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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

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Fünffter Theil/
[Spaltenumbruch] de, welche der Fährd beharrlich und gut
jagen, sonderlich die erstern, oder vorder-
sten, so am eifrigsten sich erzeigen, mit
Namen benennen, und sie destomehr zu
encouragiren, und aufzumuntern be-
dacht seyn. Wann nun letzlich der Hirsch
gefället oder erleget ist, muß der Piqueur
den Todt des Hirsches mit seinem Horn
verkündigen, die Hunde abhalten, den
Hirsch zerwürcken und zerlegen; Sodann
denen Hunden das ihrige Preiß geben,
darbey sich mit Blasen hören lassen, den
rechten Vorder-Laufft, welches ein uhr-
altes Herkommen ist, wie gebräuchlich,
[Spaltenumbruch] ablösen, und bey Ankunfft Jhro Königl
Majestät unterthänigst praesentiren. Wie
ich dann von dergleichen, und andern Be-
gebenheiten mehr desto ausführlicher
bey der würcklichen Beschreibung der
Par Force-Jagd, so viel mir bekant, aus-
führlicher melden will. Vorhero aber,
ehe ich anfange, muß ich der nöthigen
Par Force-Hunde mit wenigem gedencke;
Jngleichen derer benöthigten Pferde;
Weil solche beyde die Instrumenta und
Werckzeuge dieses Par Force-Jagens
seyn müssen.

Von denen Par Force-Hunden.
[Spaltenumbruch]

Wir haben allhier in Teutschland
keine andere Nachricht von dem Uhr-
sprung der Par Force-Hunde, als daß
solche aus Franckreich, und Engelland
herkommen, welche Nation oder Art hier-
innen am meisten praevaliret. Es schrei-
bet Mons. Robert de Salnove in seiner
Königl. Jägerey, Cap. 8. des I. Theils,
folgendes: Man hätte zu König Ludo-
vici
des XII. Zeiten eine Jtaliänische
Hündin mit einem weissen Hund bele-
get, und davon eine treffliche Art zu for-
ci
ren erhalten; Da alsdann die weissen
Hunde ihren vornehmen Rang in
Franckreich zu nehmen angefangen hät-
ten; Und will behaupten, daß solche Art
weisser Hunde eigendlich von der vorig-
ten Art des Heiligen Huberti, als des
Patrons dieser Jagd, entsprossen sey, so
ich in seinem Werth beruhen lasse. Die-
ses muß aber ein jeder Unpartheyischer
versichert glauben, daß die weissen Hun-
de der Farbe nach die allerschönsten, und
weil sie eine regulaire temperirte Natur
haben, die vollkommenste und beste Hun-
de seyen. Dann im grünen Wald kan
der hitzige Jäger den rothen Hirsch von
weissen Hunden distingvirn, desgleichen
haben sie auch einen genauen Geruch,
und einen trefflichen hellen Lauth, be-
harren lange in der Sommer-Hitze,
tragen den Schwantz allezeit hoch, spüh-
ren dem verlohrnen Hirsch mit grosser
Munterkeit durch fleissiges Umbwenden
bedachtsam nach, scheuen weder Wasser,
noch Kälte, und haben ein besonderes
Naturell, ihres Jägers Disposition mit
aller Attention und Ordnung zu halten.
Sie wissen wahrhafftig bey Wechselung
des Hirsches, mit einer bewunderns-
[Spaltenumbruch] würdigen Klugheit den ihnen niemahl
überantworteten Hirsch, auch da er gleich
unter die andern gekommen, so accurat
zu sortiren, und halten allezeit dessen rich-
tige Fährd. Und ob zuweilen ein un-
verständiger Jäger den Hunden zu nahe
auf den Halß reitet, und sie verhindert,
so, daß sie ausweichen müsten, so ergreif-
fen sie doch gleich wiederum die Gefahrd,
und folgen dem Hirsch richtig nach, biß
sie ihn gefangen, und zu Boden gestür-
tzet haben. Sie wissen mit einem beson-
deren Respect und genungsamer Pari-
tion
ihrem vorhergehenden Jäger nicht
eher vorzugehen, als biß ihnen solches per-
mitti
ret worden; Sind auch Kranck-
heiten nicht so sehr unterworffen; Und
mit einem Wort, sie praevaliren allen an-
dern Hunden. Die Englischen Par For-
ce-
Hunde dargegen haben nicht so einen
hellen Lauth, als die Frantzösischen, und
lassen sich gar selten höhren; Hingegen
sind sie mit weniger und leichter Mühe
ordentlich zum jagen abzurichten, als
andere; Man bedarff auch nicht viel
Ordnung der Thone zu blasen, oder
die Mühe zu haben, mit viel Redens-
Arten ihnen zuzusprechen, und sie dar-
innen zu unterrichten; Maassen sie ei-
nen natürlichen Gehorsam erzeigen:
Sind von gutem Geruch, und halten
die Spuhr mit grösserer Ordnung, als
die Frantzösischen, gehen auch gerne
ins Wasser, und halten sich wohl
bey Leibe, mit viel schlechterer Kost,
als die Frantzösischen, welche schon eckler
sind: Sie dauren im Lauffen lange aus,
weswegen man nicht so viel Relais be-
darff; Alleine den Wiedergang des Hir-
sches eigendlich zu suchen, incliniren sie

