Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 2. Berlin, 1803.

Bild:
<< vorherige Seite

der Orden durch seine Mitglieder nicht höchst wohl-
thätig auf die Welt?

Ich mache Dich auf einiges aufmerksam, was
Dich in Deinen eignen Erwägungen unterstützen
wird.

Niemand bekleidet seine Stelle in der
größeren Gesellschaft zweckmäßiger, als
der, welcher vermag, über seine Stelle
hinaus zu sehen
, der nicht nur sie, sondern der
auch die feine Grenzlinie, wo sie in die größere
Gesellschaft übergeht und eingreift, durchschaut und
überblickt; so wie der der größere und hellere Ge-
lehrte ist, der nicht nur seine Disciplin, sondern
auch die angrenzenden, sondern auch das ganze
Feld des Wissens überschaut. Nur der so auf
seiner Stelle steht, handelt sehend und seiner sich
sehr wohl bewußt, für die Welt; der andre ist ein
blindes Werkzeug, das an seinem Platze vielleicht
ganz richtig wirkt, dessen Wirksamkeit aber erst
durch das Ganze zum wahren Ziele hingelenkt
wird. Der erstere weiß zu rechter Zeit hier von
den Forderungen und Regeln seines Standes nach-
zulassen, hier streng auf sie zu halten, hier sie zu
schärfen; dies versteht der letztere nicht, sondern er
geht, wie eine Maschine, heut und morgen den
fest angewöhnten Gang. Nun aber ist es die
Maurerei, die alle Menschen über ihren Stand
erhebt; sie bildet sonach, indem sie Menschen
bildet, zugleich die tauglichsten Mitglieder
der größeren Gesellschaft
: liebenswürdige
und populäre Gelehrte und Weise, nicht blos fer-

der Orden durch ſeine Mitglieder nicht hoͤchſt wohl-
thaͤtig auf die Welt?

Ich mache Dich auf einiges aufmerkſam, was
Dich in Deinen eignen Erwaͤgungen unterſtuͤtzen
wird.

