Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

Bild:
<< vorherige Seite

u. obervorm., auch krigischen vorm.
4t, § XI fg. s. 18 fg., Reinkingk quaest. VII n. 149
s. 328.

§ 974

Nach fürschrift der Reichsreformation guterwie lange die
vormundschaft
dauert?
vom bejaren.

polizei vom jare 1548 tit. 31 § 1 -- 3, und der
gebesserten Reichspolizeiordnung 1577 tit. 32 §
1 -- 3 sollen den pupillen, und minderjärigen kin-
dern iederzeit, bis sie zu iren vogtbaren jaren ge-
kommen sind, vormunden, und vorsteher gegeben
werden, welche iren pflegkindern, und deren gütern
getreulich, und erbarlich vorseyn, ire personen, und
güter verwaren sollen; woraus sich dann deutlich
wahrnemen lässet: daß der pupillen vormundschaft
heute zu tage mit dem 14ten jare, nach der regel,
nicht aufhöre; sondern bis zur volljärigkeit fortdau-
ere, Kur-Mainzisches landr. tit. V § 13 s. 11,
von Leyser im specim. 327 m. 1, s. 429 fgg. vol.
V med. ad p.; falls besondere gesäze solches nicht
verordnen, wie der codex Frider. der Reichsstadt
Frankfurt am Maine reformation th. VII tit. 7
§ 2, tit. 8 § 1 etc etc. Daher man auch in der
Reichsstände gerichten sich um des minderjärigen
einwilligung darzu gar nicht bekümmert. Ein an-
ders aber ist es mit einem minderjärigen, welcher
als pupill unter der vormundschaft vorhin nicht ge-
standen hat; gleichwohl nach absterben seiner ael-
tern eines vormundes benötiget ist; in disem falle
pfleget ihm eine unanständige person nicht gerne
aufgedrungen; sondern eine gefällige person zuge-
lassen zu werden. Auf dise weise wird das Braun-
schweigische stadtrecht bei dem von Leibnitz T. III
script. Bruns.
s. 439 n. 38 zu erklären, auch die
praxis der höchsten Reichsgerichte zu verstehen seyn,
von Neumann de patria potestate et tutela princi-
pum
s. 210 fg. § 340 § 341, Luttringhausen am

a. o.

u. obervorm., auch krigiſchen vorm.
4t, § XI fg. ſ. 18 fg., Reinkingk quaeſt. VII n. 149
ſ. 328.

§ 974

Nach fuͤrſchrift der Reichsreformation guterwie lange die
vormundſchaft
dauert?
vom bejaren.

polizei vom jare 1548 tit. 31 § 1 — 3, und der
gebeſſerten Reichspolizeiordnung 1577 tit. 32 §
1 — 3 ſollen den pupillen, und minderjaͤrigen kin-
dern iederzeit, bis ſie zu iren vogtbaren jaren ge-
kommen ſind, vormunden, und vorſteher gegeben
werden, welche iren pflegkindern, und deren guͤtern
getreulich, und erbarlich vorſeyn, ire perſonen, und
guͤter verwaren ſollen; woraus ſich dann deutlich
wahrnemen laͤſſet: daß der pupillen vormundſchaft
heute zu tage mit dem 14ten jare, nach der regel,
nicht aufhoͤre; ſondern bis zur volljaͤrigkeit fortdau-
ere, Kur-Mainziſches landr. tit. V § 13 ſ. 11,
von Leyſer im ſpecim. 327 m. 1, ſ. 429 fgg. vol.
V med. ad π.; falls beſondere geſaͤze ſolches nicht
verordnen, wie der codex Frider. der Reichsſtadt
Frankfurt am Maine reformation th. VII tit. 7
§ 2, tit. 8 § 1 ꝛc ꝛc. Daher man auch in der
Reichsſtaͤnde gerichten ſich um des minderjaͤrigen
einwilligung darzu gar nicht bekuͤmmert. Ein an-
ders aber iſt es mit einem minderjaͤrigen, welcher
als pupill unter der vormundſchaft vorhin nicht ge-
ſtanden hat; gleichwohl nach abſterben ſeiner ael-
tern eines vormundes benoͤtiget iſt; in diſem falle
pfleget ihm eine unanſtaͤndige perſon nicht gerne
aufgedrungen; ſondern eine gefaͤllige perſon zuge-
laſſen zu werden. Auf diſe weiſe wird das Braun-
ſchweigiſche ſtadtrecht bei dem von Leibnitz T. III
ſcript. Brunſ.
ſ. 439 n. 38 zu erklaͤren, auch die
praxis der hoͤchſten Reichsgerichte zu verſtehen ſeyn,
von Neumann de patria poteſtate et tutela princi-
pum
ſ. 210 fg. § 340 § 341, Luttringhauſen am

