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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Des Dritten Theils 32. Capitel/
[Spaltenumbruch] fallenden Vögel sich nicht von der Tesa hin-
ausziehen und verschleiffen mögen, angese-
hen man selbige nicht gleich alsobald, wann
sie gefallen sind, aufhebet, sondern wenn
noch viel andere im Anflug oder schon in
der Tesa, doch noch ungefangen sich be-
finden, man solche nicht weg scheuche, und
desto weniger bekomme, biß eine ergiebi-
ge Anzahl unten auf dem Boden liegt.
Zu dem Ende ist der Boden in der Tesa
vom langen Grase mit Sicheln wohl zu
säubern, daß die Vögel desto ungehinder-
ter dem Graben zueilen können, darin-
nen sie denn hernach in grosser Menge
gefangen und gefunden werden, weil sie
den herausstehenden Zaun nicht durch-
schleiffen noch überhüpffen mögen. Man
muß von der in der Mitten stehenden
Hütten so weit an ein Ende der Tesa ha-
ben als an das andere, daß man nach
dem ersehenden neuen Anflug und Her-
ankunfft einiger frischer Vögel bald wie-
der in der Hütten seyn, und den Vögeln
ohne Verscheuchung bald wieder leeren
und freyen Platz lassen könne. Die
Hütte wird mit grünem Strauchwerck
fleißig bedeckt, und mit drey oder vier un-
terschiedenen Ausgängen, oder Thürlein
versehen, damit man bald da, bald dort,
auf welche Seite etwas fällt, hinaus lauf-
fen, ja wenn mehr in der Hütten sind,
einander etwas helffen, und da und dort
aus- und einkommen mögen.

§. 4.

Man macht zugleich von der
Hütten vier verdeckte Gänge aus Creutz-
weise zugerichteten Bäumen oder Sträu-
chern, biß an den Graben, auch neben die-
sen Gängen einige Schwibbögen und Un-
terschiede, von zusammen geflochtenen oder
natürlichen in einander gewachsenen
Aesten, wo es sich etwan schickt, in der Te-
sa,
daß eine Gesellschafft unverhindert der
andern, wie der Fang von statten gehe,
zusehen, und der Lust geniessen möge.
Es werden diese Gänge Manns-hoch ge-
macht und zugespitzt, von Hundesbeer-
Stauden und dergleichen, beyderseits mit
kleinen Thüren, Lücken oder Fenstern
versehn, sie müssen aber ziemlich enge
seyn, nur daß ein Mann durchkommen
möge. Diese Gänge werden von denen,
die um Grätz und Trieste wohnen, Ca-
rette
genannt, doch müssen sie oben und
allenthalben glatt und wohl zugestutzt
seyn, daß sich die Vögel nicht getrauen dar-
auf zu sitzen.

§. 5.

Die natürlichen Tesen, wo die
Bäume eingewurtzelt, werden meisten-
[Spaltenumbruch] theils mit Eichen und Eschen besetzt, da-
mit man nicht lange darauf warten dürf-
fe, man kan zu Eingang oder Ende des
Winters, bey noch gefrohrnen Erdreich,
dergleichen schon erwachsene, fast Armes-
dicke Bäumlein mit der Wurtzel, völligen
Aesten und anhangender Erden in der
Wildniß, oder wo sie zu bekommen, aus-
graben, und solcher gestalt zu Anlegung,
Aufbringung, oder Ergäntzung der Tesa
in selbige einsetzen. Man muß hiezu nach
Gelegenheit des Gewächses ziemlich tieffe
und weite Gruben machen, damit sie de-
sto besser fortkommen und gedeyen mö-
gen. Zu besserm Vortheil kan man vor-
her im Frühling die ausgesehenen und
tüchtigen Bäumlein in der Höhe, wie sie
in die Tesa taugen, an den Aesten und
Stämmen zu richten und abnehmen, daß
sie sich desto besser ausbreiten und bu-
schigter werden, so kan man sie gleich im
Herbst drauf desto beqvemer und geschick-
ter in die Tesa bringen, und dieses hilfft
sothanes Weydewerck trefflich befördern.

§. 6.

