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Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900.

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I. Theil. Die spanabnehmenden Werkzeugmaschinen.

Schraubenradbetrieb gestattet, allerdings bei grossen Reibungsver-
lusten, eine stärkere Geschwindigkeitsvermehrung als das Vorgelege mit
gewöhnlichen Rädern, und mittels Wurm und Wurmrad vermindert man
die Drehungen auf 1/100 und weniger, muss in letzterem Falle aber ein
sehr grosses Wurmrad verwenden. Allgemein gewinnt man stärkere Ueber-
setzungen durch mehrere nach einander wirkende Vorgelege, welches Ver-
fahren einer besondern Erörterung hier nicht bedarf. Nur eine Zusammen-
fassung zweier Vorgelege, welche sich z. B. für die Ableitung der Schalt-
bewegung von der Hauptwelle einer Bohrmaschine eignet, sei hier be-
schrieben, weil sie wenig bekannt ist. In
Fig. 338 bezeichnet a die sich rasch drehende
Welle, b die zu dieser gleichaxig gelagerte
Welle, welche sich langsam drehen soll. a drehe
sich minutlich u1 mal, b in derselben Zeit U mal.
Mit dem Lager von a ist ein innen verzahntes
Rad fest verbunden, welches z1, auf b sitzt ein
eben solches Rad, welches z4 Zähne hat. a ist
mit einem Kurbelzapfen versehen, um den sich
die beiden Räder, die z2 bezw. z3 Zähne haben
frei, aber gemeinsam drehen.

[Abbildung] Fig. 338.

Um das Uebersetzungsverhältniss [Formel 1] zu bestimmen, sei zunächst an-
genommen, die Kurbelwelle a ruhe, während das Rad z1 sich minutlich u1
mal drehe. Alsdann dreht sich z4 und die Welle b minutlich u2 mal, wenn
[Formel 2] . . . . . . . (62)

Soll nun Z1 ruhen und a sich u1 mal drehen, so muss das ganze
System sich u1 mal in umgekehrter Richtung drehen, d. h. es ist
U = u2 -- u1 . . . . . . . . (63)
also:
[Formel 3] [Formel 4] . . . . . . (64)

Wählt man z. B. z1 = 50, z2 = 48, z3 = 49, z4 = 51, so erhält man:
[Formel 5] das ist
[Formel 6] .

Es lässt sich durch dieses doppelte Vorgelege sonach eine ausser-
ordentlich grosse Uebersetzung erzielen.

An unten verzeichneter Stelle1) ist ein dem vorigen verwandtes Ge-
triebe beschrieben, welches gleichzeitig als Kehrgetriebe wirkt.


1) D. R. P. No. 93134. Zeitschr. d. Ver. deutscher Ingen. 1897, S. 1094, mit Abb.
I. Theil. Die spanabnehmenden Werkzeugmaschinen.

Schraubenradbetrieb gestattet, allerdings bei grossen Reibungsver-
lusten, eine stärkere Geschwindigkeitsvermehrung als das Vorgelege mit
gewöhnlichen Rädern, und mittels Wurm und Wurmrad vermindert man
die Drehungen auf 1/100 und weniger, muss in letzterem Falle aber ein
sehr grosses Wurmrad verwenden. Allgemein gewinnt man stärkere Ueber-
setzungen durch mehrere nach einander wirkende Vorgelege, welches Ver-
fahren einer besondern Erörterung hier nicht bedarf. Nur eine Zusammen-
fassung zweier Vorgelege, welche sich z. B. für die Ableitung der Schalt-
bewegung von der Hauptwelle einer Bohrmaschine eignet, sei hier be-
schrieben, weil sie wenig bekannt ist. In
Fig. 338 bezeichnet a die sich rasch drehende
Welle, b die zu dieser gleichaxig gelagerte
Welle, welche sich langsam drehen soll. a drehe
sich minutlich u1 mal, b in derselben Zeit U mal.
Mit dem Lager von a ist ein innen verzahntes
Rad fest verbunden, welches z1, auf b sitzt ein
eben solches Rad, welches z4 Zähne hat. a ist
mit einem Kurbelzapfen versehen, um den sich
die beiden Räder, die z2 bezw. z3 Zähne haben
frei, aber gemeinsam drehen.