nicht

Fuͤnffter Theil/
[Spaltenumbruch] de, welche der Faͤhrd beharrlich und gut
jagen, ſonderlich die erſtern, oder vorder-
ſten, ſo am eifrigſten ſich erzeigen, mit
Namen benennen, und ſie deſtomehr zu
encouragiren, und aufzumuntern be-
dacht ſeyn. Wann nun letzlich der Hirſch
gefaͤllet oder erleget iſt, muß der Piqueur
den Todt des Hirſches mit ſeinem Horn
verkuͤndigen, die Hunde abhalten, den
Hirſch zerwuͤrcken und zerlegen; Sodañ
denen Hunden das ihrige Preiß geben,
darbey ſich mit Blaſen hoͤren laſſen, den
rechten Vorder-Laufft, welches ein uhr-
altes Herkommen iſt, wie gebraͤuchlich,
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Majeſtaͤt unterthaͤnigſt præſentiren. Wie
ich dann von dergleichen, und andern Be-
gebenheiten mehr deſto ausfuͤhrlicher
bey der wuͤrcklichen Beſchreibung der
Par Force-Jagd, ſo viel mir bekant, aus-
fuͤhrlicher melden will. Vorhero aber,
ehe ich anfange, muß ich der noͤthigen
Par Force-Hunde mit wenigem gedencke;
Jngleichen derer benoͤthigten Pferde;
Weil ſolche beyde die Inſtrumenta und
Werckzeuge dieſes Par Force-Jagens
ſeyn muͤſſen.

Von denen Par Force-Hunden.
[Spaltenumbruch]