Bey diesen in der Tesa stehen-
den Bäumen muß man sowohl vor als
nach der Versetzung, und so fort jährlich,
nicht allein im Frühling, sondern auch im
Julio, was sie neues angetrieben, weg-
schneiden und abgleichen, so treiben sie
darauf desto schöner, und behalten das
Laub biß in späten Herbst hinaus desto
grüner und frischer, welches nicht allein
bey den Richt-Bäumen, sondern auch bey
dem Zaun, Gängen und Caretten zu be-
obachten, wenn man im Herbst eine zier-
liche und nutzbare Vogel-Richtung haben
will. Vor allen ist dieses bey den leben-
digen Zäunen hoch von nöthen, daß sie die
gebührende Höhe nicht überwachsen, da-
mit sich nicht die Vögel lieber darauf se-
tzen, als auf die Richt-Stäblein. Die
Richt-Bäume werden nicht in geraden
Zeilen, oder in gewisser Ordnung einge-
theilet, sondern wie es sich nach der Grös-
se und Dicke thun läßt, vier biß sechs
Schritt, auch weiter oder enger, dem Au-
gen-Maaß nach, bald neben bald vor und
hinter einander eingesetzet, und nur dis
dabey in Acht genommen, daß die Aeste der
Bäume, an welche man zu richten ver-
meynet, auf drey Spannen weit von ein-
ander kommen; unten her von dem Bo-
den hinauf muß es wohl finster werden,
massen man denn zu solchem Ende die an
Stämmen von unten hinauf-schiessen-
den Aestlein, auch das anwachsende Mooß
nicht herab nimmt, noch den Stamm un-

ten

Des Dritten Theils 32. Capitel/
[Spaltenumbruch] fallenden Voͤgel ſich nicht von der Teſa hin-
ausziehen und veꝛſchleiffen moͤgen, angeſe-
hen man ſelbige nicht gleich alſobald, wann
ſie gefallen ſind, aufhebet, ſondern wenn
noch viel andere im Anflug oder ſchon in
der Teſa, doch noch ungefangen ſich be-
finden, man ſolche nicht weg ſcheuche, und
deſto weniger bekomme, biß eine ergiebi-
ge Anzahl unten auf dem Boden liegt.
Zu dem Ende iſt der Boden in der Teſa
vom langen Graſe mit Sicheln wohl zu
ſaͤubern, daß die Voͤgel deſto ungehinder-
ter dem Graben zueilen koͤnnen, darin-
nen ſie denn hernach in groſſer Menge
gefangen und gefunden werden, weil ſie
den herausſtehenden Zaun nicht durch-
ſchleiffen noch uͤberhuͤpffen moͤgen. Man
muß von der in der Mitten ſtehenden
Huͤtten ſo weit an ein Ende der Teſa ha-
ben als an das andere, daß man nach
dem erſehenden neuen Anflug und Her-
ankunfft einiger friſcher Voͤgel bald wie-
der in der Huͤtten ſeyn, und den Voͤgeln
ohne Verſcheuchung bald wieder leeren
und freyen Platz laſſen koͤnne. Die
Huͤtte wird mit gruͤnem Strauchwerck
fleißig bedeckt, und mit drey oder vier un-
terſchiedenen Ausgaͤngen, oder Thuͤrlein
verſehen, damit man bald da, bald dort,
auf welche Seite etwas faͤllt, hinaus lauf-
fen, ja wenn mehr in der Huͤtten ſind,
einander etwas helffen, und da und dort
aus- und einkommen moͤgen.

§. 4.

Man macht zugleich von der
Huͤtten vier verdeckte Gaͤnge aus Creutz-
weiſe zugerichteten Baͤumen oder Straͤu-
chern, biß an den Graben, auch neben die-
ſen Gaͤngen einige Schwibboͤgen und Un-
terſchiede, von zuſam̃en geflochtenen oder
natuͤrlichen in einander gewachſenen
Aeſten, wo es ſich etwan ſchickt, in der Te-
ſa,
daß eine Geſellſchafft unverhindert der
andern, wie der Fang von ſtatten gehe,
zuſehen, und der Luſt genieſſen moͤge.
Es werden dieſe Gaͤnge Manns-hoch ge-
macht und zugeſpitzt, von Hundesbeer-
Stauden und dergleichen, beyderſeits mit
kleinen Thuͤren, Luͤcken oder Fenſtern
verſehn, ſie muͤſſen aber ziemlich enge
ſeyn, nur daß ein Mann durchkommen
moͤge. Dieſe Gaͤnge werden von denen,
die um Graͤtz und Trieſte wohnen, Ca-
rette
genannt, doch muͤſſen ſie oben und
allenthalben glatt und wohl zugeſtutzt
ſeyn, daß ſich die Voͤgel nicht getrauen dar-
auf zu ſitzen.

§. 5.

