[Spaltenumbruch]
haben auch einen solchen Schnabel, iedoch ist ihr Schweiff etwas länger, und die Far- be viel schöner, denn sie sind an dem Kopff viel anmuthiger, roth, als ein Stieglitz, und mit solcher Farbe ist auch der Männ- lein Brust besprengt.
Von der Steinklatsche.
§. 17.
Er kommt mit der Graßmü- cke überein, so wohl an seiner Grösse und Farbe, ausgenommen, daß er am Bauch weisser ist, als auch an seinem Fluge, Laut und übrigem Thun. Es hält sich dieser Vogel lieber auf dürren Leeden und Steinritzen, denn auf Wiesen auf, neh- ret sich und seine Jungen mit nichts, als Gewürme, und ziehet Herbsts-Zeit wie andere Vögel mit weg. Jm Früh-Jahr aber finden sie sich zu rechter Zeit wie- derum ein.
Vom Thum-Pfaffen.
§. 18.
Diese Art ist an Farbe wie der Fliegenschnepper, sucht auch seine Nah- rung in den Hecken und Büschen, wie der- selbe, ausser daß er auf dem Kopff oben biß an die Augen eine Brand-schwartze Platte, und von dieser vielleicht auch sei- nen Nahmen bekommen. Er bringt sei- ne Jungen meistens 4. biß 5. auf dem Ge- büsch aus, ziehet Herbsts-Zeit am ersten auch mit hinweg, und seine Nahrung ist Herbsts-Zeit Holunder-Beeren, ausser diesen auch Schnecken und Gewürme, wie anderer dergleichen Vögel.
Von Fincken.
§. 19.
Diese Art Vögel sind den mei- sten bekandt, massen sie sich nicht allein zur Frühlings-Zeit mit einem angenehmen Gesange, den sie beständig überein, ie- doch in vielerley Variationibus beybehal- ten, angenehm machen, sondern auch bey Aenderung des Wetters, oder vorhande- nen Ungewittern, durch einen continu- irlich schickenden Laut eine infallible An- zeige geben. Er ist ein Ziegel-röthlicher Vogel am Bauche, oben aber, zumahl der Hahn, graulicht, und stahl-grün von spiegelichten schönen Federn, und hat zwey weisse Federn in seinem grauen Schwan- tze. Er hat einen dicken Schnabel gleich einem Emmerling, und nehret sich mit Hanff, Lein, und anderm Gesämig, er geniesset auch Winters-Zeit, wenn er et- wan eintzeln auf dem Zuge zurück bleibet, Hafer-Körner. Sein Nest setzt er auf [Spaltenumbruch]
einen Baum, zwischen oder auf die Sei- ten-Aeste, trägt es vom Baum-Mooß, Wolle, Haaren, u. s. w. zusammen, und bringt 4. biß 5. Junge aus. Die Fincken gehen zwar sehr häuffig im Strich, verstreichen aber doch nicht gantz und gar, denn von allen Stand-Vö- geln bleiben sonderlich sehr viel Männ- lein über Winter bey uns, wie auch einige spat-abgeflogene Jungen. Jm Frühling, wenn sie kommen, bringen sie an statt des weißlichten, einen schönen hoch-blauen Schnabel und Kopff mit. Die erste Lust machen sie vornemlich da- mit, daß die Männlein, so bald sich die Mertz-Sonne kräfftig weiset, einen ge- wissen Ort offt aus wenig Bäumen be- stehend, wie auch andere Vögel pflegen, sich erwehlen, und alsdenn nicht leiden, daß sich ein ander Männlein daselbst bli- cken lasse; hingegen singen sie an den Gipfeln solcher Bäume den gantzen Tag über sehr begierig, damit sie von den ü- berstreichenden Weiblein, welche allezeit den Strich beschliessen, eines hernieder lo- cken mögen, welches desto eher zu erhal- ten, sie auch, wenn die Geile zunimmt, denen überfliegenden nachstreichen, und offt einen halben Tag ihren Stand ver- lassen, und dann gemeiniglich ein Weib- lein mit sich zurück bringen. Es ist merck- würdig, daß fast alle fünff oder sechs Mei- len die Gesange der Fincken in den Wäl- dern und Gärten sich verändern, und zwar an etlichen Orten ändern die Fin- cken nicht allein den Gesang, sondern auch einen andern gewissen Ruf, den sie im Zorn bey schlimmen Wetter, oder wenn sie andere von sich treiben und warnen wollen, gebrauchen; welcher Ruf an et- lichen Orten fast natürlich, wie die Stim- me eines weiß-köpfigten Röthlings, an andern Orten aber wieder anders lau- tet, und wenn man deren in einem Be- zirck von einer halben Stunde schon et- liche Hundert höret, so findet man doch im Fortreisen auf viel Meilweges keinen mehr, biß man denn wieder an solche kömmt, und die andern verlieret, so daß wenn man reiset, die Gesänge, die man einen Tag zuvor wahrnimmt, theils gantz und gar vergehen, und sich hingegen neue hören lassen, die sich denn nur auf einen gewissen District erstrecken, und alsdenn wird er mit andern ausgewechselt wer- den. Die Fincken werden auf mancher- ley Art mit Leim-Ruthen, Kloben und Sprenckeln gefangen.
