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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Des Dritten Th. 22. Cap. von Gewehr und Pulver zu probiren.
[Spaltenumbruch] ersten Theile meines Jagd-Buches p. 283.
und 284. ausführlicher beschrieben; So
hab ich auch p. 285. und 286. angewiesen,
wie das Pürsch-Pulver in gehöriger
Composition zu arbeiten sey, wohin ich
den geneigten Leser remittiret haben will.
Jetzo kömmt nur vornemlich die Materie
vor, wie zu allererst das im Kram-La-
den erkauffte Pürsch-Pulver von einem
Wildpräth-Schützen am füglichsten und
vorsichtigsten genau zu probiren, und des-
sen Güte oder schlechte Würckung zu be-
urtheilen seyn mögte. Das Unglück, so
durch die Pulver-Probe entstanden, ist
in den neuesten Zeiten bey der Stadt
Naumburg bekandt, da vor einigen Jah-
ren durch Unvorsichtigkeit eines Schü-
tzens, welcher Pulver einkauffen wollen,
die Kram-Bude des einen Pulver-Händ-
lers angezündet worden, die hernach die
andern ergriffen, und in der Stadt und
Dom-Freyheit ein solches Unheyl ange-
richtet, daß viel Häuser angezündet, er-
schüttert, eingeäschert, und viel Menschen
durch den greulichen Pulver-Schlag ver-
brandt, zerschmettert, weggeführet, er-
stickt, zerqvetschet, oder doch sonst theils
durch das Feuer, theils durch das Herun-
terfallen der Balcken und Steine hart be-
schädiget worden, wie noch den meisten,
die in der guten Stadt Naumburg wohn-
hafft sind, und in dasiger Gegend sich auf-
halten, entweder aus der betrübten eige-
nen Erfahrung, oder aus der Erzehlung
anderer erinnerlich ist.

§. 2.

Weil man weiß, daß diese Spe-
cies,
nemlich Salpeter, Schwefel und
Kohlen mit dem Pulver vermischt seyn,
so kan man judiciren, daß unter demjeni-
gen Pulver, so fein klein-körnicht, und
nicht recht schwartz ist, sondern etwas
graulicht aussiehet, sich auch nicht also-
bald mit den Fingern zu Mehl reiben läßt,
hart-körnicht bleibet, und in dem Munde
am Geschmack kalt und saltzig ist, eine
gute Quantität Salpeter vermengt sey,
hingegen nicht gar viel von den Kohlen
participire; dergleichen Pulver wird die
stärckste Krafft haben, so man am sicher-
sten kauffen und gebrauchen kan. Will
man zur Probe eine Messerspitze Pulver
anzünden, so muß man sich vorsehen, daß
man diese Probe nicht an einem solchen Ort
vornehme, wo etwan Stroh oder Heu,
oder Hanff, Flachs, faul Holtz, und an-
dere dergleichen Materie, die leicht Feuer
zu fangen pflegt, vorhanden. Jst aber
keine Gefahr zu besorgen, so schüttet man
[Spaltenumbruch] ein wenig Pulver auf einen Stein, oder
ein Quart-Blätgen Papier, zündet es
mit einer Kohle an, und observirt als-
denn genau, wenn das angezündete Pul-
ver plötzlich auffähret, einen kleinen Schall
von sich giebt, und das Papier nicht sehr
brennt, oder viel Kohlen-Staub liegen
läßt, so ist es gut; wo es aber Unreinig-
keit nachläßt, langsam aufgehet, hin und
her spritzet, und einen dicken Rauch
macht, so taugt es nichts.

§. 3.

Man hat unterschiedene Arten
inventirter Pulver-Proben. Unter an-
dern observirt man solche, die von Eisen
gemachte kleine aufstehende Mörselein
sind, in der Grösse eines Fingerhutes,
hierein schüttet man die Probe, und be-
festiget einen Deckel darüber, daß es zu
ist. Dieser wird durch ein Stängelein an
ein Rädlein eines Thalers groß befestiget.
Diß Rädlein hat 16. und mehr Kerben,
deren iedes numerirt. Wenn es nun ge-
schlossen, wird der unterste Grad Num. I.
mit einem Häckgen, so mit einer Feder
gesteifft, gehalten, die Probe zur Mitten
auf ein Holtz fest angeschraubt, und an
das Zünd-Löchlein mit einer Kohle oder
Lunte also angezündet. Geschiehet nun
der Knall, so stößt das Pulver mit Ge-
walt das angemachte Decklein in die Hö-
he, so hoch, als die Krafft und Composi-
tion
des Pulvers mit sich bringt, und
hält das Häckgen diejenige Numer, so
hoch als es treiben können.

§. 4.

