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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

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Anderer Theil/
Von denen Blau-Tauben.
[Spaltenumbruch]

Die Blau-Taube, oder Hohl-Tau-
be, ist etwas kleiner, sonsten aber wie
die Ringel-Taube gestalt, nur daß sie
mehr blaulichter am Halse siehet und kei-
nen Ringel, auch nichts weisses in Flü-
geln hat. Sie heulet auch geschwinder,
als die Ringel-Taube; Sie nistet und
brüthet in hohlen Eichen oder Buchen,
wie ein Specht, sonsten aber wie die
Ringel-Taube nur paarweise. Sie
fallen gerne auf die Saat-Felder, inglei-
chen auf die Saltzlecken, wo man sie mit
Schlag-Wänden berücken, wie auch
[Spaltenumbruch] auf die Bäume locken und schessen kan:
Jm Herbst ist ihr Strich und im Früh-
ling der Wiederzug. Es werden auff
grosse Eichen und Buchen Tauben-Poch-
ten, etwas grösser, als die Stahrme-
sten, auffgehencket, darinnen sie des
Sommers häuffig brüthen, daß man
die Jungen, so sie flücke sind, ausneh-
men kan. Die Eichhörner und Tholen
aber beissen solche weg. Sie leben mehr
als dreyßig Jahr, halten sich des Herbsts
in ihrem Strich Schaar-weise beysam-
men auf, biß sie von uns wegziehen.

Von denen Turtel-Tauben.
[Spaltenumbruch]

Diese ist die kleineste Art, ein schmäch-
tiger Vogel, auf dem Rücken etwas
braunlicht, der Halß und die Brust
Fleisch-Farbe mit einem schwartzen Rin-
gel, am Bauche aber weißlicht, hat hin-
ten am Schwantz in denen Federn weis-
se Striche, daß es, wann sie flieget und
denselben ausbreitet, einen weissen Cir-
cul giebet, sonsten nistet und brütet sie
auff einem Ast des Baums, doch nicht
hoch, und bringet ihre Jungen aus: Es
brüthet sowohl der Taubert, als die
Täubin und haben beyde einander un-
glaublich lieb, daß, wo eines wegköm-
met, das andere sich grämet. Man
pfleget ihnen nichts zu thun. Es wird
von dieses Vogels keuscher Ehe und un-
veränderlichem Wittben-Stand von ei-
[Spaltenumbruch] nigen Autoribus viel seltzanes geschrie-
ben, nemlich daß, wann eines stürbe,
das überbliebene sich ferner gar nicht
mehr begatte und sich nimmer erfreue,
auch kein klar Wasser trincke. Wann
man sie aus dem Nest von Jugend auff
erziehet, werden sie bald zahm; Jhr
Gurren ist angenehm zu hören: Sie
leben nicht über 8. biß 9. Jahr: Haben
einen geschwinden Flug und wohnen ger-
ne an Wasserbächlein, fallen auch auf
Saltzlecken häuffig: Jch habe von einem
Chymisten zu einem gewissen Experi-
ment
mit Turtel-Tauben-Blut gewis-
se Caracteres auff Jungfer-Pergament
schreiben sehen, wovon ich aber nichts hal-
te; Vielweniger bin ich Willens von der-
gleichen Superstitiosis Meldung zu thun.

Von der Schnärr.
[Spaltenumbruch]

Solche ist etwas kleiner als die Tur-
tel-Taube, aber geartet wie der Kram-
mets-Vogel, daß man sie von weitem im
fliegen nicht gleich unterscheiden kan, nur
daß sie grösser ist, als der Ziemer und
falblicht grau, am Bauche weiß, mit
schwartzen Flecken, wie ein Hasel-Huhn:
Brütet hier zu Lande im Nest auf Ae-
sten des Baumes, wie die Amsel oder
Zippe, bringet drey biß vier Jungen
aus, bleibet auch offt des Winters da:
Ernehret sich von Wacholderbeeren,
Würmlein auf denen Wiesen und Vo-
[Spaltenumbruch] gel-Kün, Mistel oder Kenster des Win-
ters, wird auff Leim-Spillen gefan-
gen oder geschossen, weil sie nicht gerne
auf den Heerd fället; Der Hahn und
die Sie sehen einander gleich, nur daß
der Hahn untern Flügeln zu jeder Sei-
ten zwey schwartze kleine Flecken hat.
Sie singet sehr lieblich auf hohen Gipf-
feln, sonderlich bey schönem Sonnenschein
und kan ein Knabe an ihm schiessen ler-
nen; Doch wollen sie wohl getroffen
seyn, welches darbey in acht zu neh-
men.