Wir haben allhier in Teutſchland
keine andere Nachricht von dem Uhr-
ſprung der Par Force-Hunde, als daß
ſolche aus Franckreich, und Engelland
herkommen, welche Nation oder Art hier-
innen am meiſten prævaliret. Es ſchrei-
bet Monſ. Robert de Salnove in ſeiner
Koͤnigl. Jaͤgerey, Cap. 8. des I. Theils,
folgendes: Man haͤtte zu Koͤnig Ludo-
vici
des XII. Zeiten eine Jtaliaͤniſche
Huͤndin mit einem weiſſen Hund bele-
get, und davon eine treffliche Art zu for-
ci
ren erhalten; Da alsdann die weiſſen
Hunde ihren vornehmen Rang in
Franckreich zu nehmen angefangen haͤt-
ten; Und will behaupten, daß ſolche Art
weiſſer Hunde eigendlich von der vorig-
ten Art des Heiligen Huberti, als des
Patrons dieſer Jagd, entſproſſen ſey, ſo
ich in ſeinem Werth beruhen laſſe. Die-
ſes muß aber ein jeder Unpartheyiſcher
verſichert glauben, daß die weiſſen Hun-
de der Farbe nach die allerſchoͤnſten, und
weil ſie eine regulaire temperirte Natur
haben, die vollkommenſte und beſte Hun-
de ſeyen. Dann im gruͤnen Wald kan
der hitzige Jaͤger den rothen Hirſch von
weiſſen Hunden diſtingvirn, desgleichen
haben ſie auch einen genauen Geruch,
und einen trefflichen hellen Lauth, be-
harren lange in der Sommer-Hitze,
tragen den Schwantz allezeit hoch, ſpuͤh-
ren dem verlohrnen Hirſch mit groſſer
Munterkeit durch fleiſſiges Umbwenden
bedachtſam nach, ſcheuen weder Waſſer,
noch Kaͤlte, und haben ein beſonderes
Naturell, ihres Jaͤgers Diſpoſition mit
aller Attention und Ordnung zu halten.
Sie wiſſen wahrhafftig bey Wechſelung
des Hirſches, mit einer bewunderns-
[Spaltenumbruch] wuͤrdigen Klugheit den ihnen niemahl
uͤberantworteten Hirſch, auch da er gleich
unter die andern gekommen, ſo accurat
zu ſortiren, und halten allezeit deſſen rich-
tige Faͤhrd. Und ob zuweilen ein un-
verſtaͤndiger Jaͤger den Hunden zu nahe
auf den Halß reitet, und ſie verhindert,
ſo, daß ſie ausweichen muͤſten, ſo ergreif-
fen ſie doch gleich wiederum die Gefahrd,
und folgen dem Hirſch richtig nach, biß
ſie ihn gefangen, und zu Boden geſtuͤr-
tzet haben. Sie wiſſen mit einem beſon-
deren Reſpect und genungſamer Pari-
tion
ihrem vorhergehenden Jaͤger nicht
eher vorzugehen, als biß ihnen ſolches per-
mitti
ret worden; Sind auch Kranck-
heiten nicht ſo ſehr unterworffen; Und
mit einem Wort, ſie prævaliren allen an-
dern Hunden. Die Engliſchen Par For-
ce-
Hunde dargegen haben nicht ſo einen
hellen Lauth, als die Frantzoͤſiſchen, und
laſſen ſich gar ſelten hoͤhren; Hingegen
ſind ſie mit weniger und leichter Muͤhe
ordentlich zum jagen abzurichten, als
andere; Man bedarff auch nicht viel
Ordnung der Thone zu blaſen, oder
die Muͤhe zu haben, mit viel Redens-
Arten ihnen zuzuſprechen, und ſie dar-
innen zu unterrichten; Maaſſen ſie ei-
nen natuͤrlichen Gehorſam erzeigen:
Sind von gutem Geruch, und halten
die Spuhr mit groͤſſerer Ordnung, als
die Frantzoͤſiſchen, gehen auch gerne
ins Waſſer, und halten ſich wohl
bey Leibe, mit viel ſchlechterer Koſt,
als die Frantzoͤſiſchen, welche ſchon eckler
ſind: Sie dauren im Lauffen lange aus,
weswegen man nicht ſo viel Relais be-
darff; Alleine den Wiedergang des Hir-
ſches eigendlich zu ſuchen, incliniren ſie