Bey dem Probiren des Geweh-
res, als der Doppelhacken, Karren-Büch-
sen, Pürsch-Röhre, Musqueten, Flin-
ten, und Pistolen-Läuffte, die von Ei-
sen gefertiget, hat man folgendes zu beob-
achten. Man nimmt nemlich einen höl-
tzernen Stock nach Grösse der Mündung,
stösset ihn ins Rohr, so weit es reichet,
bemercket forne, wie weit der Stock hin-
eingegangen, und ob er wohl biß an das
Zünd-Loch gereichet. Dann stecket man
eine Räum-Nadel in das Zünd-Loch, die
von Drat verfertiget, um dasselbe vom
Rost zu lüfften; Jst diß geschehen, kan der
Stock herausgezogen, die Räum-Nadel
gleichfalls weggenommen, eine Feder in
das Zünd-Loch gestecket, und gelüfftet
werden, da denn mit Blasen in die Mün-
dung und durch die flache Hand über dem
Zünd-Loch zu fühlen und zu hören, ob
es rechte Lufft hat, wiewohl auch das
Rohr von dem vielen Blasen feuchte wird,
und folglich kan alsdenn das Rohr nach
seiner Grösse und Proportion mit ein we-

nig Pul-

Des Dritten Th. 22. Cap. von Gewehr und Pulver zu probiren.
[Spaltenumbruch] erſten Theile meines Jagd-Buches p. 283.
und 284. ausfuͤhrlicher beſchrieben; So
hab ich auch p. 285. und 286. angewieſen,
wie das Puͤrſch-Pulver in gehoͤriger
Compoſition zu arbeiten ſey, wohin ich
den geneigten Leſer remittiret haben will.
Jetzo koͤmmt nur vornemlich die Materie
vor, wie zu allererſt das im Kram-La-
den erkauffte Puͤrſch-Pulver von einem
Wildpraͤth-Schuͤtzen am fuͤglichſten und
vorſichtigſten genau zu probiren, und deſ-
ſen Guͤte oder ſchlechte Wuͤrckung zu be-
urtheilen ſeyn moͤgte. Das Ungluͤck, ſo
durch die Pulver-Probe entſtanden, iſt
in den neueſten Zeiten bey der Stadt
Naumburg bekandt, da vor einigen Jah-
ren durch Unvorſichtigkeit eines Schuͤ-
tzens, welcher Pulver einkauffen wollen,
die Kram-Bude des einen Pulver-Haͤnd-
lers angezuͤndet worden, die hernach die
andern ergriffen, und in der Stadt und
Dom-Freyheit ein ſolches Unheyl ange-
richtet, daß viel Haͤuſer angezuͤndet, er-
ſchuͤttert, eingeaͤſchert, und viel Menſchen
durch den greulichen Pulver-Schlag ver-
brandt, zerſchmettert, weggefuͤhret, er-
ſtickt, zerqvetſchet, oder doch ſonſt theils
durch das Feuer, theils durch das Herun-
terfallen der Balcken und Steine hart be-
ſchaͤdiget worden, wie noch den meiſten,
die in der guten Stadt Naumburg wohn-
hafft ſind, und in daſiger Gegend ſich auf-
halten, entweder aus der betruͤbten eige-
nen Erfahrung, oder aus der Erzehlung
anderer erinnerlich iſt.

§. 2.

Weil man weiß, daß dieſe Spe-
cies,
nemlich Salpeter, Schwefel und
Kohlen mit dem Pulver vermiſcht ſeyn,
ſo kan man judiciren, daß unter demjeni-
gen Pulver, ſo fein klein-koͤrnicht, und
nicht recht ſchwartz iſt, ſondern etwas
graulicht ausſiehet, ſich auch nicht alſo-
bald mit den Fingern zu Mehl reiben laͤßt,
hart-koͤrnicht bleibet, und in dem Munde
am Geſchmack kalt und ſaltzig iſt, eine
gute Quantitaͤt Salpeter vermengt ſey,
hingegen nicht gar viel von den Kohlen
participire; dergleichen Pulver wird die
ſtaͤrckſte Krafft haben, ſo man am ſicher-
ſten kauffen und gebrauchen kan. Will
man zur Probe eine Meſſerſpitze Pulver
anzuͤnden, ſo muß man ſich vorſehen, daß
man dieſe Probe nicht an einem ſolchen Oꝛt
vornehme, wo etwan Stroh oder Heu,
oder Hanff, Flachs, faul Holtz, und an-
dere dergleichen Materie, die leicht Feuer
zu fangen pflegt, vorhanden. Jſt aber
keine Gefahr zu beſorgen, ſo ſchuͤttet man
[Spaltenumbruch] ein wenig Pulver auf einen Stein, oder
ein Quart-Blaͤtgen Papier, zuͤndet es
mit einer Kohle an, und obſervirt als-
denn genau, wenn das angezuͤndete Pul-
ver ploͤtzlich auffaͤhret, einen kleinen Schall
von ſich giebt, und das Papier nicht ſehr
brennt, oder viel Kohlen-Staub liegen
laͤßt, ſo iſt es gut; wo es aber Unreinig-
keit nachlaͤßt, langſam aufgehet, hin und
her ſpritzet, und einen dicken Rauch
macht, ſo taugt es nichts.

