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[Fischer, Caroline Auguste]: Mährchen, In: Journal der Romane. St. 10. Berlin, 1802.

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"Ach Selims Liebe! -- Sein Muth! --
Welche Gefahren! Welche schreckliche Aus-
sichten!" --

Jn der That! kaum hörte er die Un-
glückspost; als auch schon von Schwerdt
und Lanze die Rede war. -- Nichts von
Mäßigung! von Unsichtbarkeit! -- Ein Ne-
benbuhler! Bey einem Nebenbuhler unsicht-
bar! -- Es war unmöglich! Es ließ sich
gar nicht denken! --

Allein dieser Nebenbuhler war ein Ge-
nius und mußte grade wegen seiner Plump-
heit mit der äußersten Vorsicht behandelt
werden. Wollte der Prinz ihren sehr ver-
nünftigen Rathschlägen kein Gehör geben;
so mogte er auf Melinettens Hülfe nicht
mehr rechnen.

Was war zu thun? -- er mußte sich
endlich ergeben. Melinette hatte Recht. --
Bey Zoraidens unwandelbarer Liebe konnte

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»Ach Selims Liebe! — Sein Muth! —
Welche Gefahren! Welche ſchreckliche Aus-
ſichten!« —

Jn der That! kaum hoͤrte er die Un-
gluͤckspoſt; als auch ſchon von Schwerdt
und Lanze die Rede war. — Nichts von
Maͤßigung! von Unſichtbarkeit! — Ein Ne-
benbuhler! Bey einem Nebenbuhler unſicht-
bar! — Es war unmoͤglich! Es ließ ſich
gar nicht denken! —

Allein dieſer Nebenbuhler war ein Ge-
nius und mußte grade wegen ſeiner Plump-
heit mit der aͤußerſten Vorſicht behandelt
werden. Wollte der Prinz ihren ſehr ver-
nuͤnftigen Rathſchlaͤgen kein Gehoͤr geben;
ſo mogte er auf Melinettens Huͤlfe nicht
mehr rechnen.

Was war zu thun? — er mußte ſich
endlich ergeben. Melinette hatte Recht. —
Bey Zoraïdens unwandelbarer Liebe konnte

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[35/0039] »Ach Selims Liebe! — Sein Muth! — Welche Gefahren! Welche ſchreckliche Aus- ſichten!« — Jn der That! kaum hoͤrte er die Un- gluͤckspoſt; als auch ſchon von Schwerdt und Lanze die Rede war. — Nichts von Maͤßigung! von Unſichtbarkeit! — Ein Ne- benbuhler! Bey einem Nebenbuhler unſicht- bar! — Es war unmoͤglich! Es ließ ſich gar nicht denken! — Allein dieſer Nebenbuhler war ein Ge- nius und mußte grade wegen ſeiner Plump- heit mit der aͤußerſten Vorſicht behandelt werden. Wollte der Prinz ihren ſehr ver- nuͤnftigen Rathſchlaͤgen kein Gehoͤr geben; ſo mogte er auf Melinettens Huͤlfe nicht mehr rechnen. Was war zu thun? — er mußte ſich endlich ergeben. Melinette hatte Recht. — Bey Zoraïdens unwandelbarer Liebe konnte C 2

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Zitationshilfe: [Fischer, Caroline Auguste]: Mährchen, In: Journal der Romane. St. 10. Berlin, 1802, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_maehrchen_1802/39>, abgerufen am 29.03.2024.