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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

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Anhang unterschiedener nützlicher
[Spaltenumbruch] Jemand fraget: Ob die Edelleute in An-
sehung des Wildes solche harte Straffen,
die sich biß auff den Tod erstreckten, ge-
gen ihre Unterthanen solten ergehen las-
sen, so wolte ich antworten, wenn es bey
mir stünde, daß die von Adel ihre Un-
terthanen hierinnen bestraffen liessen, so
wolte ich zwar, daß sie ihre Autorität
gegen ihre Unterthanen hierinnen bewie-
sen, jedoch müsten diese Straffen nicht
biß an den Todt gehen. Denn ich wol-
te nicht, daß um eines Stück Wildes wil-
len der nach dem Ebenbilde GOttes er-
schaffene Mensch und der ein Gliedmaaß
JEsu Christi, solte an seinem Leibe ver-
stümmelt, oder gar getödtet werden. Ob
es gleich die grossen Herren den Rechten
nach befugt wären, so sollen sie doch ge-
dencken, daß man bey den Unterthanen
in Ansehung des Jagd-Rechts, welches
auff die grossen Herren gebracht worden,
gelinder verfahren müsse, denn gegen
Frembde. Solten sie aber, wie es biß-
weilen zu geschehen pflegt, allzuoffters
pecciren, und der Wild-Deuben sich nicht
enthalten, so müste man die Straffen ge-
[Spaltenumbruch] gen sie erhöhen. Durch des einen Be-
straffung müsten die andern in Furcht
gehalten werden. Es kan auch ein Fürst
unter Bedrohung einer Todes-Straffe
seinen Unterthanen das Jagen verbie-
then, damit seine Jagd-Mandate desto
mehr bey ihnen respectirt werden, jedoch
muß er die angedrohete Straffe nicht
exequiren.

Sechstens, muß auch ein Fürst des
menschlichen Zustandes eingedenck seyn,
und sich der menschlichen Seele erinnern,
die kostbahrer ist, als alle Sachen und
Creaturen in der gantzen Welt.

Endlich, müssen sich auch die Un-
terthanen, die nicht allein Christen heis-
sen, sondern auch seyn wollen, alles Ern-
stes befleißigen, damit sie nicht ihres Lan-
des-Fürsten Ungnade, der sein Jagd-
Recht ein wenig hartnäckigt vertheidi-
get, auff sich laden, und erregen, einge-
denck, daß die Gebothe ihrer Ober-Herrn,
ob sie schon etwas scharff sind, dennoch
zu ertragen, und daß der, so seinem Lan-
des-Fürsten wiederstehet, GOttes Ord-
nung wiederstrebe.

BIDENBACHII
Quaest. Nobil. XVII.
Jnhalt.
Ob einer von Adel, so Macht zu jagen, auch zu hagen befugt sey? Item da
er zu jagen, auch zu schiessen Jemand anstellen möge?
[Spaltenumbruch]

DAs derjenige, dem die Jagd-Gerech-
tigkeit zustehet, auch einen Hag in
das Holtz schlagen könne, scheinet von
nothwendiger Folge zu seyn. Da aber
die Dienstbarkeiten in sehr eingeschränck-
tem Verstande zu erklären, und über
ihre Casus durchaus nicht zu extendiren,
und alle Rechts-Lehrer darinnen ein-
stimmig seyn, daß bey der Jagd-Mate-
rie die Regel statt habe, daß nemlich so
viel verjähret sey, als man im Besitz ge-
habt, Gail. L. 2. Observ. 68. so wolt ich
nicht behaupten, daß einer zu ha-
gen befugt sey, es hätte denn einer
das Recht einen Hagen zu schlagen, von
alten Zeiten her erlangt. Jch kan auch
nicht sehen, wie, des Gailii Meynung
nach, nothwendig folgen müste, daß wer
Macht zu hagen hätte, auch Macht zu
jagen habe, sintemahl nicht zu läugnen,
daß die Jagd, da schon kein Hag ent-
halten, nichts destoweniger, und zwar
[Spaltenumbruch] gar bequem, mit Hunden und Netzen
geschehen könne.

