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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

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Erster Theil/
[Spaltenumbruch] Jrrwische aus natürlicher Ursache her-
kommen, wiewohlen nicht zu läugnen,
daß der Teuffel zuweilen sein Gau-
ckel-Spiel auch damit treibe. Sind
also die Jrrwische nichts anders, als Me-
teora,
welche von denen entzündeten
schwefflichten Diensten entstehen, so die
Sonne vormahlen am Tage aus der
Erden an sich gezogen, und wiederumb
fallen lassen. Sie werden gemeiniglich
an fetten schwefflichten Oertern, wo es
morastig, oder bey Gottes-Aeckern, Kirch-
höffen oder Gerichten, niedrig gelegenen
Gründen, und Thälern dann und wann
Abends bey kalter Lufft gesehen; Nie-
mahls aber an dürrem sandigten Erd-
reich vermercket. Und weil sie, wie gemel-
det, aus schwefflichten Dünsten ihren Uhr-
sprung haben, und die feurigen Atomi
von der kühlen Abend-Lufft zusammen
halten, so verursachen ihnen die Winde
theils die Entzündung, theils die Hin- und
Wieder-Bewegung und eine solche Illu-
[Spaltenumbruch] mination
wie etwan ein ausgelöschtes
Licht, wie bekant, wieder auffgeblasen
werden kan. Dahero entstehen eben-
falls auch die Stern-Putzen, so wir ver-
meynen, die Sterne reinigten sich, da sie
doch nichts von ihrem erschaffenen Sub-
stantial-
Licht fallen lassen, sonsten sie vor-
längst kleiner worden wären, sondern es
sind nur schwefflichte Materien, die in der
kalten Lufft colligiret, biß sie von oberir-
dischen Effluviis entzündet, je mehr schwe-
rer werden, und gleichsam brennend zur
Erden sincken, so als denn anzusehen,
als ob ein Stern herunter schiesse. Glei-
che Bewandniß hat es ebenfalls mit de-
nen feurigen Drachen, umb derer willen
mancher armer Mann in Verdacht
kommt, welche alle aber nur von de-
nen theils oberirdischen, theils unter-
irdischen, und zwar nicht cörperischen,
sondern elementarischen, mineralischen,
schwefflichten Atomis, unläugbare Deri-
vation
haben können.

Von unterirdischen verborgenen Bewächsen und Höhlen.
[Spaltenumbruch]