Vom
D d 3
Von den Sorten allerhand andern Voͤgel.
[Spaltenumbruch]
haben auch einen ſolchen Schnabel, iedoch iſt ihr Schweiff etwas laͤnger, und die Far- be viel ſchoͤner, denn ſie ſind an dem Kopff viel anmuthiger, roth, als ein Stieglitz, und mit ſolcher Farbe iſt auch der Maͤnn- lein Bruſt beſprengt.
Von der Steinklatſche.
§. 17.
Er kommt mit der Graßmuͤ- cke uͤberein, ſo wohl an ſeiner Groͤſſe und Farbe, ausgenommen, daß er am Bauch weiſſer iſt, als auch an ſeinem Fluge, Laut und uͤbrigem Thun. Es haͤlt ſich dieſer Vogel lieber auf duͤrren Leeden und Steinritzen, denn auf Wieſen auf, neh- ret ſich und ſeine Jungen mit nichts, als Gewuͤrme, und ziehet Herbſts-Zeit wie andere Voͤgel mit weg. Jm Fruͤh-Jahr aber finden ſie ſich zu rechter Zeit wie- derum ein.
Vom Thum-Pfaffen.
§. 18.
Dieſe Art iſt an Farbe wie der Fliegenſchnepper, ſucht auch ſeine Nah- rung in den Hecken und Buͤſchen, wie der- ſelbe, auſſer daß er auf dem Kopff oben biß an die Augen eine Brand-ſchwartze Platte, und von dieſer vielleicht auch ſei- nen Nahmen bekommen. Er bringt ſei- ne Jungen meiſtens 4. biß 5. auf dem Ge- buͤſch aus, ziehet Herbſts-Zeit am erſten auch mit hinweg, und ſeine Nahrung iſt Herbſts-Zeit Holunder-Beeren, auſſer dieſen auch Schnecken und Gewuͤrme, wie anderer dergleichen Voͤgel.
Von Fincken.
§. 19.
Dieſe Art Voͤgel ſind den mei- ſten bekandt, maſſen ſie ſich nicht allein zur Fruͤhlings-Zeit mit einem angenehmen Geſange, den ſie beſtaͤndig uͤberein, ie- doch in vielerley Variationibus beybehal- ten, angenehm machen, ſondern auch bey Aenderung des Wetters, oder vorhande- nen Ungewittern, durch einen continu- irlich ſchickenden Laut eine infallible An- zeige geben. Er iſt ein Ziegel-roͤthlicher Vogel am Bauche, oben aber, zumahl der Hahn, graulicht, und ſtahl-gruͤn von ſpiegelichten ſchoͤnen Federn, und hat zwey weiſſe Federn in ſeinem grauen Schwan- tze. Er hat einen dicken Schnabel gleich einem Emmerling, und nehret ſich mit Hanff, Lein, und anderm Geſaͤmig, er genieſſet auch Winters-Zeit, wenn er et- wan eintzeln auf dem Zuge zuruͤck bleibet, Hafer-Koͤrner. Sein Neſt ſetzt er auf [Spaltenumbruch]
einen Baum, zwiſchen oder auf die Sei- ten-Aeſte, traͤgt es vom Baum-Mooß, Wolle, Haaren, u. ſ. w. zuſammen, und bringt 4. biß 5. Junge aus. Die Fincken gehen zwar ſehr haͤuffig im Strich, verſtreichen aber doch nicht gantz und gar, denn von allen Stand-Voͤ- geln bleiben ſonderlich ſehr viel Maͤnn- lein uͤber Winter bey uns, wie auch einige ſpat-abgeflogene Jungen. Jm Fruͤhling, wenn ſie kommen, bringen ſie an ſtatt des weißlichten, einen ſchoͤnen hoch-blauen Schnabel und Kopff mit. Die erſte Luſt machen ſie vornemlich da- mit, daß die Maͤnnlein, ſo bald ſich die Mertz-Sonne kraͤfftig weiſet, einen ge- wiſſen Ort offt aus wenig Baͤumen be- ſtehend, wie auch andere Voͤgel pflegen, ſich erwehlen, und alsdenn nicht leiden, daß ſich ein ander