[Abbildung] Fig. 338.

Um das Uebersetzungsverhältniss [Formel 1] zu bestimmen, sei zunächst an-
genommen, die Kurbelwelle a ruhe, während das Rad z1 sich minutlich u1
mal drehe. Alsdann dreht sich z4 und die Welle b minutlich u2 mal, wenn
[Formel 2] . . . . . . . (62)

Soll nun Z1 ruhen und a sich u1 mal drehen, so muss das ganze
System sich u1 mal in umgekehrter Richtung drehen, d. h. es ist
U = u2u1 . . . . . . . . (63)
also:
[Formel 3] [Formel 4] . . . . . . (64)

Wählt man z. B. z1 = 50, z2 = 48, z3 = 49, z4 = 51, so erhält man:
[Formel 5] das ist
[Formel 6] .

Es lässt sich durch dieses doppelte Vorgelege sonach eine ausser-
ordentlich grosse Uebersetzung erzielen.

An unten verzeichneter Stelle1) ist ein dem vorigen verwandtes Ge-
triebe beschrieben, welches gleichzeitig als Kehrgetriebe wirkt.


1) D. R. P. No. 93134. Zeitschr. d. Ver. deutscher Ingen. 1897, S. 1094, mit Abb.
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[167/0181] I. Theil. Die spanabnehmenden Werkzeugmaschinen. Schraubenradbetrieb gestattet, allerdings bei grossen Reibungsver- lusten, eine stärkere Geschwindigkeitsvermehrung als das Vorgelege mit gewöhnlichen Rädern, und mittels Wurm und Wurmrad vermindert man die Drehungen auf 1/100 und weniger, muss in letzterem Falle aber ein sehr grosses Wurmrad verwenden. Allgemein gewinnt man stärkere Ueber- setzungen durch mehrere nach einander wirkende Vorgelege, welches Ver- fahren einer besondern Erörterung hier nicht bedarf. Nur eine Zusammen- fassung zweier Vorgelege, welche sich z. B. für die Ableitung der Schalt- bewegung von der Hauptwelle einer Bohrmaschine eignet, sei hier be- schrieben, weil sie wenig bekannt ist. In Fig. 338 bezeichnet a die sich rasch drehende Welle, b die zu dieser gleichaxig gelagerte Welle, welche sich langsam drehen soll. a drehe sich minutlich u1 mal, b in derselben Zeit U mal. Mit dem Lager von a ist ein innen verzahntes Rad fest verbunden, welches z1, auf b sitzt ein eben solches Rad, welches z4 Zähne hat. a ist mit einem Kurbelzapfen versehen, um den sich die beiden Räder, die z2 bezw. z3 Zähne haben frei, aber gemeinsam drehen. [Abbildung Fig. 338. ] Um das Uebersetzungsverhältniss [FORMEL] zu bestimmen, sei zunächst an- genommen, die Kurbelwelle a ruhe, während das Rad z1 sich minutlich u1 mal drehe. Alsdann dreht sich z4 und die Welle b minutlich u2 mal, wenn [FORMEL] . . . . . . . (62) Soll nun Z1 ruhen und a sich u1 mal drehen, so muss das ganze System sich u1 mal in umgekehrter Richtung drehen, d. h. es ist U = u2 — u1 . . . . . . . . (63) also: [FORMEL] [FORMEL] . . . . . . (64) Wählt man z. B. z1 = 50, z2 = 48, z3 = 49, z4 = 51, so erhält man: [FORMEL] das ist [FORMEL]. Es lässt sich durch dieses doppelte Vorgelege sonach eine ausser- ordentlich grosse Uebersetzung erzielen. An unten verzeichneter Stelle 1) ist ein dem vorigen verwandtes Ge- triebe beschrieben, welches gleichzeitig als Kehrgetriebe wirkt. 1) D. R. P. No. 93134. Zeitschr. d. Ver. deutscher Ingen. 1897, S. 1094, mit Abb.

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Zitationshilfe: Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_werkzeugmaschinen01_1900/181>, abgerufen am 29.03.2024.