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Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.

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oder geistlichen reden.
pathetisch auch wohl sublimis, überall nach
beschaffenheit der meisten zuhörer des redners
und des textes, Oratorisch und dem heiligen
vorhaben gemäß. Jn der disposition und aus-
arbeitung folgt auf dem wunsch oder das ge-
bet und die anrede an das auditorium, das
exordium generale und dessen verbindung mit
der proposition, welches mit einem gebet be-
schlossen wird. Hierauf folget der text, das
exordium speciale, doch ist dieses nicht alle-
mahl nöthig, weiter die proposition a) und
partition und der wunsch oder ein gebet. Fer-
ner kommt die tractatio, nach den theilen der
partition, und denen für sich aufgesetzten sub-
diuisionibus, welcher auch wohl könte ein ex-
ordium specialißimum prämittiret werden.
Endlich die conclusion, das gebet und der
schluß, bey welchen allen, die Oratorie, das
exempel guter und beliebter prediger, und der
von ihnen eingeführte wohlstand, zu rathe zu
ziehen, auch die zeit, so zu einer predigt gesetzt,
nicht zu überschreiten. Von dem vortrag selbst
kan folgendes capitel nachgelesen werden.

a) Nach dieser richtet sich das gantze gebäude,
und da hat man entweder naturalia themata
oder artificialia, damit man meine gedancken
desto besser erwege, will ich sie mit folgenden
exempeln erläutern:
Exemplum thematis naturalis über die worte
Luc. 7. v. 35.
Exordium: Joh. 8. v. 46.
Propositio: Die von ih[r]en kindern gerechtfertigte
weißheit.

Par-
J i 2

oder geiſtlichen reden.
pathetiſch auch wohl ſublimis, uͤberall nach
beſchaffenheit der meiſten zuhoͤrer des redners
und des textes, Oratoriſch und dem heiligen
vorhaben gemaͤß. Jn der diſpoſition und aus-
arbeitung folgt auf dem wunſch oder das ge-
bet und die anrede an das auditorium, das
exordium generale und deſſen verbindung mit
der propoſition, welches mit einem gebet be-
ſchloſſen wird. Hierauf folget der text, das
exordium ſpeciale, doch iſt dieſes nicht alle-
mahl noͤthig, weiter die propoſition a) und
partition und der wunſch oder ein gebet. Fer-
ner kommt die tractatio, nach den theilen der
partition, und denen fuͤr ſich aufgeſetzten ſub-
diuiſionibus, welcher auch wohl koͤnte ein ex-
ordium ſpecialißimum praͤmittiret werden.
Endlich die concluſion, das gebet und der
ſchluß, bey welchen allen, die Oratorie, das
exempel guter und beliebter prediger, und der
von ihnen eingefuͤhrte wohlſtand, zu rathe zu
ziehen, auch die zeit, ſo zu einer predigt geſetzt,
nicht zu uͤberſchreiten. Von dem vortrag ſelbſt
kan folgendes capitel nachgeleſen werden.

a) Nach dieſer richtet ſich das gantze gebaͤude,
und da hat man entweder naturalia themata
oder artificialia, damit man meine gedancken
deſto beſſer erwege, will ich ſie mit folgenden
exempeln erlaͤutern:
Exemplum thematis naturalis uͤber die worte
Luc. 7. v. 35.
Exordium: Joh. 8. v. 46.
Propoſitio: Die von ih[r]en kindern gerechtfertigte
weißheit.

Par-
J i 2
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[499/0517] oder geiſtlichen reden. pathetiſch auch wohl ſublimis, uͤberall nach beſchaffenheit der meiſten zuhoͤrer des redners und des textes, Oratoriſch und dem heiligen vorhaben gemaͤß. Jn der diſpoſition und aus- arbeitung folgt auf dem wunſch oder das ge- bet und die anrede an das auditorium, das exordium generale und deſſen verbindung mit der propoſition, welches mit einem gebet be- ſchloſſen wird. Hierauf folget der text, das exordium ſpeciale, doch iſt dieſes nicht alle- mahl noͤthig, weiter die propoſition a⁾ und partition und der wunſch oder ein gebet. Fer- ner kommt die tractatio, nach den theilen der partition, und denen fuͤr ſich aufgeſetzten ſub- diuiſionibus, welcher auch wohl koͤnte ein ex- ordium ſpecialißimum praͤmittiret werden. Endlich die concluſion, das gebet und der ſchluß, bey welchen allen, die Oratorie, das exempel guter und beliebter prediger, und der von ihnen eingefuͤhrte wohlſtand, zu rathe zu ziehen, auch die zeit, ſo zu einer predigt geſetzt, nicht zu uͤberſchreiten. Von dem vortrag ſelbſt kan folgendes capitel nachgeleſen werden. a⁾ Nach dieſer richtet ſich das gantze gebaͤude, und da hat man entweder naturalia themata oder artificialia, damit man meine gedancken deſto beſſer erwege, will ich ſie mit folgenden exempeln erlaͤutern: Exemplum thematis naturalis uͤber die worte Luc. 7. v. 35. Exordium: Joh. 8. v. 46. Propoſitio: Die von ihren kindern gerechtfertigte weißheit. Par- J i 2

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Zitationshilfe: Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 499. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/517>, abgerufen am 28.03.2024.