Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801.

Bild:
<< vorherige Seite

II. Buch. I. Theil. II. Titel. I. Abschnitt.
ruft, straft die Blasphemie, welche die Gottheit
selbst zum Object hat, mit dem Leben oder mit
Verstümmelung einiger Glieder, wenn der Ver-
brecher, nach vorhergehender zwiefachen Be-
strafung, zum drittenmal das Verbrechen be-
gangen hat. Andre Arten der Blasphemie sol-
len an Leib oder Gut mit Rücksicht auf die be-
sondern bey der That concurrirenden Umstän-
de bestraft werden. Neuere Reichsgesetze
enthalten einige Modificationen *). Die neu-
ern Praktiker erkennen keine verstümmelnden
und keine Lebensstrafen an, und wollen blos
willkührlich strafen **).

§. 348.

Die Gesetze verweisen hier selbst auf die be-
sondern Umstände der That ***). Es sinkt daher
die Strafbarkeit 1) wegen der objektiven Beschaf-
fenheit der Blasphemie selbst 2) wegen der sub-
jektiven Ursachen welche die Strafbarkeit her-
absetzen, in welcher Hinsicht Trunkenheit ****),

Lei-
jur. crim. §. 105. behauptet, auf den Fall der blossen
Wiederholung. Vor der P. G. O. und dem R. A.
vom 1530. sind als Reichsgesetze zu merken der R.
A. v. l. 1495. 1500. 1512.
*) R. A. vom I. 1548. und 1577.
**) Sie nehmen blos Geldstrafe, Gefängniss, Zuchthaus
oder höchstens Staupbesen an. Püttmann l. c.
§. 107. Hommel obs. 246. Nr. 5. 19. Mei-
ster
jun. l. c. §. 315.
***) P. G. O. "nach Gelegenheit und Gestalt der Per-
son und Lästerung."
****) R. A. 1495, §. 1. R. A. 1500.

II. Buch. I. Theil. II. Titel. I. Abſchnitt.
ruft, ſtraft die Blasphemie, welche die Gottheit
ſelbſt zum Object hat, mit dem Leben oder mit
Verſtümmelung einiger Glieder, wenn der Ver-
brecher, nach vorhergehender zwiefachen Be-
ſtrafung, zum drittenmal das Verbrechen be-
gangen hat. Andre Arten der Blasphemie ſol-
len an Leib oder Gut mit Rückſicht auf die be-
ſondern bey der That concurrirenden Umſtän-
de beſtraft werden. Neuere Reichsgeſetze
enthalten einige Modificationen *). Die neu-
ern Praktiker erkennen keine verſtümmelnden
und keine Lebensſtrafen an, und wollen blos
willkührlich ſtrafen **).

§. 348.

Die Geſetze verweiſen hier ſelbſt auf die be-
ſondern Umſtände der That ***). Es ſinkt daher
die Strafbarkeit 1) wegen der objektiven Beſchaf-
fenheit der Blasphemie ſelbſt 2) wegen der ſub-
jektiven Urſachen welche die Strafbarkeit her-
abſetzen, in welcher Hinſicht Trunkenheit ****),