§. 3.

Man hat unterſchiedene Arten
inventirter Pulver-Proben. Unter an-
dern obſervirt man ſolche, die von Eiſen
gemachte kleine aufſtehende Moͤrſelein
ſind, in der Groͤſſe eines Fingerhutes,
hierein ſchuͤttet man die Probe, und be-
feſtiget einen Deckel daruͤber, daß es zu
iſt. Dieſer wird durch ein Staͤngelein an
ein Raͤdlein eines Thalers groß befeſtiget.
Diß Raͤdlein hat 16. und mehr Kerben,
deren iedes numerirt. Wenn es nun ge-
ſchloſſen, wird der unterſte Grad Num. I.
mit einem Haͤckgen, ſo mit einer Feder
geſteifft, gehalten, die Probe zur Mitten
auf ein Holtz feſt angeſchraubt, und an
das Zuͤnd-Loͤchlein mit einer Kohle oder
Lunte alſo angezuͤndet. Geſchiehet nun
der Knall, ſo ſtoͤßt das Pulver mit Ge-
walt das angemachte Decklein in die Hoͤ-
he, ſo hoch, als die Krafft und Compoſi-
tion
des Pulvers mit ſich bringt, und
haͤlt das Haͤckgen diejenige Numer, ſo
hoch als es treiben koͤnnen.

§. 4.

Bey dem Probiren des Geweh-
res, als der Doppelhacken, Karren-Buͤch-
ſen, Puͤrſch-Roͤhre, Muſqueten, Flin-
ten, und Piſtolen-Laͤuffte, die von Ei-
ſen gefertiget, hat man folgendes zu beob-
achten. Man nimmt nemlich einen hoͤl-
tzernen Stock nach Groͤſſe der Muͤndung,
ſtoͤſſet ihn ins Rohr, ſo weit es reichet,
bemercket forne, wie weit der Stock hin-
eingegangen, und ob er wohl biß an das
Zuͤnd-Loch gereichet. Dann ſtecket man
eine Raͤum-Nadel in das Zuͤnd-Loch, die
von Drat verfertiget, um daſſelbe vom
Roſt zu luͤfften; Jſt diß geſchehen, kan der
Stock herausgezogen, die Raͤum-Nadel
gleichfalls weggenommen, eine Feder in
das Zuͤnd-Loch geſtecket, und geluͤfftet
werden, da denn mit Blaſen in die Muͤn-
dung und durch die flache Hand uͤber dem
Zuͤnd-Loch zu fuͤhlen und zu hoͤren, ob
es rechte Lufft hat, wiewohl auch das
Rohr von dem vielen Blaſen feuchte wird,
und folglich kan alsdenn das Rohr nach
ſeiner Groͤſſe und Proportion mit ein we-