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[298/0452] Fuͤnffter Theil/ de, welche der Faͤhrd beharrlich und gut jagen, ſonderlich die erſtern, oder vorder- ſten, ſo am eifrigſten ſich erzeigen, mit Namen benennen, und ſie deſtomehr zu encouragiren, und aufzumuntern be- dacht ſeyn. Wann nun letzlich der Hirſch gefaͤllet oder erleget iſt, muß der Piqueur den Todt des Hirſches mit ſeinem Horn verkuͤndigen, die Hunde abhalten, den Hirſch zerwuͤrcken und zerlegen; Sodañ denen Hunden das ihrige Preiß geben, darbey ſich mit Blaſen hoͤren laſſen, den rechten Vorder-Laufft, welches ein uhr- altes Herkommen iſt, wie gebraͤuchlich, abloͤſen, und bey Ankunfft Jhro Koͤnigl Majeſtaͤt unterthaͤnigſt præſentiren. Wie ich dann von dergleichen, und andern Be- gebenheiten mehr deſto ausfuͤhrlicher bey der wuͤrcklichen Beſchreibung der Par Force-Jagd, ſo viel mir bekant, aus- fuͤhrlicher melden will. Vorhero aber, ehe ich anfange, muß ich der noͤthigen Par Force-Hunde mit wenigem gedencke; Jngleichen derer benoͤthigten Pferde; Weil ſolche beyde die Inſtrumenta und Werckzeuge dieſes Par Force-Jagens ſeyn muͤſſen. Von denen Par Force-Hunden. Wir haben allhier in Teutſchland keine andere Nachricht von dem Uhr- ſprung der Par Force-Hunde, als daß ſolche aus Franckreich, und Engelland herkommen, welche Nation oder Art hier- innen am meiſten prævaliret. Es ſchrei- bet Monſ. Robert de Salnove in ſeiner Koͤnigl. Jaͤgerey, Cap. 8. des I. Theils, folgendes: Man haͤtte zu Koͤnig Ludo- vici des XII. Zeiten eine Jtaliaͤniſche Huͤndin mit einem weiſſen Hund bele- get, und davon eine treffliche Art zu for- ciren erhalten; Da alsdann die weiſſen Hunde ihren vornehmen Rang in Franckreich zu nehmen angefangen haͤt- ten; Und will behaupten, daß ſolche Art weiſſer Hunde eigendlich von der vorig- ten Art des Heiligen Huberti, als des Patrons dieſer Jagd, entſproſſen ſey, ſo ich in ſeinem Werth beruhen laſſe. Die- ſes muß aber ein jeder Unpartheyiſcher verſichert glauben, daß die weiſſen Hun- de der Farbe nach die allerſchoͤnſten, und weil ſie eine regulaire temperirte Natur haben, die vollkommenſte und beſte Hun- de ſeyen. Dann im gruͤnen Wald kan der hitzige Jaͤger den rothen Hirſch von weiſſen Hunden diſtingvirn, desgleichen haben ſie auch einen genauen Geruch, und einen trefflichen hellen Lauth, be- harren lange in der Sommer-Hitze, tragen den Schwantz allezeit hoch, ſpuͤh- ren dem verlohrnen Hirſch mit groſſer Munterkeit durch fleiſſiges Umbwenden bedachtſam nach, ſcheuen weder Waſſer, noch Kaͤlte, und haben ein beſonderes Naturell, ihres Jaͤgers Diſpoſition mit aller Attention und Ordnung zu halten. Sie wiſſen wahrhafftig bey Wechſelung des Hirſches, mit einer bewunderns- wuͤrdigen Klugheit den ihnen niemahl uͤberantworteten Hirſch, auch da er gleich unter die andern gekommen, ſo accurat zu ſortiren, und halten allezeit deſſen rich- tige Faͤhrd. Und ob zuweilen ein un- verſtaͤndiger Jaͤger den Hunden zu nahe auf den Halß reitet, und ſie verhindert, ſo, daß ſie ausweichen muͤſten, ſo ergreif- fen ſie doch gleich wiederum die Gefahrd, und folgen dem Hirſch richtig nach, biß ſie ihn gefangen, und zu Boden geſtuͤr- tzet haben. Sie wiſſen mit einem beſon- deren Reſpect und genungſamer Pari- tion ihrem vorhergehenden Jaͤger nicht eher vorzugehen, als biß ihnen ſolches per- mittiret worden; Sind auch Kranck- heiten nicht ſo ſehr unterworffen; Und mit einem Wort, ſie prævaliren allen an- dern Hunden. Die Engliſchen Par For- ce-Hunde dargegen haben nicht ſo einen hellen Lauth, als die Frantzoͤſiſchen, und laſſen ſich gar ſelten hoͤhren; Hingegen ſind ſie mit weniger und leichter Muͤhe ordentlich zum jagen abzurichten, als andere; Man bedarff auch nicht viel Ordnung der Thone zu blaſen, oder die Muͤhe zu haben, mit viel Redens- Arten ihnen zuzuſprechen, und ſie dar- innen zu unterrichten; Maaſſen ſie ei- nen natuͤrlichen Gehorſam erzeigen: Sind von gutem Geruch, und halten die Spuhr mit groͤſſerer Ordnung, als die Frantzoͤſiſchen, gehen auch gerne ins Waſſer, und halten ſich wohl bey Leibe, mit viel ſchlechterer Koſt, als die Frantzoͤſiſchen, welche ſchon eckler ſind: Sie dauren im Lauffen lange aus, weswegen man nicht ſo viel Relais be- darff; Alleine den Wiedergang des Hir- ſches eigendlich zu ſuchen, incliniren ſie nicht

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/452>, abgerufen am 19.04.2024.