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Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801.

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Materielle vage Verbr. Abtreib. d. Foetus.


Zweyter Abschnitt.
Abtreibung der Leibesfrucht.


I. H. Boehmer Diss. de caede infantum in utero. Hal.
1732. rec. 1740. (et in Exerc. ad D. Tom. VI. Ex.
99.)

Chr. L. Lieberkühn Diss. de erimine procurati
abortus.
Hal. 1772.

§. 430.

Das Verbrechen des Abtreibens (abortus
procuratio
) besteht in der verschuldeten zu früh-
zeitigen Absonderung eines nicht lebensfähigen
Embryo.
*) Zum Thatbestande des Verbre-
chens gehört also 1) eine Handlung, welche
die zureichende Ursache von der Absonderung
eines Embryo war, 2) dass diese Absonderung
vor der Zeit geschah, welche die Natur zur
Geburt eines reifen Kindes bestimmt hat und
endlich 3) dass der Embryo ausser der Mutter
sein Leben nicht fortsetzen konnte.

§. 431.

Dieses Verbrechen kann begangen wer-
den I. als blosse Läsion des werdenden Men-
schen, wenn nämlich die Mutter selbst oder
eine andre mit ihrem Willen die Frucht ab-

treibt.
*) P. G. O. Art. 133.
Materielle vage Verbr. Abtreib. d. Foetus.


Zweyter Abſchnitt.
Abtreibung der Leibesfrucht.


I. H. Boehmer Diſſ. de caede infantum in utero. Hal.
1732. rec. 1740. (et in Exerc. ad D. Tom. VI. Ex.
99.)

Chr. L. Lieberkühn Diſſ. de erimine procurati
abortus.
Hal. 1772.

§. 430.

Das Verbrechen des Abtreibens (abortus
procuratio
) beſteht in der verſchuldeten zu früh-
zeitigen Abſonderung eines nicht lebensfähigen
Embryo.
*) Zum Thatbeſtande des Verbre-
chens gehört alſo 1) eine Handlung, welche
die zureichende Urſache von der Abſonderung
eines Embryo war, 2) daſs dieſe Abſonderung
vor der Zeit geſchah, welche die Natur zur
Geburt eines reifen Kindes beſtimmt hat und
endlich 3) daſs der Embryo auſſer der Mutter
ſein Leben nicht fortſetzen konnte.

§. 431.

Dieſes Verbrechen kann begangen wer-
den I. als bloſse Läſion des werdenden Men-
ſchen, wenn nämlich die Mutter ſelbſt oder
eine andre mit ihrem Willen die Frucht ab-

treibt.
*) P. G. O. Art. 133.
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[347/0375] Materielle vage Verbr. Abtreib. d. Foetus. Zweyter Abſchnitt. Abtreibung der Leibesfrucht. I. H. Boehmer Diſſ. de caede infantum in utero. Hal. 1732. rec. 1740. (et in Exerc. ad D. Tom. VI. Ex. 99.) Chr. L. Lieberkühn Diſſ. de erimine procurati abortus. Hal. 1772. §. 430. Das Verbrechen des Abtreibens (abortus procuratio) beſteht in der verſchuldeten zu früh- zeitigen Abſonderung eines nicht lebensfähigen Embryo. *) Zum Thatbeſtande des Verbre- chens gehört alſo 1) eine Handlung, welche die zureichende Urſache von der Abſonderung eines Embryo war, 2) daſs dieſe Abſonderung vor der Zeit geſchah, welche die Natur zur Geburt eines reifen Kindes beſtimmt hat und endlich 3) daſs der Embryo auſſer der Mutter ſein Leben nicht fortſetzen konnte. §. 431. Dieſes Verbrechen kann begangen wer- den I. als bloſse Läſion des werdenden Men- ſchen, wenn nämlich die Mutter ſelbſt oder eine andre mit ihrem Willen die Frucht ab- treibt. *) P. G. O. Art. 133.

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Zitationshilfe: Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801, S. 347. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801/375>, abgerufen am 29.03.2024.