Nachdem ich den Anfang dieses Buchs
von der Erden Eigenschafft, sowohl de-
rer Gebürge und darauff befindlichen
Kräuter Natur gemacht, und, nach Ab-
steigung dieser hohen Gebürge, das vor
mir liegende Thal und die tieffen Ab-
gründe erblicke; So erachte vor nöthig
zu seyn, hierbey dem geneigten Leser auch
de rebus subterraneis curiosis einige Nach-
richt zu geben. Daß zum öfftern, bey Gra-
bung tieffer Gräben, Teiche und Brun-
nen, und zwar in solchem Erdreich, wel-
ches vor diesem niemahl berühret wor-
den, unterschiedliche wundernswürdige
seltsame Steine, von rarer Farbe und
Gewächs, theils mit Zierrathen, beson-
dern Bildnißen, oder Ziffern und Buch-
staben, item Einhörner, Elephanten-
Zähne, nicht weniger Riesen-Gebeine von
ungemeiner Größe mit allen Requisitis,
ingleichen auch recht ordentliches Holtz,
und andere Dinge mehr, in der Erden
gefunden werden, solches kan man so
wohl aus vieler Gelehrten Scribenten
Schrifften, als z. E. aus dem Kirchero
de Subterraneis,
oder Herrn Heinrich
Seyfrieds Mirabilibus naturae, und
dergleichen, als auch aus täglicher Er-
fahrung lernen. Ob nun solche gefun-
dene Dinge, als Holtz, Riesen-Gebeine
und dergleichen, unterirdische natür-
liche Gewächse, oder von der Sündfluth,
[Spaltenumbruch] also vor langer Zeit, nemlich 4000.
Jahr, würckliche verschwemmete Cor-
pora
sind, dessen hegen die Autores nicht
einerley Meynung. Jch meines Orts
gebe der ersteren Meynung Beyfall, weil
die Erde solche verweseliche Cörper, als
Gebeine oder Holtz, innerhalb 150. Jah-
ren, zu Staub und Asche verwandelt,
würden also solche schwerlich so lange
ohne Verwesung Bestand haben: Da
nun die Erde dieselben nutriret, und sie
ohne Verwesung beständig bleiben, müs-
sen es wohl unterirdische, doch unbekan-
te Gewächse seyn. Als ich Ao. 1698. zu
Stuttgard, im Hertzogthum Würten-
berg gelegen, mich bey meinem Anver-
wandten aufgehalten, hat zu Kannstadt,
unweit davon, ein Soldat, dem von ei-
nem Schatz, den er finden würde, ge-
träumet, eingegraben, da er nun nach
vielem Suchen nichts gefunden, und des-
halber überdrüßig worden, auch zu gra-
ben auffhören wollen, findet er endlich
ein groß Riesen-Gebein, fast eines Kin-
des dicke, und einer Klaffter lang, doch
weich und zerbrechlich; Nachdem er nun
solches nach Stuttgard in die Kunst-
Kammer gelieffert, und einen Recom-
pens
vom Hertzog erhalten, ist er sowohl
dadurch, als durch anderer Leute Be-
schenckungen weiter zu graben, auffge-
muntert worden, da es sich dann gefü-

get,

Erſter Theil/
[Spaltenumbruch] Jrrwiſche aus natuͤrlicher Urſache her-
kommen, wiewohlen nicht zu laͤugnen,
daß der Teuffel zuweilen ſein Gau-
ckel-Spiel auch damit treibe. Sind
alſo die Jrrwiſche nichts anders, als Me-
teora,
welche von denen entzuͤndeten
ſchwefflichten Dienſten entſtehen, ſo die
Sonne vormahlen am Tage aus der
Erden an ſich gezogen, und wiederumb
fallen laſſen. Sie werden gemeiniglich
an fetten ſchwefflichten Oertern, wo es
moraſtig, oder bey Gottes-Aeckern, Kirch-
hoͤffen oder Gerichten, niedrig gelegenen
Gruͤnden, und Thaͤlern dann und wann
Abends bey kalter Lufft geſehen; Nie-
mahls aber an duͤrrem ſandigten Erd-
reich vermercket. Und weil ſie, wie gemel-
det, aus ſchwefflichten Duͤnſten ihren Uhr-
ſprung haben, und die feurigen Atomi
von der kuͤhlen Abend-Lufft zuſammen
halten, ſo verurſachen ihnen die Winde
theils die Entzuͤndung, theils die Hin- und
Wieder-Bewegung und eine ſolche Illu-
[Spaltenumbruch] mination
wie etwan ein ausgeloͤſchtes
Licht, wie bekant, wieder auffgeblaſen
werden kan. Dahero entſtehen eben-
falls auch die Stern-Putzen, ſo wir ver-
meynen, die Sterne reinigten ſich, da ſie
doch nichts von ihrem erſchaffenen Sub-
ſtantial-
Licht fallen laſſen, ſonſten ſie vor-
laͤngſt kleiner worden waͤren, ſondern es
ſind nur ſchwefflichte Materien, die in der
kalten Lufft colligiret, biß ſie von oberir-
diſchen Effluviis entzuͤndet, je mehr ſchwe-
rer werden, und gleichſam brennend zur
Erden ſincken, ſo als denn anzuſehen,
als ob ein Stern herunter ſchieſſe. Glei-
che Bewandniß hat es ebenfalls mit de-
nen feurigen Drachen, umb derer willen
mancher armer Mann in Verdacht
kommt, welche alle aber nur von de-
nen theils oberirdiſchen, theils unter-
irdiſchen, und zwar nicht coͤrperiſchen,
ſondern elementariſchen, mineraliſchen,
ſchwefflichten Atomis, unlaͤugbare Deri-
vation
haben koͤnnen.