Von dem Ziemer oder Krammets-Vogel.
[Spaltenumbruch]

Dieser Vogel ist zwar kleiner, als die
Schnärr, aber an seinem Wildpräth
[Spaltenumbruch] weit edeler und besser, dahero er den
Vorzug hat: Er geniesset die Wachol-

der-
Anderer Theil/
Von denen Blau-Tauben.
[Spaltenumbruch]

Die Blau-Taube, oder Hohl-Tau-
be, iſt etwas kleiner, ſonſten aber wie
die Ringel-Taube geſtalt, nur daß ſie
mehr blaulichter am Halſe ſiehet und kei-
nen Ringel, auch nichts weiſſes in Fluͤ-
geln hat. Sie heulet auch geſchwinder,
als die Ringel-Taube; Sie niſtet und
bruͤthet in hohlen Eichen oder Buchen,
wie ein Specht, ſonſten aber wie die
Ringel-Taube nur paarweiſe. Sie
fallen gerne auf die Saat-Felder, inglei-
chen auf die Saltzlecken, wo man ſie mit
Schlag-Waͤnden beruͤcken, wie auch
[Spaltenumbruch] auf die Baͤume locken und ſcheſſen kan:
Jm Herbſt iſt ihr Strich und im Fruͤh-
ling der Wiederzug. Es werden auff
groſſe Eichen und Buchen Tauben-Poch-
ten, etwas groͤſſer, als die Stahrme-
ſten, auffgehencket, darinnen ſie des
Sommers haͤuffig bruͤthen, daß man
die Jungen, ſo ſie fluͤcke ſind, ausneh-
men kan. Die Eichhoͤrner und Tholen
aber beiſſen ſolche weg. Sie leben mehr
als dreyßig Jahr, halten ſich des Herbſts
in ihrem Strich Schaar-weiſe beyſam-
men auf, biß ſie von uns wegziehen.

Von denen Turtel-Tauben.
[Spaltenumbruch]

Dieſe iſt die kleineſte Art, ein ſchmaͤch-
tiger Vogel, auf dem Ruͤcken etwas
braunlicht, der Halß und die Bruſt
Fleiſch-Farbe mit einem ſchwartzen Rin-
gel, am Bauche aber weißlicht, hat hin-
ten am Schwantz in denen Federn weiſ-
ſe Striche, daß es, wann ſie flieget und
denſelben ausbreitet, einen weiſſen Cir-
cul giebet, ſonſten niſtet und bruͤtet ſie
auff einem Aſt des Baums, doch nicht
hoch, und bringet ihre Jungen aus: Es
bruͤthet ſowohl der Taubert, als die
Taͤubin und haben beyde einander un-
glaublich lieb, daß, wo eines wegkoͤm-
met, das andere ſich graͤmet. Man
pfleget ihnen nichts zu thun. Es wird
von dieſes Vogels keuſcher Ehe und un-
veraͤnderlichem Wittben-Stand von ei-
[Spaltenumbruch] nigen Autoribus viel ſeltzanes geſchrie-
ben, nemlich daß, wann eines ſtuͤrbe,
das uͤberbliebene ſich ferner gar nicht
mehr begatte und ſich nimmer erfreue,
auch kein klar Waſſer trincke. Wann
man ſie aus dem Neſt von Jugend auff
erziehet, werden ſie bald zahm; Jhr
Gurren iſt angenehm zu hoͤren: Sie
leben nicht uͤber 8. biß 9. Jahr: Haben
einen geſchwinden Flug und wohnen ger-
ne an Waſſerbaͤchlein, fallen auch auf
Saltzlecken haͤuffig: Jch habe von einem
Chymiſten zu einem gewiſſen Experi-
ment
mit Turtel-Tauben-Blut gewiſ-
ſe Caracteres auff Jungfer-Pergament
ſchreiben ſehen, wovon ich aber nichts hal-
te; Vielweniger bin ich Willens von der-
gleichen Superſtitioſis Meldung zu thun.

Von der Schnaͤrr.
[Spaltenumbruch]

Solche iſt etwas kleiner als die Tur-
tel-Taube, aber geartet wie der Kram-
mets-Vogel, daß man ſie von weitem im
fliegen nicht gleich unterſcheiden kan, nur
daß ſie groͤſſer iſt, als der Ziemer und
falblicht grau, am Bauche weiß, mit
ſchwartzen Flecken, wie ein Haſel-Huhn:
Bruͤtet hier zu Lande im Neſt auf Ae-
ſten des Baumes, wie die Amſel oder
Zippe, bringet drey biß vier Jungen
aus, bleibet auch offt des Winters da:
Ernehret ſich von Wacholderbeeren,
Wuͤrmlein auf denen Wieſen und Vo-
[Spaltenumbruch] gel-Kuͤn, Miſtel oder Kenſter des Win-
ters, wird auff Leim-Spillen gefan-
gen oder geſchoſſen, weil ſie nicht gerne
auf den Heerd faͤllet; Der Hahn und
die Sie ſehen einander gleich, nur daß
der Hahn untern Fluͤgeln zu jeder Sei-
ten zwey ſchwartze kleine Flecken hat.
Sie ſinget ſehr lieblich auf hohen Gipf-
feln, ſonderlich bey ſchoͤnem Sonnenſchein
und kan ein Knabe an ihm ſchieſſen ler-
nen; Doch wollen ſie wohl getroffen
ſeyn, welches darbey in acht zu neh-
men.

Von dem Ziemer oder Krammets-Vogel.
[Spaltenumbruch]

Dieſer Vogel iſt zwar kleiner, als die
Schnaͤrr, aber an ſeinem Wildpraͤth
[Spaltenumbruch] weit edeler und beſſer, dahero er den
Vorzug hat: Er genieſſet die Wachol-

der-
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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/248>, abgerufen am 19.04.2024.