Die natuͤrlichen Teſen, wo die
Baͤume eingewurtzelt, werden meiſten-
[Spaltenumbruch] theils mit Eichen und Eſchen beſetzt, da-
mit man nicht lange darauf warten duͤrf-
fe, man kan zu Eingang oder Ende des
Winters, bey noch gefrohrnen Erdreich,
dergleichen ſchon erwachſene, faſt Armes-
dicke Baͤumlein mit der Wurtzel, voͤlligen
Aeſten und anhangender Erden in der
Wildniß, oder wo ſie zu bekommen, aus-
graben, und ſolcher geſtalt zu Anlegung,
Aufbringung, oder Ergaͤntzung der Teſa
in ſelbige einſetzen. Man muß hiezu nach
Gelegenheit des Gewaͤchſes ziemlich tieffe
und weite Gruben machen, damit ſie de-
ſto beſſer fortkommen und gedeyen moͤ-
gen. Zu beſſerm Vortheil kan man vor-
her im Fruͤhling die ausgeſehenen und
tuͤchtigen Baͤumlein in der Hoͤhe, wie ſie
in die Teſa taugen, an den Aeſten und
Staͤm̃en zu richten und abnehmen, daß
ſie ſich deſto beſſer ausbreiten und bu-
ſchigter werden, ſo kan man ſie gleich im
Herbſt drauf deſto beqvemer und geſchick-
ter in die Teſa bringen, und dieſes hilfft
ſothanes Weydewerck trefflich befoͤrdern.

§. 6.

Bey dieſen in der Teſa ſtehen-
den Baͤumen muß man ſowohl vor als
nach der Verſetzung, und ſo fort jaͤhrlich,
nicht allein im Fruͤhling, ſondern auch im
Julio, was ſie neues angetrieben, weg-
ſchneiden und abgleichen, ſo treiben ſie
darauf deſto ſchoͤner, und behalten das
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gruͤner und friſcher, welches nicht allein
bey den Richt-Baͤumen, ſondern auch bey
dem Zaun, Gaͤngen und Caretten zu be-
obachten, wenn man im Herbſt eine zier-
liche und nutzbare Vogel-Richtung haben
will. Vor allen iſt dieſes bey den leben-
digen Zaͤunen hoch von noͤthen, daß ſie die
gebuͤhrende Hoͤhe nicht uͤberwachſen, da-
mit ſich nicht die Voͤgel lieber darauf ſe-
tzen, als auf die Richt-Staͤblein. Die
Richt-Baͤume werden nicht in geraden
Zeilen, oder in gewiſſer Ordnung einge-
theilet, ſondern wie es ſich nach der Groͤſ-
ſe und Dicke thun laͤßt, vier biß ſechs
Schritt, auch weiter oder enger, dem Au-
gen-Maaß nach, bald neben bald vor und
hinter einander eingeſetzet, und nur dis
dabey in Acht genommen, daß die Aeſte der
Baͤume, an welche man zu richten ver-
meynet, auf drey Spannen weit von ein-
ander kommen; unten her von dem Bo-
den hinauf muß es wohl finſter werden,
maſſen man denn zu ſolchem Ende die an
Staͤmmen von unten hinauf-ſchieſſen-
den Aeſtlein, auch das anwachſende Mooß
nicht herab nimmt, noch den Stamm un-

