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[Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 2. Berlin, 1803.

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Wir wollen nun dahin arbeiten, daß die bis-
her aufgestellten Grundsätze in ihrer Anwendung
zur Beurtheilung maurerischer Gegenstände hin-
reichen, also zur Beurtheilung des gegenwärtigen
Zustandes der Maurerei überhaupt, oder zur Be-
urtheilung maurerischer Rituale, Gesetze und Ein-
richtungen insbesondre, des maurerischen Betra-
gens einzelner Logen und Brüder, und endlich so-
gar, im Fall eine Reformation nöthig gesunden
würde, zum Ermessen, wo und wie eigentlich refor-
mirt werden sollte. Damit nun aber diese Grund-
sätze dazu wirklich hinreichend erscheinen, müssen
sie noch ausführlicher auseinander gesetzt und noch
ausgebreiteter angewendet werden. Für diesen
Zweck aber müssen wir abermals zu ersten Grund-
sätzen zurückgehen und uns über diese vereinigen.

Erster Grundsatz. Der Endzweck des mensch-
lichen Daseyns ist überhaupt gar nicht in die-
ser gegenwärtigen Welt. Dieses erste Le-
ben ist nur Vorbereitung und Keim
eines höheren Daseyns
, dessen Gewiß-
heit wir innigst fühlen, ohnerachtet wir über
die Beschaffenheit und Art und Weise dessel-
ben nichts zu denken vermögen.
Zweiter Grundsatz. Die Zwecke, die uns für
das gegenwärtige Leben gesetzt sind, so wie
dieses gegenwärtige Leben selbst, erhalten für
uns nur dadurch Werth und Bedeutung, daß
die erstern uns geboten sind, und daß allein
in dem letztern diese Zwecke ausgeführt wer-
den können. Alles unser mögliches Handeln
stellt

Wir wollen nun dahin arbeiten, daß die bis-
her aufgeſtellten Grundſaͤtze in ihrer Anwendung
zur Beurtheilung maureriſcher Gegenſtaͤnde hin-
reichen, alſo zur Beurtheilung des gegenwaͤrtigen
Zuſtandes der Maurerei uͤberhaupt, oder zur Be-
urtheilung maureriſcher Rituale, Geſetze und Ein-
richtungen insbeſondre, des maureriſchen Betra-
gens einzelner Logen und Bruͤder, und endlich ſo-
gar, im Fall eine Reformation noͤthig geſunden
wuͤrde, zum Ermeſſen, wo und wie eigentlich refor-
mirt werden ſollte. Damit nun aber dieſe Grund-
ſaͤtze dazu wirklich hinreichend erſcheinen, muͤſſen
ſie noch ausfuͤhrlicher auseinander geſetzt und noch
ausgebreiteter angewendet werden. Fuͤr dieſen
Zweck aber muͤſſen wir abermals zu erſten Grund-
ſaͤtzen zuruͤckgehen und uns uͤber dieſe vereinigen.

Erſter Grundſatz. Der Endzweck des menſch-
lichen Daſeyns iſt uͤberhaupt gar nicht in die-
ſer gegenwaͤrtigen Welt. Dieſes erſte Le-
ben iſt nur Vorbereitung und Keim
eines hoͤheren Daſeyns
, deſſen Gewiß-
heit wir innigſt fuͤhlen, ohnerachtet wir uͤber
die Beſchaffenheit und Art und Weiſe deſſel-
ben nichts zu denken vermoͤgen.
Zweiter Grundſatz. Die Zwecke, die uns fuͤr
das gegenwaͤrtige Leben geſetzt ſind, ſo wie
dieſes gegenwaͤrtige Leben ſelbſt, erhalten fuͤr
uns nur dadurch Werth und Bedeutung, daß
die erſtern uns geboten ſind, und daß allein
in dem letztern dieſe Zwecke ausgefuͤhrt wer-
den koͤnnen. Alles unſer moͤgliches Handeln
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[16/0038] Wir wollen nun dahin arbeiten, daß die bis- her aufgeſtellten Grundſaͤtze in ihrer Anwendung zur Beurtheilung maureriſcher Gegenſtaͤnde hin- reichen, alſo zur Beurtheilung des gegenwaͤrtigen Zuſtandes der Maurerei uͤberhaupt, oder zur Be- urtheilung maureriſcher Rituale, Geſetze und Ein- richtungen insbeſondre, des maureriſchen Betra- gens einzelner Logen und Bruͤder, und endlich ſo- gar, im Fall eine Reformation noͤthig geſunden wuͤrde, zum Ermeſſen, wo und wie eigentlich refor- mirt werden ſollte. Damit nun aber dieſe Grund- ſaͤtze dazu wirklich hinreichend erſcheinen, muͤſſen ſie noch ausfuͤhrlicher auseinander geſetzt und noch ausgebreiteter angewendet werden. Fuͤr dieſen Zweck aber muͤſſen wir abermals zu erſten Grund- ſaͤtzen zuruͤckgehen und uns uͤber dieſe vereinigen. Erſter Grundſatz. Der Endzweck des menſch- lichen Daſeyns iſt uͤberhaupt gar nicht in die- ſer gegenwaͤrtigen Welt. Dieſes erſte Le- ben iſt nur Vorbereitung und Keim eines hoͤheren Daſeyns, deſſen Gewiß- heit wir innigſt fuͤhlen, ohnerachtet wir uͤber die Beſchaffenheit und Art und Weiſe deſſel- ben nichts zu denken vermoͤgen. Zweiter Grundſatz. Die Zwecke, die uns fuͤr das gegenwaͤrtige Leben geſetzt ſind, ſo wie dieſes gegenwaͤrtige Leben ſelbſt, erhalten fuͤr uns nur dadurch Werth und Bedeutung, daß die erſtern uns geboten ſind, und daß allein in dem letztern dieſe Zwecke ausgefuͤhrt wer- den koͤnnen. Alles unſer moͤgliches Handeln ſtellt

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Zitationshilfe: [Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 2. Berlin, 1803, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien02_1803/38>, abgerufen am 25.04.2024.