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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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LX h. von den fürgesezten der dörfer,
bauerschaft, zum unterschide des kirchdorfes, wo-
von kirchspile unterschiden sind. Ein hof, worauf
sich verschidene pachtleute befinden, machet keine
gemeinde aus; ob sie schon einen aufseher haben;
wie z. e. des teutschen ordens land-comdur, zu
Marburg, sezete im jare 1679 auf dem freihofe
Stedebach, im oberfürstentume Hessen, casselischen
anteiles über die dasigen 4 hofleute einen schulzen
aus inen, welcher alle jare abwechseln, und in der
reihe herum ein ieder dise stelle versehen sollte. Di-
ser zeitige schuldheiß sollte dahin sehen: daß der
land-commende an irer gerichtbarkeit, hut, weide,
trift, forst, jagt, und anderen gerechtigkeiten, auch
freiheiten, kein schade, nachteil, und eingriff gesche-
he, und alles, was straf- auch bußfällig wäre, an-
zeigen, und die delinquenten, mit gesamter hand,
und hülfe, in verwarung bringen sollte. Wenn
eine gemeinde einen nachtwächter annimmt, sind
dijenige, welche zwar zum kirchspile, aber nicht
zum dorfe gehören, zu desselben erhaltung etwas
beizutragen nicht schuldig, wie im monate sept.
1759 gen Gimborn, in sachen der gemeine Gum-
mersbach wider das kirchspil Gummersbach allhir
erkannt worden ist.

§ 453
von den all-
menden, und
rechten der ge-
meinen, auch
deren schlüs-
sen.

Allmanden (allmenden, allmeinen, allmein-
den rc) sind nicht allein bei den dörfern, sondern
auch bei den städten, Haltaus sp. 18, s. 19 unter
allgemeine etc. Dise können von den gemeinden
eigenmächtiger weise, sonder obrigkeitliche decrete,
nicht verpfändet, noch verkaufet, noch vergleiche
darüber gestiftet werden, Kur-Mainzische landes-
ordnung tit. 4 s. 62, tit. 5 s. 63, tit. 6 s. 64,
Grupens obs. rei agrar. germ. obs. 2 s. 56 fgg.,
Freiherr von Lynker iura et priuilegia minorum

cap.

LX h. von den fuͤrgeſezten der doͤrfer,
bauerſchaft, zum unterſchide des kirchdorfes, wo-
von kirchſpile unterſchiden ſind. Ein hof, worauf
ſich verſchidene pachtleute befinden, machet keine
gemeinde aus; ob ſie ſchon einen aufſeher haben;
wie z. e. des teutſchen ordens land-comdur, zu
Marburg, ſezete im jare 1679 auf dem freihofe
Stedebach, im oberfuͤrſtentume Heſſen, caſſeliſchen
anteiles uͤber die daſigen 4 hofleute einen ſchulzen
aus inen, welcher alle jare abwechſeln, und in der
reihe herum ein ieder diſe ſtelle verſehen ſollte. Di-
ſer zeitige ſchuldheiß ſollte dahin ſehen: daß der
land-commende an irer gerichtbarkeit, hut, weide,
trift, forſt, jagt, und anderen gerechtigkeiten, auch
freiheiten, kein ſchade, nachteil, und eingriff geſche-
he, und alles, was ſtraf- auch bußfaͤllig waͤre, an-
zeigen, und die delinquenten, mit geſamter hand,
und huͤlfe, in verwarung bringen ſollte. Wenn
eine gemeinde einen nachtwaͤchter annimmt, ſind
dijenige, welche zwar zum kirchſpile, aber nicht
zum dorfe gehoͤren, zu deſſelben erhaltung etwas
beizutragen nicht ſchuldig, wie im monate ſept.
1759 gen Gimborn, in ſachen der gemeine Gum-
mersbach wider das kirchſpil Gummersbach allhir
erkannt worden iſt.

§ 453
von den all-
menden, und
rechten der ge-
meinen, auch
deren ſchluͤſ-
ſen.

Allmanden (allmenden, allmeinen, allmein-
den ꝛc) ſind nicht allein bei den doͤrfern, ſondern
auch bei den ſtaͤdten, Haltaus ſp. 18, ſ. 19 unter
allgemeine ꝛc. Diſe koͤnnen von den gemeinden
eigenmaͤchtiger weiſe, ſonder obrigkeitliche decrete,
nicht verpfaͤndet, noch verkaufet, noch vergleiche
daruͤber geſtiftet werden, Kur-Mainziſche landes-
ordnung tit. 4 ſ. 62, tit. 5 ſ. 63, tit. 6 ſ. 64,
Grupens obſ. rei agrar. germ. obſ. 2 ſ. 56 fgg.,
Freiherr von Lynker iura et priuilegia minorum

cap.
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[366/0390] LX h. von den fuͤrgeſezten der doͤrfer, bauerſchaft, zum unterſchide des kirchdorfes, wo- von kirchſpile unterſchiden ſind. Ein hof, worauf ſich verſchidene pachtleute befinden, machet keine gemeinde aus; ob ſie ſchon einen aufſeher haben; wie z. e. des teutſchen ordens land-comdur, zu Marburg, ſezete im jare 1679 auf dem freihofe Stedebach, im oberfuͤrſtentume Heſſen, caſſeliſchen anteiles uͤber die daſigen 4 hofleute einen ſchulzen aus inen, welcher alle jare abwechſeln, und in der reihe herum ein ieder diſe ſtelle verſehen ſollte. Di- ſer zeitige ſchuldheiß ſollte dahin ſehen: daß der land-commende an irer gerichtbarkeit, hut, weide, trift, forſt, jagt, und anderen gerechtigkeiten, auch freiheiten, kein ſchade, nachteil, und eingriff geſche- he, und alles, was ſtraf- auch bußfaͤllig waͤre, an- zeigen, und die delinquenten, mit geſamter hand, und huͤlfe, in verwarung bringen ſollte. Wenn eine gemeinde einen nachtwaͤchter annimmt, ſind dijenige, welche zwar zum kirchſpile, aber nicht zum dorfe gehoͤren, zu deſſelben erhaltung etwas beizutragen nicht ſchuldig, wie im monate ſept. 1759 gen Gimborn, in ſachen der gemeine Gum- mersbach wider das kirchſpil Gummersbach allhir erkannt worden iſt. § 453 Allmanden (allmenden, allmeinen, allmein- den ꝛc) ſind nicht allein bei den doͤrfern, ſondern auch bei den ſtaͤdten, Haltaus ſp. 18, ſ. 19 unter allgemeine ꝛc. Diſe koͤnnen von den gemeinden eigenmaͤchtiger weiſe, ſonder obrigkeitliche decrete, nicht verpfaͤndet, noch verkaufet, noch vergleiche daruͤber geſtiftet werden, Kur-Mainziſche landes- ordnung tit. 4 ſ. 62, tit. 5 ſ. 63, tit. 6 ſ. 64, Grupens obſ. rei agrar. germ. obſ. 2 ſ. 56 fgg., Freiherr von Lynker iura et priuilegia minorum cap.

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 366. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/390>, abgerufen am 28.03.2024.