Lei-
jur. crim. §. 105. behauptet, auf den Fall der bloſsen
Wiederholung. Vor der P. G. O. und dem R. A.
vom 1530. ſind als Reichsgeſetze zu merken der R.
A. v. l. 1495. 1500. 1512.
*) R. A. vom I. 1548. und 1577.
**) Sie nehmen blos Geldſtrafe, Gefängniſs, Zuchthaus
oder höchſtens Staupbeſen an. Püttmann l. c.
§. 107. Hommel obſ. 246. Nr. 5. 19. Mei-
ſter
jun. l. c. §. 315.
***) P. G. O. „nach Gelegenheit und Geſtalt der Per-
ſon und Läſterung.“
****) R. A. 1495, §. 1. R. A. 1500.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <div n="7">
                    <div n="8">
                      <div n="9">
                        <div n="10">
                          <p><pb facs="#f0296" n="268"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#i">II. Buch. I. Theil. II. Titel. I. Ab&#x017F;chnitt.</hi></fw><lb/>
ruft, &#x017F;traft die Blasphemie, welche die Gottheit<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t zum Object hat, mit dem <hi rendition="#i">Leben</hi> oder mit<lb/><hi rendition="#i">Ver&#x017F;tümmelung</hi> einiger Glieder, wenn der Ver-<lb/>
brecher, nach vorhergehender zwiefachen Be-<lb/>
&#x017F;trafung, zum drittenmal das Verbrechen be-<lb/>
gangen hat. Andre Arten der Blasphemie &#x017F;ol-<lb/>
len an <hi rendition="#i">Leib</hi> oder <hi rendition="#i">Gut</hi> mit Rück&#x017F;icht auf die be-<lb/>
&#x017F;ondern bey der That concurrirenden Um&#x017F;tän-<lb/>
de be&#x017F;traft werden. Neuere Reichsge&#x017F;etze<lb/>
enthalten einige Modificationen <note place="foot" n="*)">R. A. vom I. 1548. und 1577.</note>. Die neu-<lb/>
ern Praktiker erkennen keine ver&#x017F;tümmelnden<lb/>
und keine Lebens&#x017F;trafen an, und wollen blos<lb/>
willkührlich &#x017F;trafen <note place="foot" n="**)">Sie nehmen blos Geld&#x017F;trafe, Gefängni&#x017F;s, Zuchthaus<lb/>
oder höch&#x017F;tens Staupbe&#x017F;en an. <hi rendition="#g">Püttmann</hi> l. c.<lb/>
§. 107. <hi rendition="#g">Hommel</hi> ob&#x017F;. 246. Nr. 5. 19. <hi rendition="#g">Mei-<lb/>
&#x017F;ter</hi> <hi rendition="#i">jun. l. c.</hi> §. 315.</note>.</p>
                        </div><lb/>
                        <div n="10">
                          <head>§. 348.</head><lb/>
                          <p>Die Ge&#x017F;etze verwei&#x017F;en hier &#x017F;elb&#x017F;t auf die be-<lb/>
&#x017F;ondern Um&#x017F;tände der That <note place="foot" n="***)">P. G. O. &#x201E;nach Gelegenheit und Ge&#x017F;talt der Per-<lb/>
&#x017F;on und Lä&#x017F;terung.&#x201C;</note>. Es &#x017F;inkt daher<lb/>
die Strafbarkeit 1) wegen der objektiven Be&#x017F;chaf-<lb/>
fenheit der Blasphemie &#x017F;elb&#x017F;t 2) wegen der &#x017F;ub-<lb/>
jektiven Ur&#x017F;achen welche die Strafbarkeit her-<lb/>
ab&#x017F;etzen, in welcher Hin&#x017F;icht <hi rendition="#i">Trunkenheit</hi> <note place="foot" n="****)">R. A. 1495, §. 1. R. A. 1500.</note>,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#i">Lei-</hi></fw><lb/><note xml:id="note-0296" prev="#note-0295" place="foot" n="**)"><hi rendition="#i">jur. crim.</hi> §. 105. behauptet, auf den Fall der blo&#x017F;sen<lb/>
Wiederholung. Vor der P. G. O. und dem R. A.<lb/>
vom 1530. &#x017F;ind als Reichsge&#x017F;etze zu merken der R.<lb/>
A. v. l. 1495. 1500. 1512.</note><lb/></p>
                        </div>
                      </div>
                    </div>
                  </div>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[268/0296] II. Buch. I. Theil. II. Titel. I. Abſchnitt. ruft, ſtraft die Blasphemie, welche die Gottheit ſelbſt zum Object hat, mit dem Leben oder mit Verſtümmelung einiger Glieder, wenn der Ver- brecher, nach vorhergehender zwiefachen Be- ſtrafung, zum drittenmal das Verbrechen be- gangen hat. Andre Arten der Blasphemie ſol- len an Leib oder Gut mit Rückſicht auf die be- ſondern bey der That concurrirenden Umſtän- de beſtraft werden. Neuere Reichsgeſetze enthalten einige Modificationen *). Die neu- ern Praktiker erkennen keine verſtümmelnden und keine Lebensſtrafen an, und wollen blos willkührlich ſtrafen **). §. 348. Die Geſetze verweiſen hier ſelbſt auf die be- ſondern Umſtände der That ***). Es ſinkt daher die Strafbarkeit 1) wegen der objektiven Beſchaf- fenheit der Blasphemie ſelbſt 2) wegen der ſub- jektiven Urſachen welche die Strafbarkeit her- abſetzen, in welcher Hinſicht Trunkenheit ****), Lei- **) *) R. A. vom I. 1548. und 1577. **) Sie nehmen blos Geldſtrafe, Gefängniſs, Zuchthaus oder höchſtens Staupbeſen an. Püttmann l. c. §. 107. Hommel obſ. 246. Nr. 5. 19. Mei- ſter jun. l. c. §. 315. ***) P. G. O. „nach Gelegenheit und Geſtalt der Per- ſon und Läſterung.“ ****) R. A. 1495, §. 1. R. A. 1500. **) jur. crim. §. 105. behauptet, auf den Fall der bloſsen Wiederholung. Vor der P. G. O. und dem R. A. vom 1530. ſind als Reichsgeſetze zu merken der R. A. v. l. 1495. 1500. 1512.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801/296
Zitationshilfe: Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801/296>, abgerufen am 18.04.2024.