a. o.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0611" n="587"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">u. obervorm., auch krigi&#x017F;chen vorm.</hi></fw><lb/>
4t, § <hi rendition="#aq">XI</hi> fg. &#x017F;. 18 fg., <hi rendition="#fr">Reinkingk</hi> <hi rendition="#aq">quae&#x017F;t. VII</hi> n. 149<lb/>
&#x017F;. 328.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§ 974</head><lb/>
          <p>Nach fu&#x0364;r&#x017F;chrift der Reichsreformation guter<note place="right">wie lange die<lb/>
vormund&#x017F;chaft<lb/>
dauert?<lb/>
vom bejaren.</note><lb/>
polizei vom jare 1548 tit. 31 § 1 &#x2014; 3, und der<lb/>
gebe&#x017F;&#x017F;erten Reichspolizeiordnung 1577 tit. 32 §<lb/>
1 &#x2014; 3 &#x017F;ollen den pupillen, und minderja&#x0364;rigen kin-<lb/>
dern iederzeit, bis &#x017F;ie zu iren vogtbaren jaren ge-<lb/>
kommen &#x017F;ind, vormunden, und vor&#x017F;teher gegeben<lb/>
werden, welche iren pflegkindern, und deren gu&#x0364;tern<lb/>
getreulich, und erbarlich vor&#x017F;eyn, ire per&#x017F;onen, und<lb/>
gu&#x0364;ter verwaren &#x017F;ollen; woraus &#x017F;ich dann deutlich<lb/>
wahrnemen la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et: daß der pupillen vormund&#x017F;chaft<lb/>
heute zu tage mit dem 14ten jare, nach der regel,<lb/>
nicht aufho&#x0364;re; &#x017F;ondern bis zur vollja&#x0364;rigkeit fortdau-<lb/>
ere, Kur-Mainzi&#x017F;ches landr. tit. <hi rendition="#aq">V</hi> § 13 &#x017F;. 11,<lb/><hi rendition="#fr">von Ley&#x017F;er</hi> im <hi rendition="#aq">&#x017F;pecim. 327 m.</hi> 1, &#x017F;. 429 fgg. vol.<lb/><hi rendition="#aq">V med. ad</hi> &#x03C0;.; falls be&#x017F;ondere ge&#x017F;a&#x0364;ze &#x017F;olches nicht<lb/>
verordnen, wie der codex Frider. der Reichs&#x017F;tadt<lb/>
Frankfurt am Maine reformation th. <hi rendition="#aq">VII</hi> tit. 7<lb/>
§ 2, tit. 8 § 1 &#xA75B;c &#xA75B;c. Daher man auch in der<lb/>
Reichs&#x017F;ta&#x0364;nde gerichten &#x017F;ich um des minderja&#x0364;rigen<lb/>
einwilligung darzu gar nicht beku&#x0364;mmert. Ein an-<lb/>
ders aber i&#x017F;t es mit einem minderja&#x0364;rigen, welcher<lb/>
als pupill unter der vormund&#x017F;chaft vorhin nicht ge-<lb/>
&#x017F;tanden hat; gleichwohl nach ab&#x017F;terben &#x017F;einer ael-<lb/>
tern eines vormundes beno&#x0364;tiget i&#x017F;t; in di&#x017F;em falle<lb/>
pfleget ihm eine unan&#x017F;ta&#x0364;ndige per&#x017F;on nicht gerne<lb/>
aufgedrungen; &#x017F;ondern eine gefa&#x0364;llige per&#x017F;on zuge-<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en zu werden. Auf di&#x017F;e wei&#x017F;e wird das Braun-<lb/>
