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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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befleckt. mensch. u. andern lump. volke.
Jn den städten, und flecken waren tanz- oder spil-
häuser; auch sogar die comoedianten hissen spilleu-
te, histriones, scholler, scholderer etc. Daher schrei-
bet dr. Luther: die mit würfeln auf dem scholler spi-
len. Wirzburg belenete die gefürsteten grafen zu
Henneberg mit dem schollerplaze. Buder in amoe-
nit. iur fend.
s. 95 fg. erkläret solches von den
frauen-häusern; allein es gehet solches auf die spil-
häuser, und spilleute, auch die spilpläze, Haltaus
sp. 1703 fg.

§ 997

Obschon ein gerichts- und ambtsdiner, gefan-von häschern,
schlüssern, ste-
ckenknechten.

genwärter etc für unerlich nicht gehalten werden sol-
len; so wird doch ein unterschid zwischen inen,
nach dem gemeinen wane, gemachet, ob sie die de-
linquenten schlüssen, oder nicht. Jn jenem falle
werden sie für geringschäzig geachtet; wie man sol-
ches auch an dem stecken-jungen, oder siecken knech-
te bei den soldaten findet, über welchen, wenn er
soldat werden will, die fane geschwungen werden
muß, damit er erlich gemachet werde, Güngens
anleitung zum krigesrechte, b III, haubtst. II §
706 s. 374, s. 375, Bodinus de iure circa infa-
miam etc
th. XVI s. 26 fg. Ehedem hiß ein mini-
ster publicus jeweilen scherge (scherio), dessen ambt
erlich war, und sich vom schindschergen unterschide,
Haltaus sp. 1613.

§ 998

Ein zünstiger schweinschneider pfleget keinevon den
schweinschnei-
dern und pfer-
delegern.

hunde, noch kazen zu verschneiden; sondern man
muß solches durch die schäfer, oder schinder tun las-
sen. Wie es wegen des schweineschnidtes in den
fürstl. Hessen-Casselischen landen gehalten werden
solle, erbricht sich aus einem ausschreiben vom
11ten febr. 1738, und vom pferdelegen ist eine be-

sondere

befleckt. menſch. u. andern lump. volke.
Jn den ſtaͤdten, und flecken waren tanz- oder ſpil-
haͤuſer; auch ſogar die comoedianten hiſſen ſpilleu-
te, hiſtriones, ſcholler, ſcholderer ꝛc. Daher ſchrei-
bet dr. Luther: die mit wuͤrfeln auf dem ſcholler ſpi-
len. Wirzburg belenete die gefuͤrſteten grafen zu
Henneberg mit dem ſchollerplaze. Buder in amoe-
nit. iur fend.
ſ. 95 fg. erklaͤret ſolches von den
frauen-haͤuſern; allein es gehet ſolches auf die ſpil-
haͤuſer, und ſpilleute, auch die ſpilplaͤze, Haltaus
ſp. 1703 fg.

§ 997

Obſchon ein gerichts- und ambtsdiner, gefan-von haͤſchern,
ſchluͤſſern, ſte-
ckenknechten.

genwaͤrter ꝛc fuͤr unerlich nicht gehalten werden ſol-
len; ſo wird doch ein unterſchid zwiſchen inen,
nach dem gemeinen wane, gemachet, ob ſie die de-
linquenten ſchluͤſſen, oder nicht. Jn jenem falle
werden ſie fuͤr geringſchaͤzig geachtet; wie man ſol-
ches auch an dem ſtecken-jungen, oder ſiecken knech-
te bei den ſoldaten findet, uͤber welchen, wenn er
ſoldat werden will, die fane geſchwungen werden
muß, damit er erlich gemachet werde, Guͤngens
anleitung zum krigesrechte, b III, haubtſt. II §
706 ſ. 374, ſ. 375, Bodinus de iure circa infa-
miam etc
th. XVI ſ. 26 fg. Ehedem hiß ein mini-
ſter publicus jeweilen ſcherge (ſcherio), deſſen ambt
erlich war, und ſich vom ſchindſchergen unterſchide,
Haltaus ſp. 1613.

§ 998

Ein zuͤnſtiger ſchweinſchneider pfleget keinevon den
ſchweinſchnei-
dern und pfer-
delegern.

hunde, noch kazen zu verſchneiden; ſondern man
muß ſolches durch die ſchaͤfer, oder ſchinder tun laſ-
ſen. Wie es wegen des ſchweineſchnidtes in den
fuͤrſtl. Heſſen-Caſſeliſchen landen gehalten werden
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[621/0645] befleckt. menſch. u. andern lump. volke. Jn den ſtaͤdten, und flecken waren tanz- oder ſpil- haͤuſer; auch ſogar die comoedianten hiſſen ſpilleu- te, hiſtriones, ſcholler, ſcholderer ꝛc. Daher ſchrei- bet dr. Luther: die mit wuͤrfeln auf dem ſcholler ſpi- len. Wirzburg belenete die gefuͤrſteten grafen zu Henneberg mit dem ſchollerplaze. Buder in amoe- nit. iur fend. ſ. 95 fg. erklaͤret ſolches von den frauen-haͤuſern; allein es gehet ſolches auf die ſpil- haͤuſer, und ſpilleute, auch die ſpilplaͤze, Haltaus ſp. 1703 fg. § 997 Obſchon ein gerichts- und ambtsdiner, gefan- genwaͤrter ꝛc fuͤr unerlich nicht gehalten werden ſol- len; ſo wird doch ein unterſchid zwiſchen inen, nach dem gemeinen wane, gemachet, ob ſie die de- linquenten ſchluͤſſen, oder nicht. Jn jenem falle werden ſie fuͤr geringſchaͤzig geachtet; wie man ſol- ches auch an dem ſtecken-jungen, oder ſiecken knech- te bei den ſoldaten findet, uͤber welchen, wenn er ſoldat werden will, die fane geſchwungen werden muß, damit er erlich gemachet werde, Guͤngens anleitung zum krigesrechte, b III, haubtſt. II § 706 ſ. 374, ſ. 375, Bodinus de iure circa infa- miam etc th. XVI ſ. 26 fg. Ehedem hiß ein mini- ſter publicus jeweilen ſcherge (ſcherio), deſſen ambt erlich war, und ſich vom ſchindſchergen unterſchide, Haltaus ſp. 1613. von haͤſchern, ſchluͤſſern, ſte- ckenknechten. § 998 Ein zuͤnſtiger ſchweinſchneider pfleget keine hunde, noch kazen zu verſchneiden; ſondern man muß ſolches durch die ſchaͤfer, oder ſchinder tun laſ- ſen. Wie es wegen des ſchweineſchnidtes in den fuͤrſtl. Heſſen-Caſſeliſchen landen gehalten werden ſolle, erbricht ſich aus einem ausſchreiben vom 11ten febr. 1738, und vom pferdelegen iſt eine be- ſondere von den ſchweinſchnei- dern und pfer- delegern.

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 621. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/645>, abgerufen am 23.04.2024.