Maͤnnlein daſelbſt bli- cken laſſe; hingegen ſingen ſie an den Gipfeln ſolcher Baͤume den gantzen Tag uͤber ſehr begierig, damit ſie von den uͤ- berſtreichenden Weiblein, welche allezeit den Strich beſchlieſſen, eines hernieder lo- cken moͤgen, welches deſto eher zu erhal- ten, ſie auch, wenn die Geile zunimmt, denen uͤberfliegenden nachſtreichen, und offt einen halben Tag ihren Stand ver- laſſen, und dann gemeiniglich ein Weib- lein mit ſich zuruͤck bringen. Es iſt merck- wuͤrdig, daß faſt alle fuͤnff oder ſechs Mei- len die Geſange der Fincken in den Waͤl- dern und Gaͤrten ſich veraͤndern, und zwar an etlichen Orten aͤndern die Fin- cken nicht allein den Geſang, ſondern auch einen andern gewiſſen Ruf, den ſie im Zorn bey ſchlimmen Wetter, oder wenn ſie andere von ſich treiben und warnen wollen, gebrauchen; welcher Ruf an et- lichen Orten faſt natuͤrlich, wie die Stim- me eines weiß-koͤpfigten Roͤthlings, an andern Orten aber wieder anders lau- tet, und wenn man deren in einem Be- zirck von einer halben Stunde ſchon et- liche Hundert hoͤret, ſo findet man doch im Fortreiſen auf viel Meilweges keinen mehr, biß man denn wieder an ſolche koͤmmt, und die andern verlieret, ſo daß wenn man reiſet, die Geſaͤnge, die man einen Tag zuvor wahrnim̃t, theils gantz und gar vergehen, und ſich hingegen neue hoͤren laſſen, die ſich denn nur auf einen gewiſſen Diſtrict erſtrecken, und alsdenn wird er mit andern ausgewechſelt wer- den. Die Fincken werden auf mancher- ley Art mit Leim-Ruthen, Kloben und Sprenckeln gefangen.
Vom
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Von den Sorten allerhand andern Voͤgel.
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iſt ihr Schweiff etwas laͤnger, und die Far-
be viel ſchoͤner, denn ſie ſind an dem Kopff
viel anmuthiger, roth, als ein Stieglitz,
und mit ſolcher Farbe iſt auch der Maͤnn-
lein Bruſt beſprengt.
Von der Steinklatſche.
§. 17. Er kommt mit der Graßmuͤ-
cke uͤberein, ſo wohl an ſeiner Groͤſſe und
Farbe, ausgenommen, daß er am Bauch
weiſſer iſt, als auch an ſeinem Fluge, Laut
und uͤbrigem Thun. Es haͤlt ſich dieſer
Vogel lieber auf duͤrren Leeden und
Steinritzen, denn auf Wieſen auf, neh-
ret ſich und ſeine Jungen mit nichts, als
Gewuͤrme, und ziehet Herbſts-Zeit wie
andere Voͤgel mit weg. Jm Fruͤh-Jahr
aber finden ſie ſich zu rechter Zeit wie-
derum ein.
Vom Thum-Pfaffen.
§. 18. Dieſe Art iſt an Farbe wie der
Fliegenſchnepper, ſucht auch ſeine Nah-
rung in den Hecken und Buͤſchen, wie der-
ſelbe, auſſer daß er auf dem Kopff oben
biß an die Augen eine Brand-ſchwartze
Platte, und von dieſer vielleicht auch ſei-
nen Nahmen bekommen. Er bringt ſei-
ne Jungen meiſtens 4. biß 5. auf dem Ge-
buͤſch aus, ziehet Herbſts-Zeit am erſten
auch mit hinweg, und ſeine Nahrung iſt
Herbſts-Zeit Holunder-Beeren, auſſer
dieſen auch Schnecken und Gewuͤrme, wie
anderer dergleichen Voͤgel.
Von Fincken.