&#x017F;chweigi&#x017F;che &#x017F;tadtrecht bei dem <hi rendition="#fr">von Leibnitz</hi> <hi rendition="#aq">T. III<lb/>
&#x017F;cript. Brun&#x017F;.</hi> &#x017F;. 439 n. 38 zu erkla&#x0364;ren, auch die<lb/>
praxis der ho&#x0364;ch&#x017F;ten Reichsgerichte zu ver&#x017F;tehen &#x017F;eyn,<lb/><hi rendition="#fr">von Neumann</hi> <hi rendition="#aq">de patria pote&#x017F;tate et tutela princi-<lb/>
pum</hi> &#x017F;. 210 fg. § 340 § 341, <hi rendition="#fr">Luttringhau&#x017F;en</hi> am<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">a. o.</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[587/0611] u. obervorm., auch krigiſchen vorm. 4t, § XI fg. ſ. 18 fg., Reinkingk quaeſt. VII n. 149 ſ. 328. § 974 Nach fuͤrſchrift der Reichsreformation guter polizei vom jare 1548 tit. 31 § 1 — 3, und der gebeſſerten Reichspolizeiordnung 1577 tit. 32 § 1 — 3 ſollen den pupillen, und minderjaͤrigen kin- dern iederzeit, bis ſie zu iren vogtbaren jaren ge- kommen ſind, vormunden, und vorſteher gegeben werden, welche iren pflegkindern, und deren guͤtern getreulich, und erbarlich vorſeyn, ire perſonen, und guͤter verwaren ſollen; woraus ſich dann deutlich wahrnemen laͤſſet: daß der pupillen vormundſchaft heute zu tage mit dem 14ten jare, nach der regel, nicht aufhoͤre; ſondern bis zur volljaͤrigkeit fortdau- ere, Kur-Mainziſches landr. tit. V § 13 ſ. 11, von Leyſer im ſpecim. 327 m. 1, ſ. 429 fgg. vol. V med. ad π.; falls beſondere geſaͤze ſolches nicht verordnen, wie der codex Frider. der Reichsſtadt Frankfurt am Maine reformation th. VII tit. 7 § 2, tit. 8 § 1 ꝛc ꝛc. Daher man auch in der Reichsſtaͤnde gerichten ſich um des minderjaͤrigen einwilligung darzu gar nicht bekuͤmmert. Ein an- ders aber iſt es mit einem minderjaͤrigen, welcher als pupill unter der vormundſchaft vorhin nicht ge- ſtanden hat; gleichwohl nach abſterben ſeiner ael- tern eines vormundes benoͤtiget iſt; in diſem falle pfleget ihm eine unanſtaͤndige perſon nicht gerne aufgedrungen; ſondern eine gefaͤllige perſon zuge- laſſen zu werden. Auf diſe weiſe wird das Braun- ſchweigiſche ſtadtrecht bei dem von Leibnitz T. III ſcript. Brunſ. ſ. 439 n. 38 zu erklaͤren, auch die praxis der hoͤchſten Reichsgerichte zu verſtehen ſeyn, von Neumann de patria poteſtate et tutela princi- pum ſ. 210 fg. § 340 § 341, Luttringhauſen am a. o. wie lange die vormundſchaft dauert? vom bejaren.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/611
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 587. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/611>, abgerufen am 20.04.2024.