nig Pul-
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[174/0288] Des Dritten Th. 22. Cap. von Gewehr und Pulver zu probiren. erſten Theile meines Jagd-Buches p. 283. und 284. ausfuͤhrlicher beſchrieben; So hab ich auch p. 285. und 286. angewieſen, wie das Puͤrſch-Pulver in gehoͤriger Compoſition zu arbeiten ſey, wohin ich den geneigten Leſer remittiret haben will. Jetzo koͤmmt nur vornemlich die Materie vor, wie zu allererſt das im Kram-La- den erkauffte Puͤrſch-Pulver von einem Wildpraͤth-Schuͤtzen am fuͤglichſten und vorſichtigſten genau zu probiren, und deſ- ſen Guͤte oder ſchlechte Wuͤrckung zu be- urtheilen ſeyn moͤgte. Das Ungluͤck, ſo durch die Pulver-Probe entſtanden, iſt in den neueſten Zeiten bey der Stadt Naumburg bekandt, da vor einigen Jah- ren durch Unvorſichtigkeit eines Schuͤ- tzens, welcher Pulver einkauffen wollen, die Kram-Bude des einen Pulver-Haͤnd- lers angezuͤndet worden, die hernach die andern ergriffen, und in der Stadt und Dom-Freyheit ein ſolches Unheyl ange- richtet, daß viel Haͤuſer angezuͤndet, er- ſchuͤttert, eingeaͤſchert, und viel Menſchen durch den greulichen Pulver-Schlag ver- brandt, zerſchmettert, weggefuͤhret, er- ſtickt, zerqvetſchet, oder doch ſonſt theils durch das Feuer, theils durch das Herun- terfallen der Balcken und Steine hart be- ſchaͤdiget worden, wie noch den meiſten, die in der guten Stadt Naumburg wohn- hafft ſind, und in daſiger Gegend ſich auf- halten, entweder aus der betruͤbten eige- nen Erfahrung, oder aus der Erzehlung anderer erinnerlich iſt. §. 2. Weil man weiß, daß dieſe Spe- cies, nemlich Salpeter, Schwefel und Kohlen mit dem Pulver vermiſcht ſeyn, ſo kan man judiciren, daß unter demjeni- gen Pulver, ſo fein klein-koͤrnicht, und nicht recht ſchwartz iſt, ſondern etwas graulicht ausſiehet, ſich auch nicht alſo- bald mit den Fingern zu Mehl reiben laͤßt, hart-koͤrnicht bleibet, und in dem Munde am Geſchmack kalt und ſaltzig iſt, eine gute Quantitaͤt Salpeter vermengt ſey, hingegen nicht gar viel von den Kohlen participire; dergleichen Pulver wird die ſtaͤrckſte Krafft haben, ſo man am ſicher- ſten kauffen und gebrauchen kan. Will man zur Probe eine Meſſerſpitze Pulver anzuͤnden, ſo muß man ſich vorſehen, daß man dieſe Probe nicht an einem ſolchen Oꝛt vornehme, wo etwan Stroh oder Heu, oder Hanff, Flachs, faul Holtz, und an- dere dergleichen Materie, die leicht Feuer zu fangen pflegt, vorhanden. Jſt aber keine Gefahr zu beſorgen, ſo ſchuͤttet man ein wenig Pulver auf einen Stein, oder ein Quart-Blaͤtgen Papier, zuͤndet es mit einer Kohle an, und obſervirt als- denn genau, wenn das angezuͤndete Pul- ver ploͤtzlich auffaͤhret, einen kleinen Schall von ſich giebt, und das Papier nicht ſehr brennt, oder viel Kohlen-Staub liegen laͤßt, ſo iſt es gut; wo es aber Unreinig- keit nachlaͤßt, langſam aufgehet, hin und her ſpritzet, und einen dicken Rauch macht, ſo taugt es nichts. §. 3. Man hat unterſchiedene Arten inventirter Pulver-Proben. Unter an- dern obſervirt man ſolche, die von Eiſen gemachte kleine aufſtehende Moͤrſelein ſind, in der Groͤſſe eines Fingerhutes, hierein ſchuͤttet man die Probe, und be- feſtiget einen Deckel daruͤber, daß es zu iſt. Dieſer wird durch ein Staͤngelein an ein Raͤdlein eines Thalers groß befeſtiget. Diß Raͤdlein hat 16. und mehr Kerben, deren iedes numerirt. Wenn es nun ge- ſchloſſen, wird der unterſte Grad Num. I. mit einem Haͤckgen, ſo mit einer Feder geſteifft, gehalten, die Probe zur Mitten auf ein Holtz feſt angeſchraubt, und an das Zuͤnd-Loͤchlein mit einer Kohle oder Lunte alſo angezuͤndet. Geſchiehet nun der Knall, ſo ſtoͤßt das Pulver mit Ge- walt das angemachte Decklein in die Hoͤ- he, ſo hoch, als die Krafft und Compoſi- tion des Pulvers mit ſich bringt, und haͤlt das Haͤckgen diejenige Numer, ſo hoch als es treiben koͤnnen. §. 4. Bey dem Probiren des Geweh- res, als der Doppelhacken, Karren-Buͤch- ſen, Puͤrſch-Roͤhre, Muſqueten, Flin- ten, und Piſtolen-Laͤuffte, die von Ei- ſen gefertiget, hat man folgendes zu beob- achten. Man nimmt nemlich einen hoͤl- tzernen Stock nach Groͤſſe der Muͤndung, ſtoͤſſet ihn ins Rohr, ſo weit es reichet, bemercket forne, wie weit der Stock hin- eingegangen, und ob er wohl biß an das Zuͤnd-Loch gereichet. Dann ſtecket man eine Raͤum-Nadel in das Zuͤnd-Loch, die von Drat verfertiget, um daſſelbe vom Roſt zu luͤfften; Jſt diß geſchehen, kan der Stock herausgezogen, die Raͤum-Nadel gleichfalls weggenommen, eine Feder in das Zuͤnd-Loch geſtecket, und geluͤfftet werden, da denn mit Blaſen in die Muͤn- dung und durch die flache Hand uͤber dem Zuͤnd-Loch zu fuͤhlen und zu hoͤren, ob es rechte Lufft hat, wiewohl auch das Rohr von dem vielen Blaſen feuchte wird, und folglich kan alsdenn das Rohr nach ſeiner Groͤſſe und Proportion mit ein we- nig Pul-

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/288>, abgerufen am 19.04.2024.