Von unterirdiſchen verborgenen Bewaͤchſen und Hoͤhlen.
[Spaltenumbruch]

Nachdem ich den Anfang dieſes Buchs
von der Erden Eigenſchafft, ſowohl de-
rer Gebuͤrge und darauff befindlichen
Kraͤuter Natur gemacht, und, nach Ab-
ſteigung dieſer hohen Gebuͤrge, das vor
mir liegende Thal und die tieffen Ab-
gruͤnde erblicke; So erachte vor noͤthig
zu ſeyn, hierbey dem geneigten Leſer auch
de rebus ſubterraneis curioſis einige Nach-
richt zu geben. Daß zum oͤfftern, bey Gra-
bung tieffer Graͤben, Teiche und Brun-
nen, und zwar in ſolchem Erdreich, wel-
ches vor dieſem niemahl beruͤhret wor-
den, unterſchiedliche wundernswuͤrdige
ſeltſame Steine, von rarer Farbe und
Gewaͤchs, theils mit Zierrathen, beſon-
dern Bildnißen, oder Ziffern und Buch-
ſtaben, item Einhoͤrner, Elephanten-
Zaͤhne, nicht weniger Rieſen-Gebeine von
ungemeiner Groͤße mit allen Requiſitis,
ingleichen auch recht ordentliches Holtz,
und andere Dinge mehr, in der Erden
gefunden werden, ſolches kan man ſo
wohl aus vieler Gelehrten Scribenten
Schrifften, als z. E. aus dem Kirchero
de Subterraneis,
oder Herrn Heinrich
Seyfrieds Mirabilibus naturæ, und
dergleichen, als auch aus taͤglicher Er-
fahrung lernen. Ob nun ſolche gefun-
dene Dinge, als Holtz, Rieſen-Gebeine
und dergleichen, unterirdiſche natuͤr-
liche Gewaͤchſe, oder von der Suͤndfluth,
[Spaltenumbruch] alſo vor langer Zeit, nemlich 4000.
Jahr, wuͤrckliche verſchwemmete Cor-
pora
ſind, deſſen hegen die Autores nicht
einerley Meynung. Jch meines Orts
gebe der erſteren Meynung Beyfall, weil
die Erde ſolche verweſeliche Coͤrper, als
Gebeine oder Holtz, innerhalb 150. Jah-
ren, zu Staub und Aſche verwandelt,
wuͤrden alſo ſolche ſchwerlich ſo lange
ohne Verweſung Beſtand haben: Da
nun die Erde dieſelben nutriret, und ſie
ohne Verweſung beſtaͤndig bleiben, muͤſ-
ſen es wohl unterirdiſche, doch unbekan-
te Gewaͤchſe ſeyn. Als ich Ao. 1698. zu
Stuttgard, im Hertzogthum Wuͤrten-
berg gelegen, mich bey meinem Anver-
wandten aufgehalten, hat zu Kannſtadt,
unweit davon, ein Soldat, dem von ei-
nem Schatz, den er finden wuͤrde, ge-
traͤumet, eingegraben, da er nun nach
vielem Suchen nichts gefunden, und des-
halber uͤberdruͤßig worden, auch zu gra-
ben auffhoͤren wollen, findet er endlich
ein groß Rieſen-Gebein, faſt eines Kin-
des dicke, und einer Klaffter lang, doch
weich und zerbrechlich; Nachdem er nun
ſolches nach Stuttgard in die Kunſt-
Kammer gelieffert, und einen Recom-
pens
vom Hertzog erhalten, iſt er ſowohl
dadurch, als durch anderer Leute Be-
ſchenckungen weiter zu graben, auffge-
muntert worden, da es ſich dann gefuͤ-

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/76>, abgerufen am 28.03.2024.