§. 19. Dieſe Art Voͤgel ſind den mei-
ſten bekandt, maſſen ſie ſich nicht allein zur
Fruͤhlings-Zeit mit einem angenehmen
Geſange, den ſie beſtaͤndig uͤberein, ie-
doch in vielerley Variationibus beybehal-
ten, angenehm machen, ſondern auch bey
Aenderung des Wetters, oder vorhande-
nen Ungewittern, durch einen continu-
irlich ſchickenden Laut eine infallible An-
zeige geben. Er iſt ein Ziegel-roͤthlicher
Vogel am Bauche, oben aber, zumahl
der Hahn, graulicht, und ſtahl-gruͤn von
ſpiegelichten ſchoͤnen Federn, und hat zwey
weiſſe Federn in ſeinem grauen Schwan-
tze. Er hat einen dicken Schnabel gleich
einem Emmerling, und nehret ſich mit
Hanff, Lein, und anderm Geſaͤmig, er
genieſſet auch Winters-Zeit, wenn er et-
wan eintzeln auf dem Zuge zuruͤck bleibet,
Hafer-Koͤrner. Sein Neſt ſetzt er auf
einen Baum, zwiſchen oder auf die Sei-
ten-Aeſte, traͤgt es vom Baum-Mooß,
Wolle, Haaren, u. ſ. w. zuſammen,
und bringt 4. biß 5. Junge aus. Die
Fincken gehen zwar ſehr haͤuffig im
Strich, verſtreichen aber doch nicht gantz
und gar, denn von allen Stand-Voͤ-
geln bleiben ſonderlich ſehr viel Maͤnn-
lein uͤber Winter bey uns, wie auch
einige ſpat-abgeflogene Jungen. Jm
Fruͤhling, wenn ſie kommen, bringen ſie
an ſtatt des weißlichten, einen ſchoͤnen
hoch-blauen Schnabel und Kopff mit.
Die erſte Luſt machen ſie vornemlich da-
mit, daß die Maͤnnlein, ſo bald ſich die
Mertz-Sonne kraͤfftig weiſet, einen ge-
wiſſen Ort offt aus wenig Baͤumen be-
ſtehend, wie auch andere Voͤgel pflegen,
ſich erwehlen, und alsdenn nicht leiden,
daß ſich ein ander Maͤnnlein daſelbſt bli-
cken laſſe; hingegen ſingen ſie an den
Gipfeln ſolcher Baͤume den gantzen Tag
uͤber ſehr begierig, damit ſie von den uͤ-
berſtreichenden Weiblein, welche allezeit
den Strich beſchlieſſen, eines hernieder lo-
cken moͤgen, welches deſto eher zu erhal-
ten, ſie auch, wenn die Geile zunimmt,
denen uͤberfliegenden nachſtreichen, und
offt einen halben Tag ihren Stand ver-
laſſen, und dann gemeiniglich ein Weib-
lein mit ſich zuruͤck bringen. Es iſt merck-
wuͤrdig, daß faſt alle fuͤnff oder ſechs Mei-
len die Geſange der Fincken in den Waͤl-
dern und Gaͤrten ſich veraͤndern, und
zwar an etlichen Orten aͤndern die Fin-
cken nicht allein den Geſang, ſondern auch
einen andern gewiſſen Ruf, den ſie im
Zorn bey ſchlimmen Wetter, oder wenn
ſie andere von ſich treiben und warnen
wollen, gebrauchen; welcher Ruf an et-
lichen Orten faſt natuͤrlich, wie die Stim-
me eines weiß-koͤpfigten Roͤthlings, an
andern Orten aber wieder anders lau-
tet, und wenn man deren in einem Be-
zirck von einer halben Stunde ſchon et-
liche Hundert hoͤret, ſo findet man doch im
Fortreiſen auf viel Meilweges keinen
mehr, biß man denn wieder an ſolche
koͤmmt, und die andern verlieret, ſo daß
wenn man reiſet, die Geſaͤnge, die man
einen Tag zuvor wahrnim̃t, theils gantz
und gar vergehen, und ſich hingegen neue
hoͤren laſſen, die ſich denn nur auf einen
gewiſſen Diſtrict erſtrecken, und alsdenn
wird er mit andern ausgewechſelt wer-
den. Die Fincken werden auf mancher-
ley Art mit Leim-Ruthen, Kloben und
Sprenckeln gefangen.
Vom
D d 3
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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/339>, abgerufen am 29.03.2024.
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