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[190/0314] Des Dritten Theils 32. Capitel/ fallenden Voͤgel ſich nicht von der Teſa hin- ausziehen und veꝛſchleiffen moͤgen, angeſe- hen man ſelbige nicht gleich alſobald, wann ſie gefallen ſind, aufhebet, ſondern wenn noch viel andere im Anflug oder ſchon in der Teſa, doch noch ungefangen ſich be- finden, man ſolche nicht weg ſcheuche, und deſto weniger bekomme, biß eine ergiebi- ge Anzahl unten auf dem Boden liegt. Zu dem Ende iſt der Boden in der Teſa vom langen Graſe mit Sicheln wohl zu ſaͤubern, daß die Voͤgel deſto ungehinder- ter dem Graben zueilen koͤnnen, darin- nen ſie denn hernach in groſſer Menge gefangen und gefunden werden, weil ſie den herausſtehenden Zaun nicht durch- ſchleiffen noch uͤberhuͤpffen moͤgen. Man muß von der in der Mitten ſtehenden Huͤtten ſo weit an ein Ende der Teſa ha- ben als an das andere, daß man nach dem erſehenden neuen Anflug und Her- ankunfft einiger friſcher Voͤgel bald wie- der in der Huͤtten ſeyn, und den Voͤgeln ohne Verſcheuchung bald wieder leeren und freyen Platz laſſen koͤnne. Die Huͤtte wird mit gruͤnem Strauchwerck fleißig bedeckt, und mit drey oder vier un- terſchiedenen Ausgaͤngen, oder Thuͤrlein verſehen, damit man bald da, bald dort, auf welche Seite etwas faͤllt, hinaus lauf- fen, ja wenn mehr in der Huͤtten ſind, einander etwas helffen, und da und dort aus- und einkommen moͤgen. §. 4. Man macht zugleich von der Huͤtten vier verdeckte Gaͤnge aus Creutz- weiſe zugerichteten Baͤumen oder Straͤu- chern, biß an den Graben, auch neben die- ſen Gaͤngen einige Schwibboͤgen und Un- terſchiede, von zuſam̃en geflochtenen oder natuͤrlichen in einander gewachſenen Aeſten, wo es ſich etwan ſchickt, in der Te- ſa, daß eine Geſellſchafft unverhindert der andern, wie der Fang von ſtatten gehe, zuſehen, und der Luſt genieſſen moͤge. Es werden dieſe Gaͤnge Manns-hoch ge- macht und zugeſpitzt, von Hundesbeer- Stauden und dergleichen, beyderſeits mit kleinen Thuͤren, Luͤcken oder Fenſtern verſehn, ſie muͤſſen aber ziemlich enge ſeyn, nur daß ein Mann durchkommen moͤge. Dieſe Gaͤnge werden von denen, die um Graͤtz und Trieſte wohnen, Ca- rette genannt, doch muͤſſen ſie oben und allenthalben glatt und wohl zugeſtutzt ſeyn, daß ſich die Voͤgel nicht getrauen dar- auf zu ſitzen. §. 5. Die natuͤrlichen Teſen, wo die Baͤume eingewurtzelt, werden meiſten- theils mit Eichen und Eſchen beſetzt, da- mit man nicht lange darauf warten duͤrf- fe, man kan zu Eingang oder Ende des Winters, bey noch gefrohrnen Erdreich, dergleichen ſchon erwachſene, faſt Armes- dicke Baͤumlein mit der Wurtzel, voͤlligen Aeſten und anhangender Erden in der Wildniß, oder wo ſie zu bekommen, aus- graben, und ſolcher geſtalt zu Anlegung, Aufbringung, oder Ergaͤntzung der Teſa in ſelbige einſetzen. Man muß hiezu nach Gelegenheit des Gewaͤchſes ziemlich tieffe und weite Gruben machen, damit ſie de- ſto beſſer fortkommen und gedeyen moͤ- gen. Zu beſſerm Vortheil kan man vor- her im Fruͤhling die ausgeſehenen und tuͤchtigen Baͤumlein in der Hoͤhe, wie ſie in die Teſa taugen, an den Aeſten und Staͤm̃en zu richten und abnehmen, daß ſie ſich deſto beſſer ausbreiten und bu- ſchigter werden, ſo kan man ſie gleich im Herbſt drauf deſto beqvemer und geſchick- ter in die Teſa bringen, und dieſes hilfft ſothanes Weydewerck trefflich befoͤrdern. §. 6. Bey dieſen in der Teſa ſtehen- den Baͤumen muß man ſowohl vor als nach der Verſetzung, und ſo fort jaͤhrlich, nicht allein im Fruͤhling, ſondern auch im Julio, was ſie neues angetrieben, weg- ſchneiden und abgleichen, ſo treiben ſie darauf deſto ſchoͤner, und behalten das Laub biß in ſpaͤten Herbſt hinaus deſto gruͤner und friſcher, welches nicht allein bey den Richt-Baͤumen, ſondern auch bey dem Zaun, Gaͤngen und Caretten zu be- obachten, wenn man im Herbſt eine zier- liche und nutzbare Vogel-Richtung haben will. Vor allen iſt dieſes bey den leben- digen Zaͤunen hoch von noͤthen, daß ſie die gebuͤhrende Hoͤhe nicht uͤberwachſen, da- mit ſich nicht die Voͤgel lieber darauf ſe- tzen, als auf die Richt-Staͤblein. Die Richt-Baͤume werden nicht in geraden Zeilen, oder in gewiſſer Ordnung einge- theilet, ſondern wie es ſich nach der Groͤſ- ſe und Dicke thun laͤßt, vier biß ſechs Schritt, auch weiter oder enger, dem Au- gen-Maaß nach, bald neben bald vor und hinter einander eingeſetzet, und nur dis dabey in Acht genommen, daß die Aeſte der Baͤume, an welche man zu richten ver- meynet, auf drey Spannen weit von ein- ander kommen; unten her von dem Bo- den hinauf muß es wohl finſter werden, maſſen man denn zu ſolchem Ende die an Staͤmmen von unten hinauf-ſchieſſen- den Aeſtlein, auch das anwachſende Mooß nicht herab nimmt, noch den Stamm un- ten

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/314>, abgerufen am 29.03.2024.