Niemand bekleidet ſeine Stelle in der
groͤßeren Geſellſchaft zweckmaͤßiger, als
der, welcher vermag, uͤber ſeine Stelle
hinaus zu ſehen
, der nicht nur ſie, ſondern der
auch die feine Grenzlinie, wo ſie in die groͤßere
Geſellſchaft uͤbergeht und eingreift, durchſchaut und
uͤberblickt; ſo wie der der groͤßere und hellere Ge-
lehrte iſt, der nicht nur ſeine Disciplin, ſondern
auch die angrenzenden, ſondern auch das ganze
Feld des Wiſſens uͤberſchaut. Nur der ſo auf
ſeiner Stelle ſteht, handelt ſehend und ſeiner ſich
ſehr wohl bewußt, fuͤr die Welt; der andre iſt ein
blindes Werkzeug, das an ſeinem Platze vielleicht
ganz richtig wirkt, deſſen Wirkſamkeit aber erſt
durch das Ganze zum wahren Ziele hingelenkt
wird. Der erſtere weiß zu rechter Zeit hier von
den Forderungen und Regeln ſeines Standes nach-
zulaſſen, hier ſtreng auf ſie zu halten, hier ſie zu
ſchaͤrfen; dies verſteht der letztere nicht, ſondern er
geht, wie eine Maſchine, heut und morgen den
feſt angewoͤhnten Gang. Nun aber iſt es die
Maurerei, die alle Menſchen uͤber ihren Stand
erhebt; ſie bildet ſonach, indem ſie Menſchen
bildet, zugleich die tauglichſten Mitglieder
der groͤßeren Geſellſchaft
: liebenswuͤrdige
und populaͤre Gelehrte und Weiſe, nicht blos fer-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0031" n="9"/>
der Orden durch &#x017F;eine Mitglieder nicht ho&#x0364;ch&#x017F;t wohl-<lb/>
tha&#x0364;tig auf die Welt?</p><lb/>
          <p>Ich mache Dich auf einiges aufmerk&#x017F;am, was<lb/>
Dich in Deinen eignen Erwa&#x0364;gungen unter&#x017F;tu&#x0364;tzen<lb/>
wird.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#g">Niemand bekleidet &#x017F;eine Stelle in der<lb/>
gro&#x0364;ßeren Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft zweckma&#x0364;ßiger, als<lb/>
der, welcher vermag, u&#x0364;ber &#x017F;eine Stelle<lb/>
hinaus zu &#x017F;ehen</hi>, der nicht nur &#x017F;ie, &#x017F;ondern der<lb/>
auch die feine Grenzlinie, wo &#x017F;ie in die gro&#x0364;ßere<lb/>
Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft u&#x0364;bergeht und eingreift, durch&#x017F;chaut und<lb/>
u&#x0364;berblickt; &#x017F;o wie der der gro&#x0364;ßere und hellere Ge-<lb/>
lehrte i&#x017F;t, der nicht nur &#x017F;eine Disciplin, &#x017F;ondern<lb/>
auch die angrenzenden, &#x017F;ondern auch das ganze<lb/>
Feld des Wi&#x017F;&#x017F;ens u&#x0364;ber&#x017F;chaut. Nur der &#x017F;o auf<lb/>
&#x017F;einer Stelle &#x017F;teht, handelt &#x017F;ehend und &#x017F;einer &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;ehr wohl bewußt, fu&#x0364;r die Welt; der andre i&#x017F;t ein<lb/>
blindes Werkzeug, das an &#x017F;einem Platze vielleicht<lb/>
ganz richtig wirkt, de&#x017F;&#x017F;en Wirk&#x017F;amkeit aber er&#x017F;t<lb/>
durch das Ganze zum wahren Ziele hingelenkt<lb/>
wird. Der er&#x017F;tere weiß zu rechter Zeit hier von<lb/>
den Forderungen und Regeln &#x017F;eines Standes nach-<lb/>
zula&#x017F;&#x017F;en, hier &#x017F;treng auf &#x017F;ie zu halten, hier &#x017F;ie zu<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;rfen; dies ver&#x017F;teht der letztere nicht, &#x017F;ondern er<lb/>
geht, wie eine Ma&#x017F;chine, heut und morgen den<lb/>
fe&#x017F;t angewo&#x0364;hnten Gang. Nun aber i&#x017F;t es die<lb/>
Maurerei, die alle Men&#x017F;chen u&#x0364;ber ihren Stand<lb/>
erhebt; &#x017F;ie bildet &#x017F;onach, indem &#x017F;ie <hi rendition="#g">Men&#x017F;chen</hi><lb/>
bildet, zugleich die <hi rendition="#g">tauglich&#x017F;ten Mitglieder<lb/>
der gro&#x0364;ßeren Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft</hi>: liebenswu&#x0364;rdige<lb/>
und popula&#x0364;re Gelehrte und Wei&#x017F;e, nicht blos fer-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[9/0031] der Orden durch ſeine Mitglieder nicht hoͤchſt wohl- thaͤtig auf die Welt? Ich mache Dich auf einiges aufmerkſam, was Dich in Deinen eignen Erwaͤgungen unterſtuͤtzen wird. Niemand bekleidet ſeine Stelle in der groͤßeren Geſellſchaft zweckmaͤßiger, als der, welcher vermag, uͤber ſeine Stelle hinaus zu ſehen, der nicht nur ſie, ſondern der auch die feine Grenzlinie, wo ſie in die groͤßere Geſellſchaft uͤbergeht und eingreift, durchſchaut und uͤberblickt; ſo wie der der groͤßere und hellere Ge- lehrte iſt, der nicht nur ſeine Disciplin, ſondern auch die angrenzenden, ſondern auch das ganze Feld des Wiſſens uͤberſchaut. Nur der ſo auf ſeiner Stelle ſteht, handelt ſehend und ſeiner ſich ſehr wohl bewußt, fuͤr die Welt; der andre iſt ein blindes Werkzeug, das an ſeinem Platze vielleicht ganz richtig wirkt, deſſen Wirkſamkeit aber erſt durch das Ganze zum wahren Ziele hingelenkt wird. Der erſtere weiß zu rechter Zeit hier von den Forderungen und Regeln ſeines Standes nach- zulaſſen, hier ſtreng auf ſie zu halten, hier ſie zu ſchaͤrfen; dies verſteht der letztere nicht, ſondern er geht, wie eine Maſchine, heut und morgen den feſt angewoͤhnten Gang. Nun aber iſt es die Maurerei, die alle Menſchen uͤber ihren Stand erhebt; ſie bildet ſonach, indem ſie Menſchen bildet, zugleich die tauglichſten Mitglieder der groͤßeren Geſellſchaft: liebenswuͤrdige und populaͤre Gelehrte und Weiſe, nicht blos fer-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien02_1803
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien02_1803/31
Zitationshilfe: [Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 2. Berlin, 1803, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien02_1803/31>, abgerufen am 29.03.2024.