Petr. Frid. Mindanus scheinet auch
diese Folge des Gailii mit Recht zu tadeln,
und auff unsere Meynung zu incliniren,
indem er saget, daß des Gailii Meynung
nicht so ohne Unterscheid, sondern nur in
soweit statt hätte, wenn solches ohne
Nachtheil des Dritten, dem vielleicht da-
selbst das Hutungs-Holtzungs- und der-
gleichen Recht zustehet, bequem gesche-
hen könte. Welches auch Gailius zuge-
stehet Lib. 2. Observ. 67. num. 6. allwo er
sagt, daß ein Jeder sich seines Rechts be-
scheidentlich und pfleglich gebrauchen
müsse.

Was das andere Membrum der Fra-
ge betrifft, so scheinet zwar, daß man be-
haupten solte, wenn einmahl die Jagd
vergünstiget wäre, daß alsdenn auch
das andere zugelassen seyn solte. Sie-
het man aber auff die Observanz und

Gewohn-

Anhang unterſchiedener nuͤtzlicher
[Spaltenumbruch] Jemand fraget: Ob die Edelleute in An-
ſehung des Wildes ſolche harte Straffen,
die ſich biß auff den Tod erſtreckten, ge-
gen ihre Unterthanen ſolten ergehen laſ-
ſen, ſo wolte ich antworten, wenn es bey
mir ſtuͤnde, daß die von Adel ihre Un-
terthanen hierinnen beſtraffen lieſſen, ſo
wolte ich zwar, daß ſie ihre Autoritaͤt
gegen ihre Unterthanen hierinnen bewie-
ſen, jedoch muͤſten dieſe Straffen nicht
biß an den Todt gehen. Denn ich wol-
te nicht, daß um eines Stuͤck Wildes wil-
len der nach dem Ebenbilde GOttes er-
ſchaffene Menſch und der ein Gliedmaaß
JEſu Chriſti, ſolte an ſeinem Leibe ver-
ſtuͤmmelt, oder gar getoͤdtet werden. Ob
es gleich die groſſen Herren den Rechten
nach befugt waͤren, ſo ſollen ſie doch ge-
dencken, daß man bey den Unterthanen
in Anſehung des Jagd-Rechts, welches
auff die groſſen Herren gebracht worden,
gelinder verfahren muͤſſe, denn gegen
Frembde. Solten ſie aber, wie es biß-
weilen zu geſchehen pflegt, allzuoffters
pecciren, und der Wild-Deuben ſich nicht
enthalten, ſo muͤſte man die Straffen ge-
[Spaltenumbruch] gen ſie erhoͤhen. Durch des einen Be-
ſtraffung muͤſten die andern in Furcht
gehalten werden. Es kan auch ein Fuͤrſt
unter Bedrohung einer Todes-Straffe
ſeinen Unterthanen das Jagen verbie-
then, damit ſeine Jagd-Mandate deſto
mehr bey ihnen reſpectirt werden, jedoch
muß er die angedrohete Straffe nicht
exequiren.

Sechſtens, muß auch ein Fuͤrſt des
menſchlichen Zuſtandes eingedenck ſeyn,
und ſich der menſchlichen Seele erinnern,
die koſtbahrer iſt, als alle Sachen und
Creaturen in der gantzen Welt.

Endlich, muͤſſen ſich auch die Un-
terthanen, die nicht allein Chriſten heiſ-
ſen, ſondern auch ſeyn wollen, alles Ern-
ſtes befleißigen, damit ſie nicht ihres Lan-
des-Fuͤrſten Ungnade, der ſein Jagd-
Recht ein wenig hartnaͤckigt vertheidi-
get, auff ſich laden, und erregen, einge-
denck, daß die Gebothe ihrer Ober-Herrn,
ob ſie ſchon etwas ſcharff ſind, dennoch
zu ertragen, und daß der, ſo ſeinem Lan-
des-Fuͤrſten wiederſtehet, GOttes Ord-
nung wiederſtrebe.

