung, welche die schlechteste sind.
Andere wänen: daß bei zeit-pachten der bauer li-

fern
LVII haubtſtuͤck,
§ 426
von dem maaße
auch der vor-
zuͤglichkeit der
paͤchte, und
zinſſen.

Wenn uͤber des bauers vermoͤgen ein concurs
entſtehet; ſo wird der grundherr in die erſte claſſe
mit ſeinem ruͤckſtande geſezet, von Engelbrecht
obſeru. 86, ſ. 489 fg. Jm uͤbrigen ſind in den
fuͤrſtl. heſſen-caſſeliſchen landen von dem aus-und
einmeſſen der fruͤchte, beſonders auf dem herr-
ſchaftlichen renterei-boden den 30ten aug. 1678,
und febr. 1735 zum beſten der untertanen ver-
ordnungen erlaſſen worden. Bei groſſen liferun-
gen ſoll mit den ſcheffeln, und nicht mit kleinem
gemaͤſſe gemeſſen werden.

wie die frucht
zu lifern iſt.

Es fraget ſich: ob der bauer markt-reine fruͤch-
te zum pachte lifern muͤſſe, oder ob er ſchlecht korn ꝛc
geben koͤnne? Hirbei iſt zufoͤrderſt auf die pacht-
und leihe-brife zu ſehen, welche, wenn ſie auf markt-
reine fruͤchte lauten, auch zu erfuͤllen ſtehen; im
falle ſie aber diſe clauſel nicht enthalten; ſo iſt den-
noch, naͤchſt dem, auf das herkommen ruͤckſicht
zu nemen, ob diſes marktreine frucht eingefuͤret
hat? findet ſich auch diſes nicht; ſo ſtehet dem un-
geachtet vom bauer, nach der theorie, wo nicht
das beſte, zum wenigſten allezeit gute, und brauch-
bare frucht zu lifern; in betracht die liferung als
eine bezalung zu achten iſt. Die civiliſten wollen
das ſchlechteſte paſſiren laſſen, nach der regel:
pacht korn iſt kein markt-korn; immaſen diſes eine
verhaſſete ſache, welche zu beſchraͤnken waͤre; wel-
ches aber zu leugnen iſt; geſtalt der bauer die guͤ-
ter des pachtherrns benuzet; folglich gute fruͤchte
leiſten muß, welche zu brauchen ſind. Der ver-
ſchmizte bauer pfleget wohl die fruͤchte in 3 haufen
zu teilen, 1) die ſaat-frucht, 2) die zum verkaufe,
3) zur pacht-liferung, welche die ſchlechteſte ſind.
Andere waͤnen: daß bei zeit-pachten der bauer li-

fern
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[352/0376] LVII haubtſtuͤck, § 426 Wenn uͤber des bauers vermoͤgen ein concurs entſtehet; ſo wird der grundherr in die erſte claſſe mit ſeinem ruͤckſtande geſezet, von Engelbrecht obſeru. 86, ſ. 489 fg. Jm uͤbrigen ſind in den fuͤrſtl. heſſen-caſſeliſchen landen von dem aus-und einmeſſen der fruͤchte, beſonders auf dem herr- ſchaftlichen renterei-boden den 30ten aug. 1678, und [FORMEL] febr. 1735 zum beſten der untertanen ver- ordnungen erlaſſen worden. Bei groſſen liferun- gen ſoll mit den ſcheffeln, und nicht mit kleinem gemaͤſſe gemeſſen werden. Es fraget ſich: ob der bauer markt-reine fruͤch- te zum pachte lifern muͤſſe, oder ob er ſchlecht korn ꝛc geben koͤnne? Hirbei iſt zufoͤrderſt auf die pacht- und leihe-brife zu ſehen, welche, wenn ſie auf markt- reine fruͤchte lauten, auch zu erfuͤllen ſtehen; im falle ſie aber diſe clauſel nicht enthalten; ſo iſt den- noch, naͤchſt dem, auf das herkommen ruͤckſicht zu nemen, ob diſes marktreine frucht eingefuͤret hat? findet ſich auch diſes nicht; ſo ſtehet dem un- geachtet vom bauer, nach der theorie, wo nicht das beſte, zum wenigſten allezeit gute, und brauch- bare frucht zu lifern; in betracht die liferung als eine bezalung zu achten iſt. Die civiliſten wollen das ſchlechteſte paſſiren laſſen, nach der regel: pacht korn iſt kein markt-korn; immaſen diſes eine verhaſſete ſache, welche zu beſchraͤnken waͤre; wel- ches aber zu leugnen iſt; geſtalt der bauer die guͤ- ter des pachtherrns benuzet; folglich gute fruͤchte leiſten muß, welche zu brauchen ſind. Der ver- ſchmizte bauer pfleget wohl die fruͤchte in 3 haufen zu teilen, 1) die ſaat-frucht, 2) die zum verkaufe, 3) zur pacht-liferung, welche die ſchlechteſte ſind. Andere waͤnen: daß bei zeit-pachten der bauer li- fern

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 352. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/376>, abgerufen am 24.04.2024.