BIDENBACHII
Quæſt. Nobil. XVII.
Jnhalt.
Ob einer von Adel, ſo Macht zu jagen, auch zu hagen befugt ſey? Item da
er zu jagen, auch zu ſchieſſen Jemand anſtellen moͤge?
[Spaltenumbruch]

DAs derjenige, dem die Jagd-Gerech-
tigkeit zuſtehet, auch einen Hag in
das Holtz ſchlagen koͤnne, ſcheinet von
nothwendiger Folge zu ſeyn. Da aber
die Dienſtbarkeiten in ſehr eingeſchraͤnck-
tem Verſtande zu erklaͤren, und uͤber
ihre Caſus durchaus nicht zu extendiren,
und alle Rechts-Lehrer darinnen ein-
ſtimmig ſeyn, daß bey der Jagd-Mate-
rie die Regel ſtatt habe, daß nemlich ſo
viel verjaͤhret ſey, als man im Beſitz ge-
habt, Gail. L. 2. Obſerv. 68. ſo wolt ich
nicht behaupten, daß einer zu ha-
gen befugt ſey, es haͤtte denn einer
das Recht einen Hagen zu ſchlagen, von
alten Zeiten her erlangt. Jch kan auch
nicht ſehen, wie, des Gailii Meynung
nach, nothwendig folgen muͤſte, daß wer
Macht zu hagen haͤtte, auch Macht zu
jagen habe, ſintemahl nicht zu laͤugnen,
daß die Jagd, da ſchon kein Hag ent-
halten, nichts deſtoweniger, und zwar
[Spaltenumbruch] gar bequem, mit Hunden und Netzen
geſchehen koͤnne.

Petr. Frid. Mindanus ſcheinet auch
dieſe Folge des Gailii mit Recht zu tadeln,
und auff unſere Meynung zu incliniren,
indem er ſaget, daß des Gailii Meynung
nicht ſo ohne Unterſcheid, ſondern nur in
ſoweit ſtatt haͤtte, wenn ſolches ohne
Nachtheil des Dritten, dem vielleicht da-
ſelbſt das Hutungs-Holtzungs- und der-
gleichen Recht zuſtehet, bequem geſche-
hen koͤnte. Welches auch Gailius zuge-
ſtehet Lib. 2. Obſerv. 67. num. 6. allwo er
ſagt, daß ein Jeder ſich ſeines Rechts be-
ſcheidentlich und pfleglich gebrauchen
muͤſſe.

Was das andere Membrum der Fra-
ge betrifft, ſo ſcheinet zwar, daß man be-
haupten ſolte, wenn einmahl die Jagd
verguͤnſtiget waͤre, daß alsdenn auch
das andere zugelaſſen ſeyn ſolte. Sie-
het man aber auff die Obſervanz und

Gewohn-
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[92/0666] Anhang unterſchiedener nuͤtzlicher Jemand fraget: Ob die Edelleute in An- ſehung des Wildes ſolche harte Straffen, die ſich biß auff den Tod erſtreckten, ge- gen ihre Unterthanen ſolten ergehen laſ- ſen, ſo wolte ich antworten, wenn es bey mir ſtuͤnde, daß die von Adel ihre Un- terthanen hierinnen beſtraffen lieſſen, ſo wolte ich zwar, daß ſie ihre Autoritaͤt gegen ihre Unterthanen hierinnen bewie- ſen, jedoch muͤſten dieſe Straffen nicht biß an den Todt gehen. Denn ich wol- te nicht, daß um eines Stuͤck Wildes wil- len der nach dem Ebenbilde GOttes er- ſchaffene Menſch und der ein Gliedmaaß JEſu Chriſti, ſolte an ſeinem Leibe ver- ſtuͤmmelt, oder gar getoͤdtet werden. Ob es gleich die groſſen Herren den Rechten nach befugt waͤren, ſo ſollen ſie doch ge- dencken, daß man bey den Unterthanen in Anſehung des Jagd-Rechts, welches auff die groſſen Herren gebracht worden, gelinder verfahren muͤſſe, denn gegen Frembde. Solten ſie aber, wie es biß- weilen zu geſchehen pflegt, allzuoffters pecciren, und der Wild-Deuben ſich nicht enthalten, ſo muͤſte man die Straffen ge- gen ſie erhoͤhen. Durch des einen Be- ſtraffung muͤſten die andern in Furcht gehalten werden. Es kan auch ein Fuͤrſt unter Bedrohung einer Todes-Straffe ſeinen Unterthanen das Jagen verbie- then, damit ſeine Jagd-Mandate deſto mehr bey ihnen reſpectirt werden, jedoch muß er die angedrohete Straffe nicht exequiren. Sechſtens, muß auch ein Fuͤrſt des menſchlichen Zuſtandes eingedenck ſeyn, und ſich der menſchlichen Seele erinnern, die koſtbahrer iſt, als alle Sachen und Creaturen in der gantzen Welt. Endlich, muͤſſen ſich auch die Un- terthanen, die nicht allein Chriſten heiſ- ſen, ſondern auch ſeyn wollen, alles Ern- ſtes befleißigen, damit ſie nicht ihres Lan- des-Fuͤrſten Ungnade, der ſein Jagd- Recht ein wenig hartnaͤckigt vertheidi- get, auff ſich laden, und erregen, einge- denck, daß die Gebothe ihrer Ober-Herrn, ob ſie ſchon etwas ſcharff ſind, dennoch zu ertragen, und daß der, ſo ſeinem Lan- des-Fuͤrſten wiederſtehet, GOttes Ord- nung wiederſtrebe. BIDENBACHII Quæſt. Nobil. XVII. Jnhalt. Ob einer von Adel, ſo Macht zu jagen, auch zu hagen befugt ſey? Item da er zu jagen, auch zu ſchieſſen Jemand anſtellen moͤge? DAs derjenige, dem die Jagd-Gerech- tigkeit zuſtehet, auch einen Hag in das Holtz ſchlagen koͤnne, ſcheinet von nothwendiger Folge zu ſeyn. Da aber die Dienſtbarkeiten in ſehr eingeſchraͤnck- tem Verſtande zu erklaͤren, und uͤber ihre Caſus durchaus nicht zu extendiren, und alle Rechts-Lehrer darinnen ein- ſtimmig ſeyn, daß bey der Jagd-Mate- rie die Regel ſtatt habe, daß nemlich ſo viel verjaͤhret ſey, als man im Beſitz ge- habt, Gail. L. 2. Obſerv. 68. ſo wolt ich nicht behaupten, daß einer zu ha- gen befugt ſey, es haͤtte denn einer das Recht einen Hagen zu ſchlagen, von alten Zeiten her erlangt. Jch kan auch nicht ſehen, wie, des Gailii Meynung nach, nothwendig folgen muͤſte, daß wer Macht zu hagen haͤtte, auch Macht zu jagen habe, ſintemahl nicht zu laͤugnen, daß die Jagd, da ſchon kein Hag ent- halten, nichts deſtoweniger, und zwar gar bequem, mit Hunden und Netzen geſchehen koͤnne. Petr. Frid. Mindanus ſcheinet auch dieſe Folge des Gailii mit Recht zu tadeln, und auff unſere Meynung zu incliniren, indem er ſaget, daß des Gailii Meynung nicht ſo ohne Unterſcheid, ſondern nur in ſoweit ſtatt haͤtte, wenn ſolches ohne Nachtheil des Dritten, dem vielleicht da- ſelbſt das Hutungs-Holtzungs- und der- gleichen Recht zuſtehet, bequem geſche- hen koͤnte. Welches auch Gailius zuge- ſtehet Lib. 2. Obſerv. 67. num. 6. allwo er ſagt, daß ein Jeder ſich ſeines Rechts be- ſcheidentlich und pfleglich gebrauchen muͤſſe. Was das andere Membrum der Fra- ge betrifft, ſo ſcheinet zwar, daß man be- haupten ſolte, wenn einmahl die Jagd verguͤnſtiget waͤre, daß alsdenn auch das andere zugelaſſen ſeyn ſolte. Sie- het man aber auff die Obſervanz und Gewohn-

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/666>, abgerufen am 29.03.2024.